“Robocop – Director's Cut”
Story
9
Bildqualität
8
Tonqualität
6
Ausstattung
8
Gesamt
7
Einleitung:[/B]
Runter vom Index, rein in den Blu-ray-Player: Dank einer Neuprüfung
ist Paul Verhoevens zynischer Action-Film Robocop in Deutschland
nicht mehr indiziert. Jetzt erscheint somit erstmals freigegeben ab
18 Jahren die ungeschnittene Fassung. Doch damit nicht genug, der
Vertrieb Fox hat dem Film ein neues 4K-Master spendiert. Ob es sich
hier nur um heiße Luft handelt, oder Robocop in HD alle
Versprechungen einhält, klärt das Review.
Story:
Der Polizist Alex Murphy (P. Weller) wird während des Einsatzes
tödlich verwundet. Doch statt im Leichenschauhaus landet er auf dem
Operationstisch des Konzerns OCP. Die Firma übernimmt im Auftrag
der Stadt Detroit die Sicherheit. Aus dem, was von dem Menschen
Murphy übrig geblieben ist, erschafft man einen Cyborg namens
Robocop. Jener soll unerbittlich in der Unterwelt der Stadt
aufräumen. Doch Murphys ehemalige Partnerin Anne Lewis (N. Allen)
erkennt menschliche Züge in der Maschine und die Erinnerungen des
Polizisten scheinen zurück zu kehren. Jener will sich nicht nur an
den Verbrechern rächen, die ihn sein altes Leben gekostet haben,
sondern wird auch in Korruption in OCPs Chefetagen
verstrickt.
Paul Verhoevens Robocop trieft nur so vor Ironie, was sich nicht
nur in den absurden Fernseh-Werbespots, sondern auch mancher
Äußerung der schurkischen Manager im Film zeigt. Ihre Manieren
mögen besser sein, das Grinsen weißer und die Anzüge teurer – aber
das ist in Robocop auch schon das Einzige, was die Führungskräfte
von den Gangstern in dunklen Gassen unterscheidet. Dieser Sarkasmus
zieht sich durch die gesamte Spielzeit und bringt zugleich zum
Nachdenken wie zum Lachen. Natürlich ist dieser ironische Humor
nicht jedermanns Sache, denn die geradezu comichafte Gewalt betont
den Zynismus sogar noch mehr. Schon zur Veröffentlichung wurde
deshalb nicht jeder mit Robocop warm. Das gilt insbesondere für die
deutschen Jugendschutzbehörden, die Verhoevens Streifen auf den
Index setzten. Dabei funktioniert Robocop auf mehreren Ebenen und
kann als ironischer Action-Film aber durchaus auch als kritisches
Statement zu rücksichtsloser Unternehmenspolitik verstanden werden.
Jene Aspekte greifen heute noch genau so wie damals und lassen an
Konzern-Machenschaften denken, die auch heute durch die Presse
geistern. Dass der Film funktioniert, verdankt er aber auch seinen
charmanten Effekten, deren Trashfaktor aufgrund des Humors
keineswegs stört. Zudem liefern Darsteller wie Peter Weller, Nancy
Allen aber auch Miguel Ferrer und Ronny Cox als korrupte Manager
tolle schauspielerische Leistungen ab. Man merkt den Darstellern
den Spaß an der Sache an, denn oft weben sie ein verstecktes
Augenzwinkern in ihre überzogenen Charaktere ein. Robocop bleibt
ein Kult-Klassiker der 1980er, der in keiner gut sortierten
Action-Sammlung fehlen sollte.
Bildqualität:
- In einigen Shots leichte Encoding-Fehler
- Aufnahmen aus der Unrated-Fassung fallen qualitativ ab
- TV-Spots sind nur hochskaliertes SD
- 4K-Remaster sorgt für für körniges, organisches Bild
- Hautporen in Nahaufnahmen perfekt erkennbar
Fox hat Robocop ein neues Master spendiert. Dabei sollte man
bedenken, dass dieser Film von Natur aus sehr körnig wirkt und
selbst für die 1980er nicht unbedingt mit dem großzügigsten Budget
bemessen war. So bietet auch die Neuauflage stellenweise einen
ungeschliffenen Look, was sich besonders bei den Aufnahmen aus der
Unrated-Edition zeigt, die spübar verwaschener und schlechter
erhalten aussehen. Im Vergleich mit der viel gescholtenen
Erstauflage stellt sich insgesamt aber ein gehöriger Sprung nach
vorne ein. Die Farben wirken kräftiger und das Bild insgesamt
plastischer. Fox hat den Kontrast etwas erhöht, was dem Bild bis
auf wenige Aufnahmen zugute kommt und keinesfalls übertrieben
wirkt. In Nahaufnahmen erkennt man bei dieser Auflage wesentlich
mehr Details und dank stabiler Schwarzwerte gilt dies auch für
dunkle Bildbereiche. Leider haben sich jedoch in einigen kurzen
Aufnahmen leichte Encoding-Fehler eingeschlichen, die in vielen
Communities bereits für Unruhe sorgen. Im Bild erscheinen dann für
einige Sekunden seltsame schwarze und weiße Punkte. Fox will sich
die Fehler ansehen. Sie schmälern den Genuss insgesamt aber kaum
und können durch ein Blinzeln bereits übersehen werden.
Tonqualität:
Beim deutschen Ton sollte man keine Wunder erwarten: Formal ist
zwar Surround-Sound enthalten, das Geschehen spielt sich aber
selbst beim größten Geballer hauptsächlich auf den vorderen Boxen
ab. Zudem dominieren die Synchronsprecher sehr stark und hören sich
relativ blechern an. Für einen Genre-Film aus den 1980ern geht die
akustische Umsetzung aber in Ordnung. Auch der Originalton nutzt
die Surround-Bühne nur dezent, kann aber in den Action-Szenen, wie
einer Montage von Robocops diversen Einsätzen, deutlich mehr
Akzente setzen. Hier kommt vor allem der recht heroische Soundtrack
von Basil Poledouris besser zur Geltung.
Ausstattung:
Das Bonusmaterial ist äußerst umfangreich und enthält sowohl alte
als auch neue Beiträge in HD und SD. Neu ist eine Diskussionsrunde
(HD, ca. 43 Min.) mit Regisseur Paul Verhoeven, Hauptdarstellern
Peter Weller und Nancy Allen sowie weiteren an der Produktion
Beteiligten. Auch der Trailer zum Film liegt in HD vor. Die
restlichen Inhalte müssen mit Standardauflösung auskommen, machen
das aber mit Quantität und Qualität wieder wett: So gehen weitere
Beiträge auf die Dreharbeiten (ca. 8 Min.), Peter Weller (ca. 8
Min.), den Amoklauf des Roboters ED-209 (ca. 6 Min.), die Schurken
(ca. 17 Min.) und die Spezialeffekte (ca. 18 Min.) ein. Außerdem
gibt es geschnittene Szenen (ca. 3 Min.), Hintergründe zur
Konzeption des Robocop-Charakters (ca. 21 Min.), ein breiter
gefächertes Making-Of (ca. 37 Min.), das auch Konflikte während der
Dreharbeiten anspricht, sowie einen einminütigen Beitrag zu
Regisseur Verhoevens unfreiwilligem Cameo im Film. Ein
Audiokommentar rundet das gelungene Extrapaket ab.
Fazit:
Robocop hat endlich eine technisch würdige Umsetzung erhalten: Das
Bild ließe sich bis auf die Unrated-Szenen und die hochskalierten
TV-Spots kaum besser gestalten, wären da nicht kleine
Encoding-Fehler, die eine höhere Note aktuell verhindern. Bei der
deutschen Abmischung sollte man die richtige Erwartungshaltung
mitbringen und erhält dann eine angemessene Tonspur. Umfangreich
gestaltet sich das Extrapaket, das zwar größtenteils SD-Inhalte
zusammenfasst, aber die Produktionsbedingungen mit all ihren
Facetten beleuchtet.
Robocop landete in Deutschland auf dem Index und wurde von vielen
Kritikern als sinnloses Brutalo-Massaker missverstanden. Dabei ist
die überzogene Gewalt im Film ein Stilmittel, das mit der zynischen
Betrachtung unmoralischer Unternehmens-Kulturen perfekt
zusammenspielt. So war der Film seiner Zeit voraus, denn die
wachsende Macht internationaler Konzerne und die zunehmende
Überwachung der Bürger beobachten wir heute hautnah. Auch abseits
dieser Aspekte ist Robocop aber schlichtweg ein unterhaltsamer
Action-Film, der in Würde gealtert ist und fast 30 Jahre nach
seiner Entstehung immer noch Spaß macht.
Kaufempfehlung:
8