Der Italowestern-Blog by Bollwerk94 - 3. Totengräber aus Asien
Es wird höchste Zeit für einen dritten Teil. Hier ist er auch schon:
Mit diesem Beitrag schließe ich inhaltlich direkt an den zweiten Teil meines Blogs an. Als das Genre Mitte der Siebziger eigentlich tot war, wurde es nur noch von Bud Spencer und Terence Hill Nachahmern am Leben gehalten. Jedoch kam im gleichen Zug in Asien eine neue Art des Actionfilmes auf: der Martial-Arts-Film. Hauptsächlich wurde dieser durch Bruce Lee geprägt. Doch es gab in Fernost auch eine Besonderheit, und zwar den Eastern, also einen Western, vermischt mit Karate-Einlagen.
Und da kam einigen findigen Köpfchen in Italien die Idee: Den Spaghetti-Western mit Kung-Fu Elementen zu bestücken. In der Theorie hört sich die Kombination doch traumhaft an: Dampfhämmer wie Bud Spencer, bei denen mit großer Kraft geschlagen wird gegen die beweglichen Grazien aus Asien.
In der Praxis sah das ganze jedoch etwas anders aus. Zum Beispiel der 1973er Film "Fäuste – Bohnen und… Karate!", in welchem mal wieder ein typisches Team Revolverheld und dicker Hammer die Heldenrolle übernimmt. Namentlich Dean Reed (sehr interessante Karriere, ging von der USA in die DDR!) und Cris Huerta (Tresette-Filme). Dazu kamen der Colonel (Alfredo Mayo - Rolle als Lee van Cleef -Double) und allerlei andere Helfer. Der Karate-Künstler wurde jedoch ziemlich schlecht in den Film integriert. Eigentlich sieht man Moikako nur einmal in einem kleinen Kampf im ersten Drittel des Films und dann zum Schluss. Der Bärenanteil sind die klassischen Prügeleien nach alter Manier. Bis auf diese beiden Szenen ist wenig asiatisches oder außergewöhnliches im Film zu finden.
Horst Sommer synchronisierte die Klamotte, ohne das dort etwas großes dazugedichtet wurde. Leider fehlt dadurch aber auch ein wenig Pfeffer, denn Witze und Kalauer sind Mangelware.
Man kann also sagen, in dieser Low-Budget-Produktion ohne besonders guten Cast bzw. Set wirkt das Karate-Thema einfach nur wie eine Zugabe, der Film hätte aber auch genauso gut ohne funktioniert. Denn man hat, anders als in manch anderen Filmen ein Duo in der Mitte, dass zusammenhält und dieses von Spencer/Hill bekannte Freundschaftsmotiv ist es, was Spaß macht. Der Karate-Typ wirkt wie ein Fremdkörper.
Doch es gab auch wenige andere Prügelklamotten Mitte der Siebziger, die durch tolle Besetzung und namhaften Regisseur doch deutlich viel versprechender klingen. So z.B. "Stetson – Drei Halunken erster Klasse" von Sergio Corbucci, der Nummer 2 nach Leone im Italowestern, der durch Perlen wie "Django", "Lasst uns töten Companeros" oder "Leichen pflastern seinen Weg" absolute Meisterwerke ablieferte. Dazu kommen drei bekannte Hauptdarsteller:
1. Giuliano Gemma (Auch die Engel essen Bohnen) als Revolverheld Stetson
2. Thomas Milian (Der Superbulle) als Samurai Sakuro; Ja, er spielt einen Japaner, ulkig
3. Eli Wallach als Sheriff (Der wahre Star in Zwei glorreiche Halunken oder Vier für ein Ave Maria)
Dazu der Soundtrack von Oliver Onions... was sollte bei diesem Film schief gehen?
Leider ist doch so einiges daneben gegangen in diesem Film. Er handelt davon, dass der Sheriff das Pony des japanischen Kaisers, welches von Indianern gestohlen wurde, zurückholen soll. Dazu hat er eine Geldkassette mit einer Million Dollar. Und so beginnt ein nerviges Katz und Maus Spiel, einerseits arbeiten sie zusammen, andererseits versucht Stetson immer wieder mit dem Geld abzuhauen. So kommt die Handlung kaum voran und wird schnell öde. Dazu kam allerhand Klamauk, der aus heutiger Sicht nicht mehr die Bohne witzig ist, und diese absolut peinliche Samurairolle von Milian.
Der Italowestern war doch eigentlich dafür bekannt, Schauspieler aus verschiedenen Ländern, die verschiedene Sprachen sprechen, zusammenzuführen (z.B. Clint Eastwood USA, Klaus Kinski BRD...). Wieso konnte man hier keinen Asiaten einsetzen?
Was Corbucci nicht geschafft hat, das machte Karlheinz Brunnemann in Berlin bei der Synchronisation wieder wett. Nach feinster Bud Spencer und Terence Hill Manier wird wieder mal gekalauert bis die Ohren bluten. Schon in der ersten Szene werden dutzende Westerntitel untergebracht. Gemma wird von Thomas Danneberg gesprochen, Wallach von Martin Hirthe (wie in Vier für ein Ave Maria) und wer den falschen Samurai spricht, da wird bis heute drüber gerätselt. Es gab auch eine zweite Synchronfassung vom Bayerischen Rundfunk, jedoch ist diese absolut unnötig, denn die alte hat (anders als der Film an sich) sehr viel Witz.
Schließlich stellt sich doch die Frage, wieso solch ein Meister des Genres in seiner letzten Regiearbeit im Western so ein jämmerliches Filmchen abgeliefert hat. Vielleicht war er nicht gemacht für Komödien und brauchte eher ernsten Stoff. Dieses Thema ist ein wichtiges in seiner Biografie, denn anders als Leone, blieb es bei ihm nicht nur bei gut durchdachten Western, es finden sich auch solche Trash-Perlen wie der Supercop mit Terence Hill (Die Kaugummiblase!). Ihm ging es folglich wohl nicht nur ums Filme machen mit gewissen Maßstäben, er hat wohl auch auf's Geld geschaut. Jedoch wurden seine lustigen Filme deutlich besser und so kamen dann auch solche, wie "Zwei Asse trumpfen auf", die heute Kultstatus erreicht haben, aus seiner Feder.
Die Ninjas und Samurai waren schlussendlich nur Versuche, den Western aus Italien irgendwie am Leben zu halten, man hatte das Thema jedoch nicht gut genug in die Filme integriert, um dort tatsächlich noch mal frischen Wind hineinzubringen. Erst Anfang der 80er kamen mit Filmen wie "Ninja - Die Killermaschine" richtige Martial-Arts Streifen, jedoch waren zu diesem Zeitpunkt Italowestern schon kein Thema mehr (bis auf den kurzen Abstecher von Bud Spencer).
Wer mal sehen will, was passiert, wenn Japaner Italowestern mit eigenem Stil zusammenführen, der sollte sich "Sukiyaki Western Django" zu Gemüte führen. Mein Film ist es nicht, aber vielleicht können sich ja damit Japan-Fans für mein Genre begeistern.
Aus der gleichen Kategorie : Ansichten zum Film "Flug 7500"- sie sind nicht allein - Liv…
Top Angebote
Mein Avatar
Kommentare
"Sukiyaki Western Django" ist ja vom bekannten Takashi Miike. Wer vllt mal einen Blick wert ? Wurde nicht "The Good, the Bad and the Ugly" auch auf japanische Art verwurschtet ? "The Good, the Bad, the Weird" oder war das nur eine Titelanspielung ?
Bleiben wir wohl besser bei den echten KLASSIKERN ...
Aber Dein Blog dazu ist wesentlich besser ;)