Elysium Blu-ray ReviewDas Science-Fiction-Genre wird in den meisten Fällen als reines
Unterhaltungsvehikel genutzt und verstanden. Woran auch rein gar
nichts auszusetzen ist, denn schließlich sind unter dieser Prämisse
einige hervorragende Filme und Filmserien entstanden. Jeder kennt
zum Beispiel George Lucas‘ „Star Wars“-Saga. Doch gibt es auch noch
eine andere Herangehensweise, die sich als intellektuell
gehaltvoller erweist. Science-Fiction läuft gerade dann zur
Hochform auf, wenn sie wie in einer Parabel der Gegenwart den
Spiegel vorhält. Meist sind es gesellschaftliche Missstände, die
auf diese Weise reflektiert und dem Publikum quasi durch die
Hintertür verdeutlicht werden. Ein gutes Beispiel für diese
Herangehensweise war zum Beispiel Neill Blomkamps
Überraschungserfolg
District
9, der die in seiner südafrikanischen Heimat
lange vorherrschende Rassentrennung thematisierte - mit
Außerirdischen in der Rolle der Unterdrückten. Durch diesen Erfolg
wurde fast zwangsläufig Hollywood auf den jungen Filmemacher
aufmerksam.
Elysium, seine erste
Big-Budget-Produktion, liegt nun auf Blu-ray vor.
Story:
Im Jahr 2154 gleicht die Erde einer verwüsteten Müllkippe. Die
Menschen leben in bitterer Armut in überfüllten Slums. Die, die es
sich leisten können haben den Planeten längst verlassen und leben
in Reichtum und Wohlstand auf der gigantischen Raumstation Elysium,
die ihre Bahn im nahen Erdorbit zieht. Die restliche Menschheit
muss mit ihren Problemen selbst zurechtkommen. Während man auf
Elysium jede erdenkliche Krankheit binnen Minuten heilen kann,
steht den Bedürftigen auf der Erde lediglich eine rudimentäre
medizinische Versorgung zur Verfügung. Als der geläuterte
Kriminelle Max (M. Damon) während seiner Arbeit radioaktiv
verstrahlt wird, bleiben ihm nur noch wenige Tage zum Überleben.
Seine einzige Chance ist Elysium. Doch für einen gewöhnlichen
Erdenbürger ist es nahezu unmöglich, die Raumstation zu erreichen.
Der kriminelle Schlepper Spider (W. Moura) verspricht Max eine
Passage nach Elysium. Natürlich nur gegen einen „kleinen“ Gefallen.
Er soll entscheidende Daten über die Raumstation stehlen. Diese
befinden sich nur leider im Kopf des Großindustriellen Carlyle (W.
Fichtner).
Das paradiesische Elysium auf der einen Seite, die lebensfeindliche
Erde auf der anderen Seite. Und natürlich träumt jeder Erdenbürger
davon, in diesen Garten Eden zu gelangen. Wie schon in „District
9“, so entwirft Regisseur und Drehbuchautor Neill Blomkamp auch
hier ein seltsam vertrautes Zerrbild unserer heutigen Realität. Man
denke nur an die Vielzahl Bootsflüchtlinge, die in ihrer
Verzweiflung in schrottreife Boote steigen und das „Gelobte Land“
Europa erreichen möchten. Ein vergleichbares Drama spielt sich an
der Grenze zwischen den USA und Mexiko ab. Die Geschichte von
Elysium ist also gar nicht so weit hergeholt, wie
man auf den ersten Blick vielleicht meint. Natürlich ist der Film
weit davon entfernt, lediglich eine kritische Reflexion über unsere
Gesellschaft zu sein. Wie schon in „District 9“ kommt auch hier die
Action nicht zu kurz. Spätestens als die Verteidigungsministerin
von
Elysium (eiskalt: Jodie Foster) Max drei üble
Kopfgeldjäger auf den Hals hetzt, brennt die Luft.
Wer Sharlto Copley noch als linkischen Regierungsbeauftragten in
„District 9“ in Erinnerung hat, dürfte sich ob seiner
Wandlungsfähigkeit erstaunt die Augen reiben. In
Elysium mimt er den mit allen Wassern gewaschenen,
herrlich fiesen Obersöldner Kruger, der Max gehörig das Leben
schwer macht. Auch das Produktionsdesign erinnert stark an
Blomkamps Debüt. Die Slums von Los Angeles könnten direkt aus
„District 9“ stammen. Die futuristische Technik vermittelt einen
absolut überzeugenden Hyperrealismus. Diese Glaubwürdigkeit bis ins
Detail erleichtert es dem Zuschauer, diese Zukunft für bare Münze
zu nehmen. Die rasante Inszenierung erlaubt kaum Atempausen.
Gebannt verfolgt man Max verzweifelten Kampf ums Überleben, den er
natürlich nicht alleine bestreiten muss. Eine Freundin aus
Kindheitstagen (die hübsche Alice Braga) und ihre, natürlich
ebenfalls totkranke, Tochter begleiten ihn auf seiner Tour de Force
ins orbitale Paradies. Dabei kommt die Charakterzeichnung zwar ein
wenig zu kurz. Doch die Schauwerte dieser nervenaufreibenden
Hetzjagd sorgen für spannende Unterhaltung.
Bildqualität:
-
extrem gute Schärfe und Detailzeichnung
-
natürliche Farben
-
ausgewogene Kontraste
-
keine stilistischen Verfremdungen
-
kein Filmkorn erkennbar
-
gute plastische Wirkung
-
tadelloser Schwarzwert, der nur selten gefordert wird
Der Bildtransfer erreicht mühelos Referenzwerte. Bis auf einige
dezente Lense-Flare-Effekte wurde auf Stilmittel völlig verzichtet.
Das Bild ist dermaßen perfekt, dass es dem Film einen fast schon
dokumentarischen Charakter verleiht.
Tonqualität:
-
Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
-
sehr räumliche Abmischung
-
die Surroundkanäle werden konstant ins Geschehen eingebunden und
liefern einige differenzierte Effekte
-
guter Tiefbass, der allerdings noch druckvoller und präziser
sein könnte
-
Dialoge sind zu jeder Zeit klar verständlich
-
sehr anspringende Dynamik in Actionsequenzen
Der Ton erfüllt zu jeder Zeit aktuelle Ansprüche und ist nur noch
in Details zu verbessern.
Ausstattung:
-
Visionen von 2154 (Konzeptbilder, 3D-Modelle, Entwicklung der
Spezial Effekte)
-
erweiterte Szene (ca. 1:45 Min.)
-
Die Reise nach Elysium (ca. 46 Min.)
-
Zusammenarbeit: Die Rolle in Elysium wird erarbeitet (ca. 13
Min.)
-
Die Technologie in 2154 (ca. 10 Min.)
-
Handlungshilfen: Visuelle Effekte in Elysium (ca. 10
Min.)
-
Planungen einer Utopie: Eine Gesellschaft im Himmel wird
erschaffen (ca. 12 Min.)
-
Trailer
-
Exoskeletons, Explosions and the Action Choreography (ca. 30
Min.) - Müller Collector's Book exklusiv
Bis auf das interaktive Feature „Visionen in 2154“ summieren sich
die restlichen Beiträge zu einem einzigen Making-Of, das kaum
Fragen zum Entstehungsprozess des Films offen lässt. Das
Bonusmaterial liegt komplett in HD vor.
Fazit:
Technische erstrahlt
Elysium in nahezu makellosem
Glanz. Das Bild ist ohne Wenn und Aber Referenzmaterial. Die
deutsche Tonspur steht dem in fast nichts nach. Lediglich der
Tiefbass hält sich ein wenig zurück. Die Extras sind informativ und
liefern interessante Einblicke in die Produktion.
Elysium ist ein Science-Fiction-Film wie er sein
muss. Neben ausreichend Action bietet er eine Story, die der
Einwanderungspolitik der so genannten „Ersten Welt“ einen grimmigen
Spiegel vor hält. Diese Erdung in unserer heutigen Realität erhebt
den Film aus dem gängigen Einerlei aus Popcorn-Unterhaltung. Die
hyperrealistische Inszenierung verleiht Matt Damons Kampf ums
Überleben zusätzliche Glaubwürdigkeit. Nicht umsonst wurde auf so
viele computergenerierte Effektaufnahmen wie möglich verzichtet.
Dafür läuft der neuseeländische Weta-Workshop einmal mehr zu
Hochform auf.
Elysium ist eines der Highlights im
Kinojahr 2013.
Kurzbewertungen:
Story: 8/10
Bild: 10/10
Ton: 9/10
Extras: 7/10
Gesamt*: 9/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 8/10
Die Kaufempfehlung der Elysium
Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter
Berücksichtigung der Story berechnet.Testgeräte:
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
BDP: Panasonic DMR-BST720
AVR: Pioneer SC-LX56, 2x Trigon Dwarf II
Boxen: B&W 803S (Main), Boston A26 (Front-Wide, Surround),
Teufel M-500 (Back-Surround)