Blog von Dr. Rock

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Kanada 1931: Der Trapper Johnson (Charles Bronson) rettet einen schwer verletzten Hund aus einem Hundekampf, was eine folgenschwere Kette von Ereignissen in Gang setzt, denn der Hundebesitzer, der den Hund gezwungener Maßen an Johnson verkauft und von diesem mehr als üppig bezahlt wird, will seinen Hund zurück und macht sich mit ein paar Schergen auf zu Johnsons Hütte, um diesen zurück zu holen und um es Johnson heimzuzahlen. Es fließt Blut… dies ruft den Mountie Edgar Millen (Lee Marvin) auf den Plan, um die Angelegenheit zu regeln, obwohl dieser eher seiner Lieblingsbeschäftigung in seiner Stammkneipe nachgegangen wäre. Erneut wird Johnsons Hütte aufgesucht. Millen bittet ihn mitzukommen, um die Sache zu klären. Doch Johnson, der in Notwehr gehandelt hat, sieht sich im Recht und will sich nicht in die Hände des Gesetzes geben. Es kommt zu einem erbitterten Feuergefecht… die Jagd auf den Trapper ist eröffnet. Ein Kopfgeld wird auf Johnson ausgesetzt und der Wahnsinn durch die verschneite Wildnis nimmt seinen Lauf. Etliche Menschen werden getötet, wo von einige auf das Konto des mysteriösen und gefürchteten „Mad Trappers“ (in der deutsche Fassung „Trapper Killer") gehen, der es auf Goldzähne abgesehen hat. 

Die Augen des Johnson... Bronson! (Quelle: blu-ray.com)

DEATH HUNT aus dem Jahre 1981 ist nun wahrlich kein Klassiker, doch wer ein Faible für die Stars Bronson (1921 – 2003) und Marvin (1924 – 1987) hat, die eine schöne Vorstellung liefern, sollte sich diesen Streifen nicht entgehen lassen. Zudem gibt es noch Angie Dickinson und Carl Weathers zu sehen (mit erstklassigem Schnurrbart (kein Airbrush wie in der Predator Ultimate Hunter Edition) und grauen Schläfen!). Inszeniert wurde der Streifen von Peter Hunt, der die kanadische Wildnis toll in Szene gesetzt hat. Das Bild kommt im Format 1.85:1 und bei einigen Szenen habe ich auf der Rahmenleinwand nicht das Geschehen im Vordergrund verfolgt, sondern die majestätischen Outdoors im Hintergrund bewundert.

Ein frischer Lee Marvin (Quelle: blu-ray.com)

Die Bildqualität kann sich durchaus sehen lassen. Ist der Vorspann noch von sehr schlechter Qualität, klart das Bild hiernach merklich auf und erreicht an einigen Stellen tatsächlich räumliche Tiefe. Besonders die Nahaufnahmen beeindrucken durch die Sichtbarkeit kleiner Details. Manchmal wirkt das Bild jedoch leider schon unnatürlich scharf. Interessant war auf jeden Fall die Feststellung, dass Marvin in einigen Szenen recht frisch wirkte, in anderen Szenen sah er ganz schön verkatert und versoffen aus. Ist mir vorher nie so aufgefallen. Da hatte er wohl am Abend zuvor zu tief in Glas geschaut. Der Mann hatte den großen Durst!
Der Ton der Originalfassung DTS-HD Master Audio 2.0 vor. Ich habe mir diese Fassung über PLIIx Movie angesehen, um die Dialoge aus dem Center zu bekommen. Für das Alter Films und dafür, dass sich sicher niemand große Mühe mit einer Restaurierung gegeben hat, eine sehr gute Tonspur. Der Film lebt sicher nicht von seinen Dialogen oder Soundeffekten. Bronson ist den ganzen Film über nahezu stumm. Er belebt seinen Charakter mit Mimik und Körpersprache. Es ist Marvin, der sich mit seinen Gefährten und dem Gesindel verbal auseinandersetzen muss. Schade ist, dass Bronson und Marvin nur eine gemeinsame Szene haben, bei welcher sie sich dann noch nicht mal richtig von Angesicht zu Angesicht treffen. Deutsche Untertitel liefert Koch Media leider nicht. Der Ton der deutschen Fassung liegt ebenfalls in DTS-HD Master Audio 2.0 vor und bietet eine gelungene Synchronisation.

Grimmige Schergen (Quelle: blu-ray.com)

Das Bonusmaterial fällt spärlich aus: ein Radiointerview mit Marvin und Bronson (hier können deutsche UT zugeschaltet werden), Trailer und eine Bildergalerie. Hallo Koch Media! Warum wurde der Audiokommentar von der US Blu-ray nicht übernommen? Schwaches Bild!
Entscheidet selbst: Ist der Film nur ein„Mäßig spannender Abenteuerfilm, der ganz auf seine Stars zugeschnitten ist. In der sentimentalen Huldigung eines überholten Männlichkeitsideals höchst unzeitgemäß.“, so das Lexikon des internationalen Films, oder könnt Ihr ihm mehr abgewinnen?

Fast wie ein Eskimo! (Quelle: blu-ray.com)

Anfügen möchte ich unbedingt noch meine Favoriten unter den zahlreichen Filmen mit Charles Bronson und Lee Marvin:
Bronson: THE MAGNIFICENT SEVEN (1960), THE GREAT ESCAPE (1963), THE DIRTY DOZEN (1967), C'ERA UNA VOLTA IL WEST (1968), CHATO´S LAND (1971), MR. MAJESTYK (1974),   DEATH WISH (1974) &  MURPHY`S LAW (1986),
Marvin: THE MAN WHO SHOT LIBERTY VALANCE (1961), THE COMANCHEROS (1961), CAT BALLOU (1964), THE PROFESSIONALS (1966), THE DIRTY DOZEN (1967), PAINT YOUR WAGON (1969), EMPORER OF THE NORTH POLE (1973) & THE BIG RED ONE (1979)
Der Streifen IP MAN (2008) handelt von Ip Man (oder Yip Man oder auch Yip Kai-man, 1893 – 1972), dem Mann, der laut Wikipedia sein Leben dem Kampf gewidmet hat. Dargestellt wird der Kämpfer von Donnie Yen, der sich für diese Rolle und der glaubwürdigen Darstellung der Wing Chun Technik einem intensiven physischen und mentalen Training unterzog. Die Handlung spielt in der chinesischen Stadt Foshan, dem Geburtsort Ip Mans,  kurz vor dem zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg, welcher von 1937 – 1945 andauerte.



Donnie Yen gibt eine exzellente Darbietung (Quelle: blu-ray.com)
Der wohlhabende, elegante und vornehme Ip Man scheint in den Tag zu leben, widmet sich seiner Familie, Tee, gutem Essen, trainiert seinen Kampfsport und wird hin und wieder von Leuten mit verschiedenen Kampfstilen herausgefordert, was mehr oder weniger ein friedlicher Wettbewerb  ist, da in Foshan diverse Martial Arts Schulen von verschiedenen Großmeistern betrieben werden. Auch die Herausforderung eines „wilden Kämpfers“ aus dem Norden ist keine echte Herausforderung für Ip Man.
 
Im Jahr 1937 fallen die Japaner in China ein und Foshan wird belagert.  Die reiche Familie Ip Mans wird ruiniert und die Kämpfernatur muss jede Arbeit annehmen, um sich und seine Familie am Leben zu erhalten. Als er in einer Kohlen Mine schuftet, bekommt er mit, dass die Japaner Chinesen suchen, um gegen sie zu kämpfen. Wer gewinnt, soll einen Sack Reis bekommen, was natürlich angesichts der herrschenden Not viele in Versuchung führt, einen Kampf zu wagen. Der japanische General, dessen Aufmerksamkeit der Kampfstil von Ip Man erregt, ist ein Experte in Karate und fest davon überzeugt, dass Karate jeder Form der chinesischen Kampfkunst überlegen ist. Es kommt wie es kommen muss: Ip Man tritt gegen den General an…


Quelle: blu-ray.com

Diesen Streifen kann ich auf jeden Fall für Leute empfehlen, die sich für Martial Arts Filme interessieren, auch wenn der Fokus von IP MAN nicht unbedingt auf den Kämpfen liegt, welche – bis auf einige „Drahtseilakte“ (so sah es mir zumindest aus; sollten da keine Drähte im Spiel gewesen sein, sorry!) – nicht übertrieben und äußerst effektiv choreografiert sind, aber relativ blutleer daherkommen und die physischen Konsequenzen der Schläge arg verharmlosen. Wer einen knallharten Schlag mit einer Bambusstange an den Kopf beim Ohr bekommt, wird sicherlich mehr Schaden davontragen als ein wenig Ohrenbluten. Insofern ist die Freigabe ab 18 Jahre völlig Sinn frei (sofern Freigaben ab 18 Jahren bei Spielfilmen überhaupt Sinn machen. Klasse ist auf jeden Fall, dass es keine Stehaufmännchen gibt und auch der Schlusskampf keinerlei Länge aufweist.
Das Bild, welches sich auf meiner Cinemascope Leinwand zeigte, war trotz der Schärfe irgendwie kein wahrer Augenschmaus, was sicherlich der zum Teil der kulissenhaften und polierten Inszenierung geschuldet ist, die ebenso gewöhnungsbedürftig ist, wie die dick aufgetragene Schminke der Darsteller.  An vielen Stellen ist die Kulisse derart steril, dass die Szenen wie aus einem Theaterstück wirken, was wahrscheinlich auch so gewollt ist. Die Kostüme sehen aus wie Kostüme, was den Gesamteindruck abrundet. Nach dem Einfall der Japaner driftet das Bild hin und wieder in Sepiatöne ab und wird manchmal sogar nahezu schwarzweiß, was mir sehr gut gefallen hat.

Quelle: blu-ray.com

Den Lautstärkeregler musste ich gleich zu Beginn des Films ein Stück weiter nach rechts drehen. Ich habe der Originalfassung in kantonesischer Sprache mit deutschen Untertiteln (welche immer einen winzigen Augenblick zu früh eingeblendet wurden) den Vorzug gegeben und hier ist die Abmischung der Dialoge doch reichlich dünn geraten. Von Raumklang kann kaum die Rede sein. Die Akustik ist über weite Strecken sehr zurückhaltend, was hinsichtlich der Inszenierung konsequent ist und daher eine frontlastige Angelegenheit. Bei jedem Kampf jedoch kamen die Frontboxen und der Subwoofer in Wallungen, wobei zahlreiche nette Effekte über die Surroundboxen eingestreut wurden.  Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass bei den Kämpfen die Akustik nicht so brachial nach vorne kommt. Jedes Mal dieser wummernde Bass und nahezu das gleiche Thema sind nun wahrlich nicht sehr einfallsreich. Die laut Cover vorhandene 5.1 DTS HD Master Tonspur wurde von meinem Oppo übrigens als DTS-HD HR Tonspur identifiziert.
Um auch etwas über die deutsche Tonspur schreiben zu können, welche ebenfalls in 5.1 DTS-HD HR vorliegt, habe ich mir einige Szenen der deutschen Fassung angeschaut. Die große Mehrheit wird sich wohl lieber den deutschen Ip Man ansehen wollen. Diese Fassung scheint sowohl vom Sound als auch von der Synchronisation sehr gut geworden zu sein. Ich war jedenfalls von dieser Präsentation angenehm überrascht, wird sich doch gerade bei dieser Art von Filmen in dieser Hinsicht in der Mehrzahl der Fälle nicht viel Mühe gegeben. Doch auch hier gilt: gleich ein paar Striche über Zimmerlautstärke einsteigen!
Leider lassen sich über das Menü die einzelnen Kämpfe nicht direkt ansteuern und auch bei der Auswahl einzelner Szenen kommt man nicht gerade in die Nähe der Kämpfe und muss ordentlich „vorspulen“.
Als Bonusmaterial gibt es ein Making of, Am Set von IP MAN, Interviews mit Cast und Crew sowie Deleted Scenes.
Ip Man war Großmeister in der Kampfsportart Wing Chun, welche er an Kampfschulen unterrichtete. Einer seiner Schüler war Bruce Lee, der aus der ihm beigebrachten Technik einen eigenen Kampfstil, Jeet Kune Do, entwickelte.


Ip Man (Quelle: wikipedia)
Das Interesse an der Person des Ip Man scheint recht groß zu sein, denn nach IP MAN folgten IP MAN 2 (Yip Man 2/Legend of the Grand Master, wieder mit Donnie Yen in der Titelrolle), IP MAN ZERO  und IP MAN: THE FINAL FIGHT. Die komplette Reihe gibt es in der Box „Ip Man Anthology“ und das wirklich günstig.
Ich hatte lange keinen Martial Arts Streifen mehr gesehen und habe nun Lust bekommen, Bruce Lee  mal wieder in ENTER THE DRAGON in Aktion zu sehen und schreien zu hören. KENTUCKY FRIED MOVIE muss auch dann auch mal wieder sein („Das ist kein Velgnügungspielchen… es elfoldelt totale Konzentlation“).

Auf vier Blu-rays verteilen sich beim GB-Import zehn mit fantastischen Bildern und aufschlussreichen Einsichten versehene Dokumentationen über Tiere, Pflanzen und Insekten aller Kontinente.

Quelle: blu-ray.com

Die Bildqualität, die ich auf der Leinwand zu sehen bekam, war durch die Bank von hervorragender Qualität. Lediglich bei dem Anhängsel einer jeden Folge, die sich „On location“ nennt und das Life Team bei den Dreharbeiten zeigt, fällt die Qualität ab. Macht jedoch gar nichts! Schön, dass die Filmemacher Einblicke gewähren in die Aufnahmetechniken und zeigen, dass nur wenige Minuten Film oft tagelangen Einsatz bedeuteten. Besonders krass sticht hier die Verfolgung eines Tieres vor, welches von einem Waran vergiftet wurde und – langsam verendend – von den Filmemacher über Tage bis zu seinem Tod verfolgt werden musste, um zu zeigen, wie die Warane Beute machen.

Quelle: blu-ray.com

Der Tenor der einzelnen Folgen ist im Grunde immer derselbe: nur die Starken dürfen sich fortpflanzen, um die Evolution voranzutreiben. Dies gilt für Insekten genauso wie für Raubtiere. In dieser Hinsicht musste ich an den Ausspruch von Wolf Larsen, dem Alpha-Tier,  dem Mann ohne Moral, dem Kaliban, dem Höhepunkt aller Barbarei und dabei doch nur der Kapitän der „Ghost“ in Jack Londons „Der Seewolf“ denken, der da lautet:
„Leben? Pah! Es hat keinen Wert. Von allem, was billig ist, ist Leben das Billigste. Überall geht es betteln. Die Natur streut es verschwenderisch aus. Wo Raum für ein Leben ist, sät sie tausend, und Leben frisst Leben, bist nur das stärkste und gemeinste übrigbleibt“.
Und tatsächlich streut die Natur in vieler Hinsicht Leben auf den ersten Blick verschwenderisch aus, dienen doch die meisten geborenen Lebewesen nur als Futter für andere Lebewesen… solange bis sie sich über ihre Fressfeinde vielleicht irgendwann erheben.  Irgendwann kommt ein Wurf, der ein wenig schlauer ist als der vorherige oder dem etwas gewachsen ist, das einen Vorteil bringt.
Die Fressgier des Menschen hat die Pelikane schon dazu gebracht sich gegen ihre Natur zu ernähren. Anpassung bedeutet zu überleben. Es scheint, als handeln die Pelikane nach dem Motto von Wolf Larsen – sie sind „stark und gemein“  geworden – und es war erschreckend zu sehen, was sie machen: Schon mal Pelikane gesehen, die sich mit anderen Vögeln den Bauch vollschlagen, weil die Fischgründe sich erschöpfen? Nein? Dann einschalten und keine Fische mehr konsumieren! Perverse Welt? Oder ist Leben wirklich das billigste von allem was billig ist? Für die Mehrheit der Menschen ist das Leben der Tiere leider wirklich das billigste von dem was billig ist.

Quelle: blu-ray.com

Der Erzähler, Richard Attenborough, macht seine Sache sehr gut. Immer locker flockig und humorvoll kommentiert er das Geschehen mit einem Englisch, welches hervorragend zu verstehen ist. Die Musikuntermalung finde ich auch sehr gelungen.
Einziges Manko ist, dass es die Filmemacher nicht nach Neuseeland geschafft hat. Wer auf Dokus aus der Tier- und Pflanzenwelt steht, darf hier auf alle Fälle zugreifen.

Quelle: blu-ray.com
In 2007 setzte ich nach einem sechsmonatigen Australien Aufenthalt nach Tasmanien über. Das Eiland schlug mich derart in seinen Bann, dass ich erst nach drei Monate wieder nach Australien zurückkehrte (Ende Januar 2008). In dieser Zeit hatte ich Gelegenheit, nicht nur die Einwohner kennen zu lernen, sondern auch die Wildnis auf ausgedehnten Hiking Touren fernab der Zivilisation. Die Kilometer summierten sich auf nahezu 400. Stilecht habe ich auf Tassie keine einzige Nacht in einer festen kommerziellen Unterkunft verbracht. Die nun folgende Rezension der Blu-ray von THE HUNTER, dessen Schauplatz Tasmanien ist, soll Euch nicht nur neugierig auf den Film und auf die Insel machen, sondern auch näher beleuchten, was bezüglich der Kontroversen zwischen Umweltschützern und Holzfällern (hinter denen als Arbeitgeber die „Forest Industry“ steht) gezeigt wird. Die Bilder, die ich eingestellt habe, stammen nicht aus dem Film, sondern von meinen eigenen Ausflügen in die Wildnis.



THE HUNTER zeigt uns Willem Dafoe als Martin David, einen von einer militärischen Biotechnologie Firma beauftragten „Jäger“, der eine Kreatur finden und erlegen soll, die als ausgestorben gilt: den tasmanischen Tiger, von dem er biologische Proben sicherstellen soll. Der perfekt durchorganisierte Einzelgänger bekommt im Laufe seiner Mission Schwierigkeiten, sein Ziel im Fokus zu halten, lässt er sich doch von einer Frau und zwei Kindern, bei denen er sich von seinen Ausflügen in die Wildnis erholt, mehr und mehr in Beschlag nehmen. Zunächst widerwillig, findet er später Gefallen an ihrer Gesellschaft. In diese zwei Handlungsstränge wurde ein dritter eingeflochten: der Kampf von Umweltschützern, die die Urwälder Tasmaniens vor der Abholzung schützen wollen bzw. der Kampf der Leute, die von dem Abholzen der Bäume leben, ihre Jobs zu erhalten. Die Handlungsstränge sind durchaus gleichberechtigt und perfekt zusammengefügt.

Der Vorspann ist mit Aufnahmen eines tasmanischen Tigers unterlegt, jenem gestreiften Beuteltier mit Hundekopf, dem unglaublich weit aufklappbaren Maul und einem Schwanz, der dem eines Kängurus ähnelt. Es handelt sich um exakt die Bilder, die ich auf einem kleinen Fernseher im tasmanischen Museum, das sich in der tasmanischen Hauptstadt Hobart befindet und den Namen „Tasman Museum & Art Gallery“ trägt, gesehen habe: schwarz/weiß Aufnahmen eines Tigers in Gefangenschaft, welcher eindeutig einen Käfigkoller hat. Die Tiger wurden zu Tode gejagt, um die Schafe der Siedler zu schützen.  Von der Regierung wurde für tote Tiere ein Kopfgeld gezahlt und wo es ein Kopfgeld gibt, sind die Bounty Hunter natürlich sofort zur Stelle. Das letzte gefangene Exemplar starb 1936 im Zoo von Hobart. Der Beutelwolf, wie er auch genannt wird,  gilt heute offiziell als ausgestorben. Es gibt jedoch immer wieder Sichtungen und so hält sich bei vielen Leuten hartnäckig der Glaube, dass irgendwo in der Wildnis einige Exemplare überlebt haben.






Angekommen in Hobart macht sich Martin auf den Weg zu seiner Unterkunft. Da diese und deren Bewohner so gar nicht nach seinem Geschmack sind, rückt wieder ab. In einer abgelegenen Bar, wo er die Toilette benutzt, fragt er nach einem Zimmer und macht gleich die unangenehme Bekanntschaft mit einigen Holzfällern, die ihn für einen Umweltschützer halten. Man achte auf den Aufkleber, der sich in der Toilette befindet: „Save our native forest“ wurde mit Filzstift verbessert in „Save our jobs“. Als ich in Tasmanien war, gab es kontroverse Diskussionen um den Bau eines riesigen Sägewerkers im Tasman Valley, die verbunden waren mit einer großen Demonstration in Hobart gegen dessen Errichtung. Es handelte sich um ein 1,9 Billionen Dollar Projekt. 10.000 Menschen waren auf der Straße. Es wurde zum Boykott der Einrichtungen der Geldgeber aufgerufen. Nur für die Errichtung des Sägewerkes sollten schon 2.000 km² Wald platt gemacht werden. Danach braucht das Sägewerk natürlich Nahrung. „Die Grünen“ sahen außerdem eine Verschwendung von Billionen von Litern an Frischwasser und die Verschmutzung der Ozeane sowie der Luft. Überall bin ich daher auf „No Pulp Mill“ Sticker gestoßen, doch es gab auch diese gewissen Holzfäller Typen, die in ihren Geländewagen weiße Aufkleber mit roter Schrift hatten: „Pulp Mill – our future, our jobs“. Eine sehr kurzfristige Sichtweise, denn sind die Urwälder abgeholzt, werden nicht mal mehr Touristen kommen. Ich bin jedenfalls nie derart bedroht worden. Es kann natürlich sein, dass sich die Situation im Laufe Zeit ziemlich zugspitzt hat. Wer weiß, wie viel Urwald mittlerweile täglich abgeholzt wird. Als ich am Meadowbank Lake gezeltet habe, fuhren dort dauernd „Logging Trucks“ entlang und was die auf den Hängern hatten, waren keine Bäume von Plantagen, sondern Bäume aus dem Urwald.





Also kein Zimmer für Martin! Der Einzelgänger muss sich daher doch bei der für ihn vorgesehenen Unterkunft im Outback einrichten und macht Bekanntschaft mit Lucy und ihren zwei Kindern, die sich Sass und Bike nennen. Lucys Mann ist von einem Marsch in die Berge (noch) nicht zurückgekehrt. Unter der Vorgabe, nach tasmanischen Teufeln zu suchen, macht Martin sich von diesem Basislager immer wieder auf den Weg in die tasmanische Wildnis, stellt Schlag- und Schlingfallen auf und verfolgt Spuren. Dafoe muss in diesen Szenen den Film alleine tragen und bringt eine erstklassige Performance. Seine Ruhe, seine Mimik, die Präzision seiner Bewegungen und seine ganze physische Präsens werden von der Kamera höchst effektiv eingefangen und verschmelzen immer wieder perfekt mit den tollen Aufnahmen von der tasmanischen Landschaft. Schön, dass es auch Tieraufnahmen von einem Wombat, einem Pademelon („kleines Känguru“) und „Teufeln“, die ebenfalls Beuteltiere sind,  gibt. Gerade letztere scheinen mittlerweile sehr rar zu sein, denn auf meinen Wanderungen durch die Wildnis ist mir nicht ein Devil begegnet. Zu Ohren gekommen ist mir ihr Gekreische jedoch – allerdings nur ein einziges Mal.



Was mich dazu bringt, einzufügen, dass nicht nur die Wälder Tasmaniens in Gefahr sind, sondern natürlich auch die Tiere unter den Menschen zu leiden haben. Ihre Habitate werden mehr und mehr degradiert und einige von ihnen entwickeln Krankheiten. Es sollte also nicht verwundern, wenn es bald weiteren Tieren so geht, wie dem tasmanischen Tiger. Als Martin von seinem ersten 12 tätigen Ausflug zurückgekehrt, fragt ihn Jack Mindy, der ein Freund von Lucy ist und hervorragend von Sam Neill dargestellt wird, ob er „Teufel“, gesehen hat und ob diese gesund waren. Diese Frage bezieht sich auf die tödliche Krankheit, die als „devil facial tumor disease“ bezeichnet wird. Infizierte Tiere sterben innerhalb von sechs Monaten nach dem Auftauchen der ersten „Wunden“. Die Seuche wurde 1996 entdeckt und trat nur im Nordosten Tasmaniens auf. Mittlerweile hat sie sich ausgebreitet. Es wird geschätzt, dass 50.000 „Teufel“ bislang daran gestorben sind (Stand 2006). Ich könnte noch mehr betroffene Tiere anführen…




Weitere Abstecher in die Wildnis folgen und bald hat Martin das Gefühl, selbst verfolgt zu werden. Lucy und die Kinder ziehen ihn bei seinen Aufenthalten im Basislager immer mehr in ihren Bann, was Jack Mindy gar nicht gefällt. Hinzu kommen Entdeckungen in Bezug auf seinen Auftrag, die Martin zu denken geben. Ganz klar, dass sich die Lage nach einiger Zeit zuspitzt. Es kommt zu einem Zwischenfall, der den Hunter dazu bringt, seine Mission abzuschließen und einen neuen Abschnitt in seinem Leben zu betreten. 











Das Bild zeigte sich auf meiner Cinemascope Leinwand mit einer Lage feinen Filmkorns durchzogen und war bis auf wenige softe Aufnahmen äußerst scharf. Farben werden toll wiedergegeben und ich kann behaupten, die Wildnis Tasmaniens kommt wahrlich lebensecht rüber. Es sieht tatsächlich so aus, als ob man durch ein großes Fenster Martin David bei der Spurensuche und dem Legen der „Trap Line“ beobachtet. Ich wäre gerne sofort zum Hunter reingestiegen.  




Da viele Aufnahmen in der Natur spielen, lebt das Sounddesign von Wind, Regen, Insektenbrummen, Vogelgezwitscher und Tiergeräuschen. Der 5.1 DTS HD Master Audiotrack der Originalfassung bringt all dies sehr realistisch rüber. Hin und wieder gibt es musikalische Unterstützung und auch der Subwoofer fängt bedrohlich an zu brodeln. Eine über weite Strecken angenehm ruhige Akustik, die die Bilder optimal begleitet. Die Dialoge lassen sich leicht verfolgen. Ich mag diese leicht näselnde Stimme von Dafoe und die ganzen Nuancen seiner Sprechweise, die er in dieser Rolle rüberbringt. Besonders schön ist der Akzent von Bass, die zudem einen witzigen Sprechrhythmus hat. Wegen akuter Akzentverluste ist die deutsche Tonspur eine sterile Angelegenheit. Der Synchronsprecher von Dafoe gibt sich alle Mühe, aber Mühe allein genügt nicht. 



Wer sich abseits des Mainstream orientiert oder die Schnauze voll hat von dieser seelenlosen, aus Rechnern gezogenen PG-13 Gülle, mit der wir aus Hollywood zugemüllt werden, sollte einen Blick riskieren. In der Ruhe liegt die Kraft!




Tasmanien, quo vadis? Wird sich der negative Prozess, der vor langer Zeit in Gang gesetzt wurde, noch stoppen lassen? Werden Besucher bald nur noch über Straßen, die durch Nutzwälder führen, von Nationalpark zu Nationalpark fahren? Das nenne ich den „Korridoreffekt“ (in Neuseeland zum Teil schon Realität!). Gibt es tatsächlich in der Wildnis noch irgendwo Beutelwölfe? Wird es irgendwann geklonte Exemplare geben?  Wird sich die Natur irgendwann an den Menschen rächen für das, was ihr wegen Geld angetan wurde und immer noch angetan wird?


Anlässlich des Erscheinens des legendären Adventsvierteilers DER SEEWOLF mit Raimund Harmstorf als Wolf Larsen und Edward Meeks als Humphrey van Weyden auf Blu-ray geht es hier um einen Vergleich zwischen dem Roman Jack Londons und den Inhalten der vier Teile der Verfilmung.
Ich gehe davon aus, dass jeder, der Interesse an diesem Blog hat, die vier Teile gesehen hat. Wer das Buch noch nicht gelesen hat, darf es gerne mal aufschlagen. Ich habe es nach dem ersten Teil angefangen und kurz nach dem vierten Teil beendet. Wie gut, dass es so viele Bücherkartons auf dem Dachboden gibt. Jack London gehört in jeden gut sortierten Haushalt.

jack london
Jack London (1876 - 1916) Quelle: theguardian.com
Zwischen dem Inhalt des Buches DER SEEWOLF und der gleichnamigen Verfilmung aus dem Jahre 1971 gibt es signifikante Unterschiede. Daher steht im Vorspann auch wohlweislich „Ein Fernsehfilm in vier Teilen nach dem gleichnamigen Roman und anderen Erzählungen von Jack London“. Der Roman allein hätte wahrscheinlich vier Teile Film zu je 90 Minuten nicht füllen können und ohne vier Teile gibt es keinen Adventsvierteiler. Zudem gehe ich davon aus, dass die ganzen sadistischen Grausamkeiten, die auf der „Ghost“ an der Tagesordnung sind, wenn sie ohne die Rückblenden in Wolf Larsens und Humphrey van Weydens  Jugend (einiges an Sadismus wurde ausgelassen oder verkürzt) am Stück gezeigt worden wären, dem Publikum die Freude auf Weihnachten verdorben hätte.

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Der junge van Weyden (Quelle: ytimg.com)
Im Buch haben der Kapitän der „Ghost“  und der Schriftsteller Humphrey van Weyden keine gemeinsame Vergangenheit. Die Rückblenden, die zeigen wo und wie die beiden sich kennengelernt haben, sind für die Geschichte von DER SEEWOLF nicht nötig. Wir erfahren ja schließlich auch in der Verfilmung durch die Ereignisse an Bord, dass van Weyden aus einer reichen Familie stammt,  sein Leben bislang hinter Büchern verbracht und vom Geld seines Vaters lebt, während Larsen, der Autodidakt, sich Wissen angeeignet hat und ohne je eine Schule besucht zu haben, sich auf seine jetzige Position gekämpft hat. Zudem bleibt das Kennen bzw. Erkennen in der Verfilmung ohnehin eine einseitige Sache, da nur van Weyden anhand der Literatur in der Kajüte des Kapitäns merkt, um wen sich handelt, sich aber hütet, sein Wissen preiszugeben.

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Autodidakt Larsen als Junge beim Büffeln (Quelle: ytimg.com)
Van Weyden, der Schiffbrüchige, der gegen seinen Willen an Bord der „Ghost“ festgehalten wird und nun mit auf Robbenjagd muss, steigt in der Hierarchie der „Ghost“ rasch auf. Vom Kombüsen Jungen wird er schnell zum Steuermann befördert, auch wenn er von den mit Stelle verbundenen Aufgaben nichts versteht. Im Buch wird van Weyden gar noch zum Arzt und Chirurgen, bei all den Wunden, die zu versorgen zu sind. Doch weit mehr wird sich seine Persönlichkeit entwickeln.

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Das Alphatier Larsen (Quelle: imageshack.us)
Der Charakter von Wolf Larsen ist der eines Mannes ohne jegliche Moral, der Auflehnung gegen seine Autorität sofort mit roher Gewalt straft, der einen Unbewaffneten ebenso leicht töten würde, wie er eine Zigarre raucht. Das Leben hat für ihn keinen Wert.
„Leben? Pah! Es hat keinen Wert. Von allem, was billig ist, ist Leben das Billigste. Überall geht es betteln. Die Natur streut es verschwenderisch aus. Wo Raum für ein Leben ist, sät sie tausend, und Leben frisst Leben, bist nur das stärkste und gemeinste übrigbleibt“. (Wolf Larsen)
Humphrey van Weyden dagegen ist ein Mann mit Moral und misst dem Leben Wert bei, jedoch kommen ihm im Laufe seiner Odyssee angesichts „der maßlosen Vernichtung menschlicher Seelen“, deren er Zeuge wird und den psychischen und physischen Grausamkeiten, denen auch er ausgesetzt ist, immer wieder Zweifel an seiner Einstellung und schließlich ist er sogar selbst bereit, zu töten.
So zeigt uns die erste blaue Scheibe die Folgen „Ein seltsames Schiff“ und „Kurs auf Uma“. Für diese Folgen wurden die immer wieder äußerst philosophisch angehauchten Dialoge zwischen Larsen und van Weyden, durch die London seine harsche Gesellschaftskritik schimmern lässt,  häufig  1:1 aus dem Buch übernommen. Ebenso verhält es sich mit den Geschehnissen an Bord der „Ghost“. Erstklassig in der Verfilmung ist der innere Monolog van Weydens, der einen richtig am Gefühlsleben der Figur teilhaben lässt. Die Rückblenden in die Jugendzeit der beiden Protagonisten, die übrigens perfekt in die Erzählung eingefügt wurden,  stammen zum Teil aus dem Buch „Abenteurer des Schienenstranges“, in denen Jack London seine Erlebnisse als Hobo verarbeitet hat. Ich schreibe „zum Teil“, da ich nicht alle Werke Londons kenne und es durchaus sein kann, dass die Autoren noch in andere Bücher gegriffen haben.

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Der Mann mit Moral (Quelle: ytimg.com)
Bei der zweiten blauen Scheibe wird es dann nicht nur ein wenig holprig, sondern auch ein wenig zäh. Folge 3, die den Titel „Das Land der kleinen Zweige“ trägt, wollte gar nicht enden… dauerte ungefähr gefühlte sechs Stunden, was allerdings auch daran gelegen haben kann, dass ich die Folge  fiebrig, unter drei Decken gehüllt, genossen habe. Hier kommen fünf Schiffbrüchige an Bord, unter ihnen einen Frau. Die Robbenjagd, die im Buch ausführlich geschildert wird, fällt bei der Verfilmung aus… vermutlich aus Kostengründen geschehen. Die Erklärung: die „Macedonia“, ein Dampfer mit großer Jagdbesatzung, hat die Fanggründe mehr oder weniger leergeschossen. In der Verfilmung ist der Kapitän der „Macedonia“ nicht der Bruder Wolf Larsens, Tod Larsen. Die Verfilmung zieht mit dem Roman dann wieder nahezu gleich, als Kapitän Larsen eine Nebelbank ausnutzt, um die Boote der „Macedonia“ samt Besatzung „einzusammeln“ und die Robbenjäger mit Waffengewalt an Bord zwingt. Larsen lässt reichlich Schnaps ausschenken, um die Jäger der „Macedonia“ gefügig zu machen. In der Nacht fällt Larsen über die Schiffbrüchige, Maud Brewster, her… doch van Weyden kann noch dazwischen gehen. Er ist bereits zu töten, als Larsen plötzlich einen Anfall von rasenden Kopfschmerzen bekommt und hilflos ist. Als der Wolf in seiner Kajüte daniederliegt, nutzen van Weyden und Maud Brewster die Gelegenheit zur Flucht… sie packen Wasser, Decken und Proviant in eines der Boote und verlassen die „Ghost“. 
Nach einer tagelangen Irrfahrt und von schwerer See gebeutelt, erreichen Maud und Humphrey eine Insel. So, hier holpert es nun kräftig in der Verfilmung, denn Humphrey wacht alleine im Boot auf der Insel auf – Maud ist weg… ertrunken? Dafür sitzt am nächsten Morgen Wolf Larsen neben ihm an einem Lagerfeuer! Wer hätte das gedacht? Die „Ghost“ wurde von der „Macedonia“ gekapert und er wurde auf dieser Insel ausgesetzt. Die beiden machen sich auf den Weg über die Insel, denn auf der anderen Seite soll eine meteorologische Station sein… van Weyden verstaucht sich den Fuß und Larsen, der Mann ohne Moral, das Alphatier, der Kaliban, der Höhepunkt aller Barbarei, geht einfach weiter. Was uns die Verfilmung nun zeigt, ist die pure Agonie eines Mannes aus der Kurzgeschichte „Der Lebenswille“, der von seinem Partner aus demselben Grund im Stich gelassen wird. Diese Kurzgeschichte hat es nahezu komplett in DER SEEWOLF geschafft. Nach all den Grausamkeiten, die van Weyden ertragen musste, nun auch noch Todeskampf. Für die Entwicklung der Figur nicht im Geringsten von Bedeutung. Nur wichtig, um nach dem krassen Bruch mit dem Roman van Weyden wieder nach San Francisco zu kriegen.

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Überleben (Quelle: ytimg.com)
Der vierte Teil mit dem Titel „Die Suche nach der verlorenen Insel“ hat nun bis auf den Schluss nichts mit dem Roman „Der Seewolf“ gemeinsam. Zudem halte ich diesen Teil für äußerst zäh inszeniert – auch ohne Fieber! Nach dem van Weyden die andere Seite der Insel erreicht hat und in einer letzten Kraftanstrengung den Wolf, der ihn seit Tagen verfolgte, getötet hat (in der Verfilmung sieht mir das aus wie ein niedlicher Schäferhund), finden ihn Männer der Mannschaft des Walfängers „Bedford“ und es geht zurück nach San Franzisco für ihn. Keine philosophischen Diskussionen über die Unsterblichkeit der Seele, keine sadistischen Grausamkeiten, stattdessen ein van Weyden, der ein eigenes Schiff besitzt und Wind davon bekommt, dass Larsen noch am Leben ist, sich auf die Suche nach ihm macht und schließlich die „Ghost“ auf einer Insel, die auf keiner Karte verzeichnet ist, findet – mit Larsen an Bord. Was dazwischen so passiert, ist wirklich belanglos und künstlich gestreckt, um das Ende des Romans hinauszuzögern. Welche Teile von Büchern  hier zugrunde gelegt wurden, ist mir nicht bekannt bzw. falls ich sie gelesen habe, erinnere ich mich nicht mehr daran. Im Gegensatz zu den anderen Einfügungen sind diese hier misslungen.  
Tja… und im Buch bauen sich Maud und Humphrey eine Hütte auf der Insel. Gerade als sie an die Vorbereitungen gehen, um den Winter überstehen zu können,  liegt die „Ghost“ am Strand. Wolf Larsen ist noch an Bord – blind! Sein Bruder hat es schließlich geschafft,  die „Ghost“ zu kapern. Er wurde auf seinem eigenen Schiff ausgesetzt. Was jetzt folgt ist die minuziös geschilderte Instandsetzung der „Ghost“ mit der vollen Ladung Fachbegriffe für die Teile vom Schiff, wobei Larsen trotz seiner Blindheit ein größerer Sabotageakt gelingt, der die Arbeit von Tagen vernichtet. Ebenso präzise wird der Todeskampf Larsens geschildert, der vermutet: „Irgendetwas ist mit meinem Gehirn los. Ein Geschwür, ein Tumor oder etwas Derartiges – etwas, dass frisst und zerstört.“ Trotzdem kommt der Wolf nochmal nach vorne und schafft es beinahe, van Weyden umzubringen. Sein Würgegriff löst sich erst, als Maud ihm einen Robbenknüppel über den Kopf zieht. Er wird halbseitig gelähmt, taub auf einem Ohr und kann schließlich nicht mehr sprechen. Kurz nach der Abreise verstirbt Wolf Larsen und wird von van Weyden der See übergeben.

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Der kranke Wolf (Quelle: ytimg.com)
Rund sind beide Geschichten dennoch, denn ohne Wolf Larsen wäre van Weyden in beiden Fällen nicht zu dem Mann geworden, den die Umstände aus ihm gemacht haben. In der Verfilmung hat es einen romantischen Touch, dass van Weyden ein eigenes Segelschiff hat und die Liebe zum Meer entdeckt hat, zum Südseevagabunden wurde. Die Worte, die er im Roman spricht, als Larsens Leiche ins Meer kommt, lassen keine Romantik zu: „Ich erinnere mich nur an eine Stelle im Gottesdienst“, sagte ich, „nämlich: Und dein Leib soll in die See geworfen werden.“  Mit diesen Worten hat Larsen nämlich seinen Steuermann der See übergeben.
Dies ist das Ende von Wolf Larsen, der für sich sowohl im Film als auch im Roman feststellt, dass es sein größter Fehler gewesen ist, jemals ein Buch aufgeschlagen zu haben.
Die Bildqualität mögen sicher viele Leute sehr gut finden, weil das Bild rasiermesserscharf ist. Mir ist es jedoch zu digital aufpoliert worden, was immer wieder zu unnatürlichen Gesichtern führt, deren Haut aussieht wie poliertes Wachs. Mir wäre ein filmischer, analoger Look lieber gewesen. Erstaunt hat mich die in einigen Szenen vorhandene räumliche Tiefe des Bildes. Das hat wirklich Freude gemacht. Die Farben gehen in Ordnung, wenn man ein paar Punkte Farbe rausnimmt. Geschaut habe ich auf einer 16:9 Rahmenleinwand.
Die DTS-HD Master Audio 1.0 Tonspur ist nun nicht der Bringer, aber was will man bei so einem alten TV- Film, der dazu größtenteils dialoglastig ist, schon ausrichten. Schön wäre es gewesen, wenn die Atmosphäre an Bord mit See und Wetter akustisch ein wenig eindringlicher rübergekommen wäre. Der innere Monolog aus dem Center ist auf jeden Fall pure Magie!
Die Verpackung und das Booklet sind sehr schön aufgemacht, das Bonusmaterial sehr spärlich ausgefallen.
Meine letzte Sichtung von DER SEEWOLF liegt über 30 Jahre zurück. Mir hat es auf jeden Fall Spaß gemacht, noch einmal mit van Weyden an Bord der „Ghost“ zu gehen, um dort Wolf Larsen und den schmierigen Koch zu treffen und ich kann die Edition von diesem Stück Fernsehgeschichte auf jeden Fall empfehlen.
Vielleicht kommt ja irgendwann mal eine Auflage mit der Originalstimme von Raimund Harmstorf. Er wurde ja leider synchronisiert. Es gibt ja genug Minen auf dieser Welt und wie wir alle wissen, lagern „verschollene Masterbänder“ meistens dort. Würde mich sehr interessieren, wie Wolf Larsen dann wirkt.
Jack London wurde am 12.01.1876 als John Griffith in San Franzisco geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Er schlägt sich als Fabrikarbeiter, Landstreicher und Seemann durch, holt das Abitur nach und beginnt zu studieren, geht dann als Goldsucher nach Alaska, lebt monatelang im Elendsviertel von London, gerät als Korrespondent im russisch-japanischen Krieg in Gefangenschaft und bereist die ganze Welt. Am 22.11.1916 setzt der berühmte Schriftsteller auf seiner Farm in Kalifornien seinem zuletzt von Alkohol, Erfolg und Extravaganz geprägten Leben eine Ende. London hat hervorragende Tiergeschichten verfasst, Kurzgeschichten, naturalistisch-romantische Abenteuerromane und Romane, denen zumeist eigene Erlebnisse zugrunde liegen.

Jack London in 1916
Jack London 1916 (Quelle: lrb.co.uk)
Die Geschichte aus dem Elendsviertel in London ist übrigens wahrlich krass… da wird einem speiübel! Auf was der Mann sich alles eingelassen hat. Empfohlen sei hier noch eindringlich „Der Ruf der Wildnis“ zu lesen und danach „Into the Wild“ in den Player zu schieben!

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