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In der achten Ausgabe meines Blogs, in welchem ich den Western "made in Europe" näher beleuchten möchte, stelle ich einen einzigartigen Schauspieler vor: Lee Van Cleef.

 

Lee Van Cleef (1925-1989) war ein amerikanischer Schauspieler, welcher des Öfteren  in amerikanischen Ablegern des Wildwest-Genres zu sehen war, hier jedoch nicht über Nebenrollen hinauskam. "Zwölf Uhr mittags" oder "Das war der wilde Westen" waren die bekanntesten Machwerke, in denen er mitwirkte. Auch in Serien trat er regelmäßig auf, kam aber nicht über Nebenrollen hinaus.

 

Solch ein Star des Italowestern wie Lee Van Cleef wurde natürlich nicht von irgendjemandem entdeckt, Sergio Leone hat ihn für den zweiten Teil der Dollar-Trilogie nach Europa geholt, in welchem er den Gegenpol zu Clint Eastwood, Colonel Mortimer, spielte. Auch im dritten Film der Reihe war er wieder mit von der Partie, aber anders als im zweiten Teil, war er nun der Gegenspieler des späteren "Dirty Harry". er verkörperte jedoch eine andere Person, und zwar Sentenza. Dieser Umstand war im ersten Augenblick etwas merkwürdig, da er wieder fast die selben Klamotten trug.

 

Seine Rollen unter Leone öffneten ihm in Italien in den nächsten Jahren alle Türen, es folgten Filme am laufenden Band. Neben Klassikern wie "Der Tod ritt dienstags" und weniger guten Streifen wie "Die letzte Rechnung zahlst du selbst" (siehe Blogeintrag zum Film) konnte er seine Position als Star vor allem als Kopfgeldjäger "Sabata" festigen.

 

Doch was war das Geheimnis des Lee van Cleef, das ihn von anderen Schauspielern des Genres unterschied? Es war wohl seine einzigartige Gestalt, er war eher dürr, hatte eine Nase wie ein Adler und stark ausgeprägte Wangenknochen, dazu sah man ihn in so gut wie jedem Film im selben Outfit: dem schwarzen Staubmantel, dem schwarzen Hut und meist mit Krawatte, sowie Pfeife rauchend. Anders als die Joe's, Django's und deren Nachahmer war van Cleef in den meisten Fällen gepflegt und war kein einfacher Bandit, sondern ein Sheriff, Kopfgeldjäger oder ähnliches, welcher durch seine kaltblütige Art bestach, aber nicht so wortkarg wie die Eastwood-Nachfolger daherkam. Aber auch auf den zweiten Blick blieb er ein markanter Typ mit Ecken und Kanten. So fehlte ihm beispielsweise eine Fingerkuppe, was in den meisten Filmen gar nicht auffiel.

 

Ein Grund seines Erfolgs wäre z.B., dass seine Erscheinung kaum variiert. Ein ähnlicher Effekt war auch bei Bud Spencer festzustellen, er sah immer fast gleich aus und die Filme hatten allesamt typische Elemente (Prügeleien, Fressszenen etc.). Man wusste, was man bekommt und brauchte sich nicht auf böse Überraschungen einzustellen.  

 

Die Figur des Sabata, wurde durch ihn, ähnlich wie Django durch Franco Nero, zu einer Ikone des Genres und so verwendete man den Namen auch in anderen Filmen ohne ihn (manchmal nur in der deutschen Fassung, manchmal aber auch international). Sartana, eine andere Ikone des Italowestern, ist übrigens stark an Sabata angelegt.

 

Doch zurück zu den Filmen: Lee Van Cleef war einer der wenigen Schauspieler, der von Anfang bis Ende dem Italowestern die Stange hielt, denn auch nach den Klassikern von Leone sollte er weiterhin immer wieder in guten Streifen mitwirken.

 

1967: Der Tod ritt dienstags: Von Nobody-Regisseur Tonino Valerii, Lee Van Cleef als älterer Revolverheld, der einen jungen "Bastard" (Giuliano Gemma) ausbildet und eine friedliche Stadt unter seine Kontrolle bringt. Sehr guter Italo-Western, der besonders auf das Altern von Halunken eingeht und auch von Verrat und anderen typischen Motiven erzählt.

 

1972: Drei Vaterunser für vier Halunken - Giancarlo Santi - Regieassistent bei Sergio Leone, versuchte in diesem Film den Stil seines ehemaligen Lehrmeisters einzufangen, indem er von Luis Bacalov einen Soundtrack schaffen lies, der sofort an Ennio Morricones Klänge aus der Dollar Trilogie erinnert. Auch die Kamera erinnert an Leones Technik.

Leider wirken die Gegenspieler Lee Van Cleefs, eine Familie, die die Macht über eine Stadt an sich reißen will, stark überzeichnet. Nur Horst Frank sticht hier positiv heraus.

Fazit: Guter Streifen - aber Achtung vor der DVD - extrem schlechtes Bild und geschnitten. Lieber auf eine TV-Ausstrahlung warten.

 

1974: Kung Fu im Wilden Westen - Diesmal ist er ein Bandit, der zusammen mit dem Martial-Arts Haudegen Lo Lieh den Westen unsicher macht - auf der Jagd nach Frauenhintern! Ein lustiger Genre-Mix, bei dem man nicht so recht weiß, woran man eigentlich ist. Mit anderen Schauspielern wäre er sicherlich sang- und klanglos untergegangen. Lee Van Cleef hat hier übrigens wieder zu neuer (wohlmöglich falscher) Haarpracht gefunden.

 

Er hat mit jeder mindestens mittelgroßen Persönlichkeit, die in Italien zu dieser Zeit im Filmgeschäft unterwegs war vor der Kamera gestanden: Clint Eastwood, Eli Wallach, Bud Spencer, Giuliano Gemma, Tomas Milian, Klaus Kinski, Gian Maria Volontè...

 

Deutsche Standardstimme war Heinz Petruo (Originalstimme von Darth Vader), der ihn ab "Zwei glorreiche Halunken" relativ regelmäßig synchronisierte.

 

Nach dem Ende des Italowestern sah man ihn kaum noch. Er war deutlich zu alt und sein Aussehen war auch eher hinderlich für größere Rollen. Nur noch ein paar B-Produktionen konnten mit seinem Namen werben (wahrscheinlich war der Name auf dem Kinoplakat wichtiger als der Auftritt selbst). Außerdem war er Hauptrolle der skurrilen 80er Jahre Serie "Der Ninja-Meister", wo er besagten Kampkunst-Giganten mimte.

 

Jede wahre Legende wird durch andere Filmprojekte geehrt, indem an sie in Form einer Hommage oder Persiflage erinnert wird. In Lee Van Cleefs Fall fand dies bereits in diversen Western- und Westernparodien statt, da Van Cleefs Figuren meist selbst bereits überzeichnete Stereotypen des Western waren, waren nur die wenigsten dieser Anspielungen wirklich an seine Person gerichtet, eher an den Western als solches. Lee Van Cleef bekam eine solche Ehrung vor einigen Jahren. In der Serie "Star Wars - The Clone Wars" hat die Figur des Cad Bane deutliche optische Ähnlichkeiten zum Sabata-Darsteller. Besonders passend ist, dass besagte Figur ein Kopfgeldjäger ist und - wie Sentenza in "Zwei glorreiche Halunken" - seine Pläne mit äußerster Härte und Skrupellosigkeit durchführt.

 

Sein Lebenswerk wurde, anders als bei vielen Schauspielern, nicht durch unpassende Rollen und besondere Strapazen verschandelt (Joe Bugner - früher Nebenrollen bei Bud Spencer - heute Djungelcamp). Er wusste, dass er nicht derjenige war, welcher die große Hollywood Karriere machen würde.

Lee Van Cleef blieb seiner Linie über Jahre hinweg treu, blieb in Italien und drehte seine Filme außerhalb der Heimat. Genau deshalb, weil er keine Höhenflüge bekam, wird seine Lebensleistung so schnell nicht vergessen sein.




In Kürze steht mit "Django unchained" bekanntermaßen ein neuer Western ins Haus. Und er trägt wieder den berühmten Namen Django im Titel. Der Charakter, welcher im 1966er Streifen unter der Regie von Sergio Corbucci erschaffen wurde, hat längst Kultstatus erreicht. Doch nicht nur der Originaldarsteller Franco Nero hat den wortkargen Revolverhelden bisher verkörpert. Auch Bud Spencers späterer Filmpartner Mario Girotti, welcher sich seit 1968 Terence Hill nennt, spielte den Mannen mit dem schwarzen Mantel und der Überraschung im Sarg in einer inoffiziellen Fortsetzung. Neben diesen beiden "echten" Djangos gab es lauter Filme, die in der deutschen Vermarktung den Namen Django in den Titel gesetzt bekamen und dementsprechend synchronisiert wurden, um mehr Leute ins Kino zu locken.

 

Zur Einstimmung auf den Tarantino-Film, der mit höchster Wahrscheinlichkeit die Sender mal wieder einige blutige Western zeigen lässt, präsentiere ich hier ein paar Filme rund um Django, die man gesehen haben sollte.

 

Bevor ich dazu komme, muss gesagt werden, dass man den Originalfilm erst einmal gesehen haben sollte. Er ist wohl einer der beliebtesten Filme des Genres, wobei ich Corbucci aber unterstelle, an einigen Stellen ziemlich schamlos von "Für eine Handvoll Dollar" kopiert zu haben. Seht euch beide Filme mal an, ihr werdet feststellen, einige Parallelen sind nicht von der Hand zu weisen. Beispielsweise spielt ein Sarg in beiden Filmen eine wichtige Rolle und in beiden Streifen wird die Hauptrolle zum Ende hin von den Gegenspielern ziemlich böse zugerichtet. Man würde bestimmt noch weitere Ähnlichkeiten feststellen, aber dabei möchte ich es an dieser Stelle belassen.

 

Doch wieso wurde er zu solch einem Erfolg? Wahrscheinlich weil er quasi ein "Für eine Handvoll Dollar" in noch härterer Form ist, gleichzeitig aber deutlich simpler aufgebaut. Quasi Radikalisierung durch und durch. Dazu ein gutes Titellied von Luis Bacalov und schon ist ein Gegenentwurf zu teuren amerikanischen Filmen geschaffen. Vielleicht brauchte man in Hollywood auch Jahre, bis man Italowestern als Genre überhaupt akzeptierte. Schließlich waren die Mittel schon lachhaft einfach, um ein totes Genre wieder zu beleben. Gewalt + Straffung + modernere Musik + unverbrauchte Schauspieler (ganz wichtig: man brauchte auch besondere Typen wie Bud Spencer, Lee Van Cleef, Frank Wolff, Klaus Kinski...) und fertig. Besser als monumentale Filme, wie "Das war der wilde Westen" etc.

 

1968, zwei Jahre nach dem Original, fragte man Franco Nero, ob er nicht eine Fortsetzung drehen wolle, er wollte vorerst nicht. Deswegen suchte man einen adäquaten Ersatz und fand diesen im noch relativ unbekannten Terence Hill, welcher Nero verblüffend ähnlich sah. "Django und die Bande der Gehenkten" ging neben dutzenden Filmen, die einen Titel mit dem selben Namen hatten, in Deutschland ziemlich unter, er ist aber ein würdiger Nachfolger.

 

Die Story besticht dadurch, dass sie wirklich simpel ist. Terence Hill (Django) wird Friedensrichter und soll Unschuldige zu Tode verurteilte aufhängen. Er hat eine Apparatur, mit der sie am Galgen überleben. Mit diesen Todgeglaubten, der Bande der Gehenkten, begeht er dann einen Rachefeldzug gegen David Barry (sehr gut gespielt von Horst Frank), der über Leichen geht, um Gouverneur zu werden.

 

Nicht nur die Handlung, auch die Musik weiß zu gefallen. Die Melodien sind teilweise auf Augenhöhe mit Morricone und vermitteln eine perfekte Stimmung.

 

Den Regieposten trat übrigens Ferdinando Baldi an, welcher sich anscheinen auf "fast-Plagiate" spezialisierte, denn in den 70ern kamen die Butch und Toby Filme (Bud Spencer und Terence Hill Doppelgänger) ebenfalls von ihm.

 

Synchrontechnisch sind die Filme mit Spencer und Hill ja immer etwas besonderes. Es gab die originale deutsche Kinoversion, welche den oben genannten Titel trug. Hier wurde Hill von Rainer Brandt gesprochen, der jedoch fast gar keine Albernheiten (wie später von ihm gewohnt) einbaute. Lediglich zwei, drei male gab es kurze Sprüche, die nicht in den Film passen. Eine sehr ordentliche Fassung. Später wurde der Film dann noch mal neu vertont. Thomas Danneberg übernahm nun - wie immer - den Part Terence Hills. Natürlich wurde der Film nun mit allerhand Albernheiten aufgepeppt und leider auch in vielen Szenen geschnitten. Das schlimmste in dieser Version namens "Joe, der Galgenvogel": Hill quatscht andauernd vom Dicken (also Spencer), ohne dass dieser im Film auftaucht. Außerdem führt er nun innere Monologe, die die verkürzte und entstellte Handlung erklären sollen. In manchen Kinos wurde als Gaststar Bud Spencer angepriesen und angeblich wurde ans Ende (Hill verschwand mit einem Monolog darüber, dass er endlich wieder zum Dicken möchte) einfach eine Klopperei aus "Vier Fäuste für ein Halleluja" gehängt! Diese Fassung entstand übrigens nicht bei Rainer Brandt, sondern in Düsseldorf.

 

Fazit: Nicht mehr ganz so frisch, wie zwei Jahre zuvor, aber da beides heute alte Schinken sind, durch die Jahre wieder absolut empfehlenswert.

 

Jedoch auch Nero selbst schlüpfte noch einmal in seine Paraderolle. In "Djangos Rückkehr" bewies er, wie man die Fortsetzung eines beliebten/bekannten Filmes komplett in den Sand setzt. 

 

Die Handlung zeigt eigentlich viel Potential für einen spannenden Actionfilm: Django hat sich ins Kloster im tiefsten Mexiko zurückgezogen und erfährt, dass er eine Tochter hat. Diese wird vom "Teufel" entführt, welcher die einheimischen versklavt und Mädchen, wie jene Tochter Djangos, an Freudenhäuser verkauft. Django wird beim Versuch seine Tochter zu retten selbst gefangen genommen und versklavt... Die Rache lässt natürlich nicht lange auf sich warten.

 

In Buchstaben ließt sich das ganze richtig gut, der Film krankt aber an allen Ecken und Enden. Bis auf Nero und seinen Gegenspieler Christopher Connelly (der "Teufel") bleiben alle Schauspieler absolut schwach und farblos. Dazu wirken die Maschinengewehr-Szenen absolut lachhaft. Von vorn sieht man Django fast gar nicht schießen und wenn er einem den Rücken zukehrt, merkt man, aus der Waffe kommen gar keine Film-Schüsse! Billigst! Der Film ist wohlgemerkt aus 1987... Als wenn dieses nicht genug wäre, fehlt so einer wie Ennio Morricone, Luis Bacalov, die de Angelis Brüder usw. für eine anständige Filmmusik. Der Film wollte zu vieles sein, Django, ein wenig Keoma und einen Hauch Rambo 2 packte man auch noch dazu. Die unfähige Regie schafft es jedoch nicht, dies alles unter einen Hut zu bringen.

 

Die deutsche Synchronfassung passte perfekt zu den schwachen Schauspielern. Viele Fehlbesetzungen - bis auf Thomas Danneberg, der Django spricht (von Danneberg wird man sowieso nur absolut selten enttäuscht).

 

Ich sagte es ja schon mal im Keoma-Blog: Über Nero scheint ein Fluch zu liegen, nach einem erfolgreichen Film folgte eine Fortsetzung, die vollkommen an die Wand gefahren wurde.

 

Was haben wir nun von den "echten" Django-Filmen:

 

1. Einen Klassiker

 

2. Eine Kopie - aber eine wirklich gelungene

 

3. Eine Rückkehr, die so wohl niemand wollte

 

Mit "Django unchained" kann es also nur noch besser werden. Im zweiten Teil des Django-Blogs zeige ich ein paar Filme, die den Namen  Django durch eine verfälschte deutsche Synchronfassung im Titel tragen.  



Wer Lust hat, kann ja in den Kommentaren sagen, welchen dieser Pseudo-Djangos er oder sie besonders gut oder schlecht fand.


Quellen für die Bilder sind die jeweiligen DVDs/Blu-Rays/VHS

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