Vom Vollidioten, zum Millionär zum Übermann
Hallo liebe Leser,
heute möchte ich Euch wieder ein Buch/Hörbuch vorstellen, dass mich sehr begeistert hat.
Es handelt sich dabei um das neue Werk von Tommy Jaud, der mit Vollidiot und Millionär die Figur des unsympathischen Simon Peters kreierte, die so vortrefflich von Oliver Pocher in der gleichnamigen Verfilmung des Ersten Buches dargestellt wurde.
Ich muss sagen, dass mir die Bücher von Tommy Jaud an sich sehr gut gefallen. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass er in Köln lebt, und die Geschichten um Simon Peters auch in Köln spielen, und ich viele der Locations selbst kenne.
Der Witz und der Einfallsreichtum von Tommy Jaud entspricht dabei genau meinem Geschmack.
Nun hat er neben den Simon-Peters-Geschichten auch noch die Romane RESTURLAUB und HUMMELDUMM geschrieben.
In dem Roman RESTURLAUB, der ebenfalls verfilmt wurde, geht es um einen Mittvierziger, der das Leben in seinem biederen Bamberg satt hat, und Hals über Kopf nach Buenos Aires abhaut, um dort ein neues Leben zu beginnen. Das Buch hat mir persönlich nicht so gut gefallen, weil es meiner Ansicht nach zu Ernst, zu unlustig war.
Der Film hingegen gefiel mir sehr gut, weil er lediglich die Komik des Romans nahm, und letztendlich einen ganz akzeptablen Sonntag-Nachmittag-Film mit guten Schauspielern abgibt.
Hummeldumm hingegen erzählt die Geschichte von einem Ehepaar, dass kurz vor einem Hauskauf einen Afrika-Tripp macht. Nun hat der Typ aber vergessen, die Anzahlung für das Traumhaus zu leisten, und versucht nun heimlich (weil seine Frau es nicht wissen darf, und er sein Handy nicht benutzen soll!), das ganze von Afrika aus zu regeln.
Dieser Roman hat mir wiederum sehr gut gefallen, weil er nach dem typisch-englischen Comedyprinzip eines Tom Sharp aufgebaut ist: Ein kleines Missverständnis führt zum nächsten, bis sich letztendlich eine riesige Pyramide aus Fehlern, Dummheiten und Irrtümern auftut, die dann letztendlich zusammenbricht und ein heilloses Chaos entstehen lässt.
Nach diesem Prinzip habe ich übrigens auch meinen ersten Roman aufgebaut, auf den ich an dieser Stelle allerdings nicht eingehen möchte (weil ich mich sonst darin verlaufe...).
Nun kommen wir aber zu Übermann, oder Uebermann, wie auch immer.
Hier geht es erneut um den Vollidioten Simon Peters, der nach den Ereignissen aus dem zweiten Band MILLIONÄR nun endlich mit seiner Traumfrau zusammenlebt und sein Geld ausgibt.
Übrigens mit großem Erfolg, denn von den Millionen, die er in „Millionär“ mit der Idee, eine Homepage für Leute mit Problemen, die er dann für sie löst, erwirtschaftet hatte, ist inzwischen nicht mehr viel übrig.
Statt dessen hat er das Finanzamt am Arsch, die jetzt ihren Teil vom Kuchen abhaben möchten, und ihm ein ultimatives Ultimatum (doppelt gemoppelt? Na und...) stellen.
Nun heißt es – Geld her, und zwar schnell.
Zum Glück naht der 21.12.2012, der Tag, an dem die Erde untergeht – und daraus lässt sich doch sicherlich Profit schlagen. Doch die Zeit ist knapp. Abhilfe kann ihm da nur das „Uebermann-Programm“ verschaffen. Dabei geht es darum, dass die vorhandene Zeit in Wach-Schlaf-Blöcke eingeteilt wird, wobei man letztendlich nur alle vier Stunden zwanzig Minuten Schlaf braucht. Aber Simon Peters wäre nicht Simon Peters, wenn er die ganze Geschichte nicht gnadenlos an die Wand fahren würde.
In diesem Roman ist mir der Protagonist Simon Peters mir zum ersten Mal unsympathisch. Klar, der netteste Zeitgenosse war er ja nie, und seine Ideen und Einstellungen waren auch in der Vorgängerbüchern, gelinde gesagt, Gewöhnungsbedürftig.
Aber hier ist er einfach nur herablassend und dämlich, was teilweise schon extrem nervt.
Die lustigen, fast schon absurden Ideen, mit denen die beiden Vorgänger-Romane nur so um sich warfen, sind hier sehr rar gesät, und zu allem Überfluss auch noch völlig unglaubwürdig.
Waren seine Tollheiten in den Vorgängerromanen noch halbwegs nachvollziehbar, ist in UEBERMANN nur schwer zu glauben, dass der Kerl mit seinem Unsinn tatsächlich ungeschoren davonkommt.
Und das Ende ist, ohne zuviel zu verraten, völlig an den Haaren herbeigezogen und wirkt für meinen Geschmack viel zu konstruiert. Unglaubwürdig sowieso.
Dafür gibt es ein Wiedersehen mit all den Figuren, die man schon aus den ersten beiden Bänden kennt.
Sein Ex-Kollege Flick, der inzwischen mit Frau und Kind in der Walachei wohnt und reichlich Paranoid geworden ist; Sein schwerreicher Kumpel, der durch Simons Dummheiten im Rollstuhl sitzt (DAS war mal wirklich witzig!) und natürlich seine beste Freundin Paula, die ihn ein ums andere Mal aus der Scheiße zieht...
Das Buch ist auch, wie alle anderen Bücher des Autors, als Hörbuch erschienen, wobei das Hörbuch teilweise stark gekürzt ist.
Hierbei wurden nicht nur ganze Handlungsstränge gestrichen, sondern auch noch der ein oder andere Gag, und diese sind, wie erwähnt, ohnehin recht rar gesät.
Solche Kürzungen gab es bei den beiden Vorgänger-Simon-Peters-Hörbüchern auch schon, aber die hatten einen ganz entschiedenen Vorteil: Sie wurden von Christoph Maria Herbst vorgelesen. Und der kann sogar das BGB oder die StVO zu einer Event-Lesung machen (und das ist nicht nur so dahergesagt: Er HAT das BGB und die StVO als Hörbuch eingelesen!).
UEBERMANN wird aber, wie auch schon HUMMELDUMM vom Autoren selbst vorgelesen.
Nun ist es so, dass die Geschichten von Tommy Jaud voller Charaktere sind, die alle einen anderen Dialekt oder teilweise sogar Sprachfehler haben, und der Autor kann sicher viel eher das wiedergeben, was er auszudrücken beabsichtigte.
Aber Herbst hat den Büchern eben das gewisse Etwas verliehen. Den gewissen Charme.
Durch Herbst wurde Peters (die Geschichten sind aus der Ich-Perspektive geschrieben) einen Hauch sympathischer. Eben wie Stromberg, der ja eigentlich auch ein arger Unsympath ist, den man aber irgendwie gern hat. Ich zumindest!
Damit will ich keineswegs sagen, die Autorenlesung wäre schlecht – absolut nicht. Gerade Hummeldumm hat Jaud – mit seinen unzähligen Dialekten (gerade die des Fremdenführers!) – einfach nur klasse vorgelesen. Aber Herbst IST für mich Simon Peters.
Klar, er ist zu alt (Peters ist in den Büchern gerade mal Anfang 30), aber für mich spielt das keine Rolle.
Jetzt zu meinem Fazit: Kann man UEBERMANN lesen?
Ja, kann man. Sollte man auch. Denn auch, wenn das Buch nicht an seine Vorgänger herankommt, so ist es doch einfach noch wahnsinnig witzig. Und die Hörbuch-Version hat am Ende sogar noch einen Musik-Track, der die CD echt noch ein wenig aufwertet.
So, das wäre es dann auch schon wieder von mir.
Wir nähern uns mit riesigen Schritten meinem 200sten Blog. Und der, das verspreche ich, wird Euch mehr über mich, als Euch unter Umständen lieb ist.
Oder wisst Ihr, wer DER ALLEMACHER ist ;-) ?
In diesem Sinne, danke für die Aufmerksamkeit,
Euer Michi
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Kommentare
@doles: Ja, Uschmann kenne ich. Ich mochte vor allem WANDELGERMANEN. Und der Vergleich zu Jaud ist gut, wenngleich ich in der Regel britische Autoren mehr schätze. Halt Pratchett, Adams, Tom Sharpe und - wer mich vermutlich am meisten Inspiriert hat, Robert Rankin. Die sind allerdings sehr albern... so wie Ich! ;-)
ja stromberg find ich auch gut, aber pocher nicht so !
vollidot hab ich auch noch gesehen ABER ich kann mich wohl nicht weiters für die anderen filme oder bücher begeistern.
obwohl deine vorstellung dazu echt gut ist !! ;)
Aber zurück zu Uebermann - ich fand das Hörbuch hörenswert, weil Jaud echt geil lesen kann, auch mit seinen Dialekten, aber die Geschichte, wie du schon erwähnst, ist einfach sau doof. Das einzig interessante, was ich im Nachhinein dem abgewinnen konnte, war das Thema "Polyphasischer Schlaf", da ich seit Jahren eine eigene Theorie zu unserem Schlaf-Wach-Rythmus verfolge, aber noch nicht in die Tat umgesetzt habe, weil mir schlicht weg der Mut fehlt ... egal, das führt zu weit, vielleicht verpacke ich das mal in einen eigenen Blog.
Hast du auch schon mal Bücher von Oliver Uschamnn, bzw. genauer gesagt, seine Hartmut und Ich-Romane gelesen? Die haben mir auch richtig gut gefallen und kann hier einen kleinen Vergleich zu Jaud ziehen. Dürfte dir sicher auch gefallen ;)
Allerdings freue ich mich schon auf Deinen 200. Blog, v.a., da die Andeutung doch Großes erwarten läßt.