In meinen Blogs blieb immer die Rolle der Frau auf der Strecke. Zu schnell reduziert man das schwache Geschlecht (in Bezug auf den wilden Westen ist genannter Begriff noch immer legitim) auf Prostituierte, wie in "Spiel mir das Lied vom Tod", oder auf die süßen Mädchen, die dem Charme eines Terence Hill erliegen, oder alte feuerspeiende Drachen, wie die Frau von Eli Wallach in "Stetson - Drei Halunken erster Klasse".
Damit ist jetzt Schluss! Mein Spaghettiwestern Blog bekommt heute die Frauen-Quote verpasst! Denkt man mal ein Weilchen über die Damen des italienischen Wildwestkinos nach, fällt einem höchstens Claudia Cardinale ein. Um diesem Zustand entgegenzutreten, stelle ich heute den einzigen Italowestern mit einer Frau mit Revolverheldin in der Hauptrolle vor.
In "Mein Körper für ein Pokerspiel" verkörpert Elsa Martinelli die Revolverheldin Belle Starr, die in einer Pokerpartie gegen Blackie (gespielt von George Eastman) alles Geld verliert, das sie besitzt und so sich selbst als Einsatz anbietet und verliert. Darauf folgend verbringen beide eine Nacht und es beginnt eine Art Hassliebe zwischen beiden.
Nach dieser recht interessanten Anfangsszene plätschert dieser unkonventionelle Western von einer viel zu konventionellen Szene zur nächsten. Wie einer, in der sie in einer Bar als Mann verkleidet, für einen solchen gehalten wird und in typischer Clint Eastwood Manier auf die Macho-Kerle, die sie anmachen, reagiert. Der Film krankt am wohl extrem knapp bemessenen Etat für die Produktion. Er wurde nicht einmal in Almeria gedreht, so fehlen die klassischen Außenaufnahmen. Kamera, Kostüme, Schauspieler, es krankt an allen Ecken und Enden.
Die Synchro konnte wohl unpassender nicht sein: Rainer Brandt treibt sein Unwesen als George Hilton und zwar so schlimm und extrem schnodderig wie selten. Es ist unfassbar, wie viel Müll er in den ohnehin nicht besonders intelligenten Dialogen unterbringt. Was die Zahl der Geschmacklosigkeiten angeht, sicherlich eine seiner Höchstleistungen. Ich kann mich nicht entscheiden, ob dies unpassend oder doch schon wieder stimmig ist....
Das war es auch schon, der einzige Spaghettiwestern mit Frau statt Mann an erster Stelle. Schulz, aus, Ente, ähh Ende (die Synchro ist ansteckend)...
Moment mal, wenn die Italos mit den Frauen schon so sparsam umgegangen sind, dann muss man sich eben ein anderes Land mit einem solchen Streifen im Programm suchen. Wie wäre es denn mit Großbritannien?
1971 kam "Hannie Caulder - In einem Sattel mit dem Tod" heraus, der deutlich kostenintensiver produziert war und sogar mit echten Stars aufwarten konnte. So versammelten sich neben Raquel Welch auch Christopher Lee und Ernest Borgnine.
Hannie Caulder's Mann wird von 3 Bankräubern, den Clemens Brüdern unter der Leitung von Borgnine, ermordet und sie vergewaltigt. In bester Italo-Manier sehnt sie sich nach Rache. Sie sucht sich Hilfe bei einem Kopfgeldjäger (Robert Culp). Wie die Geschichte endet, brauche ich an dieser Stelle wohl nicht erwähnen. Auffällig ist, dass sie nicht ohne weiteres zum durch den Westen geprägten Rächer wird, sondern sich durch Culp und einen befreundeten Waffenmacher (Christopher Lee) anleiten lässt.
Der Streifen überzeugt durch eine sehr ordentliche Kameraführung, die stimmigen Drehorte in Almerìa, wo sonst fast alle Italowestern gedreht wurden, die namhafte Besetzung und deren sehr ordentliche schauspielerische Leistung, sowie einem ordentlichen Grad an Gewalt. Man verknüpft also gekonnt das Flair eines Spaghetti- mit der Technik eines US-Western.
Die beiden Filme waren und sind jedoch ziemlich allein auf weiter Flur, denn in den meisten ähnlichen Machwerken wurden Frauen nur als Sidekick für Ikonen des Genres eingesetzt, so z.B. in "Ein Fressen für die Geier", oder "Mit Dynamit und frommen Sprüchen". Andere, in denen Frauen Hauptdarstellerinnen waren, schlugen meist einen eher komischen Ton an.
Eigentlich wäre der Blog hier vorbei, jedoch blieb ich mit dem Gefühl zurück, etwas vergessen zu haben, so suche ich auf der Wikipedia-Seite des erstgenannten Filmes nach Bestätigung: "Der Film ist der einzige Italowestern, der von einer Frau inszeniert wurde". Okay, dies mag sein, aber es gibt noch einen, mit einer Frau als Hauptdarstellerin mit Hut und Colt, ich weiß es....
...
Und da ist er, ein Film der alles bietet: einen Sargziehenden Django, Terence Hill und einen wunderbaren deutschen Titel: "Blaue Bohnen für ein Halleluja" ist der einzige Musical-Western, den ich kenne. In diesem Streifen um die italienische Schlagersängerin Rita Pavone versuchte man mittels mehr oder minder lustiger Musikeinlagen nahezu alles westernartige durch den Kakao zu ziehen. So hatte nicht nur Django seine Auftritt, auch ein Double des Blonden aus der Dollar-Trilogie, sowie Indianer, die Winnetou zum verwechseln ähnlich sehen, waren an Bord.
Natürlich muss man vorher wissen, worauf man sich hier einlässt, denn der Titel suggeriert einem ja mal wieder einen vollkommen anderen Film. Aber dieser Umstand müsste den Freunden von Filmen in denen Terence Hill mitwirkte, durchaus vertraut vorkommen.
Epilog:
Frauen im dreckigen Männergenre des Italowestern: Meist waren sie Nebenfiguren und Schlüssel, wieso die Hauptdarsteller so blutrünstige Mörder wurden, jedoch ließ dieses auf seine ganz eigene Weise revolutionäre Subgenre den Ruf des weiblichen Geschlechts als gänzlich unschuldig, verschwinden. So hatte Klaus Kinski seine Frau, die ihn verlassen hatte, in "Satan der Rache" nicht zurückgenommen, nein, er ließ sie sterben. Vorher war so eine Aktion undenkbar. Folglich ließ sich auch hier eine Art Emanzipation erkennen.
Die Quellen der Bilder sind die jeweiligen DVD/Blu-Ray/VHS-Veröffentlichungen oder TV-MitschnitteFernseh-Wunderland Deutschland
1. Mai 2013In diesem kurzen Blog möchte ich meine unendliche Freude über die Vielfalt der deutschen Medienlandschaft zum Ausdruck bringen:
Der Kommerz liegt wie ein Schleier über dem Fernsehen: ARD und ZDF sind Tummelbecken für die schlangenartig veranlagten Politiker der Bundestagsparteien und die GEZ-Gebühren scheinen wie von Schwämmen, langsam aufgesogen zu werden. Das System der Talkshow scheint ohnehin das einzig rentable zu sein, für alle Sendeanstalten: Politiker verbreiten den ihnen durch den Fraktionszwang in den Mund gelegten Zinnober und Prominente (das Wort muss ich mit Gänsefüßchen versehen), "Prominente" touren anschließend durch die gleichen Studios um ihre Bücher (dieses auch), "Bücher" zu vermarkten. Generell scheint der Beruf des Schriftstellers ja von lächerlicher Simplizität zu sein, schließlich ist die Autobiographie heute genau so selbstverständlich, wie die gottgleiche Wohltätigkeit, indem man über Stiftungen die Zinsen seines Vermögens an die Armen weitergibt und sich als Wohltäter ohnegleichen gibt. Natürlich verdient dies Ruhm und Anerkennung, die sonst vielleicht solch paradoxen Leuten, wie freiwilligen Feuerwehrleuten oder Rettungsassistenten zur Gute käme, die wöchentlich stunden kostenlos "charity" machen-
Auch das Unterhaltungsfernsehen besteht nahezu ausschließlich aus den munteren Talks und Interviews, die natürlich erst einmal durch die Autorisierung müssen, nicht das eine Formulierung noch anstößig sein könnte. Das geniale an diesen Formaten ist, sie kosten nahezu nix, schließlich ist es eine WIN-WIN Situation: der Sender füllt ein paar Minütchen Sendezeit und der "Promi" vergrößert die Zielgruppe für sein Qualitätsprodukt, wie sein 3. Album innerhalb des laufenden Jahres.
Wenn man einmal nicht im bewegten Leben eines Philipp Lahm oder von Frau Wulff schmökern möchte, gibt es ja noch richtige Romane. Zum Beispiel über das Lieblingsthema aller Deutschen unserer Zeit und aller nachfolgenden Generationen: Adolf Hitler. Lieber Onkel Adolf, ich wünsche mir noch ein paar Parodien, Dokumentationen von Guido Knopp und eine handvoll lustige Lieder über dich und dein Reich. Der neueste Clou: Die Geschichte, was wäre wenn er zurückkommen würde. Die Chance ist selbstverständlich durchaus reell. Natürlich folgen im gleichen Atemzug auch noch ein paar hochbrisante Gesprächsrunden bei Jauch, Illner, Lanz, Plasberg und co. über diese topaktuelle Thematik mit der Erkenntnis: Es kann jederzeit wieder losgehen, legt die Springerstiefel nicht zu weit weg und haltet den Kanister mit den letzten Tröpfchen Benzin auf Erden für die nächstgelegene Synagoge bereit, der Nationalsozialismus ist präsent, wie nie zuvor! Natürlich kommt man NICHT zu dieser Erkenntnis, diese Themen sind nämlich ein Geschenk an CDU, SPD und FDP, die sich selbst die Lorbeeren dafür überreichen, dass Deutschland zur Demokratie geworden ist. Und wieder eine Stunde Sendezeit überbrückt.
Merkwürdigerweise behandeln ALLE Filme aus deutscher Produktion - wenn man mal von Till Schweiger und seiner Nachgeburt Schweighöfer absieht - genau diese 12 Jahre (oder es handelt sich bei diesen durch Filmfonts geförderte!!! 90-minütige Ausgaben der Programme sog. Stand-Up Comedians).
Wem das nicht populistisch vorkommt, der ist wohl durch übermäßigen RTL-Genuss bereits irreparabel geschädigt worden.
Doch zurück zum Fernsehen: In den USA gibt es derzeit ein Phänomen, qualitativ hochwertige Serien bei den Pay-TV Sendern, z.B. AMC, wie "Breaking Bad", "Dexter", "The Walking Dead" oder "Game of Thrones". Auffällig ist, außerhalb von DVD und Blu-Ray-Gucker-Kreisen sind die meisten solcher Formate in der BRD kaum, gar nicht oder erst nach Jahren bekannt (In meinem Bekanntenkreis war Breaking Bad angekommen, als ich mit gucken von Staffel 4 fast fertig war). Sind wir nicht bereit? NEIN, unsere Sender machen nur nix mehr, was beim Scheitern Kosten auslösen würde. Lieber gibt's die 300ste Wiederholung von den ersten Two and a half Men Staffeln.
Deshalb werden Serien wie "Stromberg", "Neues aus Büttenwarder" oder "Pastewka" von den Fans (ich zähle mich bei den ersten beiden auch dazu) als ultimativ geniales Machwerk verehrt. Die Serien haben aber allesamt schon mindesten 7 Jahre auf dem Buckel und in Mangelung anderer neuerer Formate mit vergleichbarem Produktionsaufwand/Konzept ist es wohl logisch, dass solche Sendungen von wahrem Freudentaumel begleitet werden.
Als ich gerade in einem Blog vom User Largo namens "Ich glotz (kein) TV..." laß, fiel ich über das einstige Ritual, am Sonntag den Tatort zu gucken, es war eine Institution im deutschen Fernsehen... es war! Wie soll man heute auch noch irgendeinen Krimi gucken wollen, wenn im Jahr allein von ARD und ZDF gefühlte 300 solcher hochspannenden Kriminalfälle produziert werden, SOKO Itzehoe und Tatort Chemnitz, innerhalb eines Monats gleich mehrere verschiedene Versionen eines Hamburger Tatorts usw.. Die Geschichten haben zum Teil schon einen ähnlich exklusiven Charakter, wie jene des Nachmittagsprogramms bei RTL.
Man müsste noch über so vieles schreiben: Wieso laufen auf den neuen Formaten der öffentlich rechtlichen nur zwei, drei alte Serien in Endlosschleife und wieso wiederholt man nicht mal Klassiker wie "Laurel und Hardy" oder generell die ZDF Serien mit Hans Dieter Hüschs Spreche, die genialen Formate mit Dieter Hallervorden oder Loriot auf diesen merkwürdigen Sendergefügen? Wer guckt noch immer Stefan Raab? Wie viele Staffeln von Dieter Bohlens Beitrag zur Völkerverständigung braucht es noch, bis es den ersten RTL-Amoklauf gibt? Wieso wiederholt Kabel 1 nur ein dutzend Bud Spencer und Terence Hill Filme aber nix mehr anderes? Was ist Sixx? Wie viele TV-Köche braucht es um die gute deutsche Hausmannskost endgültig zu beerdigen? Wie kann ein Herr Kalkofe in seiner Mattscheibe gegen beklopptes Fernsehen Sturmlaufen, aber im "Was guckst du Film" mitwirken? ....?....
Nachdem ich mich durch all dieses gequält hab, gibt es Gott sei dank einen Knopf auf der Fernbedienung, der mich in eine Film- und Serienwelt ohne Werbung, Castingshows und Messis bringt, zu meinem Blu-Ray Player, in die Welt des Kauf-Films. Am besten in eine Zeit fernab von den Ausschweifungen eines Charlie Sheen, als Schauspieler noch eine Straße kreuzen konnten, ohne dass sie von "Stalkern" umtänzelt werden, ohne Paparazzi, als man noch Werbung zwischen die Filme und Serien packte und nicht anders herum. Lee Van Cleef, Clint Eastwood und Louis de Funès sind meine Helden, nicht Britney Spears, Dieter Bohlen oder Heidi Klum...
Gute Nacht
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