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Durch die ersten beiden Dollar-Teile kam es dazu, dass nahezu alle Italowestern nach ähnlichem Schema ablaufen: Ein unbekannter Revolverheld nimmt Rache an jemanden oder hilft Unterdrückten gegen eine Übermacht an Banditen oder Personen, die Machtpositionen missbrauchen. Dabei agiert der Revolverheld mit einer außerordentlichen Moral (Rache statt Vernunft) und es gibt haufenweise Tote. Doch Leone bricht teilweise im dritten Dollar-Streifen mit diesen typischen Italowestern Verhaltensweisen und bringt mit "Zwei glorreiche Halunken" den amerikanischen Bürgerkrieg als einen neuen Schauplatz für das Genre.

 

Sein größter Konkurrent, (der ihn aber nie ganz erreichte) war Sergio Cobucci, der die Idee des Krieges aufgriff und deutlich veränderte. Was dabei herauskam war "Die gefürchteten Zwei". Die Handlung wurde in die Zeit der mexikanischen Revolution verlagert und aus einem namenlosen Revolverhelden im typischen dreckigen Banditen-Outfit wurde ein gepflegter europäischer Ausländer, der von Franco Nero (Django, Keoma) verkörpert wird. Wer meinen ersten Blog-Eintrag bereits gelesen hat, der weiß, dass ich Nero für den wichtigsten Schauspieler des Genres halte, so hat er hier eine neue Paraderolle gefunden, die er noch zwei weitere Male in fast identischer Form ausführen wird. Die drei Filme, die ich hier präsentieren möchte, könnte man also als Companero-Trilogie zusammenfassen (wobei kein direkter Bezug zwischen den Filmen besteht).

 

"Mercenario der Gefürchtete" oder "Die gefürchteten Zwei" ist also der erste Teil der Reihe. Es geht dabei darum, dass der Pole Kowalski (F. Nero) durch Zufall an die mexikanischen Revolutionäre um Paco Roman (Tony Musante) gerät. Diese merken, was für ein exzellenter Kämpfer der Pole ist und bezahlen ihn fortan. Das besondere ist, dass sich Kowalski wie ein König behandeln lässt. In Mitten eines Marsches durch die Wüste will er eine Dusche und bekommt sie auch. Diese Szenen sind absolut stark und wunderbar sarkastisch. Natürlich muss die Revolution gegen Regierungstruppen kämpfen und Kowalski hat mit Ricciolo (Jack Palance) noch einen persönlichen Feind. Es entickelt sich eine tolle Westerngeschichte mit vielen Ballereien (man merkt das deutlich höhere Budget im Vergleich zu Vorgängern wie Django) und Prügeleien, die vor allem durch den Charakter getragen wird, den Franco Nero verkörpert.

 

Die deutsche Synchronisierung kam bei diesem 68er Streifen ohne die späteren Blödeleien aus, war jedoch trotzdem absolut gelungen, ein wenig Humor war gegeben, aber keine Sprüche-Arien. So soll das sein. Hansjörg Felmy sprach Franco Nero und Arnold Marquis Tony Musante. Für die musikalische Untermalung zeichnete sich Ennio Morricone höchstpersönlich verantwortlich, er ging jedoch einen anderen Weg als bei Leone, hier kamen klassische orchestrale Töne zum Einsatz, die trotz ihrer Gewöhnlichkeit zu gefallen wissen.

 

Ich kann den Film vollends empfehlen. Ein gutes Beispiel für einen Italowestern, dank Nero und Corbucci.

 

1970 folgte dann "Lasst uns töten, Companeros", wieder von Corbucci inszeniert, wieder mit Franco Nero in der Hauptrolle, wieder mit Jack Palance als sein Rivale und wieder mit Melodien von Ennio Morricone. Es war absolut typisch im Italowestern, erfolgreiche Konzepte mehrmals zu verwenden. So gab es zwei Trinity Filme, 2 mal Nobody, Sartana, Tresette... und es wurde schamlos kopiert.

 

Die Handlung ist mit Verweiß auf den vorherigen Film schnell erzählt: Franco Nero (Yodlaf Peterson), diesmal als "der Schwede" unterwegs, gerät an Tomas Milian (als der Baske). Diesmal kämpfen sie aber nicht direkt als Teil der Revolution, diese entwickelt sich erst. Jack Palance hat diesmal einen Falken, der im Film einige schöne Szenen bekommt. Die Handlung ist durchaus sehenswert, aber man denkt zu jeder Zeit, der Film sei nicht viel mehr, als eine Kopie des Vorgängers, die aber sarkastischer und ein wenig klamaukig geraten ist.

 

Die deutsche Version ist jedoch grundverschieden mit der von "Mercenario". Diesmal hat das Schnodderdeutsch-Duo Karlheinz Brunnemann und Rainer Brandt den Auftrag zur Vertonung erhalten. Letztgenannter spricht Nero und Milian wird von Christian Brückner synchronisiert. Palance' Part übernahm Arnold Marquis. Für viele Freunde von ernsten Filmen war es extrem ärgerlich, dass Brandt/Brunnemann den Film durch die typischen Kalauer und Sprüche ins Lächerliche gezogen haben und somit die ganze Stimmung verfälscht. Ich mag die Sprüche und kann damit leben. Wer dies nicht kann, der greife zur Zweitsynchronisierung von 1978, die zwar nicht todernst war, aber den Film so gut wie unverfälscht herüberbrachte. Diesmal mit Thomas Danneberg auf Nero und Joachim Kemmer als Baske Milian. In dieser Fassung kam er unter dem Titel "Zwei Companeros" heraus.

 

Immer noch sehenswert, aber kein muss mehr für Spaghetti-Fans.

 

Aller guten Dinge sind drei? Diesmal nicht! Mit "Zwei wilde Companeros" wurde 1971 tatsächlich noch solch ein Film produziert. Diesmal jedoch ohne Corbucci, Palance und Morricone. Dafür kam mit Eli Wallach eine Kultfigur in diesen Film, welcher mit einem Strick um den Hals auf einem Grabkreuz balancierend weltberühmt wurde.

 

Auch diesmal spielt Franco Nero wieder einen auf den ersten Blick europäisch und spießig wirkenden Europäer, aber keinen Polen oder Schweden, nein, den Prinzen Dimitri Orlowski, einen Russen. In allen drei Filmen ist auch eine Frau an Bord, in den beiden ersten waren es Revolutionärinnen, hier Lynn Redgrave, die rothaarige Journalistin Mary O'Donnell, die ich in diesem Film absolut nervig finde.

 

Neben der Einfallslosigkeit, die hier endgültig die Überhand gewinnt, merkt man, der Film ist deutlich billiger produziert als die beiden Corbucci Vorgänger.

 

Die Synchronfassung ist einmal mehr eine Rainer Brandt Arbeit. Also auch diesmal einige Kalauer und flotte Sprüche, dieses Mal sind es aber weniger geworden, als im Vorgänger. Wie zuvor spricht Brandt persönlich Nero und Eli Wallach wird von Martin Hirthe vertont (wie in der bekannten "Vier für ein Ave Maria" Zweitfassung).

 

Wo ich die anderen beiden Filme noch empfehlen konnte, verging mir bei diesem Film die Lust. Die deutsche Fassung war auch nicht "schnodderig" genug, um den ziemlich miesen Film zu retten. Alles erliegt  hier der Mittelmäßigkeit, wobei diese Wortwahl noch wirklich schmeichelhaft ist.

 

Bei den DVD's verhält es sich ähnlich. Die des ersten Teils war gut, vom zweiten braucht man das "Lasst uns töten, Companeros" 2 Disk Set, damit man beide Synchronfassungen hat und die vom dritten Film ist einfach nur ein Rip von der VHS!

 

Nun noch eine Kleinigkeit, die mir aufgefallen ist: Als Kommandant der mexikanischen Regierungstruppen war in allen drei Filmen Eduardo Fajardo zu sehen, der bereits in Django den Bösewicht Major Jackson verkörperte.

 

Als endgültiges Fazit kann gesagt werden: Die Filme sind ein typischer Vertreter des Genres. Was in den 60ern noch neu und unverbraucht war, ging in den 70ern in Einfallslosigkeit auf. Was man dann nicht mehr mit interessanten Typen und Geschichten füllen konnte, das wurde durch Klamauk und Kalauer aufgefüllt. Dabei sollte man sich entscheiden, ob der Film ernst bleiben soll, oder Komödie werden soll. Wenn man sich nicht entscheiden konnte, wirkte das Ergebnis unvollständig.


Lest auch meine anderen Blogeinträge. Der Italowestern steckt noch voller guter Filme.


https://bluray-disc.de/blulife/blog/bollwerk94/12585-der-italowesternblog-by-bollwerk94-1-keoma

www.bluray-disc.de/blulife/blog/bollwerk94/12622-der-italowesternblog-by-bollwerk94-1-in-den-fustapfen-von-bud-und-terence

www.bluray-disc.de/blulife/blog/bollwerk94/12675-der-italowesternblog-by-bollwerk94-3-totengrber-aus-asien

www.bluray-disc.de/blulife/blog/bollwerk94/12742-der-italowesternblog-by-bollwerk94-4-die-letzte-rechnung-zahlst-du-selbst

www.bluray-disc.de/blulife/blog/bollwerk94/12776-der-italowesternblog-by-bollwerk94-5-sergio-leone-ein-herz-fr-kauzige-greise
 




In dieser kleineren fünften Ausgabe meines Blogs geht es um die Italo-Western von Sergio Leone. Aber ich werde nicht über diese weltweit bekannten Filme an sich schreiben, das haben schon genug andere vor mir getan. Mir geht es nämlich nur um eine Kleinigkeit, die man so ziemlich in allen bekannten Filmen aus seiner Hand sehen konnte: Diese kauzigen alten Kerle, die kaum etwas zu den Filmen beitragen, aber immer dabei sind.

 

Am bekanntesten dürfte wohl der Oppa in "Mein Name ist Nobody" sein, der sich so gerne (besonders gern in der deutschen Synchronfassung) einen hinter die Binde gießt. Sein Name war Antonio Palombi. Aus anderen Filmen bekannt war der Kerl nicht, denn er spielte nirgendwo anders mit, außer in winzigen Rollen in den beiden älteren Leone-Filmen "Spiel mir das Lied vom Tod" und "Zwei glorreiche Halunken". In diesen und im zweiten Teil war er als Produktionssekretär genannt. Es wirkt, als habe man ihn wegen seiner dünnen und kauzigen Erscheinung einfach vor die Kamera gezogen. Auffällig ist in der Szene in Nobody außerdem, dass der Greis die ganze Zeit plappert, aber Hill und Fonda fast gar nicht auf ihn reagieren.

 

Er war aber nicht der erste, der von Leone mit dieser Rolle betraut wurde. Josef Egger, dem Palombi zum verwechseln ähnlich sah, war ein Österreicher, der vorher bereits in einigen deutschsprachigen Heimatproduktionen (ganz typisch nach dem Krieg, diese heile Welt Filme) mitspielte. von Leone bekam er die Rolle des Sargmachers Piripero in "Für eine handvoll Dollar". Er synchronisierte sich sogar selbst, was ziemlich ulkig wirkte, Österreicher Akzent im wilden Westen...

 

In "Für ein paar Dollar mehr" spielte er dann den alten "Prophet", der nah an den Gleisen wohnt und dadurch senil wurde. Hier bekam er, wie Palombi später, nur eine einzige Szene, die den Film ein wenig auflockern sollte. Egger starb kurz darauf im Jahr 1966, weshalb man dann wahrscheinlich mit Palombi durch Zufall im Produktionsteam einen passenden Ersatz gefunden hatte. Diesen sah man erstmals sehr kurz in "Zwei glorreiche Halunken" als Nordstaatenoffizier.

 

Interessant ist die Geschichte eigentlich nur, weil der (im nachhinein) als Genie verehrte Sergio Leone (was er ja auch war), immer wieder auf diese Figur zurückgriff, denn die Ähnlichkeit zwischen Egger und Palombi ist so extrem, dass er sich dabei doch irgendwas gedacht haben muss, ich sehe für die Filme (außer bei Nobody, wo Leone ja nicht mal mehr Regie führte) kaum Mehrwert durch eine solche Figur, die wie ein Fremdkörper in diesen meist düsteren und ersten Filmen wirkt. Diese Art von Humor passt eigentlich nicht ins Gesamtkonzept der restlichen Filme...




Die Italiener haben zu den Amerikanern eine ganz besondere Beziehung. Dies ist wohl auf das letzte Jahrhundert zurückzuführen. Eine gewaltige Anzahl an "Spaghettis" suchte mit wegen Mussolini, dem ersten oder zweiten Weltkrieg, der Mafia usw. das Weite und fand in den Vereinigten Staaten eine neue Heimat. Viele gingen als junge Männer in die USA und holten die ganze Familie nach. Auch die Bekanntheit ihrer Küche bekam in den Staaten einen wirklichen Aufschwung und ist bis heute weltweit beliebt. Doch sie brachten nicht nur gute Seiten mit in die neue Welt. Die Mafia hat Einzug in den Metropolen des Landes gehalten und Al Capone ist bis heute eine Berühmtheit als Mafiaboss in Chicago. Später konnte die US-Regierung jedoch noch einen Vorteil daraus schlagen, denn man schloss ein Abkommen mit der Mafia, junge Italiener zogen mit der blau weißen Flagge in den Krieg um das eigene Land von Mussolini zu befreien. Sizilien konnte relativ problemlos eingenommen werden. Nach dem Krieg blieb die Sache ähnlich. Italien war (anders als Deutschland) nicht an alle Siegermächte, sondern nur an die USA gebunden.

 

Auch der Italowestern ist Ausdruck dieser Abhängigkeit Italiens vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Doch anders als der klassische Western, haben die Filme von Leone und co. nicht den Pathos und Patriotismus. Es werden keine Indianer mehr zur Strecke gebracht, sondern meist mexikanische Banditen. Als Mitte der 60er scheinbar jeder italienische Film ein Western wurde, hat dieses Subgenre aber schon ein wirkliches Eigenleben entwickelt. Viele hatten einen leichten Hauch von Trash, die Musik war nicht orchestral sondern auch schon mal gesungen und alles wirkte eher spartanisch.

 

Doch es gab auch Italowestern, die nicht dem neuen Stil folgten, manche wollten amerikanischer sein. Einer dieser "Edel-Western" ohne viel Blut und Fäuste, dafür aber mit einer etwas peinlichen Liebesgeschichte ist "Die letzte Rechnung zahlst du selbst" mit Lee van Cleef (Für ein paar Dollar mehr), Antonio Sabàto (Drei ausgekochte Halunken), Lionel Stander (Hügel der blutigen Stiefel) und Bud Spencer.

 

Drei Halunken, angeführt von Cudlip (Lee van Cleef), berauben den neuen in der Stadt Silver Canyon namens Novak, dieser weiß aber nichts davon. So langsam entwickelt sich die Geschichte dahin, dass Cudlip vom Gauner zum Sheriff wird. Die Geschichte bietet keine interessanten Einfälle und zieht sich sehr langsam hin. Man hätte den Plot wohl anstatt in 110 Minuten auch in 80 erzählen können, ohne größere Verluste. In der deutschen Version wurde schon versucht den Film etwas zu straffen, so wurde er stark geschnitten (was ich hier sogar als vorteilhaft erachte).

 

Leider mangelt es auch den Charakteren an Gesicht. Lee van Cleef spielt eine typische Western-Rolle, ohne besonders zu glänzen. Die Rolle des Novak bleibt einem so gut wie gar nicht in Erinnerung und auch die Frauenrollen sind viel zu übertrieben und nervig sowie viel zu klischeehaft harmlos dargestellt. Im echten Italowestern gibt's meist nur Huren oder weibliche Companeros, die hauen dann aber auch mal so richtig mit auf den Putz.

 

Auch Bud Spencer macht keine gute Figur (diesmal ohne Bart, den ließ er sich für "Gott vergibt, Django nie" wachsen, weil er dachte, dies wäre seine letzte Filmrolle, kam der Sauerkohl wieder ab). Seine Figur wirkt steif und inhaltslos. Buddy ist definitiv nicht der richtige, um einen Firmenboss zu spielen, schließlich war er kein gelernter Schauspieler, was ihm hier noch sehr stark anzusehen ist. Das einzige, was diesen Film in Erinnerung hält, ist wirklich der ungewohnte Anblick, Bud Spencer ohne Bart zu sehen.

 

Doch woran liegt es denn nun, dass der Film in meinen Augen so bescheiden abschneidet? Ich glaube, der Italowestern ist einfacher gestrickt, als sein Vorbild aus den Staaten. Der alte Western brauchte bessere Schauspieler, da die Geschichten mehr auf Gefühl aufbauten. Dies gelang den Italienern in diesem Film nicht, er war zu einfach gestrickt, aber dafür war die Handlung viel zu träge. (Und wenn ich hier noch ein Bild vom Bösewicht hochladen würde, dann glauben hier manche dieser Film gehört zu der Art, die ich im 2. und 3. Teil des Blogs beschrieben hab...)

 

Was den Italowestern doch eigentlich auszeichnete, war Kompromisslosigkeit, gepaart mit Unkorrektheit. Was ich meine, sieht man in solch legendären Filmen wie "Django". Zuerst verteidigt dieser sich Heldenhaft mit seinem Gewehr, dann will er sich mit dem Geld der Mexikaner aus dem Staub machen. Eine andere wunderbar Unkorrekte Szene ist die aus "Zwei glorreiche Halunken", in der Joe (C. Eastwood) Tuco (E. Wallach) auffordert sich auf das Kreuz auf dem Grab zu stellen, mit der Schlinge um den Hals. Diese Verdorbenheit, die absolut neu war anno 1966, war absolut genial. So kamen immer mehr Antihelden dieser Art, wie Sabata, Sartana....

 

Wer soll nun "Die letzte Rechnung zahlst du selbst" gucken? Italowestern-Fans fehlt das Blut und der Sarkasmus, US-Western-Freunden mangelt es an Pathos und tollen Charakteren. Ich glaube ein ebenbürtiger Gegenspieler (z.B. Eli Wallach, Jack Palance...) hätte van Cleef und dem Film wirklich gut getan. Für einen verregneten Nachmittag ist der Streifen durchaus anschaubar, die DVD ist die Anschaffung aber definitiv nicht wert, vor allem, da die extra Szenen mit Originalton den Film in keinster Weise bereichern, sondern träger machen.

 


https://bluray-disc.de/blulife/blog/bollwerk94/12585-der-italowesternblog-by-bollwerk94-1-keoma

www.bluray-disc.de/blulife/blog/bollwerk94/12622-der-italowesternblog-by-bollwerk94-1-in-den-fustapfen-von-bud-und-terence

www.bluray-disc.de/blulife/blog/bollwerk94/12675-der-italowesternblog-by-bollwerk94-3-totengrber-aus-asien



Es wird höchste Zeit für einen dritten Teil. Hier ist er auch schon:

 

Mit diesem Beitrag schließe ich inhaltlich direkt an den zweiten Teil meines Blogs an. Als das Genre Mitte der Siebziger eigentlich tot war, wurde es nur noch von Bud Spencer und Terence Hill Nachahmern am Leben gehalten. Jedoch kam im gleichen Zug in Asien eine neue Art des Actionfilmes auf: der Martial-Arts-Film. Hauptsächlich wurde dieser durch Bruce Lee geprägt. Doch es gab in Fernost auch eine Besonderheit, und zwar den Eastern, also einen Western, vermischt mit Karate-Einlagen.

 

Und da kam einigen findigen Köpfchen in Italien die Idee: Den Spaghetti-Western mit Kung-Fu Elementen zu bestücken. In der Theorie hört sich die Kombination doch traumhaft an: Dampfhämmer wie Bud Spencer, bei denen mit großer Kraft geschlagen wird gegen die beweglichen Grazien aus Asien.

 

In der Praxis sah das ganze jedoch etwas anders aus. Zum Beispiel der 1973er Film "Fäuste – Bohnen und… Karate!", in welchem mal wieder ein typisches Team Revolverheld und dicker Hammer die Heldenrolle übernimmt. Namentlich Dean Reed (sehr interessante Karriere, ging von der USA in die DDR!) und Cris Huerta (Tresette-Filme). Dazu kamen der Colonel (Alfredo Mayo - Rolle als Lee van Cleef -Double) und allerlei andere Helfer. Der Karate-Künstler wurde jedoch ziemlich schlecht in den Film integriert. Eigentlich sieht man Moikako nur einmal in einem kleinen Kampf im ersten Drittel des Films und dann zum Schluss. Der Bärenanteil sind die klassischen Prügeleien nach alter Manier. Bis auf diese beiden Szenen ist wenig asiatisches oder außergewöhnliches im Film zu finden.

 

Horst Sommer synchronisierte die Klamotte, ohne das dort etwas großes dazugedichtet wurde. Leider fehlt dadurch aber auch ein wenig Pfeffer, denn Witze und Kalauer sind Mangelware.

 

Man kann also sagen, in dieser Low-Budget-Produktion ohne besonders guten Cast bzw. Set wirkt das Karate-Thema einfach nur wie eine Zugabe, der Film hätte aber auch genauso gut ohne funktioniert. Denn man hat, anders als in manch anderen Filmen ein Duo in der Mitte, dass zusammenhält und dieses von Spencer/Hill bekannte Freundschaftsmotiv ist es, was Spaß macht. Der Karate-Typ wirkt wie ein Fremdkörper.

 

Doch es gab auch wenige andere Prügelklamotten Mitte der Siebziger, die durch tolle Besetzung und namhaften Regisseur doch deutlich viel versprechender klingen. So z.B. "Stetson – Drei Halunken erster Klasse" von Sergio Corbucci, der Nummer 2 nach Leone im Italowestern, der durch Perlen wie "Django", "Lasst uns töten Companeros" oder "Leichen pflastern seinen Weg" absolute Meisterwerke ablieferte. Dazu kommen drei bekannte Hauptdarsteller:

1. Giuliano Gemma (Auch die Engel essen Bohnen) als Revolverheld Stetson

2. Thomas Milian (Der Superbulle) als Samurai Sakuro; Ja, er spielt einen Japaner, ulkig

3. Eli Wallach als Sheriff (Der wahre Star in Zwei glorreiche Halunken oder Vier für ein Ave Maria)

Dazu der Soundtrack von Oliver Onions... was sollte bei diesem Film schief gehen? 

 

Leider ist doch so einiges daneben gegangen in diesem Film. Er handelt davon, dass der Sheriff das Pony des japanischen Kaisers, welches von Indianern gestohlen wurde, zurückholen soll. Dazu hat er eine Geldkassette mit einer Million Dollar. Und so beginnt ein nerviges Katz und Maus Spiel, einerseits arbeiten sie zusammen, andererseits versucht Stetson immer wieder mit dem Geld abzuhauen. So kommt die Handlung kaum voran und wird schnell öde. Dazu kam allerhand Klamauk, der aus heutiger Sicht nicht mehr die Bohne witzig ist, und diese absolut peinliche Samurairolle von Milian.



Der Italowestern war doch eigentlich dafür bekannt, Schauspieler aus verschiedenen Ländern, die verschiedene Sprachen sprechen, zusammenzuführen (z.B. Clint Eastwood USA, Klaus Kinski BRD...). Wieso konnte man hier keinen Asiaten einsetzen?

 

Was Corbucci nicht geschafft hat, das machte Karlheinz Brunnemann in Berlin bei der Synchronisation wieder wett. Nach feinster Bud Spencer und Terence Hill Manier wird wieder mal gekalauert bis die Ohren bluten. Schon in der ersten Szene werden dutzende Westerntitel untergebracht. Gemma wird von Thomas Danneberg gesprochen, Wallach von Martin Hirthe (wie in Vier für ein Ave Maria) und wer den falschen Samurai spricht, da wird bis heute drüber gerätselt. Es gab auch eine zweite Synchronfassung vom Bayerischen Rundfunk, jedoch ist diese absolut unnötig, denn die alte hat (anders als der Film an sich) sehr viel Witz.

 

Schließlich stellt sich doch die Frage, wieso solch ein Meister des Genres in seiner letzten Regiearbeit im Western so ein jämmerliches Filmchen abgeliefert hat. Vielleicht war er nicht gemacht für Komödien und brauchte eher ernsten Stoff. Dieses Thema ist ein wichtiges in seiner Biografie, denn anders als Leone, blieb es bei ihm nicht nur bei gut durchdachten Western, es finden sich auch solche Trash-Perlen wie der Supercop mit Terence Hill (Die Kaugummiblase!). Ihm ging es folglich wohl nicht nur ums Filme machen mit gewissen Maßstäben, er hat wohl auch auf's Geld geschaut. Jedoch wurden seine lustigen Filme deutlich besser und so kamen dann auch solche, wie "Zwei Asse trumpfen auf", die heute Kultstatus erreicht haben, aus seiner Feder.

 

Die Ninjas und Samurai waren schlussendlich nur Versuche, den Western aus Italien irgendwie am Leben zu halten, man hatte das Thema jedoch nicht gut genug in die Filme integriert, um dort tatsächlich noch mal frischen Wind hineinzubringen. Erst Anfang der 80er kamen mit Filmen wie "Ninja - Die Killermaschine" richtige Martial-Arts Streifen, jedoch waren zu diesem Zeitpunkt Italowestern schon kein Thema mehr (bis auf den kurzen Abstecher von Bud Spencer).

 

Wer mal sehen will, was passiert, wenn Japaner Italowestern mit eigenem Stil zusammenführen, der sollte sich "Sukiyaki Western Django" zu Gemüte führen. Mein Film ist es nicht, aber vielleicht können sich ja damit Japan-Fans für mein Genre begeistern.


 

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