Story: Am letzten Arbeitstag vor der Pensionierung erfährt CIA-Agent Muir (Robert Redford), dass sein ehemaliger Protegé Tom Bishop (Brad Pitt) beim Versuch, die Geliebte Elizabeth aus einem chinesischen Gefängnis zu befreien, verhaftet wurde und binnen Stunden hingerichtet werden soll. Während er für den einberufenen Krisenstab ein Profil Bishops erstellt, setzt er alle Hebel in Bewegung, den früheren Untergebenen zu retten. Als aus politischem Kalkül heraus beschlossen wird, den gefangenen Agenten seinem Schicksal zu überlassen, zögert Muir nicht, den Geheimdienstapparat zu benutzen, um sein Ziel zu erreichen.
Bild: Kein Referenzmaterial, insbesondere für Filmkornhasser (die es nie verstehen werden, weshalb dessen Vorhandensein für wenig Manipulation am Filmmaterial steht). Aber eine klare Steigerung zur im Vergleich sehr betagten, mehr als 11 Jahre alten DVD. Ordentliche Schärfe bei Tageslicht, die unbarmherzig jede Falte des smarten Redford preisgibt, und - bei Tony Scott Filmen oft ein Problem - optimaler Kontrast. Alles in allem ein absolut sauberer Transfer.
Ton: Die Synchronsiation ist top, aber etwas zu leise abgemischt. Während bei den Actionsequenzen das Heimkino akustisch abgerissen wird, ist öfter ein Nachregeln der Lautstärke bei den zahlreichen Dialogszenen notwendig. Daher gibt es für die gegenüber dem Originalton klar unterlegene deutsche Abmischung gerade noch eine gute Bewertung.
Extras: Ohne Worte - null, nada, nix.
Tony Scott (TOP GUN, DÉJÀ VU) legt von der ersten Einstellung, unterlegt mit dem ohrwurmverdächtigen, dynamischen Score Harry Gregson-Williams’ ein hohes Tempo vor, das vom Publikum äußerste Konzentration verlangt. Durchhänger gibt es im Laufe der zwei Stunden keine erwähnenswerten, vielmehr ist die Zeit fast zu kurz,um alle Handlungsstränge in angemessener Ausführlichkeit zu erzählen. Denn die Gefangennahme und Befreiungsaktion für Bishop bildet nur die Klammer um die Profilerstellung seitens Muir, der in Rückblenden die Highlights der Anwerbung und Ausbildung des jüngeren Agenten schildert: Rekrutierung in Vietnam, erster Einsatz in West-Berlin und schließlich der schicksalsträchtige Anschlag auf einen Islamistenführer, in dessen Verlauf die Partnerschaft des Duos an Bishops Liebe zur Ärztin Elizabeth Hadley zerbricht.
Natürlich ist der Einsatz von Überbelichtung und Weichzeichner im ersten Rückblick Vietnam offensichtlich, um Redford - abgesehen von seinen 70er Jahre Klischees bedienenden Koteletten - deutlich jünger wirken zu lassen. Ebenso beeindruckend wie amüsant ist der größtenteils gelungene Versuch der Set-Designer, West-Berlin zu rekonstruieren (das jedoch eher Ost-Berlin wenn nicht sogar einer osteuropäischen Stadt gleicht); übrigens ist in dieser Sequenz die Originalfassung des Streifens sehenswert, wenn Redford und Pitt Deutsch sprechen. Ein weiteres, für Insider belustigendes Detail ist die gezeigte US-Botschaft in Hong Kong, für die der unverwechselbare, futuristisch anmutende Sitz der HSBC (Hong Kong & Shanghai Banking Corp.) herhalten durfte - angesichts der Größenverhältnisse der tatsächlichen Botschaftsniederlassung eine tolle Übertreibung.
Doch all diese filmischen Tricks schmälern keineswegs das Vergnügen, da die intelligente Story von den glänzend aufgelegten Akteuren überzeugend vorangetrieben wird. Allen voran Redford, der - auch aus Männersicht neidlos anzuerkennen - immer noch eine unglaubliche Leinwandpräsenz versprüht. Die seinem Alter entsprechende Rolle des kurz vor der Pension stehenden Agenten meistert er souverän und sympathisch. Quasi als juveniles Alter Ego agiert Brad Pitt und vermeidet erfolgreich, vom alten Hasen an die Wand gespielt zu werden. Einzig die spröde Catherine McCormack (BRAVEHEART) als Ärztin vermag nicht so recht zum Draufgänger Pitt zu passen.
Insgesamt hat Tony Scott mit diesem Gespann ein rundes Werk abgeliefert, dem man sogar das visuell kitschige erste und ziemlich unglaubwürdige zweite Happy End verzeiht. Um derart kleinlich zu urteilen, wurde man vorher zu fesselnd und actionreich unterhalten.
bewertet am 09.02.13 um 19:51