Das erstaunliche Leben des Walter Mitty Blu-ray
ReviewWenn man an den Namen Ben Stiller denkt, hat man eigentlich schon
konkrete Vorstellungen davon, was einen in den nächsten rund zwei
Stunden erwarten wird: Leichte Unterhaltung mit ebenso leichtem
Hang zum Nonsens. Mit Filmen wie
Zoolander (2001),
Voll auf die
Nüsse (2004) und
Nachts im
Museum (2006) begeistert der gebürtige New
Yorker zwar regelmäßig das Publikum, geht bei den angesehenen
Preisverleihungen aber meistens leer aus. Unterhaltung geht bei
Stiller eben über Anspruch, wogegen ja auch nichts einzuwenden ist.
Dennoch verirren sich in seine Vita schon mal Filme, die nicht so
recht ins Gesamtbild passen wollen. Zum einen wäre da die beißende
Satire
Tropic
Thunder (2008) zu nennen, die zwar irre
komisch, dabei aber auch durchaus hintersinnig interpretierbar ist.
Zu Weihnachten 2013 kam ein weiterer Beitrag in die amerikanischen
Kinos, der nicht so recht zum Standardrepertoire des Komikers
passen will:
Das erstaunliche Leben des Walter
Mitty.
Story:
Walter Mitty (B. Stiller) ist nicht eben das, was man als einen
schillernden Charakter bezeichnen würde. Ganz im Gegenteil, Mitty
ist durchschnittlichster Durchschnitt, einer von Millionen
Arbeitsbienen, die sich in ihrem Alltagstrott gemütlich
eingerichtet haben. Sporadisch unterbrochen wird Mittys
langweiliges Leben von spektakulären Tagträumen, die ihn regelmäßig
aus dem Hier und Jetzt reißen. Egal, ob er sich einen
Matrix-artigen Kampf mit seinem Vorgesetzten liefert oder als
Womanizer die hübsche Arbeitskollegin bezirzt. Das Spektakel spielt
sich nur in seinem Kopf ab, bis eines Tages tatsächlich Walters
Ehrgeiz geweckt wird. Denn als Verwalter des Foto-Archivs des Life
Magazins trägt er die Verantwortung über Jahrzehnte der
Weltgeschichte, festgehalten auf Bildern der berühmtesten
Fotografen. Doch ausgerechnet das letzte Titelbild der Printausgabe
des Magazins ist ihm irgendwie abhanden gekommen. Völlig untypisch
für Walter, macht er sich daraufhin auf die Suche nach dem
Fotografen Sean O’Connell (S. Penn). Doch dieser ist nicht so
einfach aufzutreiben. An Hand dürftiger Hinweise, wagt sich Walter
auf eine denkwürdige Reise rund um den Globus.
Ben Stiller in einer ernsthaften Rolle – das ist selten. Umso
lohnender erscheint ein näherer Blick auf seinen „Walter Mitty“,
den stinknormalen Durchschnittsbürger, der sich auf einmal in
einem, ja, eben „erstaunlichen“ Abenteuer wiederfindet. Die
Charakterzeichnung Mittys ist wunderbar gelungen. Nahezu jeder
sollte sich ohne große Probleme in ihn hineinversetzen können, auch
wenn er natürlich einen Extremfall seiner Spezies darstellt. Viele
Menschen haben nur eine lückenhafte Vorstellung davon, wer sie
sind. Dem gegenüber hat so ziemlich jeder eine absolut konkrete
Vorstellung davon, wer er gerne sein möchte. Die heimliche Liebe zu
seiner Arbeitskollegin Cheryl, gespielt von Kristen Wiig, und die
absurden Tagträumereien sorgen nicht nur für einigen Spott bei den
Kollegen, sondern verdeutlichen auch die allgemeine Leere und
Unausgefülltheit in Walters Leben. Sein soziales Umfeld besteht im
Wesentlichen lediglich aus seiner Schwester und seiner Mutter, was
dem Zuschauer immerhin ein Wiedersehen mit Hollywood-Legende
Shirley MacLaine beschert. Walter Mittys Leben ist also alles
andere als aufregend. Doch wie so oft fehlt lediglich die richtige
Motivation, um das Leben bei den Hörnern zu packen. Und Walters
Abenteuer übt durchaus eine fast schon hypnotische Faszination auf
den Zuschauer aus. Dazu tragen zum einen die fantastischen
Aufnahmen bei, die hauptsächlich auf Island gedreht wurden. Zum
anderen ist es der ebenso epische wie verträumte Soundtrack von
Theodore Shapiro, der Walters Odyssee kongenial begleitet.
Insgesamt trägt die ruhige Inszenierung einen weiteren großen Teil
dazu bei, dass der Film über die gesamte Länge fasziniert.
Natürlich kommt auch der Humor nicht zu kurz. Zudem finden sich
viele Anspielungen auf andere Filme, wie Benjamin Button, mit dem
er nicht nur den sperrigen Titel gemein hat, oder Matrix (nehme ich
das blaue oder das rote Auto?) wieder. Das ganze überaus gelungene
Drumherum kann aber nicht darüber hinweg täuschen, dass der
eigentliche Kern der Geschichte doch recht schlicht ausfällt. Mehr
als die abgeschmackte Botschaft „Mach etwas aus Deinem Leben“ kommt
letztlich nicht rüber. Der Film hätte durchaus ein moderner
Klassiker oder gar ein Meisterwerk werden können. Vielleicht hätte
ein anderer Regisseur als Ben Stiller diesen letzten Schritt
vollziehen können. So bleibt ein zwar durchweg unterhaltsamer Film
mit vielen gelungenen Ideen, aber ohne den letztlich entscheidenden
„Punch“ auf der Zielgeraden. Das ist schade, wertet das Gesamtpaket
aber nur geringfügig ab.
Bildqualität:
-
exzellente Schärfe und Detailzeichnung
-
vor allem die Landschaftsaufnahmen sind eine
Augenweide
-
auch die urbane Umgebung wird auf höchstem Niveau
abgebildet
-
leicht erhöhter Kontrast
-
hauptsächlich während Walters Weltreise satte Farben
-
filmischer Look, wobei man das Filmkorn eher erahnt, als
wirklich wahrnimmt
-
perfekter Schwarzwert, der aber kaum gefordert wird
Die Bildqualität bewegt sich uneingeschränkt im Referenzbereich. An
dieser Stelle gibt es nichts zu kritisieren.
Tonqualität:
-
Deutsch DTS 5.1
-
Abmischung eher frontlastig
-
kaum echte akustische Höhepunkte, außer vereinzelten
Tiefbassattacken
-
die Surroundkanäle kommen eher atmosphärisch zum
Einsatz
-
daher keine überaus differenzierten Effekte
Wenn man es positiv formulieren möchte, dann handelt es sich im
vorliegenden Fall um eine angenehm zurückhaltende Abmischung, die
nicht durch aufgesetzte Effekthascherei vom Wesentlichen, also der
Geschichte, ablenkt. Die allgemeine Räumlichkeit stimmt, der
wunderbare Soundtrack wird angemessen „umhüllend“ transportiert.
Darüber hinaus sollte man kein Effektgewitter erwarten.
Ausstattung:
-
entfallene, erweiterte und alternative Szenen
-
Hinter den Kulissen des Films
-
Bildergalerie
-
„Stay Alive“ Musikvideo von José Gonzáles
Das wesentliche Extra liegt in Form eines rund halbstündigen
Making-Ofs vor, das, unterteilt in neun kurze Abschnitte, die
Produktionsphase des Films rudimentär abdeckt. Das ist inhaltlich
informativ, ohne dabei allzu sehr in die Tiefe zu gehen. Das
Bonusmaterial liegt in HD vor.
Fazit:
Technisch gibt es an der Blu-ray nicht viel zu kritisieren. Das
Bild ist nahezu perfekt, während sich der deutsche Ton im
Allgemeinen auf das Wesentliche konzentriert. Im Bonusmaterial
interessiert vor allem der rund 30-minütige Blick hinter die
Kulissen.
Etwas salopp formuliert ist
Das erstaunliche Leben des
Walter Mitty ein anspruchsvoller Film für Leute, die in
der Regel keine anspruchsvollen Filme gucken. In dieser Hinsicht
ist Ben Stiller genau der richtige Mann am richtigen Ort. Denn
seine „Dramödie“ hebt sich vor allem inszenatorisch erfreulich
deutlich von gewohnter Stiller-Kost ab. Zu einem echten Meisterwerk
fehlt es dem Film allerdings an der entscheidenden inhaltlichen
Qualität. Denn letztlich erschöpft sich die Aussage in dem Appell,
aus Gewohntem auszubrechen und sein Leben selbst in die Hand zu
nehmen. Ganz nett, aber etwas schlicht. Wer darüber hinweg sehen
kann, bekommt knapp zwei Stunden beste Unterhaltung mit einigen
originellen Einfällen geboten.
Kurzbewertungen:
Story: 8/10
Bild: 10/10
Ton: 8/10
Extras: 6/10
Gesamt*: 8/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.
Kaufempfehlung: 8/10
Die Kaufempfehlung der Das
erstaunliche Leben des Walter Mitty Blu-ray wird anhand der
technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der Story
berechnet.Testgeräte:
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
BDP: Panasonic DMR-BST735
Ton: Pioneer SC-LX56
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Boston A26 (Front-Wide,
Surround), Teufel M-500 (Back-Surround)