Nachdem David Leitch und Chad Stahelski mit dem 2014 erschienen
John Wick ihr erfolgreiches Regiedebüt gaben, teilten sie sich für
ihre Folgeprojekte auf. Während Stahelski den zweiten Teil der
Wick-Reihe inszenierte, welcher dieses Jahr in den Kinos startete,
kümmerte sich David Leitch um die Verfilmung von Antony Johnston's
und Sam Hart's Graphic Novel "The Coldest City"( 2012 ), welche
unter dem Titel "Atomic Blonde" in die Kinos kam.
Charlize Theron spielt in diesem gut erzählten Agententhriller die
MI6 Agentin Lorraine Broughton, die im Jahr 1989, kurz vor dem
Mauerfall nach Berlin geschickt wird um den Mord an ihrem Kollegen
James Gascoigne zu untersuchen. Dieser hatte eine Liste sämtlicher
Doppelagenten bei sich, welche sie nun gleichzeitig sicherstellen
soll. Hierfür wird ihr der in Berlin ansässige MI6 Agent David
Percival zur Seite gestellt, mit dessen Hilfe sie den Fall
aufklären soll.
Theron macht eine Top-Figur, spielt ihre Rolle sehr kühl und zeigt
sich durchaus freizügig. Für die männlichen Zuschauer dürfte
diesbezüglich eine gewisse Szene mit Co-star Sophia Boutella
interessant sein. Letztere überzeugt ebenfalls als französische
Agentin. Wer allerdings auch wie immer klasse agiert, ist James
McAvoy als David Percival.
John Goodman und Toby Jones haben recht wenig zu tun und Til
Schweiger darf sich hier mit ca. 5 Minuten Screentime
begnügen.
Was die Action angeht, hat sich das Monatelange Training bei
87Eleven wirklich bezahlt gemacht, denn Theron geht ordentlich ab.
Die Fights sind, um mal den Vergleich mit John Wick zu nehmen,
etwas rauer geartet und einen Tick weniger ästhetisch
choreographiert. Dafür geht es sehr brachial und ziemlich hart zur
Sache. Theron muss heftig einstecken und ist nach den
Auseinandersetzungen ordentlich gezeichnet. Schon zu beginn des
Films sieht man Charlize übersäht von blauen Flecken und Blessuren,
denn die Story findet hier in Form einer Rückblende statt, welche
von Theron's Figur Lorraine im Anschluss an die Geschehnisse
innerhalb eines Verhörs ihren Vorgesetzten erzählt.
Die Fightchoreographie stammt von Jon Valera, der wie Stahelski und
Leitch fest zum 87Eleven Team gehört. Unterstützt wurde er dabei
von seinem Kollegen Sam Hargrave, der auch eine kleine Rolle als
Agent James Gasciogne spielt, um den es in der Story eigentlich
geht. Martial Arts Fans können sich auf Daniel Bernhardt freuen,
der hier als russischer Agent / Söldner Lorraine das Leben schwer
macht, wie bereits auch John Wick im ersten Teil.
Action ist gut über die Laufzeit verteilt und abwechslungsreich.
Das große Highlight ist die spektakuläre ca. 6-7 minütige One-Take
Kampfszene im Hausflur, die mit hervorragender Kameraarbeit
aufgenommen wurde. Was sich Theron und Bernhardt hier zum Schluss
noch gegenseitig einschenken, ist schon fast schmerzhaft anzusehen.
Zum Schluss gibt es noch einen schönen Hotelzimmer-Shootout Marke
John Woo.
Das Setting des 89er Berlin zur Wende hat man in meinen Augen
authentisch, schön detailliert und atmosphärisch sehr gut
hinbekommen. Fehler wird es diesbezüglich sicherlich auch gegeben
haben, sind mir aber nicht aufgefallen.
Der kühle, farbarme und triste Look bildet einen tollen Kontrast zu
den grellen Neonlichtern, die die nächtliche Szenerie durchfluten,
wodurch eine tolle und sehr stylishe Optik entsteht.
Alles in allem ein wirklich guter Agentenfilm, der nicht nur durch
tolle Action und schöne Optik, sondern auch durch eine interessant
erzählte Story mit guten Wendungen überzeugt.
8 / 10