Blog von Bollwerk94

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Nach gezwungenermaßen längerer Blog-Pause, bin ich zurück und habe mir für mein kleines Comeback mal wieder etwas neues ausgedacht. In meiner neuen Rubrik widme ich mich nicht Filmen oder Serien, sondern einem anderen Format um spannende Geschichten zu erzählen: den Videospielen.

 

Eine der stärksten Filmmarken aller Zeiten leidet auf den Konsolen und dem PC seit jeder unter Umsetzungen, die dem brillanten Vorbild nicht gerecht werden. Es wirkt fast so, als hätte die teure Lizenz für das von J.R.R. Tolkien geschaffene und von Peter Jackson bravourös in Film umgesetzte Mittelerde-Universum bei nahezu allen Games so den Rahmen gesprengt, sodass man sich kein gutes Gameplay oder nette Geschichten mehr leisten konnte. Im Falle des Entwicklerstudios PANDEMIC ging dies so weit, dass man es wegen "Der Herr der Ringe - Die Eroberung" schloss.

Am Anfang, als Jackson gerade "Die Gefährten" herausbrachte, hatten noch Sierra und Vivendi die Lizenz für die Bücher und brachte einige mehr oder weniger belanglose Spiele heraus, die man noch nicht einmal als besonders schlecht bezeichnen konnte. Mit dem zweiten Film stieg dann Electronic Arts mit ein und von nun an wurden alle Spiele (außer "Herr der Ringe - Online") mit den Filmlizenzen versehen. Beim Spiel zu "Die Rückkehr des Königs", einem Hack'n'Slay Metzelgame, durfte man alle Hauptcharaktere aus den Filmen spielen. Nicht zuletzt durch den Einsatz von Gandalf-Synchronsprecher Achim Höppner als Erzähler blieb mir die absolut dichte Atmosphäre und das unkomplizierte Gameplay in Erinnerung.

 

Nach den Filmen konnte dann EA Los Angeles mit den beiden Strategiespielen "Die Schlacht um Mittelerde" 1 und 2 riesige Erfolge feiern. Unter Fans haben beide Spiele heute extrem hohes Ansehen und gelten als beste Spiele rund um das Franchise. Auf PS2 Gamecube und Xbox kam zum Beispiel "Das dritte Zeitalter" heraus. Ein rundenbasiertes Rollenspiel in welchem man eine Gruppe aus Gondorianer, Elb, Zwerg und Rohirim befehligt (also Kopien der Ringgefährten), die immer ein bisschen zu spät an allen wichtigen Schauplätzen der Hauptfilme ankamen und hin und wieder Unterstützung von einem der Filmhelden bekamen. Die hanebüchene Story war gerade noch verschmerzbar, weil die deutschen Originalsprecher, allen voran wieder Höppner als Erzähler, für ein ordentliches Filmflair sorgten. Doch das Gameplay hat funktioniert und man war in Mittelerde, toll!

Danach begann jedoch so langsam der große Abstieg der Herr der Ringe Spiele (kurioserweise fast zeitgleich mit Star Wars). Das bereits erwähnte "Die Eroberung" von PANDEMIC, welche mit "Battlefront" zuvor noch halbwegs erfolgreich "Battlefield" ins Krieg der Sterne Universum hieven konnten, war der große Totalausfall. Denn nun wollte man "Battlefield" mit Schwert, Bogen und Zauberstab auf Teufel komm raus in die Tolkien Lizenz hämmern. Das ganze wirkte einfach nur lieblos zusammengeschustert und unfertig. Diesmal hatte man bis auf einen einzigen Sprecher (ich glaube Wolfgang Condrus auf Elrond, bin mir aber nicht mehr sicher), keine Originalsprecher mehr dabei. Nach diesem Spiel machte PANDEMIC dann noch "The Saboteur", eigentlich ein ganz nett durchgestyltes Open World Spiel im besetzten Paris, zum Zeitpunkt der Veröffentlichung jedoch noch total unfertig und verbuggt. EA entschied sich, den Namen PANDEMIC daraufhin in die Mottenkiste zu schicken.

 

Ähnlich schwach bewertet wurde das erste Game unter der Schirmherrschaft von Warner (eigentlich war es "Aragorns Abenteuer", ein Wii-Kinderspiel). "Der Krieg im Norden", ein nicht mal mittelmäßiges Action-Rollenspiel, welches einfach nichts auch nur im Ansatz so gut macht wie die Konkurrenz. Die Abteilung für die Lokalisierung hat sich nun gänzlich gegen die Sprecher aus den Filmen entschieden.

Vier Jahre waren seit diesem letzten "Herr der Ringe" Game vergangen. Als nun 2014 ein neuer Ableger sich anbahnte, musste es etwas besonderes sein. Sich nicht zu sehr auf die Lizenz verlassen, nicht als reine Kopie eines anderen Spieles enttarnt werden und trotzdem das Feeling von Mittelerde einfangen. Und irgendeine eigene Innovation sollte auch mit dabei sein.

 

Herausgekommen war etwas interessantes: "Mittelerde: Mordors Schatten". Ein Open-World-Spiel welches hauptsächlich aus Hack'n'Slay Schwertkämpfen gepaart mit Schleicheinlagen und Kletterpartien besteht. Doch der Reihe nach...

Man schlüpft in die Rolle von Talion, einem Waldläufer der als Hauptmann für Gondor das Schwarze Tor bewachen soll, also die Pforte zu Mordor. Die Story spielt also zwischen den Ereignissen im "Hobbit" und der Ringtrilogie. Mordor schlummert, der böse Herrscher Sauron kann ohne den Ring, der sich ja im Besitz Bilbos befindet, keine Gestalt annehmen und bleibt so machtlos. Jedoch formt sich in Mordor eine neue mächtige Orkarmee, die Menschen versklavt und raubt und mordet wie wildes Getier. Eines Tages überfallen die Orks nun also das von Talion bewachte Schwarze Tor. Dieser wird samt seiner gesamten Familie ermordet. Jedoch ist ihm der Tod nicht vergönnt, denn die Schwarze Hand, einer von Saurons mächtigen Schwarzen Hauptmännern und seine rechte Hand, hat ihn mit einem Fluch belegt. Als Grabwandler findet er keine Ruhe, im Gegenteil, er teilt sich den Körper mit einem Elben, den man immer nur als Geist erleben kann.

 

Das ganze hört sich anfangs recht unsinnig an, wird aber zum Ende des Spiels hin recht stimmig erklärt und sehr spannend mit Sauron und dem Ring verwoben. Spielerisch erweist sich dieser Ableger als erster, als absolut ausgereift. Das Spielprinzip ist sehr simpel: Man befindet sich in Mordor, welches von einem grünen und fruchtbaren Land nun zu dieser kahlen Aschelandschaft gemacht wird, die wir aus "Die Rückkehr des Königs" kennen. Bis auf ein paar Menschensklaven der Orks gibt es nichts, aber auch gar nichts friedliches in dieser toten Gegend. Der Grabwandler wird zum Hauptfeind der Orks denn durch seinen Fluch kann er nicht sterben, dies ist eine einfallsreiche Art, dem Game Over und das wieder Leben mit narrativen Mitteln zu erklären. Talions einzige Aufgabe ist es also sich den Orks zu stellen und die Hauptmänner von Saurons Armeen zu töten, um seine Macht so zu schwächen.

 

Hier greift nun die große Innovation des Spiels, das Nemesis-System. Es stellt die Hierarchien und Machtkämpfe zwischen den Orks dar. Tötet man beispielsweise einen Hauptmann bei einem Überfall auf einen anderen und dieser entkommt, steigt dieser in seiner Macht auf und wird stärker. Wird man selbst von einem Hauptmann getötet, wird dieser besonders in seiner Macht aufsteigen und alle, bei denen man einen Rückzieher machen musste, anstatt ihnen die Birne von Leib zu trennen. Jeder Hauptmann hat aber auch eigene Stärken und Schwächen, die man durch feige Orks, die sie verpfeifen, in Erfahrung bringen kann. So kann der eine mit einem einzigen Pfeil in den Kopf getötet werden aber durch Schleichangriffe kriegt er nicht einmal einen Kratzer ab. Ihre Vorgesetzten sind hingegen die Häuptlinge, die mächtigsten und wichtigsten Orks. Sie zu töten erfordert am meisten Geschick, da man zuvor mit einer Tat wie 20 seiner Leute in 2 Minuten zu töten, auf sich aufmerksam machen muss. Hauptmänner können durch erfolgreiches Bekämpfen von Talion auch zu Häuptlingen aufsteigen. Dieses System funktioniert sehr gut und ist zumindest anfangs sehr interessant.

 

Doch hier beginnt das Spiel zu schwächeln, denn irgendwann stellt sich Routine ein. Man hat die für einen selbst am besten funktionierenden Angriffe für Saurons Heerscharen gefunden und metzelt sich durch immer größer werdende Gegnermassen. Unfair, bzw. nervig wird das Spiel, wenn zufällig drei, oder vier Hauptmänner samt Gefolge an der gleichen Stelle hocken. Hier hilft nur die Flucht und isoliert sie voneinander. Leider haben es die Entwickler von Monolith verpasst, irgendwelche anderen Aktivitäten ins Spiel einzubauen, im Endeffekt baut auch jede Nebenmission auf dem Töten von Orks auf. Da für das Kampfsystem eindeutig die "Batman - Arkham" - Spiele Vorbild standen, hätte man sich auch bei Nebenaktivitäten bei den Kollegen umsehen sollen. Auch unschön ist, dass man zwar recht nett die Landschaft von Mordor samt der aus den Filmen bekannten Architektur einfing, sich alle Gebiete aber sehr ähneln und richtige Zuckerstücke, wie der Schicksalsberg mit Saurons Turm leider nicht besuchbar sind.

 

In der ersten Hälfte lebt das Spiel also vom Nemesis-System und den Ränkespielen der Orks, wenn man dieses in seiner Endlosigkeit durchschaut hat, gibt's noch ein kleines Leckerli, denn man kann dann auch Orks mit der Macht des Elben unter seine Kontrolle bringen und Hauptleute für einen selbst kämpfen lassen. Leider war man hierbei nicht wirklich strikt, so kämpfen ihre Untergebenen immer noch gegen Talion.

 

Aber das ist Meckern auf hohem Niveau, das Spiel macht Spaß und in der zweiten Hälfte wird es durch die immer interessanter werdende Story rund um die Vergangenheit des Elben, Sauron und den Ring vorangetrieben. Das Ende kann dem aber nicht ganz gerecht werden, denn durch die Geschichte in den Filmen und das Übereinstimmen mit diesem ist man etwas begrenzt gewesen um hier nicht mit so einem Blödsinn wie der alternativen Zeitlinie bei "Star Wars - The Force Unleashed" aufzuwarten.

 

Wir deutschen Spieler kommen ja auch noch in den Genuss einer besonderen Wohltat. Wo im Original Andy Serkis nicht Gollum seine Stimme lieh, konnte in Deutschland Andreas Fröhlich seine Paraderolle übernehmen. Dieser Smeagol sorgt in der ersten hälfte des Spiels für die besten Momente. Das lässt Erinnerungen an die Hobbit-Trilogie wach werden, wo Gollums Spielchen mit Bilbo doch auch die mit Abstand beste Szene darstellte. Die restliche Synchronfassung kann auch überzeugen. Zwar bekamen Saruman und Galadriel auch winzige Auftritte, diese waren es aber nicht wert, die Originalsprecher zu engagieren - verständlicherweise. Dennis Schmidt-Voss, Berndt Vollbrecht oder Sonja Spuhl sind weitere Sprecher.

 

Endlich, nach 2006 das erste wirklich gute (ich würde Note 2 geben) Spiel um Mittelerde. Das erste mal seit langem eine funktionierende Geschichte, die sich selbst aber auch nicht allzu sehr in den Mittelpunkt der Saga drängt. Vielleicht ist es ja der Grundstein für ein neues Franchise. Man stelle sich einmal ein Open-World-Spiel vor, in welchem man zwischen Minas Tirith, Osgiliath und Mordor pendeln kann. Dabei hin und wieder einen bekannten Charakter trifft und zum Ende hin in die Ereignisse aus dem dritten Film geworfen wird.

 

Ich hoffe, euch hat mein kleiner Exkurs in ein anderes Gebiet gefallen. Wenn dem so sei, hätte ich schon die richtige Idee für meinen nächsten Blog, ein Spiel dass die Atmosphäre der Filmvorlage so gut wie kein anderes vor ihm einfing, von den Kritikern zu schlecht bewertet wurde und eigentlich die positive Überraschung des letzten Jahres war.

 

Wie immer: alle Bilder sind Screenshots, Fotos, die von mir persönlich angefertigt wurden und stammen von den jeweiligen Veröffentlichungen. Die Rechte liegen bei den jeweiligen Rechtsinhabern.

Meine neue Blogreihe ist da, diesmal geht's nicht nur um den Italowestern sondern um das gesamte Euro-Kino! Viel Vergnügen mit einem Blog, den ich schon lange geplant habe:

 

Die Achtziger, bisher hab ich noch fast nichts über dieses Jahrzehnt geschrieben, war es doch ein eher trauriges für europäische Kultfilme: Terence Hill und Bud Spencer beendeten nach dem grandiosen "Vier Fäuste gegen Rio" und einem weiteren unbedeutenden Beiwerk in Miami ihre Zusammenarbeit; gleiches galt für Das Wahrzeichen Dänemarks - Die Olsenbande. Beide Kombinationen versuchten in den 90ern ein Comeback und beide scheiterten (was bei Terence Hills Regieversuch jedoch deutlich tiefere Wunden hinterließ als bei den einfach nur VIEL ZU alten Olsens). Auch Louis de Funès starb bereits in den frühen 1980ern.

 

Trotzdem war es noch kein schlechtes Jahrzehnt für den europäischen Film. Gründe sind wohl die starken Deutschen: Kinski und Herzog produzieren Filme von recht beeindruckender Art, Dieter Hallervorden überträgt Nonstop Nonsens erfolgreich auf die große Leinwand und Otto Waalkes kann dies mit seinen Streifen sogar noch toppen. Mit "Das Boot" gelingt auch endlich ein deutscher Kriegsfilm über den 2. Weltkrieg, der wirklich unterhält und nicht bloß belehrt und traurig macht.

 

Diesmal waren es aber auch andere Mächte, die selbst einmal im Rampenlicht stehen wollten. Unsere legendären Synchronsprech-Schwergewichter. Mit Hauptdarsteller Lewis Collins und der Hilfe von zu diesem Zeitpunkt sicherlich günstigen Schauspielern wie Ernest Borgnine oder Lee Van Cleef schuf Regisseur Antonio Margheriti (Italowestern Veteran der zweiten Reihe) den unschwer als Abklatsch zu erkennenden "Geheimcode: Wildgänse", für  welchen sogar Klaus Kinski verpflichtet werden konnte (wahrscheinlich, weil dieser mit ihm bereits im Italowestern kooperierte).

 

Hinter diesen ehemals, oder zu jener Zeit immer noch großen Namen platzierten sich dann Bruce Willis, Sly Stallone, Pierce Brosnan, oder Harrison Ford bzw. eigentlich deren deutsche Sprechapparate, namentlich Manfred Lehmann, Thomas Danneberg, Frank Glaubrecht und Wolfgang Pampel.

 

Dies war nun also die explosive Mischung für wunderbares deutsch-italienisches B-Film Kino der besonderen Art. So bat Erwin C. Dietrich, schweizer Filmproduzent der eher mit schmuddeligem in Verbindung gebracht werden könnte, 1984 zum ersten eigenen Söldnerabenteuer - in dem Lewis Collins und seine Truppe von deutschen Synchronikonen das erste Mal den Dschungel unsicher machten:

 

Story ist kaum vorhanden, Cpt. Wesley (Collins) und seine Truppe, die Wildgänse jagen im Dschungel Südostasiens Drogenschmuggler, jagen dabei Züge, Depots, Konvois und so weiter in die Luft. Hier und da stirbt dann einer aus der Bande. Als größerer Name stößt Lee Van Cleef als Heli-Pilot zur Truppe, nebenbei hat der Auftraggeber der Wildgänse in der Nähe noch zwei weitere Leute positioniert, und zwar Ernest Borgnine und Klaus Kinski. Übrigens, einer der beiden wird sich als Verräter entpuppen - welcher, wird aber nicht verraten, dürfte allerdings auch nicht so schwer zu erraten sein...

 

Wirklich gut wird die Sache eigentlich nie, allerdings ein launiger 80er Jahre Soundtrack, jede Menge Tote, Explosionen so weit das Auge reicht und das tolle Ensemble machen einfach Spaß. Vor allem die Endszene mit Kinski im Ballerrausch ist einfach nur kultig (ist auch die einzige Szene, die so wirkt, als hätte er Bock dazu). Dazu Margheritis Faible für das Zerstören von Miniatursets und fertig ist Euro-Action der besonderen Art. Allerdings sind es die Sprecher, die nun einmal vor die Kamera treten, denen man den Spaß jederzeit anmerkt.

 

Fazit I: Wer Kinski, Lee Van Cleef, Lewis Collins und deutsche Synchronsprecher mag, kommt auf jeden Fall auf seine Kosten - wobei lustigerweise für diese Masse an hochkarätigen Sprechern, die Dialoge ziemlich unwürdig waren (angeblich war für die deutsche Fassung sogar Arne Elsholtz höchstpersönlich zuständig!). Wer damit nichts anfangen kann, bleibt bei Rambo 2. Einen zweiten "Die Wildgänse kommen" sollte man aber auch nicht erwarten!

 

Im zweiten Teil der lose zusammenhängenden Trilogie sehen wir viel ähnliches: Collins als Obersöldner, Kinski als... Kinski, Danneberg und einige andere Sprecher als weitere Söldner, aber "Kommando Leopard" hat auch einige andere Facetten, so ist der Film nicht mehr nur Dschungel-Ballerei, sondern wird leicht politisch, so versuchen die Leoparden diesmal den Präsidenten einer Bananenrepublik zu stürzen, dessen wichtigster Vertrauter, Kinski ist. Und Manfred Lehmann ist diesmal als Missionar dabei.

 

Der Film steht seinem Vorgänger jedoch in einer Sache nach: es fehlen die Zugpferde. Bis auf Collins und Kinski ist keiner der großen Namen mehr dabei, des weiteren sterben bereits am Anfang einige wichtige Figuren und Lehmann ist als Geistlicher, Pazifist. Collins muss also die Last dieses Filmes fast alleine auf seinen Schultern stemmen, sodass diese Szenen fehlen, in denen man einfach mal den Altstars (wie Lee Van Cleef) huldigt.

 

Margheriti überhob sich leider auch an manchen Spezialeffekten, so sahen eine Flugzeugexplosion oder ein brechender Staudamm noch ganz gut aus, die Mischung aus Realszenen und Modelleisenbahn war dann aber zu viel des Guten.

 

Diesmal muss ich jedoch auch nochmal konkret auf die Synchronisierung zu sprechen kommen. Da Thomas Danneberg diesmal nur eine kleinere Rolle hat und der Film sowieso komplett nachsynchronisiert wurde, hat man ihn diesmal direkt den Hauptdarsteller Lewis Collins sprechen lassen. Danneberg wurde hingegen von Rainer Brandt gesprochen, was eine skurrile Sache war, schließlich hat Brandt in seinen Schnodder-Werken die Rollen, die er zunächst selbst sprach, innerhalb der 70er Jahren, fast komplett Danneberg übergeben (Franco Nero, George Hilton...). Im ersten Teil wurde Collins übrigens von Eddie Murphy Stimme Randolf Kronberg gesprochen.

 

Fazit II: Beim zweiten Mal fasziniert das Ganze leider nicht mehr so ganz, allerdings versucht der Film erwachsener zu sein als sein Vorgänger, dies gelingt allerdings nur bedingt. Kinski beim wie wild durch die Gegend ballern zuzusehen, ist allerdings auch beim zweiten Mal noch eine tolle Sache.

 

Aller guten Dinge sind drei, dachte sich wohl auch Erwin C. Dietrich, und so brachte seine Ascot Elite 1988 "Der Commander" heraus. Dieses mal ist man wieder deutlich näher am ersten Teil, wieder gibt es Dschungel-Action, Lee Van Cleef wurde wieder belebt und hat hier seinen letzten Auftritt im europäischen Kino, denn er starb bereits 1989. Außerdem wurde Donald Pleasence an Bord geholt, der jedoch auch schon Jahre älter war als L. V. Cleef.

 

Jedoch war Kinski nicht mehr dabei, der größte Verlust. Gleichzeitig wurde die Story abstruser, so wurde um Manfred Lehmann dieses Mal eine bescheuerte Doppelgänger-Geschichte gesponnen. Der Verlust des wichtigen Gegenspielers, wurde diesmal also mit einem deutlich komplizierteren Plot als in Teil eins, kompensiert. Schade ist, dass nach der Einleitung eine dreiviertel Stunde lang nur gequasselt wurde, bis endlich wieder geballert wurde. Zum Teil spielt die Handlung dieses mal übrigens in Berlin.



Diesmal wurden die Synchronsprecher wieder besser und zahlreicher eingebunden. Manne Lehmann war wieder unter den Söldnern, Frank Glaubrecht hatte wesentlich mehr zu tun als zuvor und auch De Niros Sprecher Christian Brückner mischt diesmal ein wenig mit. Margheriti oder auch Anthony M. Dawson, wie er sich nannte, hatte sich diesmal die ganz großen Modellexplosionen verkniffen, dennoch waren nicht alle Effekte unbedingt perfekt.

 

Machen wir es kurz für Fazit III: Der erste Teil ging durch Margheritis Gulaschkanone, wurde neu ausgewurstet, ist aber eben nur noch die Kopie eines mehr oder minder als Kopie angelegten deutsch-italienischen B-Filmes. Kaum der Rede wert.  

 

Man sah den Filmen vor allem eines an: Manfred Lehmann, Thomas Danneberg und Konsorten hatten es satt, immer nur im Synchronstudio zu hocken und den Sly Stallones oder Kurt Russels dieser Welt nur ihre Stimme zu leihen. Vor allem Lehmann war ein absolut cooler Söldner, den ich gern öfter in solchen Rollen gesehen hätte. In irgendeinem Film-Forum hat mal jemand gesagt, man hätte Lehmann in den 80ern locker zum deutschen Actionstar aufbauen können, wie die deutschen Produzenten jedoch so sind, wird Potential verschleudert wo es nur geht. Schade eigentlich, ein deutsches Actionkino hätte Standorte wie Babelsberg sicherlich zu viel größerem Ruhm in der Welt verholfen... Perlen vor die Säue.

 

Alle drei Filme wurden von Ascot Elite übrigens vor kurzem auf Blu-Ray herausgebracht. Obwohl Kameramann Peter Baumgartner die Restaurierung überwacht hat, finde ich das Bild der Scheiben zum Teil recht mau, allerdings stelle ich mir die Drehbedingungen auf den Philippinen auch nicht gerade rosig vor. "Der Commander" hat allerdings das mit Abstand beste Bild der Reihe, hier hab ich eigentlich gar nichts zu meckern, gute Schärfe und wenige Verunreinigungen, sehr schön.

 

Wer noch immer nicht genug bekommen hat von diesem wunderbaren Euro-Kult, der kann sich auch einmal an "Die Rückkehr der Wildgänse" wagen, in dem von der hier aufgeführten Besetzung immerhin noch Manfred Lehmann mitmacht. Regisseur Fabrizio De Angelis lässt aber auf nichts gutes schließen...

Die Quellen der Bilder sind die jeweiligen DVD/Blu-Ray/VHS-Veröffentlichungen oder TV-Mitschnitte, sowie Kinoplakate oder Cover.


Zum Tod von Eli Wallach

25. Juni 2014

Was macht einen Film besonders? Sind es darstellerische Glanzleistungen, brachiale Bildgewalt, ohrenumgarnende Soundtracks oder nervenzerreißende Actionszenen? Ich behaupte, keines dieser Merkmale macht einen Film besonders und damit außergewöhnlich, sondern lediglich gut.

 

Kaum ein anderer vermochte es bislang, einen solchen Anpressdruck an die Bildröhre hervorzurufen, als der Maestro, Sergio Leone. Eine meiner absoluten Lieblingsszenen der Filmgeschichte befindet sich am Ende von "Zwei glorreiche Halunken". Nach mehr als zwei Stunden der Irrfahrt auf der Suche nach einem Haufen Gold, der sich auf einem Friedhof befinden soll, stößt Tuco, der vom Blonden gejagt wird, mit dem Kopf an einen Felsen. Plötzlich schwenkt die Kamera hoch und man erlebt zeitgleich mit dem von Eli Wallach verkörperten Tuco, dass der Friedhof nun endlich gefunden wurde. Ein gewaltiges Meer aus Grabsteinen und Holzkreuzen erschließt sich einem, dazu eines der brillantesten Lieder, dass je für einen Film komponiert wurde, "l'estasi dell'oro", von Ennio Morricone. Sofort ist man angehalten den Ton am Fernseher lauter zu drehen. Diese Szenen, die bei einem Gänsehaut auslösen, einen wie gebannt an den Bildschirm fesseln und einen Hauch von einem Lächeln ins Gesicht zaubern, diese Szenen sind es, die aus guten und sehr guten Filmen, Klassiker machen, da diese Szenen im Gedächtnis bleiben. Die Symbiose aus Bild, Ton und Schauspielerei kommt hier zur Vollendung.

 

Welcher Regisseur kann schon von sich behaupten, nur zwei Jahre nach seinem großen Meisterwerk, dieses direkt noch einmal zu wiederholen, bzw. sogar zu überbieten? Mit "Spiel mir das Lied vom Tod" gelang Leone ein solcher Coup.

 

Eli Wallach, der ursprünglich nur ein Ersatz für Gian Maria Volonté war, erlangte durch seine geniale Darstellung des Gauners Tuco weltweit Beachtung. Im Gegensatz zu bspw. Lee Van Cleef, war es für ihn allerdings nicht der Start einer Italowestern-Karriere, im Gegenteil, er suchte sich seine Rollen genau aus.



Im Spaghettiwestern trat er nach "The Good, The Bad and the Ugly" nur noch drei mal auf: zum einen in "Vier für ein Ave Maria", in dem er schauspielerisch dem Duo Hill und Spencer im Halbschlaf den Schneid abkaufte, im mittelmäßigen "Zwei wilde Companeros" mit Franco Nero und in "Stetson - Drei Halunken erster Klasse", dem letzten Western von Sergio Corbucci, der allerdings ziemlich in die Hose ging, wobei Wallach auch hier der große Lichtblick war.

 

Seinen alten Filmpartner Clint Eastwood traf er im Film übrigens nie direkt wieder, allerdings hat er in Eastwoods Film "Mystic River" eine kleine Gastrolle. Wer schon immer einmal sehen wollte, wieso Wallach für die Rolle als Tuco von Leone erwählt wurde, der sollte sich den Episodenfilm "Das war der wilde Westen" angucken, hier hatte er eine ganz ähnliche Rolle als Bandit.

 

Die berühmteste Anekdote um seine Person ist wohl, dass er beim Dreh von "Zwei glorreiche Halunken" zweimal fast tödlich verunfallt wäre, einmal bei der Szene, als er einen Zug über die Ketten um seine Arme fahren lassen will, als ihn dieser beinahe erfasst, das zweite mal hätte er laut eigenen Angaben fast Gift geschluckt.

 

Eli Wallach starb am 24.6. 2014 im stolzen Alter von 98 Jahren. Möge er in Frieden ruhen.

Die Quellen der Bilder sind die jeweiligen DVD/Blu-Ray/VHS-Veröffentlichungen oder TV-Mitschnitte, sowie Kinoaushänge aus meiner Sammlung

Fortsetzung vom ersten Teil:


Onkel Hill

 

Während Bud sich in immer schwächere Rollen stürzte und dann Ende der Achtziger kaum noch in der Lage war rein körperlich (sowohl vom Alter, als auch dem Gewicht) seine Genrefilme zu drehen, war Terence zum kuschelweichen Familientypen mutiert.

 

Die erste Anwallung dieses neuen Mario Girotti sah man 1983 in seiner Adaption eines italienischen Klassikers: "Keiner haut wie Don Camillo", an dem seine ganze Familie mitwirkte. Der Film war weder Fleisch noch Fisch, ihm fehlte die Lässigkeit eines richtigen Terence Hill Filmes aber auch der Charme des Originals, auch die Zeit um den Kommunisten Peppone glaubwürdig darzustellen war Mitte der 80er schon längst vorbei. Es wurden viele sinnfreie Kleinigkeiten, wie eine Heirat beim Fallschirmspringen, eingebaut, die den Film nicht gerade sehenswerter, sondern flacher gestalteten.

 

In "Renegade", der nächsten Familienangelegenheit Hills mit seinem Stiefsohn Ross in der anderen Hauptrolle, versuchte er sich dann noch einmal statt mit Bud Spencer, mit der eigenen Sippe. Dass der Film nicht wieder so eine Pleite wurde, wie letzt genannter, liegt hauptsächlich daran, dass er den Regiestuhl an den Altmeister abgetreten hatte, E.B. Clucher, alias Enzo Barboni, der Regisseur der Halleluja Streifen schuf einen ganz netten Film, dem allerdings erneut der richtige Pfiff fehlte.

 

Dann folgte für den Italiener wohl die Zäsur in seinem Leben, die alles verändern sollte, der Unfalltod des Stiefsohnes († 1990) mit dem er nun eigentlich gemeinsam so richtig durchstarten wollte. So sollte Ross in seiner "Lucky Luke" Adaption eigentlich Billy the Kid spielen.

 

Nichtsdestotrotz produzierte Hill mit dem Rest seiner Familie den Film und die dazugehörige Serie, die wieder weder besonders nah am Original war, noch an Hills Blütezeit als Nobody anknüpfen konnte. Zuviel kindlicher Humor und unglaubwürdige Albernheiten bzw. Hexereien, zu wenige Prügeleien und Szenen in denen er seinen Charme richtig ausspielen konnte. So zog sich der weichgespülte Terence Hill weiter durch seine Karriere, jedoch manifestierte sich eine Eigenart Hills, die ihn für meinen Geschmack nicht besser machte: sein Hang zur katholischen Religiosität.

 

Eine letzte Prügelei...

 

Doch bevor sich Hill endgültig dem Glauben verschrieb, konnte der Dicke ihn noch einmal zu einem gemeinsamen Abenteuer überreden: "Die Troublemaker" war also das nächste Projekt im Kreise nicht nur einer Familie, sondern der gemeinsame Streifen der Sippen von Pedersoli und Girotti. Auf den ersten Blick hört sich das ganze viel versprechend an, Hill und Spencer wieder als Brüder unterwegs, es schien wieder ein klassischer Film nach Halleluja-Art zu werden!

 

Doch auf den zweiten Blick offenbarte der Film eine Abnormalität, er spielte nicht in Almeria, sondern direkt in den Staaten, im Cast war keiner der alten Haudegen, kein Riccardo Pizzuti, einfach niemand von der alten Garde. Auch im weiteren Produktionsteam fanden sich keine alten Gesichter, Morricone, die De Angelis Brüder, E.B. Clucher, sie alle waren einfach nicht dabei (nur Casaro, er schuf wieder das Plakat).

 

Stattdessen wurde der Film von einem gewissen Matthias Wendlandt produziert... Moment mal, Wendtland, da klingelt doch was... und in einer Nebenrolle Eva Hassmann... Hassmann... Wendtland... da fehlt noch ein Puzzleteil. Plötzlich jodelt es in einen Ohren: "Jodelahiti!!!" Otto Waalkes, das war das fehlende Teil, zufälligerweise produzierte Horst (der Vater von Matthias) Wendtland alle seine Filme. Böse Zungen würden jetzt behaupten, die völlig Talentbefreite Gattin vom Ostfriesen (Hassmann) hätte diese Rolle durch Beziehungen bekommen, aber auf so eine Idee käme ich doch nie.

 

Im Klartext, der viel zu dicke Bud, der nun Kutsche fahren musste, weil er nicht mehr auf ein Pferd passte und der Softie Terence lieferten einen weichgespülten Kleinkind-Western ab, ohne jeden Pfiff, gute Musik oder sonst irgendwas im Sinne der guten alten Italowestern. Traurigerweise mussten E.B. Clucher, Pizzuti und co., mit denen die beiden nun anscheinend nichts mehr zu tun haben wollten, einen eigenen Film drehen: "Sons of Trinity" oder auch "Trinity & Babyface" war der Versuch der alten Bande mit neuen Darstellern den Mythos weiter leben zu lassen, natürlich verfehlten sie ihr Ziel um Längen, da niemand neue Doppelgänger wollte, die gab es schließlich schon in den 70ern. Hätten sie alle wieder zusammengearbeitet, wäre sicherlich ein deutlich besseres Ergebnis herausgekommen.

 

Übrigens: Kalauermeister Rainer Brandt, der die Synchronfassungen all dieser letzten Filme erstellte, bekam seit 1986 mit "Die Miami Cops" keine deutsche Fassung mehr zustande, die auch nur im Ansatz an alte Knaller heranreichte, ob dies an ihm oder den Vorgaben der Produktion bei Rialto oder wo auch immer lag, kann ich nicht einschätzen.

 

 

Vier weiche Fäuste in der Gegenwart

 

Nach dieser Riesenpleite gingen beide wohl endgültig wieder getrennte Wege. Terence Hill fand seine neue Heimat als "Don Matteo", Pfarrer, der Kriminalfälle, in dieser bereits seit 1999 in Italien laufenden Serie, löst. Seine beste Rolle seit "Renegade", da er hier ein gutes Maß gefunden hat und endlich nicht mehr alte Figuren ausgräbt und schändet, sondern sich selbst versucht an einer neuen sympathischen Figur. 2010 wurde ich richtig aufgeregt, als ich hörte, Hill habe einen neuen Western gedreht, anscheinend eine Fortsetzung zu Nobody... Das Ergebnis war "Doc West", nur der deutsche Titel wandelte ihn so um (wie in der guten alten Zeit mit den betrügerischen Titeln). Wieder führte Hill Regie und wieder war es ein familienfreundliches Fest der Langeweile. Den zweiten Teil habe ich bis heute nicht gesehen und das wird wohl auch so bleiben.

 

Bud schlug sich nach zwei Serien mit dem "Miami Vice" Star Philip Michael Thomas (die sogar ganz amüsant waren) nur noch mit kleinen Rollen so durch. 2005 übernahm er dann noch mal eine Hauptrolle in einem Fernsehfilm, der es sogar zu uns schaffte. Bud (sogar von Wolfgang Hess synchronisiert) war in "Padre Speranza" ein Priester, der einen Mafia-Kriminalfall löst. Dass er damit an den Erfolg seines ehemaligen Partners in dessen neuen Paraderolle als Don Matteo anknüpfen will, ist wohl nicht von der Hand zu weisen.

 

Epilog

 

Was bleibt, ist entweder ein realistisches Bild der beiden, oder man schaut nur auf gute Zeiten, blendet alles andere aus und erhält so den Mythos am Leben. Der private Fernsehsender Kabel Eins tut mit seiner Ausstrahlungspolitik seit nunmehr 15 Jahren alles dafür, dass das Bild der beiden als perfektes Duo erhalten bleibt, indem man nur die Evergreens der 70er und 80er sendet, und zwar in Dauerschleife. Viele wissen sicherlich nicht einmal von "Gott vergibt, Django nie" oder dem genialen "Vier für ein Ave Maria", weil diese für Kabel 1 anscheinend schon nicht ins Schema passen. Die Öffentlich-Rechtlichen verbannen diese alten Filme hingegen jenseits der 23 Uhr Marke, wo man sie erst einmal finden muss...

 

Schlussendlich bleibt es jedem selbst überlassen, sich ein Bild zu machen und sich Erinnerungen oder auch neue filmische Erfahrungen so aufzubereiten, wie man es gern hätte.

 

Post-Epilog für Terence

 

Eigentlich wäre dies der letzte Satz meiner Ausführungen gewesen, jedoch würde dieser Satz die beiden wieder nur auf die beiden naiven Prügelbarden reduzieren, die die Medien heute gern immer noch genauso hätten, wie in den 70ern. Auf Bud Spencer mag dies zwar zutreffen, er war - und das betont er immer besonders - kein Schauspieler, verprasste sein Geld und musste alles einmal ausprobieren (z.B. machte er den Pilotenschein und war "Erfinder").

 

Die viel interessantere Persönlichkeit ist Terence Hill, ein Mann, der jeglichen Medienrummel meidet und deshalb für jene Medienschakale auch längst nicht so interessant ist, wie sein dicker Ex-Partner, dessen Deutschlandreise für dieses Frühjahr merkwürdigerweise abgesagt wurde, aus gesundheitlichen Problemen (man munkelte schon, dass es mit ihm zu Ende gehen könnte), und plötzlich sei er wieder gesund und hat ein neues Buch, und zwar ein Kochbuch... zurück zu Hill:

Wie wurde er zu diesem anscheinend streng gläubigen und introvertierten Familienmenschen, der Ende der 60er noch als Django dutzende Leute im Film niedermähte? Ansetzen würde ich Mitte der 1970er Jahre: Terence auf dem Hoch seiner Karriere, als Nobody hatte er einen waschechten A-Film Erfolg, der sogar fast so gut war, wie ein echter Leone-Streifen, so konnte er zwei große Rollen in Hollywood an Land ziehen, in denen er nicht den Fäusteschwinger vom Dienst mimen musste. Jedoch floppten sowohl "Mister Billion", als auch "Marschier oder Stirb", was ihn dann wieder in die Arme des italienischen Kinos manövrierte, zurück zu Bud und  den "Vier Fäusten". Wahrscheinlich mischte nun Anfang der 80er die große Enttäuschung mit, dass man, obwohl man im Gegensatz zu Spencer perfekt englisch spricht und deutlich fleißiger ist, ihn nie so wirklich überholt hat, im Gegenteil, heute ist Hill der weniger populäre - zumindest in der Bundesrepublik.

 

Zu der Sackgassenkarriere kam dann der Tod des Stiefsohns und der endgültige Abstieg zur C-Garde unter den Schauspielern, dies alles führte wahrscheinlich dazu, dass sich Hill alias Mario Girotti so stark zur Kirche hingezogen fühlt und Erfüllung im Glauben zu finden scheint. Zu sehen ist dies im besonderen Maß an Don Matteo, anders als Don Camillo, oder Cowboy Doc West braucht er hier keine halbgare Figur zwischen alten Erwartungen und neuem Sein zu spielen, sondern einfach einen Menschen, wie er selbst. Und der Erfolg in Italien gibt ihm Recht.

 

Nun also der echte Abschlusssatz: Auf den ersten Blick sehen wir in den "Vier Fäusten" ein belanglos-locker-flockiges Abenteuerfilm-Duo, naiv und geerdet, was wir aber nicht sehen, sind die Menschen und komplexen Charaktere die sie wirklich sind (vor allem trifft dies auf Hill zu), sondern lediglich Filmfiguren, die schon lange nicht mehr existieren, sonst würden die beiden wie all die anderen Sequel-Eunuchen versuchen, uns mit wie auch immer gearteten neuen Abenteuern zu quälen.

 

Nun noch eine Filmempfehlung:

 

Ein Schinken von dem ich vor Jahren gehört hatte, heißt "Zwei tolle Hunde in Hongkong", zufälligerweise lief er letztens auf dem MGM-Sender von Sky. Ein klassischer Streifen mit zwei Spencer/Hill Lookalikes, im Gegensatz zu "Butch und Toby" (siehe Italowestern Blog Nr. 2) jedoch mit einer der genialsten Vertonungen aus dem Hause Brandt, die ich je hören durfte. Eine Geisha, die wegen ihrer starken Schminkung als Mehlklafte bezeichnet wurde, und Dutzende andere Anzüglichkeiten, bis hin zu einem Sachsen mit Monokel (Vorgänger von Oberst Klink?) machen diesen Film zu einer von Brandts Top 5 Arbeiten! Viel Spaß beim Angucken.

Die Quellen der Bilder sind die jeweiligen DVD/Blu-Ray/VHS-Veröffentlichungen oder TV-Mitschnitte, sowie Kinoaushänge aus meiner Sammlung
 


Dadurch dass bei mir viel an anderer Arbeit anstand, hab ich hier schon eine halbe Ewigkeit keinen Blog mehr verfasst, das ändert sich heute, mit meinem bislang größten Blog (insgesamt 7 Word-Seiten ohne Bilder!):



Prolog

 

Nach einigen Blogs, in denen ich mich direkt oder auch indirekt mit Terence Hill und / oder Bud Spencer beschäftigte, kommt nun, quasi als krönender Abschluss, ein Blog über die zwei Kulthelden schlechthin für das deutsche Publikum, der allerdings nicht unbedingt als Liebeserklärung dienen soll, diese habe ich bereits in den letzten Einträgen über die beiden getätigt. Heute soll es auch einmal ein paar ungewohnte und auch kritische Töne geben, einfach eine Sicht auf die VIER FÄUSTE, die es so bisher nur sehr selten gab.

 

Mythen

 

1970 war es so weit, die erste waschechte Komödie mit den beiden erblickte das Licht der Welt: "Die rechte und die linke Hand des Teufels". Ein Film, der richtungweisend war und die beiden zu richtigen Stars machte. Doch auch der Film selbst sorgte für Mythen. So herrschte in Deutschland jahrelang Unklarheit darüber, ob dieser Streifen über eine Neusynchronisierung von Rainer Brandt verfügte. Schließlich gab es einen Trailer von Rainer Brandt und ein passendes Kinoplakat von Renato Casaro welches im Stil des Plakats von "Vier Fäuste für ein Halleluja" gehalten wurde, von dem es bekanntermaßen eine neue Schnoddersynchro aus Berlin gab. Doch das Plakat stellt ein einzigartiges Stück dar, denn bei keinem anderen Plakat von Casaro wurde Malerei mit Fotografie gemischt (hier das Pferd welches Terence zieht). Erst vor kurzem konnte mit relativ hoher Sicherheit geklärt werden, dass eine solche brandt'sche Fassung nicht existiert. Ein anderes Mysterium gab und gibt es um den Film "Die fünf Gefürchteten" (siehe Italowestern-Blog Nr. 10), hier sind sich verschiedene Leute vom Fach einig, dass die Wiederaufführung unter dem Titel "Der Dampfhammer" tatsächlich auch von Brandt synchronisiert worden sein soll, mit Arnold Marquis für Bud. Ob es stimmt? Hoffentlich, dann sollte diese Fassung allerdings auf eine mögliche Blu-Ray mit gepresst werden.

 

Ähnliche Diskussionen gab es auch über die beiden ersten Plattfuß Filme, allerdings hat Brandt selbst ja bereits die Erstsynchronisierungen erstellt, weswegen eine erneute Fassung (mit Arnold Marquis statt Wolfgang Hess) recht sinnlos gewesen wäre. Hier wurden neue Trailer nur erstellt, damit man die Filme mit den neuen Titeln (z.B. "Buddy fängt nur große Fische") und Casaro-Plakaten besser wiederverwursten konnte. Wo wir schon beim nächsten Thema wären:

 

Der Plakatmaler

 

Für mich gehört Renato Casaro genauso zu den Filmen um die beiden, wie die Musik von Oliver Onions. Spätestens ab "Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle" hat der Maestro des Kinoplakats (für mich der beste Filmplakatemaler aller Zeiten) die Filme mit seinen lässigen Grafiken mit verändert (zumindest was die deutschen Versionen angeht, wo Herr Peltzer zunächst das Monopol inne hatte). Spätestens ab "Das Krokodil und sein Nilpferd" war sein toller Stil perfektioniert und die Plakate passten auch optisch zueinander. Des Weiteren waren seine Plakate fast so etwas wie ein Garant für gute neue Filme und keine alten wiederverwerteten, diese machte später z.B. der zur Nummer zwei degradierte Lutz Peltzer.

 

Doch auch um Herrn Casaro rankt sich ein Mythos, angeblich soll er die Idee für die Schleppe am Pferd von Trinity gehabt haben, damit dieser absolut lässig und faul wirkt. Womit wir wieder bei den Halleluja Filmen wären, die Terence Hill den Weg zu Leone und dem Star Henry Fonda ebneten und Bud Spencer endgültig zum Star machten, der nun auch Hauptrollen bekam.

 

Die Synchronfassungen

 

Immer wenn es in Foren im Netz Diskussionen darüber gibt, ob man sich lieber die Originalfassungen angucken sollte, bringe ich das Beispiel Spencer/Hill. Mir fällt keine andere Reihe von Filmen ein, bei denen so konsequent die Blödelsynchros eingesetzt wurden, wie in diesem Falle. Vor allem Rainer Brandt (aber auch Karlheinz Brunnemann und Horst Sommer) war und ist bekannt für seine manchmal mehr, manchmal weniger gelungenen Vertonungen, jedoch ist er auch streitbar, so gefiel vielen Zuschauern nicht, dass Wolfgang Hess Ende der 70er von Arnold Marquis als Spencer abgelöst wurde und der Dicke nun in einigen Synchros ("Das Krokodil und sein Nilpferd" zum Beispiel) leicht zurückgeblieben wirkte. Hills fester Sprecher seit "Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle" war Thomas Danneberg und als Stammsprecher seit jeher unangefochten. Für ihn war es die erste richtig große und lange Verpflichtung, er sprach ihn durch viele Zweitfassungen in jedem Film außer "Die rechte und die linke Hand des Teufels", "Verflucht, Verdammt und Halleluja" und einigen weniger bekannten Werken. Bis heute ist er DIE Konstante in der deutschen Synchronbranche (als Stallone, Travolta, Schwarzenegger, oder eben Hill). Danneberg war anscheinend der Lieblingssprecher von Brandt, sodass Rollen die vormals Brandt sprach, später Danneberg unter der Regie von Brandt übernahm (z.B. Terence Hill, den Brandt noch in "Django und die Bande der Gehenkten" selbst mimte, aber auch Franco Nero, Giuliano Gemma oder George Hilton).

 

 

Die Suche nach neuen Partnern

 

Zurück zu den Helden selbst: Kürzlich erklärte Spencer, bzw. Carlo Pedersoli in einem Nachruf auf Giuliano Gemma, dass er es bedauere nicht mehr Filme mit ihm gemeinsam gemacht zu haben. Ihre gemeinsame Arbeit gehörte wohl zu den besten Filmen mit Bud ohne Terence, da Gemma als Schauspieler vielleicht sogar höhere Qualitäten hatte als Hill (Ansichtssache). Doch Spencer brauchte, bspw. in den Zeiten, als Hill die Nobody-Filme drehte (oder die anderen eher mauen Hollywood Filme), Ersatz.

 

Anfangs war die Suche noch sehr erquicklich, mit Jack Palance war in "Halleluja... Amigo" ein perfekter Gegenspieler, der seine Schwester um jeden Preis mit dem Dicken verheiraten wollte, geschaffen. Ein Film, der zwar nicht mit ihren Glanzleistungen mithalten konnte, allerdings einige tolle Szenen bot, wie einen Bud Spencer, der immer erst losprügelte, als er sich seine Brille aufsetzte. Außerdem bekam die Leone-Ranch, das legendäre Grundstück aus "Spiel mir das Lied vom Tod" hier eine ähnlich zentrale Rolle.

 

In der deutschen Erstaufführung unter oben genanntem Titel führte Horst Sommer (wie bei den Halleluja Filmen) Synchronregie, Wolfgang Hess sprach Spencer und Arnold Marquis Palance. "Der Dicke in Mexico" nannte man die Wiederaufführung mit leider nicht wirklich mehr Komik, viel mehr dümmliches Geplapper ohne den Biss eines Rainer Brandt. So hatte anscheinend Herr Brunnemann diese überflüssige Fassung erstellt, in der Buds Pferd plötzlich reden konnte. Mit Hirthe und Petruo war diese Fassung zwar nicht schlechter besetzt, aber einfach nicht so gekonnt umgesetzt, wie eine richtig gute Schnoddersynchro.

 

Während Bud sich Anno 1972 durch diesen Western und "Sie verkaufen den Tod" mit eher mäßigem Erfolg schlug, hatte Terence die bessere Rolle an Land gezogen. Mit "Verflucht, verdammt und Halleluja" konnte er im Quasi-Nachfolger von "Vier Fäuste für ein Halleluja" erneut die Hauptrolle ergattern. Da Regisseur E.B. Clucher für Bud nur eine deutlich kleinere Nebenrolle vorsah, lehnte dieser das Mitwirken an diesem Werk ab. Als Konsequenz daraus, wurde dieser Film auch keine Prügelklamotte mehr, sondern eine ganz normale Italowestern-Komödie. Doch auch ohne ständiges Fäusteschwingen wurde dieser Film zu einer wahren Perle.

 

Der DDR-Titel "Ein Gentleman im wilden Westen" trifft den Inhalt des Filmes deutlich besser, so war Hill nämlich genau dieser Gentleman, ein feiner Pinkel, der von England in den Westen kam und in die Fußstapfen seines verstorbenen Vaters trat. So wandelte sich Joe Moore mithilfe der alten Bande seines alten Herren langsam zum Revolverhelden.

 

Dieser Film zeigte, dass Terence Hill Filme wenn das Drehbuch richtig gut funktioniert, nicht einmal eine Schnoddersynchro brauchen. Manchmal kann selbst Gottfather of berliner Gelaber Rainer Brandt einem Film mit Terence Hill nicht nur nicht gut tun, sondern ihn auch richtig gegen die Wand fahren. So geschehen Anno 1974, als man den Film "Der blauäugige Bandit" in die deutschen Kinos brachte. Ein Drama, welches bereits 1969 in Italien lief und sich mit der sonst kaum bekannten Thematik von Separatisten in Sizilien beschäftigte. Der ganze Film war eigentlich todernst, so ging es darum, dass der von Hill gespielte Charakter den Mord an seinen Bruder rächt, in den Knast kommt, entflieht, 'ne Geisel nimmt, und so weiter...

 

Der Film wird von Ansammlungen verschiedener medialer Artikel aus Presse und Rundfunk zusammengehalten, allerdings wird die Thematik einfach durch zu billige Einstellungen und miese Kameraschwenks nicht gerade aufgewertet. So kann man dem Film definitiv zu Gute halten, dass er ambitioniert ist, allerdings filmtechnisch nicht überzeugt. Die alte Videokassette tut ihr übriges (denn der Film ist nie auf einem digitalen Medium erschienen).

 

Brandts deutsche Fassung, die stark geschnitten ist (bei einer Ballerei gab es keine Toten zu sehen), funktioniert einfach nicht. Thomas Danneberg muss an manchen Stellen so schnell reden, um noch einen halbwegs lustigen Spruch einzubauen, dass er kaum hinterher kommt. Dazu kam, dass die Sprüchedichte bei dieser Vorlage einfach so unspektakulär war, dass es sich auch dafür nicht lohnen würde den Film zu sehen. Vielleicht lag es an diesem Film, dass Brandt fortan keine alten, ernsten Western des Duos mehr auf lustig umsynchronisierte (bis auf "Vier Fäuste für ein Halleluja" und ggf. oben genannter "Dampfhammer").

 

Für Bud wurde die Suche nach Partnerschaften unterdessen immer schwerer, zunächst kamen Kinder, wie der Außerirdische Kleine, oder der schwarze Bodo, dann Indianer (in "Eine Faust geht nach Westen") oder ein extremst verkleideter Tomas Milian in "Bud der Ganovenschreck". Anfang der 80er kam man an den Punkt, als alles und jeder, den das italienische Kino bot, in irgendeiner Form bereits irgendwie mit mindestens einem der beiden zusammenarbeitete. Eli Wallach, Franco Nero, Lee Van Cleef, Klaus Kinski, Henry Fonda, Frank Wolff, Raimund Harmstorf, Woody Strode, Donald Pleasence, Giuliano Gemma, Telly Savalas, Rita Pavone, Gene Hackman, Ian Holm, Jackie Gleason, Pierre Brice, Harry Carey Jr. James Coburn oder Ernest Borgnine, sie alle hatten (man glaubt es kaum) schon mit mindestens einem der beiden zu tun.

 

1982 hätte dann also ein Film entstehen können, den so wohl niemand wollte bzw. will, aber sehet lieber selbst:

 

(Quelle: http://heyse-online.de/spencerhilldb/temp/scans/monkey_business.jpg)

Gott sei Dank wurde diese affige Partnerschaft nie in die Tat umgesetzt (wobei die nicht-italienische Regie & Produktion vielleicht mal was gemacht hätte, dass nicht gänzlich nach dem immer selben Schema verläuft).

 

 Im zweiten Teil geht es mit den späteren Jahren, vor allem von Hill, weiter.




Nicht nur Lee Van Cleef kam, sah und siegte in Italien durch die Premierenrolle in "Für ein paar Dollar mehr", auch ein deutscher Export machte in diesem Film eine äußerst gute Figur und wurde so zum Nebendarsteller für die ausgefallenen Rollen in vielen Western. Die Rede ist von Klaus Kinski.

 

Der wohl einzigartigste deutsche Charakterdarsteller aller Zeiten findet im Italowestern ein Standbein, so tritt er in unterschiedlichsten Rollen in Erscheinung. Neben oben genanntem Klassiker war sein berühmtester Film wohl "Leichen pflastern seinen Weg" von Sergio Corbucci. In Deutschland ist vielen sicher auch noch der kurze Auftritt am Anfang von "Nobody ist der Größte" in Erinnerung. Aber er spielte in zahlreichen ebenfalls sehr interessanten Werken mit.

 

Meist war er wohl als zwielichtiger Typ in Nebenrolle oder direkt als Bösewicht zu sehen, eine Seltenheit gibt es jedoch, einen Film in dem der freundliche Psychopath  von nebenan auch einmal den guten, den Helden spielen darf:

 

"Satan der Rache" nannte sich diese Seltenheit, die über die Jahre unter Kennern zum Klassiker avancierte. Anthony M. Dawson, bürgerlich auch Antonio Margheriti (der spätere Meister der Wildgänse-Plagiate mit Miniatur-Action...), war der Regisseur dieses Werks, welches seinem Titel alle Ehre machte. Dies ist nämlich der Inbegriff des Rachewestern! Gary Hamilton (Kinski) kommt nach 10 Jahren frei, in denen er im Knast Steine kloppen durfte und sinnt auf Rache gegenüber Acombar (Peter Carsten), der nun über die alte Heimatstadt herrscht. Dabei kommt ihm ein Tornado gerade recht, der über die Stadt fast so verheerend hinweg zieht, wie Kinskis blutige Spur, denn dieser macht sie alle fertig!

 

Ein 90minütiger Rachefeldzug des deutschen Exports, gespickt mit Einzelheiten über die Vergangenheit und den Grund für seine Gefängnisstrafe. Dieser ist einfach grandios inszeniert, denn er ist einfach und geradlinig gestrickt, ohne riesige Überraschungen, dadurch aber unheimlich intensiv und nicht aufgesetzt wirkend. Der Film handelt tatsächlich nur - bis auf's Vorgeplänkel - von der Nacht der großen Rache, in welcher Hamilton sogar mithilfe einer Kirchenglocke die bösen Jungs platt machte. Auch seine Frau, die nun mit Acombar "verkehrt" (im wahrsten Sinne des Wortes), kommt überraschend schlecht weg bei Magheritis Nacht der langen Messer.

 

Dieser Streifen aus dem Jahre 1970 ist ganz klar der einzig richtige Anfangspunkt für meinen Blog zur Legende Klaus Kinski.

 

Ein interessantes Detail seiner Karriere ist auch, dass er sich - bis auf die frühen Edgar Wallace Rollen und bei den Werner Herzog Kooperationen  (sowie 2, 3 Ausnahmen) - nie selbst synchronisierte. So stellte man die deutschen Synchronregisseure vor die schwierigste Aufgabe überhaupt: einen deutschen Schauspieler, dessen echte Stimme allgemein bekannt ist, zu vertonen. Viele versuchten sich daran, z.B. Eastwood Stammsprecher Klaus Kindler oder Christian Brückner. Meist wurde er jedoch von Werner Uschkurat, Fred Maire oder Gerd Martienzen gesprochen, wobei mir letzterer am besten gefiel, weil er stimmlich sehr nah am Original war und schlicht und ergreifend der talentierteste war. Martienzen sprach ihn übrigens auch im "Satan der Rache".

 

Ein weiterer Film mit Kinski, diesmal jedoch in Nebenrolle als Bandenchef ,war "Der Mörder des Clans". Dieser Western aus dem Jahre '71 wurde erstaunlicherweise erst 1996 synchronisiert. In der kleinen Produktion spielte Paolo Casella einen sehr an George Hilton (Halleluja / Tressette) erinnernden Revolverhelden, der in eine kleine Poststation Schrägstrich Kneipe Schrägstrich Hotel einkehrt, in der dann auch Kinski alias Dan Hogan mitsamt seiner Bande einkehrt. Dort warten sie nun auf die güldene Beute eines Raubzugs welches Hogans Frau bringen sollte. Eine lange Odyssee (der Film spielt zur Hälfte in dieser Poststation) beginnt, ewiges, fast schon ans aristotelische Drama erinnerndes Hick-Hack um das Gold beginnt, es kommt zum Familiendrama bei Kinskis und vielen kleinen unbedeutenden Geschichtchen... durch teils ziemlich miese Nebendarsteller und einen eher abwesend wirkenden Kinski entwickelt sich der Film zur Farce, denn er entwickelt zu keiner Zeit den nötigen Schwung. In der zweiten Hälfte haben sie dann das Gold und wollen nun durch die Wüste zur mexikanischen Grenze.

 

Langeweile erfüllt diesen teilweise schmierentheaterhaften Streifen, der sicher nicht zu seinen besten gehörte.  Ein großer Name, viele schwache Akteure und damit ein unbedeutendes und unbrauchbares Werk, dem man stets und ständig die Geldknappheit beim Dreh anmerkte. Besonders der Schluss, als man die Kamera eine Weile lang auch Kinski hielt und dieser eine wunderbar cholerische Finalaktion hinlegte, kann bloß durch Kinskis überwältigende Aura als sehr gelungen und in seinen Bann ziehend angesehen werden. Synchronisiert wurde der Schinken übrigens erst in den 90ern, allerdings recht gelungen.

 

Berühmt war Klaus Kinski auch für seine unberechenbaren Interviewauftritte, vor denen manche Moderatoren regelrecht in Angst erzitterten, doch nicht nur die Ausraster wegen Nebensächlichkeiten machten und machen diese Szenen bis heute sehenswert, so sagte der exzentrische Wüterich schon einmal die Wahrheit: Ja, er habe alles nur wegen des Geldes gemacht, nicht weil der Regisseur oder das Drehbuch so toll sei. Ich glaube ihm das auch, denn in diesem Genre war es offensichtlicher  als in allen anderen:

 

Nehmen wir nur seine winzige, kaum 10minütige Rolle in "Der Mann mit der Kugelpeitsche", dieser furchtbare Mix aus Martial Arts und Italowestern mit Chen Lee, der mit seiner Karate-Kraft alle weißen fertig macht (zieht einem bösen Buben z.B. mit den Fingern die Augen aus dem Kopf), zeigt deutlich wie kein anderer, dass Kinski nur des Geldes wegen für so einen Blödsinn unterschrieb. Nach über einer Stunde des Mordens tauchte er dann als Kopfgeldjäger auf, dessen Ziel es war, dem gelben Rächer das Handwerk zu legen.

 

Kinski, der hier zwar scheinbar als Vorlage für Danny Trejo in Machete diente, weil er ein dutzend Messer mit sich herumschleppte, schoss Kung Fu Jack trotz seinem Klingenfetisch einfach vom Weiten in beide Knie um ihn dann genüsslich zu skalpieren. Doch der gelbe vereinte Ying und Yang und erledigte Kinski, wie auch alle anderen in diesem Film (bloß dumm, dass man vergas den eigentlichen Schurken, der 20 Mexikaner erschießen ließ auch ins Gras beißen zu lassen, das zeugt vom wahnsinnig dichten Drehbuch dieses Meisterwerks). Kinskis Kostümierung für diese Trash-Orgie war übrigens ein oller Anzug und ein viel zu großer Hut, dem seine Ohren in der Vertikale im Weg waren. Die Titelmelodie hat man übrigens von "Sartana - noch warm und schon Sand drauf" wiederverwertet. Das einzige, was Herrn Kinski wohl an diesem Geniestreich des Regisseurs von "Satan der Rache" gereizt hat, war der Gehaltscheck für den halben Drehtag.

 

Zur Entspannung von diesem fürchterlichen Auftritt entferne ich mich mal kurz aus dem Italowestern und kehre ins Horrorgenre - Kinskis anderer Heimat - ein. 1986, lange nach all den Western und drei Jahre vor seinem Tod realisierte der US-amerikanische Regisseur David Schmoeller den voll und ganz auf Kinski zugeschnittenen "Killerhaus". Hier spielt Kinski einen Vermieter, der seine Wohnungen nur an junge Frauen vermietet, durch die Lüfteranlage, den "Crawlspace" diese dann beobachtet und schlussendlich umbringt. Nebenbei unterhält er einen "Hobbyraum" auf dem Dachboden, wo eine ebenfalls junge Frau in einem Käfig sitzt, ach ja, und er spielt gern russisch Roulette, wenn er nicht verliert ist es Gottes Wille, weiterzumachen. Als wenn dies nicht genug wäre, ist seine Rolle Dr. Karl Gunther auch noch Sohn eines ehemaligen KZ Arztes.

 

Reichlich Stoff für einen Film, aber keinesfalls zu viel, denn wer Kinski mag, kommt an diesem Film nicht vorbei. Es wird eine wahre Kinski-Show abgeliefert, ein Fest für Freunde des verrückten Schreihalses, das sich von einer absurden Szene zur nächsten hangelt. Ich hatte beim gucken des Filmes die ganze Zeit ein Grinsen im Gesicht (die Blu-Ray ist übrigens ausgezeichnet).


Fazit: Auf jeden Fall mal einen Blick riskieren, es lohnt sich und macht einfach Spaß dieses trashige Spätwerk zu genießen.

 

Schmoeller veröffentlichte übrigens 1999 mit "Please Kill Mr Kinski" eine 9-minütige Abrechnung mit seinem zu dieser Zeit längst verstorbenen Hauptdarsteller. Ähnliches tat auch Kinskis wichtigster Regiepartner im selben Jahr, Werner Herzog mit "Mein liebster Feind". Dessen Blick auf Kinski war wesentlich differenzierter, wenn auch nicht wirklich objektiv, man merkte einfach, wie Herzog Kinski fast schon missbrauchte, um mit Schlagzeilen rund um die Dreharbeiten seiner Filme dem Publikum spannende Geschichten zu erzählen, bzw. die Boulevard-Maschinerie auf Touren zu bringen.

 

Auf der Suche nach weiteren Italowestern-Klassikern mit Klaus Kinki kam ich nun tatsächlich an meine Grenzen. Irgendwie hatte ich noch einige Filme im Hinterkopf in denen er eine ganz annehmbare Performance ablieferte. Da wären einige Filme mit Gianni Garko (dem ich damit aber nicht einen möglichen eigenen Blog rauben möchte) und "Das Gold von Sam Cooper", allerdings ist Kinskis Rolle hier viel zu klein, um thematisch in diesen Blog hier zu passen. Auch in "Adios Companeros" wirkte er mit (es gab gleich 2 Filme mit diesen Titel vom selben Regisseur, zeitgleich gedreht - das sollte schon alles zur Qualität sagen).

 

Vielleicht könnte man als Letzten den Film "Black Killer" von Carlo Croccolo erwähnen. Kinski schlüpfte dieses Mal in die Rolle eines Anwalts, der immer gern mit seinen Büchern hantierte. Schnell wird klar wieso, nicht etwa wegen des spannenden Lesestoffs, sondern weil die als Versteck für seine Waffen dienen. Leider war er diesmal wieder nur Nebendarsteller, der Fred Robsahm, der den Protagonisten mimte, zuarbeitete. Zur Story: Mexikaner beherrschen und tyrannisieren eine Stadt... gähn, den Rest brauch ich schon gar nicht mehr zu erläutern.

 

Ein paar abschließende Worte: bei meiner Aufarbeitung ist mir aufgefallen, wie wenige wirklich herausragende Italowestern mit Kinski in der Hauptrolle entstanden waren, zwar ist der extrovertierte Darsteller für fast jeden dieser Filme eine Aufwertung, allerdings kann Kinski alleine aus Mittelmaß auch keinen Leone mehr machen. 

 Die Quellen der Bilder sind die jeweiligen DVD/Blu-Ray/VHS-Veröffentlichungen oder TV-Mitschnitte


Zeit für neue... alte Themen in meinem ersten richtig multimedialen Blog mit Videos statt Bildern, los gehts:

Jüngst ist das Thema Synchronisierung hier ja in aller Munde. Die Umbesetzung von Thomas Danneberg zu irgendeinem fremden Ösi in "Escape Plan" war für viele Schwarzenegger-Fans ein gewaltiger Fehler. Das große Interesse an diesem Thema zeugt davon, dass die deutschen Fassungen anscheinend mitnichten vom O-Ton ersetzt wurden, im Gegenteil, gute und markante Sprecher faszinieren die Filmliebhaber nach wie vor.

In meinem kleinen Blog möchte ich deshalb diesmal zur Zeitreise mit Stan Laurel und Oliver Hardy als Paradebeispiel für ausländische Filme in unseren Landen bitten:

 

Bereits in den frühen 30ern kamen einige Filme der beiden nach Deutschland in die Kinos, jedoch waren dies noch Stummfilme, man musste also nur die Texttafeln ändern. Vor einigen Jahren tauchte dann in Russland ein unglaubliches Fundstück auf (die wahrscheinlich im Krieg requiriert wurde): eine deutsche Fassung noch bevor die Synchronisierung technisch überhaupt möglich war. Den Film "Spuk um Mitternacht" sprachen Laurel und Hardy höchstpersönlich in verschiedenen Sprachen ein (auch französisch, italienisch und spanisch). Da die beiden natürlich nicht 5 verschiedene Sprachen beherrschten, mussten sie die Texte in Lautschrift einüben.

 

Stan meisterte seine Rolle sehr gut, während man Ollie das mechanische Ablesen immerzu anmerkte. Um die Filme nicht 5x komplett abdrehen zu müssen, hatte man damals die aufwändigen Slapstick-Einlagen in stumm abgefilmt und die Textpassagen davon unabhängig, sodass man das ganze nachträglich zusammensetzen konnte. Der wahnsinnige Aufwand, den man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann, wurde nur in ein paar Filmen vollzogen, z.B. auch für "Hinter Schloss und Riegel" aus dem Jahre 1931. Damals war das Filmemachen noch richtige Arbeit und die Schauspieler mussten für ihr Geld noch richtige Arbeit leisten und mit Leib und Seele dabei sein.

 

Durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten kamen in den folgenden Jahren kaum noch Filme mit den beiden nach Deutschland, bei einigen ist jedoch sicher, dass sie bereits vor dem Kriege eine deutsch synchronisierte Fassung hatten, wie z.B. "Zwei ritten nach Texas" 1936, in dessen Erstfassung Stan von Walter Bluhm gesprochen wird, der ihn bis 1976 noch drei weitere Male in Wiederaufführungen dieses Films gesprochen hat, es entstand eine der ersten großen Verbindungen zwischen Schauspieler und Synchronsprecher. Walter Bluhm wird zur absolut wichtigen Identifikationsfigur für Stan Laurel in Deutschland.

Nach dem Verbot amerikanischer Filme durch Klumpfuß Dr. Goebbels und dem Krieg kehrten Laurel und Hardy 1950 im großen Stil nach Deutschland zurück. Es gab noch wahnsinnig viele Filme die nicht den Weg auf die deutschen Leinwände fanden. Kino und Fernsehen waren also bestens bedient mit der leichten Kost, die nach all dem Leid zu gefallen wusste. 

Walter Bluhm hatte natürlich auch Partner: von 1950 bis 1967 sprach Arno Paulsen Oliver Hardy am häufigsten. Die Paarung Paulsen & Bluhm gilt unter Fans und Freunden der beiden als beste, vor allem da die Fassungen zum Teil sehr frei übersetzt und durch einige lockere Kalauer aufgepeppt wurden. Vielleicht waren diese Fassungen frühe Ansätze der Rainer-Brandt'schen Schnoddersynchronkunst, wer weiß...

 

Durch Krankheit und den Tod von Paulsen 1969 hatten Laurel und Hardy ihre wohl schwächste Phase, was die Qualität der deutschen Fassungen anging. Gerd Duwner übernahm nun Ollie, seine sehr nasale Sprechweise gefiel vielen jedoch nicht (mir auch nicht). Ein absoluter Skandal ist bspw. die deutsche DVD von "Die Teufelsbrüder". Weder Stan noch Ollie hatten einen ihrer Standardsprecher, obwohl Mitte der 70er eine neue Fassung entstand:

 

Das ZDF ließ Schauspielerlegende Theo Lingen etwas ironische, aber sehr liebevolle Einleitungen zu ihren neu synchronisierten Filmen sprechen. Erstmals versuchte man die Filme in einheitlicher Form aufzubereiten: So strich man die geschmacklosen "Dick und Doof" Stereotypisierungen und nannte die Reihe "Lachen Sie mit Stan und Ollie", unterlegte die Streifen zum Teil mit eigenen Musiktiteln aus der Dose und brachte endlich nahezu alle Langfassungen (außer "Atoll K" und "Rache ist süß") mit einheitlicher deutscher Synchronfassung Diesmal gab Michael Habeck den Ollie. Natürlich war an seiner Seite wieder Walter Bluhm , der bereits 68 Jahre alt war, es sich trotz Krankheit jedoch nicht nehmen ließ, seinen Stan Laurel zu sprechen. So waren diese Synchronfassungen geprägt vom alten Herrn Bluhm, der oftmals die Töne nicht mehr richtig traf und recht schief krächzte, aber auch von der im Vergleich zu den Vertonungen der vorherigen Jahrzehnte mit Paulsen eher sterilen und langweiligen Übersetzung.

 

Walter Bluhm verstarb 1976 und mit ihm starben die Synchronfassungen, denn es sollte nie wieder ein Langfilm der beiden neu vertont werden. Die wahnsinnige Verbindung zwischen Sprecher und Schauspieler, die hier so gewaltig war wie nie zuvor (über 40 Jahre sprach Bluhm Stan in jedem seiner Filme in irgendeiner Fassung), zeigte auf wie wichtig ein fester Sprecher für das deutsche Publikum zu sein scheint.

 

Doch neben den Lang- und Kurzfilmen, die über Ton verfügten, überlegten vor allem die Fernsehsender, wie man die vielen technisch überholten Stummfilme der beiden passend für ein Publikum aufbereiten konnte, das wohl nicht bereit war, Texttafeln zu lesen. So versuchte man mit Bluhm und verschiedenen Sprechern für Hardy einige Stummfilme zu vertonen, wie der absolute Klassiker "Das große Geschäft" mit Bluhm und Paulsen. Die Kommentare sprach hier (schätzungsweise Mitte der 60er) übrigens Franz-Otto Krüger:

 

Doch nach dem Tod des angetrauten Sprechers war dies faktisch ausgeschlossen. So kam das ZDF auf einen weiteren cleveren Clou, man setzte übergeordneten Erzähler/Sprecher ein, der sowohl kommentierte, als auch alle Rollen sprach. Diesmal wieder recht frei und locker, da man keine fertigen Texte hatte, sondern die Stummpassagen möglichst kunstvoll ausfüllen musste. Hanns Dieter Hüsch war der Sprecher, der nicht nur "Zwei Herren Dick und Doof", sondern auch viele andere Formate für das ZDF kunstvoll vertonte (stimmlich und inhaltlich zu vergleichen mit heutigen Formaten, wie "Upps die Pannenshow").

 

Irgendwann Anfang der Achtziger versandete dann die Spur der beiden und sie verschwanden nach und nach aus dem deutschen Fernsehen. Heute sieht man die beiden nur noch sehr selten im Fernsehen, ab und zu laufen jedoch ein paar Filme bei der ARD, lauscht man bspw. "Wir sind vom schottischen Infanterieregiment" dort, wird einem auffallen, dass Stan nicht von Bluhm, sondern einem extrem ähnlich klingenden Sprecher vertont wurde, auf der DVD aber sehr wohl von seinem angetrauten deutschen Pendant die Stimme bekam. Für eventuelle Veröffentlichungen auf Blu-Ray (bildgewaltige HD Master existieren und liefen bereits auf Arte) kann Studiocanal uns also mit einigen Schmankerln und endlich ALLEN verfügbaren Fassungen versorgen, damit ein jeder die Filme so sehen kann, wie es ihm beliebt. 

 

In der Blütezeit der Laurel & Hardy Filme entwickelte sich Deutschland zum "Weltmarktführer" für Synchronisierungen. Angefangen bei den kultigen Schnoddersynchros aus Berlin (z.B. für Bud Spencer), den genialen Arne Elsholtz Arbeiten (Krieg der Sterne / Die nackte Kanone) oder in neuerer Zeit die brachialen "Herr der Ringe" Vertonungen von Andreas Fröhlich. Wenn man will, kann man in Deutschland auch heute noch Fassungen erstellen, die es locker mit den Originalfassungen aufnehmen können. Natürlich sind der richtige Wille und genügend finanzielle Mittel vorausgesetzt.

Die Quellen der Bilder und Videos sind die jeweiligen DVD/Blu-Ray/VHS-Veröffentlichungen oder TV-Mitschnitte

Mein Blog ist seit einiger Zeit fast eingefroren, jedoch nicht euretwegen, sondern wegen Zeitmangel. Mit Erschrecken musste ich nun aber feststellen, wie schwach frequentiert diese, unsere Funktion dieser eigentlich genialen Seite doch ist. Fast kein Mensch hat sich den letzten Beitrag dieser Reihe angesehen und auch die die anderen Schreiber sind zu einem kleinen versprengten Aufgebot von Poeten geworden, die leider nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie bräuchten (einige Blogs im Magazin würden sicherlich Wunder wirken). Eigentlich zu schade so viel Zeit in Texte und passende Bilder zu stecken, deshalb folgt nun erst einmal der vorläufige Abschluss meines Italowestern-Blogs in Form eines Showdowns, mit dem ich in den nächsten Wochen noch ein riesiges Themenfeld abgrase, von Klaus Kinski bis zu Bud Spencer und Terence Hill, hier steckt noch einmal alles drin, was mir an meinem Lieblingsgenre so viel Freude bereitet: 

 

Immer wenn von Italowestern die Rede ist, erscheinen unweigerlich einige Namen, Sergio Leone, Franco Nero, Clint Eastwood, Lee Van Cleef... und natürlich Sergio Corbucci. Wer seine Filmographie nicht so genau ansieht, wird sich unweigerlich fragen, was an ihm so besonders sein soll, "Der Supercop" oder "Zwei sind nicht zu bremsen" hätten andere Regisseure doch ähnlich gut drehen können.

 

Doch den Liebhabern der Filme der "Vier Fäuste" muss erklärt werden, dass Corbucci vorher, in den blutigen 60ern, noch auf Innovation setzte und nicht bloß darauf, dass Spencer und Hill sowieso geguckt werden, egal wie gut die Filme sind.

 

Neben seinem berühmtesten und besten Werk "Django" war sein innovativster und gewagtester Western "Leichen pflastern seinen Weg".

 

1968 war das Jahr des Umbruchs für die wirklich guten Regisseure des Genres, Leone hatte seine Dollar-Trilogie abgeschlossen, Eastwood war wieder in Amerika und kehrte Europa nach nur 3 Filmen endgültig den Rücken, Corbucci feierte mit "Django" seine deutlich düsterere Umsetzung des klassischen Rachethemas, doch nun mussten andere Themen her. Während andere weniger begnadigte Filmemacher weiter nur so mit Django-Adaptionen und ähnlichem um sich schossen, machte sich Leone an einen viel komplexeren und undurchschaubareren Film: "Spiel mir das Lied vom Tod". Doch auch Corbucci schaffte es, mit gleich zwei genialen Klassikern aufzuwarten, "Mercenario" und natürlich "Leichen pflastern seinen Weg".

 

Endlich war er da, ein Film, der das vertraute, fast schon in Routine verfallende Rachewestern-Thema mit neuen Impulsen neu zusammensetzt. Wieder ritt ein wortkarger, namenloser Fremder durch die Pampa, der schneller zieht, als alle anderen. Doch Corbucci entwickelte diese Figur weiter, so wurde "Silence" der stillste aller Revolverhelden, denn er war tatsächlich stumm. Nach dem großen Erfolg mit "Django" hatte der Regisseur nun freie Auswahl auf dem europäischen Schauspielermarkt und entschied sich für diese Rolle für eine nicht gerade typische Italowestern-Besetzung: Jean-Louis Trintignant, der Franzose, der sonst in keinem anderen Wildwest-Streifen zu sehen war und eher in romantischen Filmen auftrat.

 

Ihm gegenüber stand ein Mann, der sich bereits einen Namen im Genre geschaffen hat. In Leones "Für ein paar Dollar mehr" sorgte er als Buckeliger für zwei  spannende Auseinandersetzungen mit Lee Van Cleef und in "Töte Amigo" war er im Auftrag Gottes außer Kontrolle. Klaus Kinski übernahm also die Rolle des Bösewichts in diesem Film, er war der Kopfgeldjäger Loco, der jeden über den Haufen schoss, auf den ein Kopfgeld ausgesetzt war.

 

Zwischen den Fronten stand Frank Wolff als neuer Sheriff des Städtchens und war gewillt, dem willkürlichen, aber legalen Töten der Kopfgeldjäger ein Ende zu setzen. Vonetta McGee war Pauline, die Frau eines Mannes, der ebenfalls von Loco gejagt und erledigt wurde. So war ihr einziges Bedürfnis das, Rache am Mörder ihres Mannes zu üben. Als dann der Stumme in die Stadt trat, ersuchte sie ihn, damit er Loco erledigt.

 

Der Stumme verlangt 1000 Dollar, so versucht sie dafür ihr Haus zu verkaufen, jedoch war der Kaufmann gleichzeitig Friedensrichter, sodass er an jedem Mord des Kopfgeldjägers ein paar Prozente mitverdiente. Er durchschaute ihren Plan und gab ihr keinen Kredit, allerdings wollte er eine Nacht mit ihr. Natürlich lehnte sie ab und bot dafür dem Stummen das selbe, aber auch einzige an, was ihr blieb: ihren Körper.

 

So war es dann also ein außergewöhnlicher Film, nicht nur inhaltlich, sondern auch das Set war ein anderes, statt Almeria, der spanischen Wüste, die die Grenzregion zwischen den Staaten und Mexiko fast schon unfassbar oft simulierte, war das Schneethema eine willkommene Abwechslung zum Western-Einheitsbrei jener Tage. Diese Abwechslung brachte allerdings auch einen anderen positiven Aspekt mit sich, so passte man das Thema an die Umgebung an: Kinski alias Loco konnte seine Opfer einfach im Schnee liegen lassen, ohne dass diese anfingen zu gammeln.

 

Das zentrale Thema des Filmes hätte jedoch auch in jeder anderen Umgebung funktioniert: Die Frage, ob ein Mord, sofern er nicht gegen das Gesetz verstößt, falsch, bzw. böse sein kann. Alle Figuren handeln nach dem Gesetz, welches vor allem durch den Friedensrichter Schrägstrich Kaufmann stark gedehnt wird. Jener zwielichtige Typ kann sogar als eine Kritik am Kapitalismus gewertet werden.

 

Corbucci verzichtete auf eine eindringliche oder auffällig-ohrwurmhafte Musik, da sie den Film und dessen beklemmende Winterstimmung wahrscheinlich nicht besser gemacht hätte. Wieso Ennio Morricone diese komponierte, ist mir ein Rätsel. Dies hätte man auch anderen überlassen können. Bei der deutschen Synchronfassung hat man jedoch alles richtig gemacht: Martin Hirthe passt perfekt zu Frank Wolff und Gerd Martienzen ist die beste Lösung um Kinski zu besetzen, bzw. die zweitbeste, er selbst stellt hier wohl das Optimum dar.

 

Wie schon bei "Django", der Teile der Handlung von "Für eine Handvoll Dollar" wiederkäut, könnte man Corbucci auch hier ankreiden, er habe sich von Leone inspirieren lassen. Denn auch "Spiel mir das Lied vom Tod" hat in seiner Mitte eine starke Frau, einen ganz besonderen Bösewicht und einen Helden der die Mundharmonika, statt Worte sprechen lässt. Da beide jedoch zeitlich sehr dicht bei einander erschienen, wäre diese Anschuldigung nicht unbedingt gerechtfertigt. Doch eines unterschied beide Filme dann doch so sehr, dass sich der letzte Absatz getrost vergessen lässt: das Ende. Leone setzte auf bewährtes und lies Bronson gewinnen, Corbucci war hingegen dabei, einen ganz anderen Weg zu beschreiten:

 

Er schuf den Vorreiter für alle Filme in denen die Guten über den Haufen geschossen werden und die Fieslinge obsiegen. Zudem wird in diesen Film eigentlich nie so genau klar, wer eigentlich der Schurke ist: Ist es Kinski, der mit dem Gesetz seine Morde begeht, ist es der krumme Kaufmann oder doch die vermurkste Justiz selbst? Auch der eigentliche Held ist nicht mehr so selbstlos wie Django seinerseits, er hilft der verzweifelten Pauline nicht ohne Entlohnung...Für Kinski war der listige Loco damit eine fantastische Italowesternrolle, endlich. Zwar konnte sich der Deutsche zuvor bereits mit kleinen Rollen rühmen, jedoch waren diese bis dahin noch nicht wirklich als zentrale Zugpferde der Filme anzusehen, was sich ab jetzt ändern sollte, Kinski wurde vom kleinen "Hilfsbösewicht" z.B. in "Für ein paar Dollar mehr" zum vielseitigen Charakterdarsteller, ohne jedoch jemals qualitativ über mehrere Filme ein Spitzenniveau halten zu können. Im Gegenteil, bei einem Film mit Klaus Kinski sollte man sich vorher nie sicher sein, ob er was taugt.

 

Filme mit Klaus Kinski, die man sonst noch gesehen haben sollte, finden sich in Kürze in meinem nächsten Blog, der ganz allein ihm gewidmet ist.

Die Quellen der Bilder sind die jeweiligen DVD/Blu-Ray/VHS-Veröffentlichungen oder TV-Mitschnitte

 

 


Wie die meisten Leser der Blogs hier auf dieser Website sicherlich wissen, schreibe ich von Herzen gern über mein Lieblingsgenre, den Spaghettiwestern und liebe generell das europäische Kino der 60er bis 80er.

 

Viele von euch sehen sich deshalb mit Sicherheit sonntags die fast jede Woche laufenden alten Bud Spencer und Terence Hill Filme auf Kabel 1 an, scheinbar ein ewiglich laufendes Zugpferd des Senders. Wer kann es ihnen also verdenken, dass sie an dieser seit bald 20 Jahren bewährten Masche nicht rütteln?

 

Die öffentlich rechtlichen verbannten die Filme mit Spencer oder Hill lieber ins sehr, sehr späte Abendprogramm oder irgendwo in die dritten Sender, sie setzen zur Prime-Time lieber auf ihr eigenes bewährtes Zugpferd: Krimis, und zwar in jeder erdenklichen Form. Egal ob Tatort, SOKO, Küstenwache, Bergretter, Spreewaldkrimi, Großstadtrevier oder Rosenheimcops, die Gier nach Mordfällen scheint nicht stillbar zu sein in Deutschland - obwohl ich mich nicht daran entsinne, wann zuletzt ein krimiwürdiger Mordfall die Republik erschütterte, die Realität besteht eher aus U-Bahn-Schlägern und Ganoven solchen Kalibers.

 

Selbst Mischungen aus Krimi und dem anderen Spezialgebiet der öffentlich-rechtlichen Sender, der "Altweiberschnulze" werden verfilmt. Aber auch Polizeieinsätze der skandinavischen Kollegen werden ins Deutsche synchronisiert und dies extrem miserabel, man hört sofort, wie schlecht die Sprecherauswahl ist und wie dilettantisch schlecht die Stimmen in die Geräuschkulisse eingearbeitet wurden.

 

Der italienische Sender Rai 1 sendet nun bereits seit 2000 eine Serie über einen Pfarrer namens Don Matteo, der in seiner Heimatstadt Kriminalfälle löst und damit die Carabinieri, also die italienische Polizei ein wenig ärgert. Die Serie wird derzeit bereits in der neunten Staffel produziert und ist in ihrer Heimat längst kult.

 

Wieso sollte man nicht einfach diese zwei Zugpferde verbinden? Krimi und Nobody, Mord und 2 von 4 Fäusten, Totschlag und die Rechte Hand des Teufels... genau, Terence Hill spielt den für sein Alter noch sehr agilen Pfarrer Don Matteo.

 

Da kommt das deutsche Fernsehen ins Spiel, schließlich würden an eine solche Serie in Deutschland, dem Land in dem Terence und Bud heute wohl noch die größte Fanbasis weltweit haben, einige Ansprüche gestellt werden. Na ja, eigentlich sind es ja nur zwei:

 

Erstens: Thomas Danneberg muss als sein Synchronsprecher fungieren und

zweitens: Die Synchronfassung braucht hier und da einige Sprüche, nicht in der Frequenz bester Rainer Brandt Tage, aber zumindest muss der Nostalgie-Faktor vorhanden sein.

 

Irre ich, oder wäre dies in der Tat ein Magnet für gleich zwei potentielle Zuschauergruppen? Wenn man nun noch berechnet, dass zwei Folgen der Serie bereits probehalber synchronisiert wurden und zwar mit genau dem Maß an Kalauern, das ich erwartete (könnte gut sein dass Brandt die sogar gemacht hat), dann ist es unverständlich, dass unsere Sendeanstalten uns dieses Format seit Jahren vorenthalten.

 

Doch was sind die Gründe? Anders als bei irgendwelchen dänischen Krimis existiert hier eine Referenz, wie die Synchronfassung auszusehen hat und der eitle, fast schon arrogant auf mich wirkende Rainer Brandt war sicher nicht so günstig zu haben, wie die Wald und Wiesen Synchronleute, die ARD und ZDF seit Jahren für jeden Quatsch bezahlen. Auch Danneberg ist als für meinen Geschmack bester Sprecher Deutschlands sicherlich teurer als andere.

 

Doch es gibt einen winzigen Lichtblick, wie wir dennoch irgendwann in den Genuss der gesamten Serie auf deutsch kommen, dieser ist wahrscheinlich nur durch einen Gastauftritt Bud Spencers und die Wiedervereinigung der Rechten und der Linken Hand des Teufels herbeizuführen, denn diese kann man sicherlich nicht so leicht am deutschen Zuschauer vorbeischmuggeln, der wie gesagt, der wohl treueste der Welt für die beiden ist.  



Wenn die Öffentlichkeit heute an die großen Stars des Italowestern erinnert, fallen Namen wie Clint Eastwood, Lee Van Cleef, oder Django-Darsteller Franco Nero... natürlich dürfen auch Spencer und Hill nicht fehlen.

 

Einer, einer hatte jedoch in mehr Filmen die Hauptrolle gespielt, als alle anderen: Giuliano Gemma. Insgesamt 19 Mal gab er den grinsenden Revolverhelden, mal ernst, mal eher lustig, aber immer ordentlich, wahre Durchhänger wird man in seiner Karriere kaum finden. Am 1. Oktober 2013 verstarb er nun vollkommen überraschend bei einem Autounfall, schließlich hatte er letztes Jahr erst in einem Woody Allen Film mitgewirkt und war ziemlich fit.

 

Aus diesem Anlass erscheint der Blog zu seiner Person nun deutlich eher als ursprünglich von mir angedacht, als eine Art Nachruf auf den Mann, der das Genre über die ganze Strecke, bis weit in die 80er begleitete.

 

Der wohl beliebteste Film mit Gemma war wohl "der Tod ritt dienstags", in welchem er als Bastard Scott Mary zunächst der letzte Dreck in seinem Heimatstädtchen ist, doch als der Revolverheld Frank Talby (Lee Van Cleef) ihn unter seine Fittiche nahm und ihn quasi ausbildete und beide durch mafiöse Machenschaften die Stadt unter ihre Kontrolle brachten, hatte jeder gehörigen Respekt vor den beiden. Schlussendlich kam es zum Zerwürfnis beider und Scott musste sich seinem schier unbesiegbaren Meister stellen.

 

Regisseur Tonino Valerii (Mein Name ist Nobody) schuf mit diesem Film einen der besten Italowestern überhaupt, der von den zwei starken Hauptdarstellern und der Wandlung des Bastards zum gefürchteten Outlaw und dem Altern als Ganove lebte. Das Finale war einer der besten Italowestern-Showdowns überhaupt.

 

Doch Gemma war nicht nur in harten, bleihaltigen Schinken zu sehen, sondern war auch einer der ersten, der Klamaukwestern in Italien etablierte. "Friß oder stirb" aus dem Jahre 1969 ist möglicherweise der erste echte Spaßwestern, der auf die allseits beliebten harmlosen Prügeleien als Art der Auseinandersetzung setzte.

 

In diesem Film spielt Gemma den etwas arroganten Taugenichts Monty, der aus eher östlichen Gefilden in den Westen muss, weil sein Onkel ihm und seinem ein gewaltiges Erbe vermacht hat. der Haken: beide müssen ein halbes Jahr zusammenleben. So zieht er zu seinem Bruder, der ein sehr bescheidenes Leben in einer kleinen Hütte führt. Gemma brilliert durch eine gewaltig freche Schnauze (jene von Rainer Brandt, wer auch sonst), so manövrieren sich beide durch jede Menge dämliche Abenteuer, wie ein vermasselter Bankraub, einer Klopperei in einem Badezimmer, eine Geisel die keiner wiederhaben will und so weiter.

 

Den Part seines Bruders übernahm Nino Benvenuti und den dicklichen Bösewicht mimte Cris Huerta. Ein absolut spaßiger Streifen, frei von Anspruch, die berliner Synchronarbeit spult wieder einmal alle Sprüche ab, die Herrn Brandt und Brunnemann so durch den Kopf schwirrten und vor allem das Ende um einen Zug mit Gold war aufwändig, aber auch spaßig inszeniert. Zwar treffen einige Witze nicht mehr wie damals, trotzdem funktioniert das ganze noch immer ganz gut.

 

Regisseur dieses Werks war Duccio Tessari, mit dem Gemma eine regelrechte Partnerschaft einging, zwischen 1965 und 1985 schufen sie die verschiedensten Filme. Ihr erster Film und damit einer der ersten Spaghettiwestern nach "Für eine handvoll Dollar" war "Eine Pistole für Ringo" im Jahre '65.

 

"Engelsgesicht" Ringo kommt hinter Gitter, weil er zwei Leute erschossen hat, während dessen kommen mexikanische Banditen unter der Führung von Sancho in die Stadt und rauben die Bank aus. Sie flüchten auf ein Anwesen, wo der Sheriff sie festsetzt. Dieser befreit Ringo, damit dieser sich bei den Banditen einschleicht.

 

Der frühe italienische Western war recht günstig produziert, auch das dreckige Flair des Genres wurde noch nicht so recht eingefangen, die Kostüme waren noch sehr nah am amerikanischen Vorbild, jedoch wurden jede Menge Leichen produziert. Man merkt dem Film an, dass das Genre und seine Konventionen zu dieser Zeit noch nicht etabliert waren und vieles noch in den Kinderschuhen steckte.

 

Doch Tessari und Gemma arbeiteten auch abseits des dreckigen Westerns zusammen. So entstand 1968 der Gangsterfilm "Der Bastard" über den Ganoven Jason (Gemma), der 200.000$ in Diamanten erbeutete, zum Geburtstag seiner alkoholabhängigen Mutter (Rita Hayworth) kommt er zum Besuch. Er erzählt seinem Bruder Adam (Klaus Kinski) vom Geld, nicht ahnend, dass dieser ihm die Beute abnehmen will, dies gelingt ihm, indem er droht, Jasons Freundin Karen (M. Lee) zu vergewaltigen...

 

Ein wendungsreicher Gangsterstreifen, der von der dauertrunkenen Mutter und - wie könnte es anders sein, dem Schauspiel Kinskis lebt. Leider endet der Film durch ein ziemlich sinnfreies eher zufälliges Finale, dem angeblich noch eine Szene folgte, welche der Blu-Ray fehlt. Übrigens: die Blu-Ray hat irgendeinen Fehler, wonach sobald Bewegung ins Bild kommt viele schwarze Flecken auf dem ganzen Bild verteilt auftauchten. Des weiteren  war der Film einer der wenigen europäischen, der tatsächlich zum Teil in den Vereinigten Staaten gedreht wurde, nicht in Almerìa, oder sonst wo.

 

Einen echten deutschen Standardsynchronsprecher hatte das Engelsgesicht nie gehabt, die Arbeit teilten sich Christian Brückner, Erik Schumann, Klaus Kindler, Thomas Danneberg oder Rainer Brandt - wobei die letzten beiden eigentlich nur bei den Schnoddersynchros zum Einsatz kamen.

 

Sein letzter richtiger Italowestern für's Kino wurde 1978 veröffentlicht. "Silbersattel" war der Titel dieses Streifens (es war tatsächlich ein unverfälschter deutscher Titel, Wahnsinn), den Lucio Fulci, der sonst kaum Western schuf, realisierte. Roy Blood erschoss als Kind den Mörder seines Vaters und nimmt dessen Pferd samt einem Sattel an sich welcher "blinkt und glitzert wie eine Bordelltür" - jedoch war er kein Teil der wilden Horde aus "Nobody". Jener Mörder gehört zum Barrett-Clam, welchem Roy selbstverständlich Rache schwörte. Interessant wird die Geschichte erst, als ein kleiner Junge der Barrett Sippe zum dann erwachsenen Roy Blood (Gemma) stößt.

 

Noch einmal eine klassische Westerngeschichte, ein Rachewestern alter Schule, mit tollem Soundtrack der Herren Frizzi, Bixio und Tempara, welcher von der Musik in "Keoma" inspiriert war. Jedoch ist die zum Teil immergleiche Geschichte in verschiedenen Variationen irgendwann einfach nur noch langweilig, was wohl der größte Kritikpunkt an diesem Film sein kann.

 

Bei Massenhaft Filmen mit Gemma in der Hauptrolle hatte er es doch geschafft, die Gratwanderung zu meistern. Anders als bspw. Klaus Kinski prostituierte sich das Engelsgesicht nicht für jede noch so blöde Rolle um Geld zu kassieren, im Gegenteil, er war Garant für einen soliden Italowestern, Totalausfälle gab es für ihn nicht.

 

Jedoch fehlte es Gemma an einem: dem Film mit den ganz Großen, die Filme mit Leone oder Corbucci blieben aus, bzw. kamen viel zu spät ("Stetson - Drei Halunken erster Klasse"), als das Genre schon seinen Zenith überschritten hatte. Auch für Bud Spencer war er nur der Notnagel, weil Hill '73 mit Fonda unterwegs war.

 

Zunächst ließ sich Gemma auf einige blutige Streifen ein, z.B. "Arizona Colt",  später wollte er dann, wie Hill und Spencer, eher auf seichte Kost setzen, so entstand "Amigos – Die (B)Engel lassen grüßen" in welchem er mit Mario Adorf ein Duo bildete. Leider wurde der Streifen nach einer tollen Anfangssequenz zum Rohrkrepierer ohne richtigen Spannungsbogen.



Zuletzt  kamen Tessari und Gemma dann noch einmal 1985 für "Tex und das Geheimnis der Todesgrotten" zusammen. Diese Fernsehproduktion war für meinen Geschmack ein vollkommener Schuss vor den Bug. Dadurch, dass das TV die Finger im Spiel hatte fehlten die richtigen Brutalitäten. Vielmehr war es eine Mischung aus US-Western und Winnetou-artiger Abenteuer Stimmung und damit Terence Hills "Lucky Luke"-Verschnitt ziemlich ähnlich.

 

Nachwort: Ich bin kein Freund von Nachrufen auf jeden, der irgendetwie, irgendwo, irgendwann mal berühmt war und plötzlich werden dieser Person nur noch positive Eigenschaften nachgesagt. Giuliano Gemma war allerdings kein Schauspieler, der in irgendeiner Form negativ auffiel. Auf mich wirkte seine Art zwar immer etwas arrogant und frech, allerdings war er damit (so empfinde ich es zumindest) quasi ein Vorreiter der Figur, die Terence Hill als Trinity darstellte. Im Gegensatz zu Hill kam seine Karriere allerdings in den 70ern in Stolpern, allerdings gehörte er damit zur Mehrheit der italienischen Schauspieler, die sich im Italowestern festgefahren haben.

 

Ruhe in Frieden, Engelsgesicht.



Die Quellen der Bilder sind die jeweiligen DVD/Blu-Ray/VHS-Veröffentlichungen oder TV-Mitschnitte

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