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Zitat von hibb
Mir ist egal was Shirow zum Casting gesagt hat, der wird bestimmt
auch auf der Gehaltsliste von Paramount stehen und sich
dementsprechend dazu äußern. Der Major heißt nun mal Motoko
Kusanagi in der Vorlage, was auf einen Charakter japanischer bzw.
koreanischer Herkunft schließen lässt. Dann hätten sie den Major in
der US-Adaption auch nicht umbenennen müssen, was sie aber getan
haben inkl. einer hinzugedachten Origin-Story.
Zitat:
Zitat von hibb
Die Meinung des Urhebers ist mir halt ziemlich latte wenn ich
Profitgier dabei wittere. Ist bei Stephen King ja auch nicht
anders. Der lobt jede seiner Müll-Adaptionen wo er finanziell
beteiligt ist (inkl. des kommenden Dark Tower, der wohl wenig mit
den Büchern zu tun haben wird). Shining hingegen, die wohl beste
King-Umsetzung, hasst er wie die Pest und behauptet sie würde die
Vorlage nicht treffen. Ein Schelm wer hier ein Muster sieht.
...und ja, aus den Mangas und Anime ist ihre Herkunft wenig
ersichtlich, da der Zeichenstil signifikante Gesichtszüge
verschleiert. Aber nichtsdestrotrotz ist das ein japanisches
Setting in japanischer Sprache mit japanischen Namen. Hätten sie
einfach die Whitewashing-Debatte hingenommen und die Geschichte mit
Scarlett erzählt, dann hätten sie wohl uns nicht mit dieser
Rechtfertigungs-Origin-Storyline gelangweilt, welche auch den Major
entmystifziert. Das ist nämlich mMn ein wichtiger Punkt der Vorlage
und ich kann mir nur schwer vorstellen, dass das damals von Shirow
unbeabsichtigt war.
Mal so am Rande, die Meinungsbekundung zum Casting stammt von
Mamoru Oshii den Regisseur der Anime Umsetzung von 1995 und (Ghost
in the Shell 2) „Innocence“. Masamune Shirow, der Autor und
Zeichner des Original Mangas, hat sich meines Wissen nicht
öffentlich zu der US Verfilmung geäußert.
Ich würde aber nicht behaupten das Oshii für seine Aussage bezahlt
wurde, Oshii ist ein sehr direkter Mensch und äußerte sich schon
oft genug kritisch, aber immer respektvoll, gegenüber andere
Filmschaffende mit denen er zusammenarbeitete. Es gab auch vor
nicht allzu langer Zeit ein Roundtabel zwischen Mamoru Oshii, Kenji
Kamiyama (Leitender Regisseur und Autor der „Ghost in the Shell -
Stand Alone Complex Serie“) und Kazuchika Kise (Leitender Regisseur
der „Ghost in the Shell Arise Reihe“ und Animationsregisseur bzw.
Key Animator der Oshii Filme) wo sich alle auch zum US Film äußern,
geht Oshii etwas mehr, durchaus kritischer ins Detail (z.B. die
Shelling Sequenz, Szenen zu genau übernommen [Dito Mr. Oshii]),
wiederholt aber auch nochmal seine positive Meinung bzg. Scarlett
Johansson. Das Interview kann man unter anderem im frisch bei EMA
erschienen „Ghost in the Shell – The Ultimate Guide“
nachlesen.
Das Casting von Scarlett Johansson finde ich nicht sonderlich
kritisch, ich persönlich hätte mir Rinko Kikuchi gewünscht, aber
das Franchise gibt das durchaus her, auch ohne die Handlung
geographisch zu verlagern. Und damit meine ich nicht das
„westliche“ Aussehen der Charaktere im Anime und Manga, das rührt
eher aus historischen und technischen Gründen in der japanischen
Animationsbranche generell verankert sind, sondern vielmehr
wirklich inhaltliche greifbare Gründe. Shirow verortet seine
Geschichte zwar eindeutig in Japan, aber schon im Prolog stellt er
klar das die Herkunft und gar das Geschlecht (sie wird im Verlauf
der Handlung auch eindeutig als Bi-Sexuell dargestellt) des Majors
unbekannt ist. Und deswegen auch der Name: Motoko als japanischer
Allerweltsname, ähnlich wie Max oder Christin im Deutschen und
Kusanagi, der Name eines Schwertes aus der japanischen Mythologie.
Eindeutig ein Pseudonym, über den Namen lässt sich die ethnische
Herkunft von Motoko nicht herleiten und es spielte ja auch schlicht
keine Rolle. Und Oshii entzieht in seiner Adaption selbst den
Handlungsort den eindeutigen Japan Bezug. Ich sehe dass nämlich
ähnlich mit der Entmystifizierung, die Origin Story ist nicht
gelungen, ob sie eine Reaktion auf den Whitewashing Skandal war,
sei mal dahingestellt. Aus denselben Grund sagt mir auch die Origin
Story in der „Arise“ Reihe nicht zu.
Was mich aber wirklich an der Origin Story stört, ist das sie den
Major zu etwas Einzigartigen erheben und damit eine 08/15
Auserwählten Erzählung erschaffen. Gerade weil Cyberisierung so
weit verbreitet und die Gesellschaft extrem Informationsintensiv
ist, ist die Bedrohungslage durch Hacker wie dem Lachenden Mann,
dem Puppet Master oder eben dem Major so relevant. Das ist halb
irgendwie Teil der Quintessenz der gesamten Reihe und gerade diese
abzuändern, hat für mich absolut gar nicht funktioniert.
Und gegen Änderungen habe ich überhaupt gar nichts, im Gegenteil.
Ich will nicht immer dasselbe wieder aufgewärmt bekommen, ich habe
auch keinen sonderlich Tiefen philosophischen Diskurs erwartet, den
hatten wir ja auch schon in Perfektion bekommen. Eine eigenständige
Geschichte die auf den Basics der Reihe aufbaut, das wäre
interessant gewesen und Gott ich meine sie haben doch sogar Kuze
verwendet, einen Charakter aus der zweiten Stand Alone Complex
Staffel, dort ein charismatischer Führer einer Flüchtlingsbewegung,
hier einen wirklich schlechten Puppet Master Abklatsch ohne dessen
artifiziellen Charakter. Man erkennt wohl auch ohne lange
Ausführungen, was für ein aktuelles zeitpolitisches Potential in
der Prämisse gelegen hätte.
Rupert Sanders kann man nicht vorwerfen das Franchise nicht zu
kennen, dafür zitiert er es zu genau, aber sein Verständnis von
„Ghost in the Shell“ ist nicht das Meine. Es ist schwer zu sagen
wie ich den Film ohne Kenntnis der Vorlage finden, aber
wahrscheinlich genauso belanglos, wie jetzt. Weil ganz ausblenden
kann ich in diesem Falle die Vorlage nicht, aber ich hab es zu
mindestens versucht und auch so ist es weitestgehend ein Film von
der Stange, absolut nichts besonderes, aber auch nicht wirklich
schlecht.