Erneut können wir Ihnen einige interessante Einblicke in die Entstehung eines Hollywood-Films geben. Diesmal hatten wir Gelegenheit mit Michael Arndt, dem Screenwriter von "Toy Story 3", zu sprechen.
Michael Arndt ist seit 2005 bei Pixar und "Toy Story 3" sein erster Film, an dem er für das Unternehmen gearbeitet hat. 2007 gewann Arndt den Oscar für das beste Screenplay seines Films "Little Miss Sunshine". Auf dem Bild sehen Sie Michael Arndt links. Mit auf dem Foto sind unter anderem Tom Hanks als Sechster von links, der im Original Woody spricht, John Lasseter, Chef der Disney Animation-Sparte, ist Fünfter von rechts. Neben John Lasseter steht Tim Allen, die Stimme von Buzz Lightyear. Zwischen Lasseter und Allen ist der Regisseur des Films, Lee Unkrich.
Warum sind Sie Drehbuchautor geworden?
Ich bin Drehbuchautor geworden, weil ich eigentlich Regisseur werden wollte, aber aus Gründen, an die ich mich nicht mehr erinnere, dachte ich, wenn man erst Autor wird, ist es ein einfacherer Weg.
Besteht ein großer Unterschied zwischen Ihrer Arbeit für einen Animationsfilm und einen Realfilm?
Zumindest was das grundlegende Schreiben der Charaktere oder Geschichten angeht, nein. Eine gute Story ist eine gute Story, egal in welchem Medium. Mir kam auch nie in den Sinn, dass ich gerade an einem animierten Charakter schreibe. Für mich ist Buzz Lightyear so real wie Olive Hoover in Little Miss Sunshine. Der große Unterschied liegt erst im Umschreiben. Bei Realfilmen liegen das Schreiben, die Produktion und das Bearbeiten hintereinander. Bei Animationsfilmen überlappen sich diese Vorgänge und passieren gleichzeitig. Das erlaubt, dass bei Realfilmen Autor, Regisseur, Schauspieler und die Leute, die den Film bearbeiten, miteinander kommunizieren müssen, das macht die Schreibphase weniger einsam.
Was denken Sie: Wenn Sie die Chance hätten, das Drehbuch von Toy Story 3 noch einmal zu schreiben, würden Sie etwas ändern? Wenn ja, was?
Ich habe 3 Jahre am Schreiben (und Umschreiben) von Toy Story 3 gearbeitet und ich kann ehrlich sagen, es gibt kein einziges Detail, das ich ändern würde. Ich denke, es ist gut so, wie es ist.
Was war die größte Herausforderung hinsichtlich der Story bei Toy Story 3?
Das hört sich vielleicht etwas komisch an, aber das schwierigste Stück des Skripts war der Anfang, wenn man die Spielzeuge nach zehn Jahren wiedersieht. Wir mussten uns überlegen, was sie die letzten zehn Jahre so gemacht haben, was ihre Erwartungen an die Zukunft sind und wie sie über Andy denken. Das dauerte wirklich lang und brauchte viele Diskussionen, bis wir uns darüber im Klaren waren.
Übrigens, die Szene, in der Woody die Personalversammlung einberuft, wir nennen sie ''Erwachsen'', war die von mir am meisten umgeschriebene Szene. Es gab 60 Versionen dieser Szene, bevor wir uns für die endgültige Fassung entschieden.
Welchen Charakter mögen Sie am meisten?
Ken. Es war toll, ihn zu schreiben. Ich möchte anmerken, dass alle Sachen, die Ken im Film trägt, echte Ken-Sachen sind, wir haben da nichts dazu erfunden. Das heißt aber auch ja, Ken hatte wirklich eine Nehru-Jacke, sie stammt aus der ''Groovy Formal Collection'' von 1968.
Wie schaffen Sie es, dass die Story während des Films so straff erzählt wird?
Dafür muss man Lee (Lee Unkrich, Regisseur, Anm. d. Red.) danken. Als Autor ist man in der Versuchung immer noch einen oder zwei extra Witze in jede Szene hinein zu packen. Lee, der ursprünglich Editor auf der Filmschule gelernt hat, war da absolut skupellos, als er das Skript durchging. Er schmiss alles hinaus, was da nicht rein gehörte, also gebe ich das gerne weiter an Lee.
Können Sie uns zum Schluss vielleicht noch verraten, ob Sie haben bestimmte Angewohnheiten oder Regeln haben, wenn Sie ein Drehbuch schreiben?
Wenn ich an meinen eigenen Projekten arbeite ist es meine Angewohnheit, alles so lange aufzuschieben wie möglich, bevor ich anfange. Das hört sich vielleicht oberflächlich an, aber ich denke, dass es wichtig ist, die Geschichte wachsen und reifen zu lassen. Schnell eine halbfertige Idee bringen ist denke ich oft ein Fehler. Bei Pixar habe ich aber nicht den Luxus der Prokrastination, das macht das Schreiben herausfordernd.
(or)