Einen Krimi oder Thriller mit einer gradlinigen, spannenden Storyline sollte man hier definitiv nicht erwarten ! "Amer" läßt vielmehr die Bilder sprechen, deren Inspiration aus dem italienischen Giallo-Subgenre entspringt und typische Einstellungen daraus, quasi bis zum Exzess zelebriert, die für den gewöhnlichen Zuschauer so gut wie keinen Unterhaltungswert darstellen. Dennoch finde ich die detailverliebte Montage und Darstellung der Szenen nicht uninteressant, da sie stellenweise an großartige Filmklassiker eines Mario Bava oder Dario Argentos erinnern, ohne sie dabei nur zu kopieren. Neue Impulse kann "Amer" dem toten Giallo-Genre allerdings nicht einverleiben und somit präsentieren die Macher zwar eine technisch und optisch ansprechende Reminiszenz, die hauptsächlich von seinen extrem detailverliebten Zitaten lebt, aber keinesfalls eine neue Ästhetik des Schnetzelns kreiert. Wer sich als Giallo Fan solch eine Quintessenz erhofft hat, dürfte mit den Klassikern, wie "Blutige Seide", "Una Lucertola" oder "Tenebrae" jedenfalls besser bedient sein. An der Stelle möchte ich jedoch nicht ausschließen, daß von "Amer" durchaus ein gewisser Reiz ausgeht, von dem sich der ein oder anderen Zuschauer angesprochen fühlt und dessen Neugierde für Filme jener Machart dadurch geweckt werden könnte. Wer sich darauf einlassen möchte, dem sei an der Stelle gesagt, daß es jedenfalls einige tolle Perlen made in Italy zu entdecken gibt, die man angesichts heutiger, filmischer Ideenlosigkeit und permanenter Reizüberflutung, fast schon wehmütig genießt.
Das Bild der HD Scheibe ist nicht sonderlich scharf ausgefallen und die dunklen Szenarien, von denen es reichlich gibt, wirken ziemlich arm an Details und körnig. Bei den hellen Aufnahmen sieht's dann zwar besser aus, insgsamt muß man sich aber mit einem weichen HD Transfer ohne optischen Glanz begnügen.
Auf der tonalen Ebene wurde ordentlich abgemischt, wobei die relativ einfach strukturierten Soundeffekte zb. Geräusche, wohldosiert und effektiv zum Einsatz kommen, was durchaus zu einer unbehaglichen Atmo beiträgt. Der Soundtrack ist zudem, unverwechselbar giallomäßig ausgefallen und ein echtes Highlight, daß den geneigten Betrachter für einen kurzen Moment zurück in die Siebziger katapultiert - Cipriani, Goblin, Simonetti...
Fazit: "Amer" ist ein spezieller Film/Montage der im Grunde genommen nur für eingefleischte Fans des Giallo Subgenres in Frage kommt bzw. für diejenigen, welche sich ernsthaft für diese Gattung von Film interessieren. Allen anderen rate ich, einen großen Bogen um dieses "merkwürdige" Machwerk zu machen, zumal die BD nicht gerade zum Budgetpreis über die Theke geht und alles andere als gepflegte Unterhaltung bietet.
bewertet am 25.04.12 um 23:11