
Es hätte ein wunderbares Abendessen werden können, zu dem Stephan (Christoph Maria Herbst) und seine Frau Elisabeth (Caroline Peters) in ihr Bonner Haus eingeladen haben. Doch als Thomas (Florian David Fitz) verkündet, dass er und seine schwangere Freundin Anna (Janina Uhse) ihren Sohn Adolf nennen wollen, bleibt den Gastgebern und dem Familienfreund René (Justus von Dohnányi) bereits die Vorspeise im Hals stecken. Man faucht einander Wahrheiten ins Gesicht, die zugunsten eines harmonischen Zusammenseins besser ungesagt geblieben wären. Starke Egos geraten aneinander, Eitelkeiten werden ausgespielt und der Abend eskaliert.
Meine eigene Einleitungsfrage lässt sich eigentlich leicht beantworten: „Nein.“. Schließlich liegt jedem neuen Film, auch ein neues Drehbuch, eine Sichtweise, eine Intention vor und auch der Cast besteht aus der Crème de la Crème, der deutschen Schauspielkunst. Zudem ist bei „Der Vorname“ auch Reduzierung ein Thema, Reduzierung auf das Wesentliche. Ein Raum, Menschen, Diskussionen, Verflechtungen, Lügen, Moral, Enthüllungen und letzten Endes auch Menschlichkeit. Am Tisch von den Bergers passiert also so einiges. Immer schön zu sehen, wie so ein eigentlich kleines Thema, wie eben ein Vorname, so eskalieren kann. Wobei die Wahl auf Adolf natürlich dazu einlädt.

Ein richtig schönes, klassisches Kammerspiel also. Ich freute mich auf zackige Dialoge und treffsichere Spitzen, sowie auch die ein oder anderen Zote. Was blieb davon am Ende im Gedächtnis? Eigentlich gar nichts. Das ist, bei dem vorhandenen Potenzial, leider eine große Enttäuschung. „Der Vorname“ war an den deutschen Kinokassen ziemlich erfolgreich und hat auch bei den Kritikern in der Regel gut, bis sehr gut abgeschnitten. Das Remake des französischen Originals Le Prénom, aus dem Jahr 2012, darf sich also durchaus als Achtungserfolg des deutschen Kinos bezeichnen. Dennoch kam bei mir persönlich kaum, bis gar keine Stimmung auf.
Vor allem störend war für mich die Kameraarbeit und die Wahl auf ein „Fisheye-Objektiv“, die sich mir auch im Kontext überhaupt nicht erschließt. Es irritiert einfach, wenn sich am linken und rechten Bildrand die Türen, Schränke und Regale ständig biegen. Es ist schlichtweg unästhetisch und beeinträchtig an dieser Stelle das Sehvergnügen. Vielleicht war die Kernfrage: „Wie machen wir die Location irgendwie interessanter?“. Dieser Kniff ging für mich jedenfalls nach hinten los, obwohl die deutsche Version, von der reinen Kameraarbeit an sich, schon ordentlich ausgefallen ist.

Die größte Schwäche ist für mich aber das Drehbuch und das Tempo. Vergleicht man „Der Vorname“ mal mit Roman Polanskis „Gott des Gemetzels“, fällt vor allem letzteres auf. Die Komödie kommt aber auch nicht so fies und doppelbödig daher, wie eigentlich erwartet. Im Gegenteil, sie wirkt stellenweise schon etwas in eine bestimmte Formel geschrieben. Kein Gag hat bei mir zünden können, gewisse Fragen werden überhaupt nicht gestellt, wie beispielsweise warum Anna während der Schwangerschaft raucht und trinkt und auch erfährt man etwas zu wenig über die Figuren. Dennoch ist es schön, dass die Charaktere auch jeweils eine andere Seite von sich zeigen dürfen.

Am Ende wird es leider auch etwas theatralisch, wobei natürlich die gesamte Darstellung überzogen ist und generell auch wie ein Theaterstück, mit angezogener Handbremse, funktioniert. Als Thomas aber noch den üblichen Haken auf die Nase verteilt, ist das doch mehr als typisch. Die Story versucht des Weiteren mit ein paar Wendungen immer wieder bei Laune zu halten, was bei knapp 85 Minuten auch einigermaßen funktioniert. Ausgerechnet den ganz großen Knall gibt es aber nicht. Das Chaos bricht irgendwie nie in Gänze aus und auch das gesetzte Ende, die Schlusspointe, kommt irgendwie zu schnell.