Emmerichs größer Verdienst, der den Film schon allein deswegen sympathisch macht, ist die Aufbereitung eines ernst zu nehmenden Themas für einen Hollywood-Blockbuster und die recht schonungslose Darlegung der verfehlten Klimapolitik insbesondere der USA. Große Subtilität ist dabei nicht zu erwarten: Der amerikanische Präsident ist eine machtlose Puppe, der Vizepräsident ein skrupelloser, kapitalistischer Machtpolitiker – irgendwie wie im richtigen Leben.
Insbesondere der Beginn des Films lässt doch einiges Unbehagen aufkommen, denn die geschilderten Veränderungen sind zu diesem Zeitpunkt entweder bereits Realität oder sind in absehbarer Zeit zu erwarten; richtiges Popcorn-Feeling mag sich da gar nicht einstellen, und das ist vielleicht gar nicht so schlecht. Später gleitet der Film dann – notwendigerweise – in die wissenschaftliche Unglaubwürdigkeit ab, aber dieser Vorwurf wird letztlich durch die dramaturgischen Regeln des Films entkräftet. In der realen Welt mögen die geschilderten Klimaveränderungen Jahrhunderte oder Jahrtausende in Anspruch nehmen, für einen zweistündigen Film müssen sie auf ein handhabbares Maß gestutzt werden. Akzeptiert man diese handlungslogische Prämisse, bleibt der Rest durchaus glaubwürdig. Schade ist jedoch, dass dem Zuschauer durch die offensichtliche Unwirklichkeit ein wenig das beklemmende Gefühl der realen Gefahr genommen wird – schon hört man die ewigen Leugner ihr Mantra vortragen, die Auswirkungen der Klimaveränderungen seien sowieso unbewiesen und in jedem Fall zu langfristig um jetzt Handlungen von uns zu erfordern.
Im weiteren Verlauf sind die Auswirkungen der Katastrophe an einem Einzelschicksal, bereichert. Auch hier gilt: Die Handlung ist platt, aber sie funktioniert durchaus. Vater will Sohn retten, um damit seine Versäumnisse bei der Erziehung wieder gutzumachen, der schüchterne Sohn wächst über sich hinaus und rettet nicht nur alle seine Freunde sondern erobert auch noch seine Angebetete, und die grundgute Mutter kümmert sich selbstlos um die kranken Kinder ihres Hospitals – der Klischeesaft trieft nur so aus allen Ritzen und Spalten, aber erstaunlicherweise gelingt es den Stars der zweiten Reihe (Dennis Quaid, Jake Gyllenhaal), diese stereotypen Charaktere hinreichend glaubwürdig zu vermitteln.
Story:
Was wäre, wenn wir am Anfang einer neuen Eiszeit stünden? Diese Frage lässt dem Klimaforscher Jack Hall (Dennis Quaid) keine Ruhe. Seine Untersuchungen haben nämlich ergeben, dass die globale Erwärmung einen plötzlichen und katastrophalen Umschwung im Klima des Planeten auslösen könnte. Bohrungen im antarktischen Eis beweisen: So etwas geschah schon einmal vor zehntausend Jahren. Daher informiert der Wissenschaftler die zuständigen Stellen über die Möglichkeit eines drohenden neuen Klima-Umschwungs, wenn nicht schnell etwas unternommen wird. Doch seine Warnungen kommen zu spät. Alles beginnt, als Hall beobachtet, wie ein Eisberg von der Größe Rhode Islands vom antarktischen Schelfeis abbricht. Plötzlich spielen sich rund um den Globus immer gewaltigere Unwetter ab: Grapefruitgroße Hagelkörner prasseln auf Tokio nieder, Wirbelstürme ungeahnter Größe fegen über Hawaii hinweg, Schnee bedeckt Neu-Delhi und Tornados hinterlassen Verwüstungen in Los Angeles.
Das Drama nimmt seinen Lauf... Vater und Sohn sind ab nun getrennt!
Fazit:
Eine Bewertung von „The Day After Tomorrow“ fällt nicht einfach aus. Das Maximum für die visuelle Umsetzung, das Minimum für die Rahmenhandlung. Die Zeit zwischen den Verwüstungen ist oft recht lang – teils langweilig, so dass der Film lediglich ein zweifelhaftes Vergnügen bietet und den Ärger auf sich zieht, weil mit einem vernünftigen Drehbuch ein richtig guter Katastrophen-Actioner möglich gewesen wäre. So ist „The Day After Tomorrow“ ein gigantischer, funkelnder Hohlkörper von Film: äußerlich tadellos, brillant und sehenswert, innerlich leer und ereignislos. Wer es nur richtig krachen sehen will, wird sicherlich zufrieden sein – wer ein Fünkchen mehr erwartet, wird dagegen enttäuscht sein.
Bild: Scharf, Detailreich, minimales Korn, Kontrast -Gut
Ton: Soundtechnisch brilliant mit sehr starken Bässen
Extras: Mit Menu Navigation
Kommentar, Spiel: Kälterzone, Nicht verwendete Szenen, Inhaltsuche, Persönliche Szenenauswahl, Diverse Trailer
Cover ohn FSK Logo (innen weiß)
bewertet am 03.12.12 um 15:55