Gerade aus den Kino zurück und ziemlich geflasht. Ich glaube ich
habe den bisher besten Marvel-Film sehen können. Besser als IM1,
besser als Cap2, überhaupt ein sehr interessanter Film, der imho
vom typischen Standard-Marvel-Muster abweicht.
Auch die Tatsache, dass der Film
SPOILER! Inhalt
einblenden
den Konflikt nicht final auflöst und daher
nicht den gleichen Ausganspunkt hat wie immer, tut der Filmreihe
sehr gut.
Den Vergleich zu BvS, der sich bei einigen Szenen geradezu
aufdrängt, entscheidet Cap3 klar für sich. Manche mögen sagen, dass
das keine Kunst ist, aber mir persönlich hat BvS sehr gut gefallen.
BvS hat nur das Problem, dass man quasi eine Folge einer Serie
schaut, die meisten aber verwirrt sind, weil sie einen
abgeschlossenen Film erwartet haben. Marvel schließt seine Filme
deutlicher ab, zieht jetzt aber auch etwas mehr an, was das
übergreifende Element angeht. Das schluckt man bei Marvel aber sehr
viel besser, weil man die Charaktere mittlerweile sehr gut kennt
und auch mag.
Die Kritiker, die dem Film eine nicht (oder kaum) vorhandene Story
ankreiden, muss ich sagen, dass ich diesen Kritikpunkt nicht
verstehe. Der Film hat ein klares Thema und nähert sich dem in
mehreren Ebenen. Mit Cap2 hat man angefangen etwas Tiefgang
einzubauen (wenn man mal von IM1 absieht), den man über AoU bis hin
zu Cap3 immer mehr gesteigert hat. Und auch wenn sich das
aufdrängt, so geht es in Cap3 nicht vordringlich um
SPOILER! Inhalt
einblenden
Sozialkritik und die Frage ob Macht Kontrolle
benötigt und wenn ja wie und von wem. Es geht vielmehr um Schuld,
Trauer, wie man damit umgeht und wie sich dadurch Werte
verschieben.
Auch wenn viele Helden mitgespielt haben, hatten die Russo-Brüder
alles jederzeit im Griff und nichts war überladen. Die Balance
zwischen Ernsthaftigkeit und Witz war seht gut, sogar noch einen
Tick besser als in Cap2, imho. Jeder hatte seine Momente und die
Motivation von jedem war auch gut ausgearbeitet und klar zu
erkennen. Jeder agierte innerhalb seines Backgrounds
nachvollziehbar und selbst Tony nahm man seine Verfassung diesmal
wirklich ab, anders als noch in IM3.
Die Neuen wurden gut integriert und trotz des Heldenaufgebotes war
es klar ein Film über Steve Rogers und kein Avengers 2,5.
Auch wenn Zemo nicht das Charisma eines Loki hat, auch wenn er eher
wie ein grauer Buchhalter rüberkommt, so hat es imho Marvel endlich
geschafft einen Gegner zu schaffen, der es mit den Avengers
aufnehmen kann. Er ist für mich an dieser Stelle klar der Beste
Antagonist bisher.
SPOILER! Inhalt
einblenden
Glücklicherweise hat Marvel die Art des
Gegners ähnlich Ultron angelegt, den ich in AoU schon als
erfrischend anders und gut empfand. Gerade weil er nicht der
Klischee-Angsteinjagende-Böse war und eben nicht den Weg über die
physische Konfrontation gesucht hat. So ist Zemo auch eher ein
Taktiker, pragmatisch/logisch und wählt den Weg des Julius Cäsar.
Und er ist der erste, der die Avengers besiegen konnte, zumindest
vorerst.
Klar ist Cap3 nicht perfekt, aber er kommt für mich schon sehr
dicht ran. Viele ruhige Momente, die nicht aufgesetzt wirken,
keinerlei Längen, viele intime Momente auch bei der Action, die
endlich mal nicht höher/weiter/schneller angelegt ist.
SPOILER! Inhalt
einblenden
Im Flughafen merkt man noch, dass sich hier
Leute bekämpfen, die zwar für ihre Überzeugung, aber nicht wirklich
gegeneinander kämpfen wollen, eben weil sie eigentlich befreundet
sind. Beim Endkampf werden dann aber die Handbremsen gelöst und es
wird klar, dass einige Entscheidungen gefallen sind, was eine
konsequente Weiterentwicklung der Hauptcharaktere darstellt. Sowas
ist imho in einer Comicverfilmung schon sehr beispielhaft.
Auch ohne perfekt zu sein vergebe ich 10/10 und solche Superlative
mag ich sonst eigentlich überhaupt nicht.
Herzliche Grüße
Arieve
______________________________________