Den Film konnte ich mir glücklicherweise letzten Freitag anschauen,
dank ein paar alter Kontakte meines Bruders... und der
Orscaranwärter ist ein wahnsinnig interessanter Film
geworden!
Es geht um einen alternden Hollywoodstar, der versucht an den Ruhm
vergangener Tage anzuknüpfen und eine eigene Broadwayshow auf die
Beine zu stellen.
Der Film spielt hierbei eigentlich komplett im Theater, hinter de
Kulissen auf dem Dach und einmal um den Block. ;)
Von Anfang an, zieht einen der Film dabei wie von Geisterhand ins
Geschehen. Ein Umstand den Inartritu vor allem durch einen tollen
Kunstgriff erreicht: keine merklichen Schnitte. Der Film scheint
ein One-Shot zu sein, weder die Kameraperspektiven noch die
Einstellungen ändern sich apprupt. Zwar gibt es besagte Schnitte
sehr wohl, doch diese sind so gut versteckt, dass man bis zur
Schlußviertelstunde keinen davon bemerkt.
Die Darsteller sind allesamt top besetzt und spielen ihre Rollen
glaubhaft. Gerade Michael Keaton, der nie in diesen
Maisntreamgefilden gefeiert wurde, trotz seines Batman 1989, wie es
sein Talent zugelassen hätte. Er liefert hier in meinen Augen die
beste Performance seiner Karriere ab.
Aber auch Edward Norton als gegenpol zu ihm fühlt sich sichtlich
wohl in seiner Rolle, spielt er doch einen schwierigen Star, der
hinter den Kulissen gerne mal auf den Putz haut und das gesamte
Projekt belastet. Doch auch der Altstar Riggan Thomson (Keaton) ist
nicht immer auf der Höhe, höt er doch in seinem Kopf die Stimme
seines Alteregos, seines größten Erfolgs: Der Birdman.
Dabei geht es Riggan vor allem um eines: Anerkennung und seinem
Leben damit Bedeutung zu geben. Dass er dabei durch seine
Besessenheit nie für Frau und Tochter da war und sich nur um seine
Wünsche und Sehnsüchte gekümmert hatte, wird dabei ebenso
thematisiert, wie der Abgesang auf den alten Helden.
Mehr will ich zum Inhalt nicht verraten, denn es würde einem den
Spaß an diesem Film zwar nicht nehmen, das Erlebte aber
schmälern.
Wie hier auch schon angemerkt wurde handelt es sich bei Birdnman um
eine Art Tragikomödie, wenn ich auch finde, dass die Dramaanteile
überwiegen, so findet sich in dem Film gerade auf der Subebene jede
menge Witz und Selbstironie und ja, sogar Zynismus ist zu
finden.
Wer einen grandiosen kleinen Film zu schätzen weiß, der auch mal
andere Wege, fern ab des Mainstreams geht, der sollte sich Birdman
auf gar keinen Fall entgehen lassen.
Bisher der Film des Jahres.
10 von 10 Broadway-Aufführungen.