Rush - Snakes & Arrows Live - Review
Rush - Snakes & Arrows Live
Die kanadische Rockband Rush gilt als eine der einfluss- und erfolgreichsten Musikgruppen der Welt. Mehr aufeinander folgende Gold- oder Platinauszeichnungen haben in ihrer Geschichte nur die Beatles und die Rolling Stones erhalten. Seit ihrer Gründung 1973 haben Geddy Lee (Gesang, Bass, Keybords), Alex Lifeson (Gitarre, Gesang) und Neil Peart (Drums) Millionen von Fans in der ganzen Welt begeistert und Generationen von Musikern beeinflusst. Bis heute hat die Band 19 Studioalben veröffentlicht und Kritiker auf der ganzen Welt sind sich darüber einig, dass nicht ein Einziges davon auch nur annähernd durchschnittliche Qualität erreicht, sondern die Musiker vielmehr in stetiger Regelmäßigkeit einen Geniestreich nach dem anderen abliefern. Das ist umso erstaunlicher, als dass die Band im Laufe ihrer langen Karriere teils erhebliche Änderungen ihres Stils vollzogen hat. In den 1970ern noch dem progressiven Hardrock zuzurechnen, änderten sie in den 1980ern ihre Spielweise hin zu Keyboard orientiertem Rock, bis sie in ihren Sound ab Anfang der 1990er Jahre Einflüsse des modernen, melodieorientierten Heavy Metal einfließen ließen. Von aufkommender Altersmilde kann also auch nach über 30 Jahren nicht die Rede sein.
Wer mehr über den bewegten Werdegang der Band erfahren möchte, dem sei die hervorragende Dokumentation „Beyond the Lighted Stage“ empfohlen.
Im Jahr 2007 begab man sich also erneut auf ausgedehnte Welttournee, um das aktuelle Album „Snakes & Arrows“ einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren und den wartenden Fans wieder einmal die Möglichkeit zu geben, ihre Idole live zu erleben.
Story:
Und ein Erlebnis ist eine Rush Show in jedem Fall, denn es gibt kaum eine zweite Band auf diesem Planeten, die ihre komplexe und trotzdem eingängige Musik derart präzise und mit unbeschwerter Spielfreude live präsentieren kann. Davon konnte sich auch das Publikum im Rotterdamer Ahoy überzeugen, in dem das vorliegende Konzert mitgeschnitten wurde. Während Lee und Lifeson sich die komplizierten Akkorde auf ihren Saiteninstrumenten zuspielen, der Sänger dabei teilweise zeitgleich noch das Keyboard bedient und Samples über Fußpedalen auslöst (bei Rush kommt NICHTS vom Band!), bietet Peart seine Schlagzeugkunst in gewohnt stoischer, konzentrierter Art dar.
Dabei liegt der Schwerpunkt bei dieser Tour eindeutig auf neuem Material. Gleich acht Songs stammen vom aktuellen Album. Hier hätten es allerdings auch zwei bis drei weniger sein können. So macht sich besonders im Mittelteil der Show doch die ein oder andere Länge bemerkbar. Natürlich kommen aber auch die Klassiker nicht zu kurz. „Limelight“, „The Spirit of Radio“ oder „Tom Sawyer“ sind schon seit langem unverzichtbare Bestandteile eines Rush Konzerts. Ebenso erfreuen sich die Zuschauer an selten gespielten Highlights wie „Digital Man“, „Entre Nous“ oder „A Passage to Bangkok“. Insgesamt besteht das Set aus unglaublichen 26 Songs und einer Spielzeit von über 2,5 Stunden. Da mag man sich durchaus wundern, doch für Rush sind Konzerte dieser Länge völlig normal.
Nicht nur akustisch wird dem Zuschauer hier einiges geboten. Auch optisch weiß das Konzert zu überzeugen. Hier beeindruckt vor allem das Lichtdesign. Überragend komponierte Lichteffekte unterstreichen die Stimmung eines jeden Songs. Laserstrahlen spannen ihr giftgrünes Netz über die Köpfe der Zuschauer, während dezent eingesetzte Nebelschwaden den räumlichen Eindruck der Lichteffekte noch zusätzlich erhöhen und sporadisch gezündete Feuersäulen nicht nur die Herzen des staunenden Publikums erwärmen. Über der Bühne wurden drei große Leinwände befestigt, die passend zu jedem Song gestaltete Filme oder Videoanimationen zeigen, die von namhaften Videokünstlern gestaltet wurden.
Als Ganzes entsteht so ein beeindruckendes visuelles Gesamtbild, das allerdings niemals zum Selbstzweck verkommt, oder nur auf den schnellen Effekt zielt. Im Mittelpunkt stehen immer die drei Kanadier und ihre Musik.
Bild:
Der Transfer liegt Bildschirm füllend in 1,78:1 vor und bietet die volle HD-Auflösung in 1080i.
Das Interlaced-Format hat keinen negativen Einfluss auf das Gesamtbild. Bewegungsunschärfen kommen so gut wie nicht vor.
Die saubere Darstellung diffuser Lichtverhältnisse, gepaart mit Trockeneisnebel, wie er auf den Konzertbühnen dieser Welt eingesetzt wird, stellt allerdings höchste Ansprüche an den verwendeten MPEG-4 AVC Videocodec. Hier leistet sich das Bild zwar nicht die Blöße einer digitalen Artefaktbildung, jedoch ist ein leichtes Rauschen in dunklen Bildbereichen stets wahrnehmbar. Darüber hinaus überzeugt das Bild auf ganzer Linie. Die Schärfe ist überragend. Jeder Kratzer auf den Instrumenten, jedes Haar der Musiker, ja sogar die Struktur der Basssaiten ist teilweise erkennbar. Die Farben sind kräftig und natürlich, auch der Schwarzwert bewegt sich auf sehr hohem Niveau. Die Kameraführung und Schnitttechnik sind angenehm unaufgeregt, so dass man den Musikern ausgedehnt auf die Finger schauen kann.
Insgesamt wird hier ein überzeugender, plastischer Bildtransfer geboten, der einer Blu-ray absolut würdig ist.
Ton:
Der Ton liegt in verlustfreiem DTS-HD Master Audio 5.1 vor. Puristen wird zusätzlich eine Tonspur in PCM-Stereo geboten.
Der HD-Ton arbeitet jedes Instrument akkurat heraus und liefert ein ausgewogenes Klangbild. Der Gesang ist deutlich zu verstehen, die Bassläufe erreichen genauso wohl definiert das Ohr des Zuhörers, wie jeder Trommelschlag. Die Bassdrum könnte allerdings noch ein wenig mehr Druck vertragen. Da Lifeson sein Spiel gerne mit einer Vielzahl an Effekten belegt, klingt die Gitarre teilweise etwas diffus und vermittelt eher den Charakter eines Klangteppichs. In diesen Phasen einzelne Noten des Gitarrenspiels herauszuhören ist sicher schwierig, im Allgemeinen überzeugt der Gitarrensound aber absolut und wird einer Rockband mehr als gerecht.
Die hervorragende Abmischung sorgt dafür, dass die Gitarre, sowie Keyboardsounds und Samples auch auf die hinteren Lautsprecher verteilt werden, was das Klangbild angenehm abrundet. Überzeugend!
Extras:
Das Zusatzmaterial bietet vier weitere Livemitschnitte der Songs „Ghost of a Chance“, „Red Barchetta“, „The Trees“ und „2112/The Temples of Syrinx“ in sehr guter Qualität, sowie den Song „Red Sector A“ von der Jubiläumstour aus dem Jahr 2004. Außerdem werden zwei Lieder in einer alternativen Schnittfassung mit zusätzlichen Videoanimationen gezeigt.
Davon, dass die Band einen ausgeprägten Sinn für absurden Humor besitzt, kann man sich an Hand des urkomischen Kurzfilms „What’s that Smell?“ überzeugen, zu dem das ebenso unterhaltsame Making-Of gleich mitgeliefert wird. Darüber hinaus werden Outtakes der Filmsequenzen geboten, die während des Konzerts über die Videoleinwände liefen, und für die die Bandmitglieder in verschiedene Rollen schlüpfen. Alle Extras werden in hochskaliertem High Definition präsentiert.
Für eine Konzert-Bluray ist die Anzahl und Qualität der gebotenen Extras absolut überzeugend, sogar ein Easter-Egg wurde versteckt. Viel Erfolg bei der Suche!
Fazit:
Rush ist eine Band, die in jeder Hinsicht höchsten Ansprüchen gerecht wird. Davon, dass die drei Musiker Meister ihres Fachs sind, und das auch live zu hundert Prozent bestätigen können, überzeugt uns die vorliegende Blu-ray sehr nachdrücklich. Auch auf technischer Seite gibt es wenig zu kritisieren. Wer die Band bisher noch nicht kennt, dem sei dieses Konzert empfohlen, es bietet alles, wofür die Kanadier seit vielen Jahren weltweit Legendenstatus genießen. Für Fans ist „Snakes & Arrows Live“ natürlich sowieso ein Pflichtkauf.
Kurzbewertung:
Story: 9/10
Bild: 9/10
Ton: 9/10
Extras: 8/10
Gesamt: 9/10
Testgeräte:
TV: Pioneer PDP-LX5090 (50“)
Player: Pioneer BDP-LX71
Receiver: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W, Teufel
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