Dadurch dass bei mir viel an anderer Arbeit anstand, hab ich hier schon eine halbe Ewigkeit keinen Blog mehr verfasst, das ändert sich heute, mit meinem bislang größten Blog (insgesamt 7 Word-Seiten ohne Bilder!):
Prolog
Nach einigen Blogs, in denen ich mich direkt oder auch indirekt mit Terence Hill und / oder Bud Spencer beschäftigte, kommt nun, quasi als krönender Abschluss, ein Blog über die zwei Kulthelden schlechthin für das deutsche Publikum, der allerdings nicht unbedingt als Liebeserklärung dienen soll, diese habe ich bereits in den letzten Einträgen über die beiden getätigt. Heute soll es auch einmal ein paar ungewohnte und auch kritische Töne geben, einfach eine Sicht auf die VIER FÄUSTE, die es so bisher nur sehr selten gab.
Mythen
1970 war es so weit, die erste waschechte Komödie mit den beiden erblickte das Licht der Welt: "Die rechte und die linke Hand des Teufels". Ein Film, der richtungweisend war und die beiden zu richtigen Stars machte. Doch auch der Film selbst sorgte für Mythen. So herrschte in Deutschland jahrelang Unklarheit darüber, ob dieser Streifen über eine Neusynchronisierung von Rainer Brandt verfügte. Schließlich gab es einen Trailer von Rainer Brandt und ein passendes Kinoplakat von Renato Casaro welches im Stil des Plakats von "Vier Fäuste für ein Halleluja" gehalten wurde, von dem es bekanntermaßen eine neue Schnoddersynchro aus Berlin gab. Doch das Plakat stellt ein einzigartiges Stück dar, denn bei keinem anderen Plakat von Casaro wurde Malerei mit Fotografie gemischt (hier das Pferd welches Terence zieht). Erst vor kurzem konnte mit relativ hoher Sicherheit geklärt werden, dass eine solche brandt'sche Fassung nicht existiert. Ein anderes Mysterium gab und gibt es um den Film "Die fünf Gefürchteten" (siehe Italowestern-Blog Nr. 10), hier sind sich verschiedene Leute vom Fach einig, dass die Wiederaufführung unter dem Titel "Der Dampfhammer" tatsächlich auch von Brandt synchronisiert worden sein soll, mit Arnold Marquis für Bud. Ob es stimmt? Hoffentlich, dann sollte diese Fassung allerdings auf eine mögliche Blu-Ray mit gepresst werden.
Ähnliche Diskussionen gab es auch über die beiden ersten Plattfuß Filme, allerdings hat Brandt selbst ja bereits die Erstsynchronisierungen erstellt, weswegen eine erneute Fassung (mit Arnold Marquis statt Wolfgang Hess) recht sinnlos gewesen wäre. Hier wurden neue Trailer nur erstellt, damit man die Filme mit den neuen Titeln (z.B. "Buddy fängt nur große Fische") und Casaro-Plakaten besser wiederverwursten konnte. Wo wir schon beim nächsten Thema wären:
Der Plakatmaler
Für mich gehört Renato Casaro genauso zu den Filmen um die beiden, wie die Musik von Oliver Onions. Spätestens ab "Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle" hat der Maestro des Kinoplakats (für mich der beste Filmplakatemaler aller Zeiten) die Filme mit seinen lässigen Grafiken mit verändert (zumindest was die deutschen Versionen angeht, wo Herr Peltzer zunächst das Monopol inne hatte). Spätestens ab "Das Krokodil und sein Nilpferd" war sein toller Stil perfektioniert und die Plakate passten auch optisch zueinander. Des Weiteren waren seine Plakate fast so etwas wie ein Garant für gute neue Filme und keine alten wiederverwerteten, diese machte später z.B. der zur Nummer zwei degradierte Lutz Peltzer.
Doch auch um Herrn Casaro rankt sich ein Mythos, angeblich soll er die Idee für die Schleppe am Pferd von Trinity gehabt haben, damit dieser absolut lässig und faul wirkt. Womit wir wieder bei den Halleluja Filmen wären, die Terence Hill den Weg zu Leone und dem Star Henry Fonda ebneten und Bud Spencer endgültig zum Star machten, der nun auch Hauptrollen bekam.
Die Synchronfassungen
Immer wenn es in Foren im Netz Diskussionen darüber gibt, ob man sich lieber die Originalfassungen angucken sollte, bringe ich das Beispiel Spencer/Hill. Mir fällt keine andere Reihe von Filmen ein, bei denen so konsequent die Blödelsynchros eingesetzt wurden, wie in diesem Falle. Vor allem Rainer Brandt (aber auch Karlheinz Brunnemann und Horst Sommer) war und ist bekannt für seine manchmal mehr, manchmal weniger gelungenen Vertonungen, jedoch ist er auch streitbar, so gefiel vielen Zuschauern nicht, dass Wolfgang Hess Ende der 70er von Arnold Marquis als Spencer abgelöst wurde und der Dicke nun in einigen Synchros ("Das Krokodil und sein Nilpferd" zum Beispiel) leicht zurückgeblieben wirkte. Hills fester Sprecher seit "Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle" war Thomas Danneberg und als Stammsprecher seit jeher unangefochten. Für ihn war es die erste richtig große und lange Verpflichtung, er sprach ihn durch viele Zweitfassungen in jedem Film außer "Die rechte und die linke Hand des Teufels", "Verflucht, Verdammt und Halleluja" und einigen weniger bekannten Werken. Bis heute ist er DIE Konstante in der deutschen Synchronbranche (als Stallone, Travolta, Schwarzenegger, oder eben Hill). Danneberg war anscheinend der Lieblingssprecher von Brandt, sodass Rollen die vormals Brandt sprach, später Danneberg unter der Regie von Brandt übernahm (z.B. Terence Hill, den Brandt noch in "Django und die Bande der Gehenkten" selbst mimte, aber auch Franco Nero, Giuliano Gemma oder George Hilton).
Die Suche nach neuen Partnern
Zurück zu den Helden selbst: Kürzlich erklärte Spencer, bzw. Carlo Pedersoli in einem Nachruf auf Giuliano Gemma, dass er es bedauere nicht mehr Filme mit ihm gemeinsam gemacht zu haben. Ihre gemeinsame Arbeit gehörte wohl zu den besten Filmen mit Bud ohne Terence, da Gemma als Schauspieler vielleicht sogar höhere Qualitäten hatte als Hill (Ansichtssache). Doch Spencer brauchte, bspw. in den Zeiten, als Hill die Nobody-Filme drehte (oder die anderen eher mauen Hollywood Filme), Ersatz.
Anfangs war die Suche noch sehr erquicklich, mit Jack Palance war in "Halleluja... Amigo" ein perfekter Gegenspieler, der seine Schwester um jeden Preis mit dem Dicken verheiraten wollte, geschaffen. Ein Film, der zwar nicht mit ihren Glanzleistungen mithalten konnte, allerdings einige tolle Szenen bot, wie einen Bud Spencer, der immer erst losprügelte, als er sich seine Brille aufsetzte. Außerdem bekam die Leone-Ranch, das legendäre Grundstück aus "Spiel mir das Lied vom Tod" hier eine ähnlich zentrale Rolle.
In der deutschen Erstaufführung unter oben genanntem Titel führte Horst Sommer (wie bei den Halleluja Filmen) Synchronregie, Wolfgang Hess sprach Spencer und Arnold Marquis Palance. "Der Dicke in Mexico" nannte man die Wiederaufführung mit leider nicht wirklich mehr Komik, viel mehr dümmliches Geplapper ohne den Biss eines Rainer Brandt. So hatte anscheinend Herr Brunnemann diese überflüssige Fassung erstellt, in der Buds Pferd plötzlich reden konnte. Mit Hirthe und Petruo war diese Fassung zwar nicht schlechter besetzt, aber einfach nicht so gekonnt umgesetzt, wie eine richtig gute Schnoddersynchro.
Während Bud sich Anno 1972 durch diesen Western und "Sie verkaufen den Tod" mit eher mäßigem Erfolg schlug, hatte Terence die bessere Rolle an Land gezogen. Mit "Verflucht, verdammt und Halleluja" konnte er im Quasi-Nachfolger von "Vier Fäuste für ein Halleluja" erneut die Hauptrolle ergattern. Da Regisseur E.B. Clucher für Bud nur eine deutlich kleinere Nebenrolle vorsah, lehnte dieser das Mitwirken an diesem Werk ab. Als Konsequenz daraus, wurde dieser Film auch keine Prügelklamotte mehr, sondern eine ganz normale Italowestern-Komödie. Doch auch ohne ständiges Fäusteschwingen wurde dieser Film zu einer wahren Perle.
Der DDR-Titel "Ein Gentleman im wilden Westen" trifft den Inhalt des Filmes deutlich besser, so war Hill nämlich genau dieser Gentleman, ein feiner Pinkel, der von England in den Westen kam und in die Fußstapfen seines verstorbenen Vaters trat. So wandelte sich Joe Moore mithilfe der alten Bande seines alten Herren langsam zum Revolverhelden.
Dieser Film zeigte, dass Terence Hill Filme wenn das Drehbuch richtig gut funktioniert, nicht einmal eine Schnoddersynchro brauchen. Manchmal kann selbst Gottfather of berliner Gelaber Rainer Brandt einem Film mit Terence Hill nicht nur nicht gut tun, sondern ihn auch richtig gegen die Wand fahren. So geschehen Anno 1974, als man den Film "Der blauäugige Bandit" in die deutschen Kinos brachte. Ein Drama, welches bereits 1969 in Italien lief und sich mit der sonst kaum bekannten Thematik von Separatisten in Sizilien beschäftigte. Der ganze Film war eigentlich todernst, so ging es darum, dass der von Hill gespielte Charakter den Mord an seinen Bruder rächt, in den Knast kommt, entflieht, 'ne Geisel nimmt, und so weiter...
Der Film wird von Ansammlungen verschiedener medialer Artikel aus Presse und Rundfunk zusammengehalten, allerdings wird die Thematik einfach durch zu billige Einstellungen und miese Kameraschwenks nicht gerade aufgewertet. So kann man dem Film definitiv zu Gute halten, dass er ambitioniert ist, allerdings filmtechnisch nicht überzeugt. Die alte Videokassette tut ihr übriges (denn der Film ist nie auf einem digitalen Medium erschienen).
Brandts deutsche Fassung, die stark geschnitten ist (bei einer Ballerei gab es keine Toten zu sehen), funktioniert einfach nicht. Thomas Danneberg muss an manchen Stellen so schnell reden, um noch einen halbwegs lustigen Spruch einzubauen, dass er kaum hinterher kommt. Dazu kam, dass die Sprüchedichte bei dieser Vorlage einfach so unspektakulär war, dass es sich auch dafür nicht lohnen würde den Film zu sehen. Vielleicht lag es an diesem Film, dass Brandt fortan keine alten, ernsten Western des Duos mehr auf lustig umsynchronisierte (bis auf "Vier Fäuste für ein Halleluja" und ggf. oben genannter "Dampfhammer").
Für Bud wurde die Suche nach Partnerschaften unterdessen immer schwerer, zunächst kamen Kinder, wie der Außerirdische Kleine, oder der schwarze Bodo, dann Indianer (in "Eine Faust geht nach Westen") oder ein extremst verkleideter Tomas Milian in "Bud der Ganovenschreck". Anfang der 80er kam man an den Punkt, als alles und jeder, den das italienische Kino bot, in irgendeiner Form bereits irgendwie mit mindestens einem der beiden zusammenarbeitete. Eli Wallach, Franco Nero, Lee Van Cleef, Klaus Kinski, Henry Fonda, Frank Wolff, Raimund Harmstorf, Woody Strode, Donald Pleasence, Giuliano Gemma, Telly Savalas, Rita Pavone, Gene Hackman, Ian Holm, Jackie Gleason, Pierre Brice, Harry Carey Jr. James Coburn oder Ernest Borgnine, sie alle hatten (man glaubt es kaum) schon mit mindestens einem der beiden zu tun.
1982 hätte dann also ein Film entstehen können, den so wohl niemand wollte bzw. will, aber sehet lieber selbst:
(Quelle: http://heyse-online.de/spencerhilldb/temp/scans/monkey_business.jpg)
Gott sei Dank wurde diese affige Partnerschaft nie in die Tat umgesetzt (wobei die nicht-italienische Regie & Produktion vielleicht mal was gemacht hätte, dass nicht gänzlich nach dem immer selben Schema verläuft).
Im zweiten Teil geht es mit den späteren Jahren, vor allem von Hill, weiter.
Fortsetzung vom ersten Teil:
Onkel Hill
Während Bud sich in immer schwächere Rollen stürzte und dann Ende der Achtziger kaum noch in der Lage war rein körperlich (sowohl vom Alter, als auch dem Gewicht) seine Genrefilme zu drehen, war Terence zum kuschelweichen Familientypen mutiert.
Die erste Anwallung dieses neuen Mario Girotti sah man 1983 in seiner Adaption eines italienischen Klassikers: "Keiner haut wie Don Camillo", an dem seine ganze Familie mitwirkte. Der Film war weder Fleisch noch Fisch, ihm fehlte die Lässigkeit eines richtigen Terence Hill Filmes aber auch der Charme des Originals, auch die Zeit um den Kommunisten Peppone glaubwürdig darzustellen war Mitte der 80er schon längst vorbei. Es wurden viele sinnfreie Kleinigkeiten, wie eine Heirat beim Fallschirmspringen, eingebaut, die den Film nicht gerade sehenswerter, sondern flacher gestalteten.
In "Renegade", der nächsten Familienangelegenheit Hills mit seinem Stiefsohn Ross in der anderen Hauptrolle, versuchte er sich dann noch einmal statt mit Bud Spencer, mit der eigenen Sippe. Dass der Film nicht wieder so eine Pleite wurde, wie letzt genannter, liegt hauptsächlich daran, dass er den Regiestuhl an den Altmeister abgetreten hatte, E.B. Clucher, alias Enzo Barboni, der Regisseur der Halleluja Streifen schuf einen ganz netten Film, dem allerdings erneut der richtige Pfiff fehlte.
Dann folgte für den Italiener wohl die Zäsur in seinem Leben, die alles verändern sollte, der Unfalltod des Stiefsohnes († 1990) mit dem er nun eigentlich gemeinsam so richtig durchstarten wollte. So sollte Ross in seiner "Lucky Luke" Adaption eigentlich Billy the Kid spielen.
Nichtsdestotrotz produzierte Hill mit dem Rest seiner Familie den Film und die dazugehörige Serie, die wieder weder besonders nah am Original war, noch an Hills Blütezeit als Nobody anknüpfen konnte. Zuviel kindlicher Humor und unglaubwürdige Albernheiten bzw. Hexereien, zu wenige Prügeleien und Szenen in denen er seinen Charme richtig ausspielen konnte. So zog sich der weichgespülte Terence Hill weiter durch seine Karriere, jedoch manifestierte sich eine Eigenart Hills, die ihn für meinen Geschmack nicht besser machte: sein Hang zur katholischen Religiosität.
Eine letzte Prügelei...
Doch bevor sich Hill endgültig dem Glauben verschrieb, konnte der Dicke ihn noch einmal zu einem gemeinsamen Abenteuer überreden: "Die Troublemaker" war also das nächste Projekt im Kreise nicht nur einer Familie, sondern der gemeinsame Streifen der Sippen von Pedersoli und Girotti. Auf den ersten Blick hört sich das ganze viel versprechend an, Hill und Spencer wieder als Brüder unterwegs, es schien wieder ein klassischer Film nach Halleluja-Art zu werden!
Doch auf den zweiten Blick offenbarte der Film eine Abnormalität, er spielte nicht in Almeria, sondern direkt in den Staaten, im Cast war keiner der alten Haudegen, kein Riccardo Pizzuti, einfach niemand von der alten Garde. Auch im weiteren Produktionsteam fanden sich keine alten Gesichter, Morricone, die De Angelis Brüder, E.B. Clucher, sie alle waren einfach nicht dabei (nur Casaro, er schuf wieder das Plakat).
Stattdessen wurde der Film von einem gewissen Matthias Wendlandt produziert... Moment mal, Wendtland, da klingelt doch was... und in einer Nebenrolle Eva Hassmann... Hassmann... Wendtland... da fehlt noch ein Puzzleteil. Plötzlich jodelt es in einen Ohren: "Jodelahiti!!!" Otto Waalkes, das war das fehlende Teil, zufälligerweise produzierte Horst (der Vater von Matthias) Wendtland alle seine Filme. Böse Zungen würden jetzt behaupten, die völlig Talentbefreite Gattin vom Ostfriesen (Hassmann) hätte diese Rolle durch Beziehungen bekommen, aber auf so eine Idee käme ich doch nie.
Im Klartext, der viel zu dicke Bud, der nun Kutsche fahren musste, weil er nicht mehr auf ein Pferd passte und der Softie Terence lieferten einen weichgespülten Kleinkind-Western ab, ohne jeden Pfiff, gute Musik oder sonst irgendwas im Sinne der guten alten Italowestern. Traurigerweise mussten E.B. Clucher, Pizzuti und co., mit denen die beiden nun anscheinend nichts mehr zu tun haben wollten, einen eigenen Film drehen: "Sons of Trinity" oder auch "Trinity & Babyface" war der Versuch der alten Bande mit neuen Darstellern den Mythos weiter leben zu lassen, natürlich verfehlten sie ihr Ziel um Längen, da niemand neue Doppelgänger wollte, die gab es schließlich schon in den 70ern. Hätten sie alle wieder zusammengearbeitet, wäre sicherlich ein deutlich besseres Ergebnis herausgekommen.
Übrigens: Kalauermeister Rainer Brandt, der die Synchronfassungen all dieser letzten Filme erstellte, bekam seit 1986 mit "Die Miami Cops" keine deutsche Fassung mehr zustande, die auch nur im Ansatz an alte Knaller heranreichte, ob dies an ihm oder den Vorgaben der Produktion bei Rialto oder wo auch immer lag, kann ich nicht einschätzen.
Vier weiche Fäuste in der Gegenwart
Nach dieser Riesenpleite gingen beide wohl endgültig wieder getrennte Wege. Terence Hill fand seine neue Heimat als "Don Matteo", Pfarrer, der Kriminalfälle, in dieser bereits seit 1999 in Italien laufenden Serie, löst. Seine beste Rolle seit "Renegade", da er hier ein gutes Maß gefunden hat und endlich nicht mehr alte Figuren ausgräbt und schändet, sondern sich selbst versucht an einer neuen sympathischen Figur. 2010 wurde ich richtig aufgeregt, als ich hörte, Hill habe einen neuen Western gedreht, anscheinend eine Fortsetzung zu Nobody... Das Ergebnis war "Doc West", nur der deutsche Titel wandelte ihn so um (wie in der guten alten Zeit mit den betrügerischen Titeln). Wieder führte Hill Regie und wieder war es ein familienfreundliches Fest der Langeweile. Den zweiten Teil habe ich bis heute nicht gesehen und das wird wohl auch so bleiben.
Bud schlug sich nach zwei Serien mit dem "Miami Vice" Star Philip Michael Thomas (die sogar ganz amüsant waren) nur noch mit kleinen Rollen so durch. 2005 übernahm er dann noch mal eine Hauptrolle in einem Fernsehfilm, der es sogar zu uns schaffte. Bud (sogar von Wolfgang Hess synchronisiert) war in "Padre Speranza" ein Priester, der einen Mafia-Kriminalfall löst. Dass er damit an den Erfolg seines ehemaligen Partners in dessen neuen Paraderolle als Don Matteo anknüpfen will, ist wohl nicht von der Hand zu weisen.
Epilog
Was bleibt, ist entweder ein realistisches Bild der beiden, oder man schaut nur auf gute Zeiten, blendet alles andere aus und erhält so den Mythos am Leben. Der private Fernsehsender Kabel Eins tut mit seiner Ausstrahlungspolitik seit nunmehr 15 Jahren alles dafür, dass das Bild der beiden als perfektes Duo erhalten bleibt, indem man nur die Evergreens der 70er und 80er sendet, und zwar in Dauerschleife. Viele wissen sicherlich nicht einmal von "Gott vergibt, Django nie" oder dem genialen "Vier für ein Ave Maria", weil diese für Kabel 1 anscheinend schon nicht ins Schema passen. Die Öffentlich-Rechtlichen verbannen diese alten Filme hingegen jenseits der 23 Uhr Marke, wo man sie erst einmal finden muss...
Schlussendlich bleibt es jedem selbst überlassen, sich ein Bild zu machen und sich Erinnerungen oder auch neue filmische Erfahrungen so aufzubereiten, wie man es gern hätte.
Post-Epilog für Terence
Eigentlich wäre dies der letzte Satz meiner Ausführungen gewesen, jedoch würde dieser Satz die beiden wieder nur auf die beiden naiven Prügelbarden reduzieren, die die Medien heute gern immer noch genauso hätten, wie in den 70ern. Auf Bud Spencer mag dies zwar zutreffen, er war - und das betont er immer besonders - kein Schauspieler, verprasste sein Geld und musste alles einmal ausprobieren (z.B. machte er den Pilotenschein und war "Erfinder").
Die viel interessantere Persönlichkeit ist Terence Hill, ein Mann, der jeglichen Medienrummel meidet und deshalb für jene Medienschakale auch längst nicht so interessant ist, wie sein dicker Ex-Partner, dessen Deutschlandreise für dieses Frühjahr merkwürdigerweise abgesagt wurde, aus gesundheitlichen Problemen (man munkelte schon, dass es mit ihm zu Ende gehen könnte), und plötzlich sei er wieder gesund und hat ein neues Buch, und zwar ein Kochbuch... zurück zu Hill:
Wie wurde er zu diesem anscheinend streng gläubigen und introvertierten Familienmenschen, der Ende der 60er noch als Django dutzende Leute im Film niedermähte? Ansetzen würde ich Mitte der 1970er Jahre: Terence auf dem Hoch seiner Karriere, als Nobody hatte er einen waschechten A-Film Erfolg, der sogar fast so gut war, wie ein echter Leone-Streifen, so konnte er zwei große Rollen in Hollywood an Land ziehen, in denen er nicht den Fäusteschwinger vom Dienst mimen musste. Jedoch floppten sowohl "Mister Billion", als auch "Marschier oder Stirb", was ihn dann wieder in die Arme des italienischen Kinos manövrierte, zurück zu Bud und den "Vier Fäusten". Wahrscheinlich mischte nun Anfang der 80er die große Enttäuschung mit, dass man, obwohl man im Gegensatz zu Spencer perfekt englisch spricht und deutlich fleißiger ist, ihn nie so wirklich überholt hat, im Gegenteil, heute ist Hill der weniger populäre - zumindest in der Bundesrepublik.
Zu der Sackgassenkarriere kam dann der Tod des Stiefsohns und der endgültige Abstieg zur C-Garde unter den Schauspielern, dies alles führte wahrscheinlich dazu, dass sich Hill alias Mario Girotti so stark zur Kirche hingezogen fühlt und Erfüllung im Glauben zu finden scheint. Zu sehen ist dies im besonderen Maß an Don Matteo, anders als Don Camillo, oder Cowboy Doc West braucht er hier keine halbgare Figur zwischen alten Erwartungen und neuem Sein zu spielen, sondern einfach einen Menschen, wie er selbst. Und der Erfolg in Italien gibt ihm Recht.
Nun also der echte Abschlusssatz: Auf den ersten Blick sehen wir in den "Vier Fäusten" ein belanglos-locker-flockiges Abenteuerfilm-Duo, naiv und geerdet, was wir aber nicht sehen, sind die Menschen und komplexen Charaktere die sie wirklich sind (vor allem trifft dies auf Hill zu), sondern lediglich Filmfiguren, die schon lange nicht mehr existieren, sonst würden die beiden wie all die anderen Sequel-Eunuchen versuchen, uns mit wie auch immer gearteten neuen Abenteuern zu quälen.
Nun noch eine Filmempfehlung:
Ein Schinken von dem ich vor Jahren gehört hatte, heißt "Zwei tolle Hunde in Hongkong", zufälligerweise lief er letztens auf dem MGM-Sender von Sky. Ein klassischer Streifen mit zwei Spencer/Hill Lookalikes, im Gegensatz zu "Butch und Toby" (siehe Italowestern Blog Nr. 2) jedoch mit einer der genialsten Vertonungen aus dem Hause Brandt, die ich je hören durfte. Eine Geisha, die wegen ihrer starken Schminkung als Mehlklafte bezeichnet wurde, und Dutzende andere Anzüglichkeiten, bis hin zu einem Sachsen mit Monokel (Vorgänger von Oberst Klink?) machen diesen Film zu einer von Brandts Top 5 Arbeiten! Viel Spaß beim Angucken.
Die Quellen der Bilder sind die jeweiligen DVD/Blu-Ray/VHS-Veröffentlichungen oder TV-Mitschnitte, sowie Kinoaushänge aus meiner Sammlung
Zum Tod von Eli Wallach
25. Juni 2014Was macht einen Film besonders? Sind es darstellerische Glanzleistungen, brachiale Bildgewalt, ohrenumgarnende Soundtracks oder nervenzerreißende Actionszenen? Ich behaupte, keines dieser Merkmale macht einen Film besonders und damit außergewöhnlich, sondern lediglich gut.
Kaum ein anderer vermochte es bislang, einen solchen Anpressdruck an die Bildröhre hervorzurufen, als der Maestro, Sergio Leone. Eine meiner absoluten Lieblingsszenen der Filmgeschichte befindet sich am Ende von "Zwei glorreiche Halunken". Nach mehr als zwei Stunden der Irrfahrt auf der Suche nach einem Haufen Gold, der sich auf einem Friedhof befinden soll, stößt Tuco, der vom Blonden gejagt wird, mit dem Kopf an einen Felsen. Plötzlich schwenkt die Kamera hoch und man erlebt zeitgleich mit dem von Eli Wallach verkörperten Tuco, dass der Friedhof nun endlich gefunden wurde. Ein gewaltiges Meer aus Grabsteinen und Holzkreuzen erschließt sich einem, dazu eines der brillantesten Lieder, dass je für einen Film komponiert wurde, "l'estasi dell'oro", von Ennio Morricone. Sofort ist man angehalten den Ton am Fernseher lauter zu drehen. Diese Szenen, die bei einem Gänsehaut auslösen, einen wie gebannt an den Bildschirm fesseln und einen Hauch von einem Lächeln ins Gesicht zaubern, diese Szenen sind es, die aus guten und sehr guten Filmen, Klassiker machen, da diese Szenen im Gedächtnis bleiben. Die Symbiose aus Bild, Ton und Schauspielerei kommt hier zur Vollendung.
Welcher Regisseur kann schon von sich behaupten, nur zwei Jahre nach seinem großen Meisterwerk, dieses direkt noch einmal zu wiederholen, bzw. sogar zu überbieten? Mit "Spiel mir das Lied vom Tod" gelang Leone ein solcher Coup.
Eli Wallach, der ursprünglich nur ein Ersatz für Gian Maria Volonté war, erlangte durch seine geniale Darstellung des Gauners Tuco weltweit Beachtung. Im Gegensatz zu bspw. Lee Van Cleef, war es für ihn allerdings nicht der Start einer Italowestern-Karriere, im Gegenteil, er suchte sich seine Rollen genau aus.
Im Spaghettiwestern trat er nach "The Good, The Bad and the Ugly" nur noch drei mal auf: zum einen in "Vier für ein Ave Maria", in dem er schauspielerisch dem Duo Hill und Spencer im Halbschlaf den Schneid abkaufte, im mittelmäßigen "Zwei wilde Companeros" mit Franco Nero und in "Stetson - Drei Halunken erster Klasse", dem letzten Western von Sergio Corbucci, der allerdings ziemlich in die Hose ging, wobei Wallach auch hier der große Lichtblick war.
Seinen alten Filmpartner Clint Eastwood traf er im Film übrigens nie direkt wieder, allerdings hat er in Eastwoods Film "Mystic River" eine kleine Gastrolle. Wer schon immer einmal sehen wollte, wieso Wallach für die Rolle als Tuco von Leone erwählt wurde, der sollte sich den Episodenfilm "Das war der wilde Westen" angucken, hier hatte er eine ganz ähnliche Rolle als Bandit.
Die berühmteste Anekdote um seine Person ist wohl, dass er beim Dreh von "Zwei glorreiche Halunken" zweimal fast tödlich verunfallt wäre, einmal bei der Szene, als er einen Zug über die Ketten um seine Arme fahren lassen will, als ihn dieser beinahe erfasst, das zweite mal hätte er laut eigenen Angaben fast Gift geschluckt.
Eli Wallach starb am 24.6. 2014 im stolzen Alter von 98 Jahren. Möge er in Frieden ruhen.
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