Geschrieben: 27 Okt 2015 12:15
Juarassic World
Story 5
Bild 10
Ton 9
Boni 6
Gesamt 8
Regisseur und Drehbuchautor Colin Trevorrow hat mit Jurassic World
seinen ersten Big-Budget Blockbuster hingelegt, um sich seine
Sporen zu verdienen. Nun, das kann man sicherlich als gelungen
ansehen: Jurassic World mit Mr. Sunnyboy Chris Pratt in der
Hauptrolle hat weltweit bei einem Budget von ca. 150 Mio. US-Dollar
über 1,6 Mrd. US-Dollar eingespielt. Wie sich der insgesamt vierte
Teil des Franchises Jurassic Park auf Blu-ray schlägt, verraten wir
in unserem Review.
Story
Mit den Dinosauriern ist es so eine Sache: Die Urzeit-Reptilien
machen ja ordentlich was her und wecken Interesse bei Jung und Alt
– nur so ganz ungefährlich sind die possierlichen Tierchen in
Häusergröße leider nicht. Trotz zahlreicher Skandale in der
Vergangenheit hat man einen großen Themenpark um die Dinos
erfolgreich etabliert. Im Grunde bietet die neue Jurassic World
genau das, was John Hammond sich vor 20 Jahren für seinen Jurassic
Park gewünscht hatte. Doch schon jetzt ist die Generation
Smartphone von den Sauriern gelangweilt, so dass Zahlendreherin
Claire (B. D. Howard) sich eine neue Bestie zusammenklonen lässt:
Der genetische Hybrid Indominus Rex büchst allerdings aus und lehrt
nun den Park das Fürchten. Doch Muskelprotz Owen (C. Pratt) spannt
den Bizeps an, setzt ein Zahnpasta-Grinsen auf und rund geht die
Sache: Einpferchen und Streichelzoo wieder eröffnen, lautet das
Motto.
Auch wenn die Zahlen eine andere Sprache sprechen: Jurassic World
ist ein ziemlich seelenloser Blockbuster geworden, dessen
unfreiwillige Komik, gepaart mit allerlei Nervfaktoren, für
B-Movie-Dialoge und C-Movie-Logik mit Edel-Blockbuster-Optik
sorgen. Regisseur und Drehbuchautor Colin Trevorrow legte schon mit
der Indie-Zeitreise-Liebesgeschichte “Journey to Love” einen gegen
Ende skurillen Film hin. Und so beschleicht bestimmt den ein oder
anderen Zuschauer auch bei Jurassic World das Gefühl: “Irgendwie
passt das nicht”. Das fängt bereits beim Cast an: Chris Pratt ist
seit Guardians of the Galaxy auf den nicht ganz so smarten aber
charmanten Sunnyboy abonniert. Als Trainer Owen gelingen ihm die
blödsinnigsten Aktionen, um die Dinosaurier wieder unter Kontrolle
zu bringen. Das Gegenteil ist Bryce Dallas Howard, die mit einem
PR-Slang und ausdruckslosen Blick wünschen lässt ihr Vater hätte
die Regie übernommen und andere Darsteller gefunden.
Vincent D'Onforio fehlt im Grunde nur ein Zylinder und ein
Schnurrbart zum Zwirbeln, so cartoonhaft ist sein Charakter.
Theoretisch ergeben seine Ideen die Dinos als biologische Waffen zu
nutzen, aber sogar noch am meisten Sinn. Sieht man nun von dem
rudimentären Story-Gerüst ab, gibt es hier gar nicht mal so übel
inszeniertes Action-Futter mit viel Kawumm, ein paar schönen
Panoramen und State-of-the-art Special-Effects. Trotzdem bleibt
Jurassic World in seinem Plot, seinen Dialogen und seiner
Charakterzeichnung ein aufgeblasenes B-Movie. Man kann
argumentieren, dass der Film auch genau das sein wolle – Gefallen
daran finden muss man deswegen aber noch lange nicht. Wer jedoch
einfach nur einen lauten, ein bisschen doofen Angriff auf die Sinne
erleben will, der kann hier den Kopf durchspülen und124 Minuten
abschalten.
Bildqualität
Format: 2,00:1
Jurassic World nutzt das ungewöhnliche Bildformat von 2,00:1 –
breiter als TV-Produktionen, aber nicht das Cinemascope-Format, das
man von den meisten Blockbuster-Krawallmachern aktuell gewöhnt ist.
Dieser Zwischenschritt passt zur lebendigen Welt der Dinosaurier,
die in HD zu beeindrucken weiß: Man hat für den Streifen mit
diversen Kameras gearbeitet und größtenteils auf Film gedreht. So
zieht sich ein leichtes Korn durch das Bild. Der Detailgrad ist
extrem hoch, selbst in den Aufnahmen mit fast 99 %
CGI-Bombardement. Egal ob die Haut von Chris Pratt, die
Haarsträhnen der, wie bereits erwähnt eher nervigen Bryce Dallas
Howard, oder die Schuppen der Computer-Dinosaurier: Schärfe und
Durchzeichnung befinden sich hier auf Referenzniveau. Die Farben
sind sehr kräftig, die Kontraste manchmal etwas steil aber genauso
auf den Punkt, dass es noch nicht zu übertrieben wirkt und Schwarz
bleibt satt, ohne Details zu verschlucken. Da auch die Kompression
perfekt arbeitet, ist die Höchstnote in diesem Fall
angebracht.
Tonqualität
Audio: Deutsch, Hindi, Französisch, Italienisch, Spanisch DTS 5.1;
Englisch DTS HD-Master Audio 7.1
Untertitel: Deutsch, Englisch, Arabisch, Dänisch, Finnisch,
Französisch, Hindi, Isländisch, Italienisch, Niederländisch,
Norwegisch, Portugiesisch, Schwedisch, Spanisch
Auch wenn der deutsche Ton “nur” verlustbehaftet als DTS 5.1
codiert ist, macht die Abmischung reichlich was her: Die
Surround-Bühne wird stets ausgenutzt: Hier hört man im Hintergrund
die Elektronik in den Schaltzentralen wummern, dort raschelt es im
Gebüsch, weil ein Raptor sich verstecken könnte. Dabei sind die
Dialoge unaufdringlich im Zentrum platziert und stets klar zu
verstehen – aber zum Glück nicht wie bei vielen deutschen
Synchronisationen zu erdrückend. Tritt der recht übertriebene
Indominus Rex ins Bild, ballert der Subwoofer raus, was er kann und
pumpt die Bässe bis zur Erschöpfung raus. Trotzdem kann die
Abmischung zu JurassicWorld eben mehr als einfach nur laut sein,
sondern zeichnet sich durch präzise, räumliche Effekte aus. Jene
lassen sich sowohl auf den Front- als auch den Rear-Lautsprechern
perfekt zuordnen. So macht das Ansehen bzw. Anhören eines modernen
Blockbusters Spaß.
Ausstattung
sieben unveröffentlichte Szenen (HD, ca. 6 Min.)
Dinosaurier streifen wieder umher (HD, ca. 16 Min.)
Jurassic World: All-Access-Pass (HD, ca. 10 Min.)
Chris und Colin tauchen in Jurassic World ein (HD, ca. 9
Min.)
Willkommen zu Jurassic World (HD, ca. 30 Min.)
Führung durchs Innovations-Zentrum mit Chris Pratt (HD, ca. 2
Min.)
Das Bonusmaterial ist relativ umfangreich und kommt auf mehr als
eine Stunde Spielzeit. Allerdings geht speziell der längste
Beitrag, „Willkommen zu Jurassic World“, kaum in die Tiefe, und ist
eher das typische, gegenseitige Schulterklopfen. Am spannendsten
sind die Einblicke in die Spezialeffekte in „Dinosaurier streifen
wieder umher“, die zeigen, wie weit die Technik seit dem ersten
Jurassic Park von Steven Spielberg aus dem Jahr 1993
vorangeschritten ist.
Fazit
Jurassic World ist technisch fantastisch: Die Bildqualität ist
Referenz und weist keinerlei Negativmerkmale auf. Da fallen nicht
nur den Dinos die Schuppen vom Schwanz, sondern auch dem Zuschauer
von den Augen. Auch die dt. DTS-Tonspur punktet mit viel
Räumlichkleit, Dynamik und reichlich Tieftonvolumen. So macht das
Ansehen und Anhören eines aktuellen Blockbusters im Heimkino Spaß.
Das Bonusmaterial ist etwas oberflächlich, erreicht aber eine
Spielzeit von mehr als einer Stunde und unterhält Fans des Films
solide. Mehr als ein aufgeblasenes B-Movie sollte man von Jurassic
World jedoch nicht erwarten: Die Handlung ist an den Haaren
herbeigezogen und strotzt nur so vor Logikfehlern. Dazu wirken die
Charaktere wie einer Zeichentrickserie entsprungen und lassen sich
meist auf ein oder zwei klischeehafte Eigenschaften
herunterbrechen. Hört man den Dialogen zu genau zu, schadet dies
eher dem Filmgenuss, als dass es etwas nutzt, so bekloppt sind
einige Wortwechsel. Dabei sollten die Charaktere es besser wissen,
sind die Ereignisse der Isla Nublar doch bekannt. Nun gut, sieht
man davon ab, erlebt man hier einen simplen Krawall-Blockbuster,
der ähnlich Avengers – Age of Ultron die Sinne betäubt und dadurch
über seine Schwächen zeitweise hinwegtäuschen kann.
Monsterfilm-Fans mit einem Hang zu B-Movie-Klassikern, werden Spaß
dran haben.