Der Italowestern-Blog by Bollwerk94 - 2. In den Fußstapfen von Bud und Terence
Diesmal ist mein Thema das schlagfertigste Duo aller Zeiten: Bud Spencer und Terence Hill. Aber nur indirekt, denn die beiden haben die letzte Welle des Western in Italien ausgelöst, die komödiantisch angehauchten Hau-drauf-Schinken. Natürlich blieb es nicht nur bei "Die rechte und die linke Hand des Teufels" und "Vier Fäuste für ein Halleluja".
Nein, es schwammen Anfang der 70er viele mit auf der Erfolgswelle von Carlo Pedersoli und Mario Girotti. Einige Filme waren ganz unterhaltsam und hatten durchaus kreative Ideen, andere waren im eigentlichen Sinne fast schon Plagiate. Im folgenden Stelle ich zwei Beispiele vor. Als erstes wären da Butch und Toby (Paul L. Smith und Michael Coby), die in insgesamt 5 Filmen als 4-Fäuste-Team agieren. Die Filme hießen:
- Vier Fäuste schlagen wieder zu - Western (auf DVD erschienen)
- Vier Fäuste und ein heißer Ofen - Western (auf DVD erschienen)
- Zwei irre Typen in ihrem tollen Brummi - kein Western (bisher nur auf VHS)
- Vier Fäuste - hart wie Diamanten - Fortsetzung von ...Brummi (auf DVD erschienen)
- Wir sind die Stärksten - spielt Anfang des 20. Jahrhundert (nur auf VHS)
Die Filme, welche in den Jahren 1974 bis 1976 produziert wurden, waren allesamt zwar ähnlich aufgebaut, man hatte aber nie das Gefühl, dass die beiden genauso agieren würden wie das Original. Dies mag hauptsächlich daran liegen, dass sie einem nicht wie so ein perfektes Team vorkamen und nicht so selbstlos handeln wie die Originale. Leider kommt dazu noch, dass die Geschichten ziemlich hirnlos sind. In "Vier Fäuste und ein heißer Ofen" geht es einzig und allein darum, dass sie ein Motorrad vom Militär geklaut haben und verschiedene Banden dieses nun haben wollen. Keine Mormonen oder Weisenkinder, denen geholfen werden muss. Dazu kam noch, dass die Filme teilweise viel zu albern waren.
Die Synchronisation stand ganz und gar im Zeichen der ersten beiden Prügelwestern mit Hill und Spencer. Wie bei der Vorlage war Horst Sommer dafür verantwortlich. Auch die Sprecher waren die selben: Wolfgang Hess auf Bud Spencer/ Paul L. Smith und Hartmut Reck auf Terence Hill/ Michael Coby. Leider waren die Vertonungen wirklich lahm, nur Wolfgang Hess konnte mich überzeugen. Eine Rainer Brandt Vertonung hätte wohl wahre Wunder bewirkt. Außerdem sind alle Filme im deutschen stark geschnitten.
Das beste an diesen Filmen waren die wunderbaren Filmscores von Franco Bixio, Fabio Frizzi und Vincenzo Tempera (genannt Dreambags). Auch sie ähneln den Sounds der Vorlage, von Oliver Onions, jedoch machen diese Lieder wirklich Spaß und wissen zu begeistern.
Fazit: Die Western fand ich persönlich nur nervig, "Vier Fäuste - hart wie Diamanten" war aber ein wirklich netter Streifen mit sehr kultigem Titellied.
Die beiden nächsten Filme, die ich vorstellen möchte, sind "Kennst du das Land, wo blaue Bohnen blüh'n" und "Dicke Luft in Sacramento". Wieder geht es um ein Duo zwischen einen charismatischen Revolverhelden à la Terence Hill und seinen dicken Kumpel, also George Hilton als Tresette und Cris Huerta als Bambi (heißt sogar wie Spencer in den Trinity Streifen)
Jedoch ist dieses Mal ein anderer Faktor dem deutschen Zuschauer hold, bei beiden Filmen ging die deutsche Vertonung an Rainer Brandt und dieser hat in bester Manier mit Kalauern und Sprüchen nur so um sich geworfen. Wer seine Art des Synchronisieren mag, der wird mit diesem Film seine Freude haben. Als wenn das nicht genug wäre, sind diese Werke so voll von plattem Humor und grotesken Witzen, dass sie einem Großteil des Publikums bestimmt nach einer Weile zu dämlich wird. "Dicke Luft in Sacramento" spielt nämlich zur Hälfte in einer Klapsmühle und als wenn das nicht genug wäre, tauchen die "Geister" vom KKK auch noch auf. Außerdem sieht man einen alten bekannten aus den Originalwestern wieder, sogar in so ziemlich der gleichen Rolle. Wer das ist, das muss jeder für sich selbst raus finden.
Wer also auf dumme Prügeleien und Kalauer abfährt, dazu viel dämlichen 70er Jahre Humor ertragen kann, der wird hier gut bedient. Leider ist nur der zweite Teil "Dicke Luft in Sacramento" bisher auf DVD erschienen, den ersten muss man, wenn man ihn sich antun will, auf VHS ertragen.
Was lernt man nun aus meinem kleinen Beitrag hier? Zu allererst lernt man die wahren Helden des Prügelwestern Buddy und Terence noch viel mehr zu schätzen und erkennt, dass ihre Filme gar nicht so hirnrissig sind, wie von mancher bösen Zunge behauptet wird. Zum anderen wird man feststellen, dass der Humor dieser Zeit ein ganz anderer war. Trotz vieler Gewalt, harmlos und unbeholfen.
Die Welle an "Hommagen" an das Blauauge und den Dampfhammer brachte jedoch noch viele weitere solcher Werke ans Tageslicht, wie "Fäuste, Bohnen und Karate", in dem zwei Hau-drauf-Brüder gegen Karate ankämpfen mussten...
Als wenn das nicht genug wäre, machte diese Welle nicht einmal vor den USA halt. Selbst Clint Eastwood, Ikone des ernsten Western, war in den beiden San-Fernando-Filmen in einer ähnlich angelehnten Rolle zu sehen. Heute wissen wir zum Glück, niemand kann mit dem Original mithalten.
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