Der Italowestern-Blog by Bollwerk94 - 9. Viva Django (Teil 1)
In Kürze steht mit "Django unchained" bekanntermaßen ein neuer Western ins Haus. Und er trägt wieder den berühmten Namen Django im Titel. Der Charakter, welcher im 1966er Streifen unter der Regie von Sergio Corbucci erschaffen wurde, hat längst Kultstatus erreicht. Doch nicht nur der Originaldarsteller Franco Nero hat den wortkargen Revolverhelden bisher verkörpert. Auch Bud Spencers späterer Filmpartner Mario Girotti, welcher sich seit 1968 Terence Hill nennt, spielte den Mannen mit dem schwarzen Mantel und der Überraschung im Sarg in einer inoffiziellen Fortsetzung. Neben diesen beiden "echten" Djangos gab es lauter Filme, die in der deutschen Vermarktung den Namen Django in den Titel gesetzt bekamen und dementsprechend synchronisiert wurden, um mehr Leute ins Kino zu locken.
Zur Einstimmung auf den Tarantino-Film, der mit höchster Wahrscheinlichkeit die Sender mal wieder einige blutige Western zeigen lässt, präsentiere ich hier ein paar Filme rund um Django, die man gesehen haben sollte.
Bevor ich dazu komme, muss gesagt werden, dass man den Originalfilm erst einmal gesehen haben sollte. Er ist wohl einer der beliebtesten Filme des Genres, wobei ich Corbucci aber unterstelle, an einigen Stellen ziemlich schamlos von "Für eine Handvoll Dollar" kopiert zu haben. Seht euch beide Filme mal an, ihr werdet feststellen, einige Parallelen sind nicht von der Hand zu weisen. Beispielsweise spielt ein Sarg in beiden Filmen eine wichtige Rolle und in beiden Streifen wird die Hauptrolle zum Ende hin von den Gegenspielern ziemlich böse zugerichtet. Man würde bestimmt noch weitere Ähnlichkeiten feststellen, aber dabei möchte ich es an dieser Stelle belassen.
Doch wieso wurde er zu solch einem Erfolg? Wahrscheinlich weil er quasi ein "Für eine Handvoll Dollar" in noch härterer Form ist, gleichzeitig aber deutlich simpler aufgebaut. Quasi Radikalisierung durch und durch. Dazu ein gutes Titellied von Luis Bacalov und schon ist ein Gegenentwurf zu teuren amerikanischen Filmen geschaffen. Vielleicht brauchte man in Hollywood auch Jahre, bis man Italowestern als Genre überhaupt akzeptierte. Schließlich waren die Mittel schon lachhaft einfach, um ein totes Genre wieder zu beleben. Gewalt + Straffung + modernere Musik + unverbrauchte Schauspieler (ganz wichtig: man brauchte auch besondere Typen wie Bud Spencer, Lee Van Cleef, Frank Wolff, Klaus Kinski...) und fertig. Besser als monumentale Filme, wie "Das war der wilde Westen" etc.
1968, zwei Jahre nach dem Original, fragte man Franco Nero, ob er nicht eine Fortsetzung drehen wolle, er wollte vorerst nicht. Deswegen suchte man einen adäquaten Ersatz und fand diesen im noch relativ unbekannten Terence Hill, welcher Nero verblüffend ähnlich sah. "Django und die Bande der Gehenkten" ging neben dutzenden Filmen, die einen Titel mit dem selben Namen hatten, in Deutschland ziemlich unter, er ist aber ein würdiger Nachfolger.
Die Story besticht dadurch, dass sie wirklich simpel ist. Terence Hill (Django) wird Friedensrichter und soll Unschuldige zu Tode verurteilte aufhängen. Er hat eine Apparatur, mit der sie am Galgen überleben. Mit diesen Todgeglaubten, der Bande der Gehenkten, begeht er dann einen Rachefeldzug gegen David Barry (sehr gut gespielt von Horst Frank), der über Leichen geht, um Gouverneur zu werden.
Nicht nur die Handlung, auch die Musik weiß zu gefallen. Die Melodien sind teilweise auf Augenhöhe mit Morricone und vermitteln eine perfekte Stimmung.
Den Regieposten trat übrigens Ferdinando Baldi an, welcher sich anscheinen auf "fast-Plagiate" spezialisierte, denn in den 70ern kamen die Butch und Toby Filme (Bud Spencer und Terence Hill Doppelgänger) ebenfalls von ihm.
Synchrontechnisch sind die Filme mit Spencer und Hill ja immer etwas besonderes. Es gab die originale deutsche Kinoversion, welche den oben genannten Titel trug. Hier wurde Hill von Rainer Brandt gesprochen, der jedoch fast gar keine Albernheiten (wie später von ihm gewohnt) einbaute. Lediglich zwei, drei male gab es kurze Sprüche, die nicht in den Film passen. Eine sehr ordentliche Fassung. Später wurde der Film dann noch mal neu vertont. Thomas Danneberg übernahm nun - wie immer - den Part Terence Hills. Natürlich wurde der Film nun mit allerhand Albernheiten aufgepeppt und leider auch in vielen Szenen geschnitten. Das schlimmste in dieser Version namens "Joe, der Galgenvogel": Hill quatscht andauernd vom Dicken (also Spencer), ohne dass dieser im Film auftaucht. Außerdem führt er nun innere Monologe, die die verkürzte und entstellte Handlung erklären sollen. In manchen Kinos wurde als Gaststar Bud Spencer angepriesen und angeblich wurde ans Ende (Hill verschwand mit einem Monolog darüber, dass er endlich wieder zum Dicken möchte) einfach eine Klopperei aus "Vier Fäuste für ein Halleluja" gehängt! Diese Fassung entstand übrigens nicht bei Rainer Brandt, sondern in Düsseldorf.
Fazit: Nicht mehr ganz so frisch, wie zwei Jahre zuvor, aber da beides heute alte Schinken sind, durch die Jahre wieder absolut empfehlenswert.
Jedoch auch Nero selbst schlüpfte noch einmal in seine Paraderolle. In "Djangos Rückkehr" bewies er, wie man die Fortsetzung eines beliebten/bekannten Filmes komplett in den Sand setzt.
Die Handlung zeigt eigentlich viel Potential für einen spannenden Actionfilm: Django hat sich ins Kloster im tiefsten Mexiko zurückgezogen und erfährt, dass er eine Tochter hat. Diese wird vom "Teufel" entführt, welcher die einheimischen versklavt und Mädchen, wie jene Tochter Djangos, an Freudenhäuser verkauft. Django wird beim Versuch seine Tochter zu retten selbst gefangen genommen und versklavt... Die Rache lässt natürlich nicht lange auf sich warten.
In Buchstaben ließt sich das ganze richtig gut, der Film krankt aber an allen Ecken und Enden. Bis auf Nero und seinen Gegenspieler Christopher Connelly (der "Teufel") bleiben alle Schauspieler absolut schwach und farblos. Dazu wirken die Maschinengewehr-Szenen absolut lachhaft. Von vorn sieht man Django fast gar nicht schießen und wenn er einem den Rücken zukehrt, merkt man, aus der Waffe kommen gar keine Film-Schüsse! Billigst! Der Film ist wohlgemerkt aus 1987... Als wenn dieses nicht genug wäre, fehlt so einer wie Ennio Morricone, Luis Bacalov, die de Angelis Brüder usw. für eine anständige Filmmusik. Der Film wollte zu vieles sein, Django, ein wenig Keoma und einen Hauch Rambo 2 packte man auch noch dazu. Die unfähige Regie schafft es jedoch nicht, dies alles unter einen Hut zu bringen.
Die deutsche Synchronfassung passte perfekt zu den schwachen Schauspielern. Viele Fehlbesetzungen - bis auf Thomas Danneberg, der Django spricht (von Danneberg wird man sowieso nur absolut selten enttäuscht).
Ich sagte es ja schon mal im Keoma-Blog: Über Nero scheint ein Fluch zu liegen, nach einem erfolgreichen Film folgte eine Fortsetzung, die vollkommen an die Wand gefahren wurde.
Was haben wir nun von den "echten" Django-Filmen:
1. Einen Klassiker
2. Eine Kopie - aber eine wirklich gelungene
3. Eine Rückkehr, die so wohl niemand wollte
Mit "Django unchained" kann es also nur noch besser werden. Im zweiten Teil des Django-Blogs zeige ich ein paar Filme, die den Namen Django durch eine verfälschte deutsche Synchronfassung im Titel tragen.
Wer Lust hat, kann ja in den Kommentaren sagen, welchen dieser Pseudo-Djangos er oder sie besonders gut oder schlecht fand.
Quellen für die Bilder sind die jeweiligen DVDs/Blu-Rays/VHS
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Kommentare
Ich habe auch die Übersicht über alle "Django" Filme verloren. Es sind soooo viele Titel die später noch mit dem "Django" Titel versehen wurden, Comedyfassungen usw...(ein paar wurden ja schon aufgezählt).
Ein toller Italo Western bleibt für mich einfach (ohne direkten Bezug auf Django)
"Leichen pflastern seinen Weg". "Sergio Corbucci" konnte auch anders und es stand ihm sehr gut.
Auf "Tarantinos" Western freue ich mich schon sehr, genauso wie auf die nächste Ausgabe deines Blogs. Was soll ich sagen? War wieder super, werde mir jetzt wieder einen alten (Italo)Western rauskramen. Heute is eh ein schlechtes Wetter.
Aber war Anthony Steffen nicht auch mal Django?
Allein die OFDB spuckt bei der Suche nach "Django" gleich mal 75 Titel aus.
Bei dieser Western finde ich es immer spannend das ein Film manchmal sogar 4 verschiedene Titel hat ...
Bei deinen Erwähnungen kenn ich nur das Original. Nun weiß ich, dass ich mir die Fortsetzung nicht mehr unbedingt ansehen muss.
Die Terence Hill Fassung hat mich wegen ihm (Klamauk) oft abgeschreckt, aber die ernste Fassung interessiert mich allemal. Vllt mal anschauen ...
Ich finde zwar die anderen spaßigen Titel ok, aber bei "Django" will ich nicht wirklich ALBERNHEITEN sehen. Da steht dann die Devise "Entweder-Oder"!
Wiedermal DANKE für deine Blog\'s !