Dolby True HD & DTS HD auf deutschen Blu-ray
Discs
Hochauflösende Bilder und hochauflösender Ton - das sind die beiden
wesentlichen Merkmale der Blu-ray Disc im Vergleich zur DVD. Doch
während die Bildqualität oft sehr bestechend im Vordergrund steht
und jemand, der erst einmal angefangen hat, Filme und Fernsehen in
HDTV zu betrachten, schnell die Lust daran verlieren kann, normales
PAL/SD-Bildmaterial zu sehen, kommt dem Ton etwas weniger
Aufmerksamkeit zuteil. Dabei ist es hier sogar inzwischen möglich,
Tonspuren anzubieten, die aufgrund verlustfreier Kompression
theoretisch die identische Qualität erreichen, wie sie das
Original-Studio-Master bietet. Das gab es bereits im Musikbereich
mit DVD-Audio und wurde mit Dolby TrueHD und DTS HD Master Audio
bei der Blu-ray Disc zum Standard. Als 2006 die ersten Blu-ray
Discs in den Handel kamen, wurden allerdings noch viele Blu-ray
Discs mit ebenfalls unkomprimierten PCM-Mehrkanaltonspuren
ausgestattet. Denn es fehlten nicht nur die AV-Receiver, die die
Lossless-Formate von Dolby und DTS decodieren konnten, sondern auch
die erste Generation der Blu-ray Disc-Player war vielfach nicht in
der Lage, den Digital-Bitstream intern zu decodieren oder an einen
Receiver weiterzuleiten.

Inzwischen sind die Lossless-Formate aber auf den meisten Blu-ray
Discs zu finden, die in den Handel kommen. Recht unterschiedlich
ist allerdings die Behandlung der verschiedenen Sprachfassungen.
Während ein Großteil der Anbieter die Originaltonspur in Dolby
TrueHD oder DTS HD anbietet, ist dies bei der deutschen Tonspur
seltener der Fall. Gerade bei den großen Hollywood-Studios findet
sich oftmals nur eine deutsche DTS oder Dolby Digital-Tonspur an
Bord während die unabhängigen Anbieter aus Deutschland meist auch
die deutsche Tonspur hochauflösend anbieten:
Tonausstattung in Deutschland veröffentlichter Blu-ray
DiscsDeswegen haben wir einmal bei den Blu-ray Disc-Anbietern um
Auskunft gebeten, wieso der deutsche Ton nicht mit der
Originaltonspur gleichbehandelt wird.
Bei
vielen Anbietern stießen wird dabei allerdings auf
Granit. Denn nicht von allen
Studios erhielten wir überhaupt eine Antwort und bei anderen
beschränkte sich diese darauf, dass man sich zum Thema nicht äußern
wolle. Immerhin haben wir aber von zwei Studios Statements
erhalten:
So erklärte Stephan Josse, Pre-Production Manager bei 20th Century
Fox Home Entertainment: "Sicherlich ist es möglich eine Blu-ray
Disc mit mehreren Tonspuren als DTS HD MA auszustatten, allerdings
geht dies zum jetzigen Zeitpunkt nur zur Lasten der weiteren
Ausstattung und/oder der Bildqualität. Weiterhin ist
selbstverständlich auch die Länge des Hauptfilms entscheidend ob
dies generell möglich ist oder nicht. Bei "Kingdom of Heaven -
Königreich der Himmel" mussten wir zur Gewährleistung der sehr
hohen Bildqualität und der Ausstattung mit gleich zwei Tonspuren in
DTS HD MA auf sämtliches Zusatzmaterial verzichten. Sollten
kommende Generationen an Encodern die gleichen hochwertigen
Ergebnisse bei geringeren Datenmengen erreichen, werden wir den
zusätzlichen Platz für weitere Tonspuren nutzen können."
Nicole Köhn von der Universal-Pressestelle verwies darauf, dass
Universal Bluray-Discs möglichst nur in einer internationalen
Version veröffentlichen will. "Diese beinhaltet neben der
Originalfassung in einem Lossless-Format die verschiedensten
Sprachfassungen für eine weltweite Veröffentlichung, weshalb die
Disc-Kapazität für weitere Lossless-Formate nicht ausreicht."

An mangelnde Speicherkapazität möchte man zunächst vielleicht gar
nicht glauben, schließlich stehen auf Blu-ray Discs bis zu 50 GB
zur Verfügung und die modernen Videocodecs VC-1 und MPEG4 erlauben
es, einen Zwei Stunden-Film ohne sichtbare Störungen auf eine Größe
von weniger als 20 GB zu komprimieren. Ganz uneingeschränkt ist die
Kapazität allerdings auch nicht. Denn eine Lossless-Tonspur
beansprucht eine Datenrate von rund 3-4 Mbps. Nach Angaben eines
Authoring-Studios sollte es mit diesen Werten durchaus möglich
sein, ca fünf Tonspuren in Dolby True HD oder DTS HD MA auf einer
Blu-ray Disc unterzubringen. Die Datenrate ist allerdings variabel:
In Szenen, in denen nichts passiert, ist auch die Datenrate
entsprechend niedrig. Ebenso können in Actionsequenzen allerdings
auch deutlich höhere Werte erreicht werden, die problematisch sein
können: Da diese Peaks unabhängig von der Sprachfassung meist zum
gleichen Zeitpunkt auftreten, weil auch die Tonspuren synchron
laufen, darf die in den Blu-ray Disc-Spezifikationen festgelegte
maximale Datenrate aller Bild- und Tonspuren zusammen nicht 48 Mbps
überschreiten.
Da Studios wie z.B. Universal und Paramount möglichst für Europa
nur eine einzige Blu-ray Disc-Version für verschiedene Länder
anbieten wollen, ist die derzeitige Handhabung natürlich auf jeden
Fall aus produktionstechnischer Sicht einfacher - und deutsche
Blu-ray Disc-Käufer produzieren auch indirekt davon, weil auch im
Ausland viele Blu-ray Discs mit deutsche Tonspur teilweise
günstiger als hierzulande verkauft werden. Und da selbst in Europa
in vielen Ländern Spielfilme im Originalton mit Untertiteln
ausgestrahlt werden, ist es nicht sehr einfach, bei einem
Hollywood-Studio überhaupt Verständnis dafür zu finden, dass der
synchrogewohnte deutsche Kunde besonders viel Wert auf eine
synchronisierte Fassung legt. Bei der DVD war das noch etwas
anders. Da wurde sogar oft zu Lasten der Bildqualität eine
zusätzliche DTS-Tonspur auf die Disc gepackt - in diesem Fall zum
Nachteil der O-Ton-Fans, da es zwar eine deutsche aber meist keine
englische DTS-Tonspur gab.
Als einer der wenigen Majors bietet Sony bereits jetzt seine
Blu-ray Discs in lokalisierten Versionen für den deutschen Markt
an, die zwar nur noch sehr wenige Tonspuren enthalten - aber sowohl
die deutsche als auch die englische in Dolby TrueHD bzw. in Zukunft
verstärkt DTS HD Master Audio. Allerdings hat Sony auch den
Vorteil, dass man anders kalkulieren kann, weil Sony mit DADC im
Salzburger Vorort Anif über ein hauseigenes Presswerk für Blu-ray
Discs verfügt während die Konkurrenz die Discs für viel Geld außer
Haus z.B. bei Anbietern wie Technicolor produzieren lassen
muss.
Zumindest bei Blu-ray Discs, die ohnehin nur in Deutschland
vermarktet und daher auch hierzulande produziert werden, machen
aber auch andere Major-Studios eine Ausnahme. So präsentierten auch
Warner und Universal bereits einige deutsche Produktionen wie
"Keinohrhasen" mit einer HD-Tonspur.
AreaDVD