Filmkritik: James Bond 007: Spectre
10. November 2015Dass James Bond in einer anderen Liga agiert als alle anderen Filme, wissen wir jetzt bereits seit 1962. Immer wieder wurde mit dem Schaffen seiner Filme gezeigt, dass man sich hier völlig aus dem sonst üblichen Blabla aus Hollywood ausgliedert und eine eigene, völlig vergleichsfreie Messlatte anlegt, an der all seine Filme zu bewerten sind. Kein Kritiker käme auf die Idee, einen Bond mit etwas anderem zu vergleichen – nicht nur, weil der Vergleichsfilm chancenlos absacken würde, sondern weil man mit Bond selbst keinerlei Ansprüche erhebt, vergleichbar zu sein.
Sind bei anderen Filmen die Auswahl der Darsteller mehr oder weniger nebensächlich, entwickelt sich das bei Bond schon fast zur religiösen Zeremonie, an der sich hinterher ganze Kulturkreise orientieren und wild darüber spekulieren, wer nun der bessere und wer der schlechtere Bond ist.
Ich bin ein Kind, das in den 90ern aufgewachsen und folglich mit Pierce Brosnan ganz grün geworden ist. Unschwer vorzustellen, dass ich mit der Verkündung von Daniel Craig anfangs wirklich meine Schwierigkeiten hatte, was sich nicht nur dadurch äußerte, dass ich mich vehement weigerte, mir seine Filme anzusehen.
All dies änderte sich mit Skyfall, den ich dann auch zum Anlass nahm, mir die vorherigen Craig-Streifen am Stück reinzuziehen, um wieder auf dem Laufenden zu sein.
Das Problem des Reboots
Mittlerweile sind wir beim 24. Bond-Film angelangt, was allein an sich schon unvergleichbar mit anderen Filmreihen ist. Nicht nur die Höhe des Budgets, das sich vom 1. Film mit 1.3 Millionen US$ mittlerweile auf unvorstellbare 300 Millionen US$ gesteigert hat, sondern auch die weltweite Bekanntheit und markenträchtige Schwere innerhalb unseres Planeten sind bis dato unübertroffen.
Mit Craigs erstem Film Casino Royale wurde ja irgendwie ein Reboot der Bond-Reihe eingeführt, was uns wieder zurück an die Anfänge des fiktiven Spions stellt und quasi den Schauplatz komplett neu eröffnet.
Und genau hieran stören sich meiner Meinung nach viele Zuschauer unserer Zeit: Wir sind viel zu Bond-verwöhnt, um uns wieder mit einfacheren Dingen zufrieden zu geben. Die Superlativen wurden bei jedem Bond-Film wieder und wieder ausgereizt und übertroffen, so dass man irgendwann in Höhen ankommt, die die Realität verlassen und beginnen, lächerlich zu wirken (was man dieses Jahr gezielt an Fast & Furious 7 erleben konnte: Geile Action, aber absolut übertrieben).
Genau auf diesen Zug wollten die Macher des aktuellen Films nicht aufspringen. All dies äußerte sich schon am Trailer, der eben relativ unspektakulär über die Leinwand flimmerte und im Prinzip nichts anderes sagen musste, außer: “Es gibt einen neuen Bond, geh rein.”
Und genau das tut die Menschheit: Sie geht rein. Nicht nur in Großbritannien (der Heimat des Spions) spielte der Film ein Rekordergebnis ein, sondern auch in vielen anderen Ländern dieser Welt hat er jetzt schon Rekorde gebrochen.
Die Mitarbeiter des Kinos und Security-Beauftragten haben sich hinterher mit mir darüber unterhalten und gemeint, dass viele negative Kritiken der Zuschauer laut wurden, dass die Richtung, in die sich Bond entwickelt, zu düster sei, zu unspektakulär, zu wenig witzig.
Mit Skyfall hat man in meinen Augen auch einen stimmungstechnischen Düsterness-Grad erreicht, der fast schon an The Dark Knight und dessen Größe erinnert und mit einigen Geschehnissen mächtig in der Welt von Bond aufräumt. Das finde ich jetzt aber nicht unbedingt schlecht, sondern sehe es eher als eine Art Auftakt in neue Gefilde, die unsere Zeit widerspiegeln und nicht krampfhaft versuchen, die 60er oder 70er mit ihrem authentischen Humor und spitzfindigen Charme in dieses Jahrzehnt zu kopieren.
Genau das rechne ich Craig hoch an: Er macht sein Ding (auch wenn er immer sagt, er will nicht) und kreiert eine neue Art von Bond, die eben nicht nur auf Witz und Humor aus ist, sondern sehr viel mehr auf Emotionalität geht und damit auch die menschlichen Züge des Spions zur Geltung bringt. In Spectre findet er langsam wieder zu sich, die Stimmung wirkt gelöster, lockerer – ich würde jetzt nicht so weit gehen und sagen, man spürt, dass er langsam Spaß am Agentenspiel zu haben beginnt, aber er ist sich seiner Sache klar und liefert ein Ergebnis, das wieder Lichtblicke in die Düsterness bringt, die man mit den vorherigen Streifen eingeführt hatte.
Gerade bei Charakteren wie Q oder M (meiner Meinung nach top besetzt) merkt man doch, dass irgendwo versucht wurde, Bond nicht altern zu lassen, damit noch genügend Spielraum für viele weitere Filme bleibt, in denen sich die Zuschauer suhlen und das Schauspiel genießen können.
Ob Craigs Unlust jetzt nun perfektes PR-Marketing (die Leute reden immerhin über ihn und Bond) oder tatsächlich wahr ist, sei dahingestellt. Fakt ist: Spectre bricht Rekorde und beweist damit, dass die neue Richtung, die man mit der geschichtlichen Bereinigung der Filmreihe begonnen hat, die richtige war.
Komposition, Sound, Atmosphäre
Spectre setzt hier ganz klar nicht auf Action, Superlativen-Hype oder anderes Imponiergehabe, sondern eher auf eine breitflächig solide Fundierung, die sich nicht zuletzt in den Tönen dieses Films widerspiegelt. Der Soundtrack (ich muss ihn haben!) und Score dieses Films zeigt einmal mehr, dass hier nicht nur Potenzial liegt, das ausgeschöpft werden kann, sondern man mit dem Komponieren der Musik selbst völlig neue Dimensionen erschafft, die man danach selbst erklimmt.
Die Trächtigkeit, das subtile Andeuten bekannter Melodien, die sich längst als eigene Marke in jedem Kopf dieser Welt fest eingebrannt haben, all das wurde wunderbar umschifft, umspielt und liebevoll in unsere Ohren gelegt und damit soundtechnisch eine Basis geschaffen, auf der sich Bond exzellent ausbreiten und seine Geschichte neu formieren kann.
Schau dir die Welt an: Chaos!
Dass Bonds Erlebnisse reine Fiktion sind, ist ja per Definition festgeschrieben. Dass sich die Macher mittlerweile aber nicht mehr nur an rühmlich erzählten Geschichten laben, sondern selbst zum Hinweisgeber aktueller Missstände mutieren, sei ihnen hoch angerechnet.
Einer der Punkte, die ich am aktuellen Film mehr als genossen habe: Die bitterböse, todernste Konfrontation mit aktuellen Problematiken, die im Sumpf der Verwirrung – angestiftet durch Medien, Politik und hirnbefreite Wutbürger – gerne mal im Tagesgeschehen untergehen. Szenen, in denen M spricht und Wahrheiten auf den Tisch legt, die sich jeder zu Gemüte führen sollte.
Während wir mit Asylpolitik, Flüchtlingen, Neonazis und Pegida, den Brüchen in der Einheit einer EU und anderen wichtigen Themen beschäftigt sein sollten, spielen sich hinter den Kulissen noch viel größere Themen ab – und die Welt geht ins Kino und schaut sich Bond an – ohne dabei hinzusehen. Und ich weiß nicht, was erschreckender ist: Die Realität auf der Leinwand und Offensichtlichkeit der Dinge, oder dass gerade das vom Zuschauer systematisch ausgeblendet wird mit der allzeit funktionierenden Lüge eines “Das ist doch nur Film”, denn genau das ist es nicht: Nur ein Film.
Spectre ist der wirtschaftlich perfekte Beweis einer Offenlegung dessen, was in unserer Zeit mehr denn je schief läuft und dringend von der breiten Bevölkerung mit Aufruhr und Erregung angegangen werden sollte, statt sich mit billigen Parolen abzugeben und hier und da ein bisschen “Meinungsfreiheit” daherzuplappern.
Dass genau dieses öffentliche Denken immer mehr in die Wirtschaft abrutscht, sieht man allein schon daran, dass bei der Werbung vor dem Film absolut jeder seine Hausaufgaben perfekt gemacht hat.
Im Ernst – ich hatte bereits während dem Werbeblock so meine Zweifel, ob es der Film hinterher noch bringt, ein noch höheres Niveau anzuzetteln, oder man hier gnadenlos in der Marketing-Perfektion versinkt. JEDER Trailer – selbst von vorher bekannten Produkten oder Diensten – wurde neu komponiert und glänzte mit einem hoch angesiedelten Niveau, das mich einfach nur erstaunt zurückließ. Es hatte fast etwas magisches und mir war bereits nach wenigen Minuten klar: Die Industrie hat ihre Hausaufgaben mehr als erledigt! Superbowl-Niveau!
Die Frage ist also: Bleiben wir dabei, passive Zuschauer zu sein und uns über Dinge aufzuregen, die schlichtweg belanglos sind, oder schließen wir uns als Masse den Gedanken an, die großartige Filmemacher auf die Leinwand schmeißen und damit nicht nur an unsere Menschlichkeit, sondern an Verstand, Vernunft und andere ethische Aspekte appellieren?
Der angekettete Löwe schreit, die wahre Macht aber liegt in der Ruhe!
Kritikpunkt der einen, Lobesangelegenheit von mir: Die offensichtliche Ruhe, mit der man hier ins Gericht zieht.
Jeder weiß, dass lautes Gebrüll oft nur die Vorankündigung von heißer Luft ist, wahre Macht besteht aus Ruhe und leisen Tönen. Und obwohl Spectre ein Werk ist, das nicht nur völlig neue Richtlinien in den Kinos und Köpfen der Menschheit setzt und sogar außerhalb vom Kino eine unglaublich wirtschaftliche Macht hat, wurde hier gezielt auf Ruhe gesetzt.
Leute, es gibt Szenen, in denen man als Zuschauer vor Respekt und Ehrfurcht erschaudert, in denen es völlig still ist. Genau diese machtschwangere, erhabene und überlegene Ruhe ist eines der Dinge, in denen sich Spectre mit Hingabe badet. Hier ziehen Soundtrack, Action-Anteil, Dialoge und Filmzeit gleichermaßen mit: Man wird geführt in eine neue Art von filmischer Gelassenheit, die das Wort “Größe” und “Gereiftheit” völlig neu definiert.
Und ganz anders als so mancher Wutbürger positioniert sich Bond hiermit auch wieder als ruhiges, gelassenes und reflektiertes Vorbild und zeigt, dass wildes Ausarten, hühnerhaftes Schreckgespenst-an-die-Wand-malen und andere Formen von künstlich herbeigeführter Panik wegen irgendwelchen Belanglosigkeiten nicht nur nicht erwachsen, sondern völlig unangebracht sind. Eine klar erteilte Rüge an Teile unserer Gesellschaft, ohne dabei mit dem Finger auf andere zu zeigen, sondern in erhabener Weise vorzuleben, wie es besser geht.
Und dafür meinen tiefsten Respekt.
Mit Worten wie “Pflicht”, “Anschauen” und Co. brauche ich nicht um mich zu werfen: Das tut sowieso nicht nur jeder, sondern gehört zum guten Ton.
Was hier geboten wird, ist eine zu Recht rekordverdächtige Weiterführung einer neuen Ära Bond, deren Einzelheiten ich nicht nach nur diesem einen Film kritisieren und bewerten wollen würde.
Mein Tipp: Gebt Bond noch 5-6 Jahre, dann sind wir wieder auf einer neuen Hochblüte, in der wir alle gemeinsam über uns selbst hinauswachsen können und Werke erschaffen, die uns so richtig den Boden unter den Füßen wegknallen.
Spectre liefert dafür eine gelungene Grundlage, die noch lange keinen Anspruch darauf erhebt, selbst perfekt zu sein. Der Weg dorthin ist allerdings kein weiter mehr.
Nachspann
Die Musik …. *schmacht* …. und der obligatorische, fast schon verzichtbare Hinweis am Schluss … ach, bleibt einfach sitzen.
Wir leben in einer Zeit, in der im Kino recht wenig los ist. Hollywood liefert Fortsetzungen, arbeitet Comic-Serien der Reihe nach ab, spult so ziemlich jedes Märchen als 3D-Special-Effects-Marathon durch und wenn den Autoren dann völlig die Einfälle ausgehen, kramt man altes Material wieder hervor und liefert: Reboots.
Erst Spider-Man (nach 10 Jahren schon? Ist das euer Ernst?), dann kündigt Bay ein Reboot seiner Transformers-Reihe an obwohl eigentlich Schluss damit sein sollte, im Kino läuft Werbung von Dredd (den ich aus jungen Jahren mit Sylvester Stallone noch als Judge Dredd in Erinnerung habe) und plötzlich sieht man einen Trailer von Total Recall auf der Leinwand. Mit Colin Farrell.
Mein erster Gedanke: "BITTE NICHT :(((("
Ich war großer Fan von Schwarzeneggers Original aus dem Jahre 1990 und der aktuelle Trailer hat mir absolut nicht zugesagt. "Moah, müssen die echt jeden Scheiß neu aufsetzen und irgendwie nochmal zu Geld machen wollen?"
Mein Protest: Ich war nicht im Kino. Fuck!
Jüngst lächelte mich nämlich die Scheibe zu einem moderaten Preis im Regal an und ich dachte mir: "Ach, was soll's. Nimm ihn mit."
Gekauft, katalogisiert, verräumt und gerade eben: Geschaut.
Die Story
... basiert auf dem Roman ... und auf dem Originalfilm von 1990. Ein Problem, mit dem Reboots generell zu kämpfen haben. Der Zuschauer weiß schlichtweg einfach, was passiert und man kann ihn daher nicht mehr so einfach mit unerwarteten Storyline-Momenten schocken. Die wichtigsten Elemente des alten Films finden sich eben auch im neuen Part wieder, so z.B. der Auftritt der dreibusigen Lady.
Was ich allerdings toll fand: Man hat auch Veränderungen vorgenommen. Gravierende Veränderungen, die für sich wiederum sehr toll ausgearbeitet wurden. Das fängt schon mit der Auswahl der beiden Lager an, die betreffend man sehr geile Feinheiten und Einfälle in das Werk eingebaut hat, die von der technischen Umsetzung im Film wirklich gut durchdacht wurden. Ich war echt baff.
Die Filmwelt
Hier komm ich jetzt echt ins Schwärmen. Was ich bei den neuen Resident Evil's zum Kotzen fand, wurde hier in liebevoller Handarbeit bis ins kleinste Detail durchdacht und umgesetzt. Natürlich wirkt die Welt an einigen Stellen noch leicht unausgegoren (ich schätze, da reichte das Budget für die Special Effects dann nicht, um sie gänzlich durchzuziehen), allerdings spürt man durchweg das hohe Niveau, auf dem man sich hier elegant bewegt. Was mich echt verblüfft hat, waren die vielen Kleinigkeiten.
Hier, fahr du!
oder:
Leg deine Hand auf irgendeine Scheibe.
Die technischen Raffinessen sind nicht nur ausgeklügelt und machen James Bond's Q mächtig Konkurrenz, sondern in heutigen Zeiten sogar durchaus realistisch. Die Technik wirkt nicht an den Haaren herbeigezogen, weil man sie für irgendeinen stupiden Handlungsstrang grade braucht, sondern das ganze Konstrukt wirkt in sich geschlossen und funktioniert. Egal, welche Wendungen die Handlung annimmt. Nichts ist übertechnisiert, sondern das Futuristische hat seinen soliden Platz in der derzeitigen Welt und man merkt, dass da keine "Beta-Versionen" mehr rumfahren oder ihren Dienst in irgendeiner Konsole tun.
Die Telefone (wuah!), die Art und Weise, wie man hier videophoniert, die Autos (oben und unten), das Reisesystem generell - alles vom Feinsten. Als Technik-Fan ist man hier im Paradies. Die, die sich das ausgedacht haben, haben wirklich ihr ganzes Herzblut in die Sache gesteckt.
Man hat endlich mal nicht das Gefühl, irgendwas musste billig und funktionell gefüllt werden, sondern hier durfte sich jemand mit Geld austoben und hat ganze Arbeit geleistet. Das hebt den Film echt ziemlich hoch!
Der Soundtrack
Irgendwann ziemlich am Anfang taucht Viktor aus Underworld auf einem Monitor auf und ich wusste, warum mir der Sound so "bekannt" vorkam. Len Wiseman hat schon in Underworld bewiesen, dass er ein Händchen für gute Soundtrackschreiber hat. Seinen Charakter spürt man auch bei Total Recall auf wohltuende Art und Weise. Neben dem "suisch" der Türen und dem Piepen auf den Monitoren bettet sich die Hintergrundmusik als gigantisches Soundbed unter den Film und liefert eine Basis, die nicht nur fürsorglich trägt, sondern die heimische Anlage zum Glühen bringt.
Ich bete zu Gott, dass meine Nachbarn soundresistent sind, denn die hatten in den letzten zwei Stunden einiges auszuhalten. Der ganze Film ist trächtig von Wucht und Stärke, die im Soundtrack so richtig zur Geltung kommt und sich auch den ganzen Film über zieht. Keine innere Zerteiltheit zwischen Lückenfüllerdialogen und übermäßigen Tonabmischungen, sondern solide, durchweg auf hohem Niveau angesiedelte Töne, die Nolan's Dark Knight Trilogie das Wasser reichen können.
Was das angeht, wird diese Blu-ray wohl demnächst als Sound-Referenz-Scheibe herhalten müssen!
Das Bild
... ist unbestechlich, kristallklar und lupenrein. Trotz des metallischen Looks, der futuristischen Filmen gerne verpasst wird und gerne mal nicht ganz so sauber dargestellt wird - hier ist alles ge-stoch-en scharf! Auch ein Grund, warum die Filmwelt so einen positiven Eindruck bei mir hinterlassen hat. Es macht einfach Spaß, hinzusehen, denn das Auge wird mit jeder Filmsekunde verwöhnt.
Dafür wurde Blu-ray erschaffen, hier wird das Potenzial genutzt. Ich bin begeistert. Selbst schnelle Szenen sind sauber verarbeitet und man hat zu keiner Zeit den Eindruck, als hätte man doch wieder nur die Mittelklasse erworben. Sauber durchgezogen von Anfang bis Ende. Man spürt auch hier wieder die große Liebe zum Detail und dass jemand wirklich Lust auf den Film hatte und ihn nicht aus Gründen des Rechteverlusts hat drehen müssen, wie es beispielsweise bei The Amazing Spider-Man der Fall war.
Das Filmerlebnis
BERAUSCHEND! Der Film lebt als eigenständiges Werk und ist weder auf den Roman, noch auf seinen Vorgänger angewiesen. Er macht Spaß. Er erzählt eine tolle Geschichte, die sich nur an Eckpfeilern orientiert und ansonsten ein eigenständiges Innenleben vorweisen kann. Die Storyline funktioniert.
Die Dialoge sind zwar nicht durchweg tiefgründig, andererseits aber auch nicht so enttäuschend billig und im krassen Gegensatz zu den Special Effects, wie es beispielsweise bei Battleship der Fall war.
Die Details der einzelnen Umgebungsvariablen sind beeindruckend und katapultieren in Kombination mit dem Soundtrack wirklich ein paar Meter tiefer in den Kinosessel.
Der Erzählspeed hält an, der Film weist trotz seiner 130minütigen Laufzeit (17 Minuten längerer Film + 3 Minuten neue Szenen) keine Längen auf. Man hat immer nur halb so lang Zeit, Luft zu holen, bevor es in die nächste Speedhetzjagd geht. Der Flow stimmt!
FAZIT:
Meinen Wunsch, dass mich ein Film mit verschiedenen Stilmitteln einfach wegbashen soll, hat Total Recall seit langem mal wieder richtig erfüllt. Hier stimmt die Chemie zwischen Hersteller und Konsument und ich bin heilfroh darüber, dass meine Heimkino-Anlage die der umliegenden Kinos im Umkreis von 150 km locker wegsteckt. Sonst hätte ich mich wohl bis ans Ende meines Lebens dafür verflucht, nicht ins Kino gegangen zu sein.
Hollywood: Weiter so! Davon wollen wir in der Tat mehr sehen! Drückt die Chemie in meinen Blutkreislauf und lasst mich noch ein paar weitere Teile in dieser genialen Welt leben!
Wertung: 9.5 von 10
Filmkritik: "Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger"
27. Dezember 2012Soviel vorab: Es gibt absolut keine Entschuldigungen dafür, sich den Film nicht anzusehen.
Mein Vorwissen war: Er ist von Ang Lee (der auch schon das Meisterwerk Brokeback Mountain in diese Welt geschmissen hat), daher darf man ruhig ein wenig Gefühlskino erwarten, und: das 3D soll berauschend sein.
Es war berauschend. Und wie! Ein Gedicht für die Sinne, ein Gaumenschmauß für die Augen. Ich weiß nicht, ob es an der real D 3D Technik lag, oder an etwas anderem, aber die Enttäuschung, die ich einst in The Tree Musketeers 3D verspürte, fand gestern keinen Platz. 3D Effekte, wenn man Zeit hatte, sich davon verzaubern zu lassen. Und das begann bereits nach 2 Minuten Laufzeit.
Schönheit, wohin das Auge blickt. Friedlichkeit, Wundervolles, die Natur in seiner reinsten Form präsentiert sich dir in einer Weise, die du in keinem Zoo der Welt so klar wahrnimmst. Es war überwältigend.
Und nicht nur die Bilder beeindruckten, sondern auch die Tonmeister lieferten Arbeit in Perfektion ab (Mychael Danna - Pi's Lullaby). Dein Gemüt wird auf sanften Klängen in eine Welt getragen, in der du mindestens bis zum Nachspann so gefangen bist, dass sich der Rest deines Körpers fast verabschiedet. Es fesselt. Es beeindruckt. Es fasziniert. Es ist teilweise fast unglaublich.
Das erste Mal seit Beginn der 3D-Ära, bei dem ich beide Welten in einem Film vereint hatte: sagenhaftes 3D und eine tiefgehende Story. Und das Kino, dass beim Kaufen der Karten kurz vor 12 Uhr Mittag noch ca. 8 Plätze in dieser Vorstellung als belegt aufwies, war beim Betreten des Saales fast vollständig ausverkauft. Ang Lee beweist also, dass die Welt bereit dafür ist, beides zu ertragen - Tiefgang und moderne Filmtechnik. Mehr davon!
Zur Story möchte ich an dieser Stelle nicht viel schreiben, darüber wird woanders noch genügend gespoilert werden bzw. gibt es ja auch das Buch, dass man vor dem Film nicht unbedingt gelesen haben sollte (laut den Ausführungen der Studenten während des Nachspanns hinter uns) - ändert aber nichts an der Tatsache, dass an diesem Abend nicht nur aus ein paar Augen Tränen geflossen sind. Vertraut mir: Die Story haut einen echt um.
Und die gezeigten Bilder. Die Szenen auf dem Meer. Einfach traumhaft und fast zu schön, um wahr zu sein.
Am Schluss sollte man sehr aufmerksam sein, denn die "Auflösung" (wenn man es so nennen kann - wir haben hinterher im Auto noch stundenlang darüber sinniert, wie es denn jetzt wirklich ist) ist recht schnell und überfällt einen regelrecht. Aber vielleicht war genau das die Absicht des Regisseurs: Uns zum Nachdenken zu bewegen und diese Impressionen als ersten Ansporn dazu mit auf den Weg zu geben. Die nachfolgenden Gedanken darüber sind auf jeden Fall nicht schädlich und machen aus uns vielleicht noch ein Stück mehr bessere Menschen.
Wenn ich also darum bitten dürfte: Nehmt euch ein bisschen Zeit eures Lebens und bereichert euren Erfahrungsschatz um den Inhalt und die Pointen dieses ruhmreichen Films. Ihr werdet es mit keiner Minute bereuen.
Filmkritik: The Grey - Unter Wölfen
9. April 2012Am 10/04/2012 startet die Deutschlandpremiere, am 12/04/2012 ist er offiziell in den Kinos und ich habe ihn bereits im Screening am 04/04/2012 im CinemaxX München gesehen.
Höchste Zeit also, endlich mal ein paar Worte darüber zu verlieren!
Mein erstes Screening: 2 Tickets zum Preis von 0.50 € Telefonkosten |
Los gings damit, dass mir im Internet eine Anzeige auffiel, in der mit einem Gewinnspiel geworben wurde, wo es um Freitickets ging. Normalerweise nehm ich an sowas ja gar nicht erst teil, da mir diesmal aber mein Lieblingskino ins Auge stach, sagte mein Bauchgefühl: Greif zum Hörer und probiers einfach aus. Scheiß auf die 50 Cent, die du dabei verpulverst.
Und voilà, nach wenigen Sekunden war ich im Besitz eines Codes, der mir 2 Freitickets für The Grey - Unter Wölfen versprach. Etwas perplex rief ich im CinemaxX an, ob die tatsächlich sowas veranstalten, erhielt jedoch keine weiteren Auskünfte darüber, sondern bekam mitgeteilt, dass externe Veranstalter durchaus öfters mal Säle für derartige Vorstellungen buchen. Genaueres könne man mir zu dem Zeitpunkt nicht sagen.
Der Tag rückte näher, ich mietete mich in München ein und stattete dem CinemaxX am frühen Nachmittag einen ersten Besuch ab, um meine Tickets zu holen. Und tatsächlich. Die App zeigte im Voraus schon leere Plätze im Programmblock an und der freundliche Herr am Tresen händigte mir nach Nennung meines Codes auch sofort die oben gezeigten zwei Tickets aus. YES!
Und nachdem ich mich mit den Jungs von DCOIpunx angefreundet hab, auf deren Zimmer ich nächtigte, gings direkt ins Kino.
Und ich sags euch: Screenings sind geil!
Nach einem Spot ging der Film direkt los.
Ich fand mich also wieder in einem Streifen, der mich sagenhafte 25 Cent Eintrittsgebühren gekostet hat und den ich mit 2197 weiteren Bürgern Deutschlands bereits 8 Tage vor dem offiziellem Start sehen durfte. Und was nichts kostet, ist ja angeblich nichts wert, oder?
Genauso fühlten sich auch die ersten 5 Minuten des Films an. Merkwürdig. Meine Befürchtungen im Gedenken an die im Internet gegebenen 5 von 10 Sternen brodelten auf dem Grund meiner Seele und mir schwante böses ... bis ... Liam Neeson sagte: "Du wirst sterben, das ist das, was jetzt gleich passiert."
What the ... ?!? Ab dem Zeitpunkt schleudert dich der Film immer wieder zwischen "Gebannt an die Leinwand" und "Gebasht in den Kinosessel" hin und her.
Die Story: Extrem natürlich. Es hätte alles tatsächlich haargenau so passieren können. Nichts übertrieben, nichts überspitzt, nichts ins Lächerliche gezogen oder irgendwelchen Filmregeln unterworfen, sondern penibel genau an den Grenzen der realen Möglichkeiten ausgelotet. Ich war: Beeindruckt.
Die Dialoge: Wahnsinn! Was da an Sätzen durch die Lautsprecher in meine Ohren dröhnte, war einfach nur ... Wahnsinn! So viel Feingefühl in einem Männerfilm? So viel Witz und gelungene Gags in einer Story, die eigentlich todernst ist? So viele rührende Elemente, die einem wirklich bitter bis auf die Knochen gehen und nicht nur mir zeitweise echt die Augen aus den Höhlen fallen ließen?
Die Authentizität des Gesagten siegt auf ganzer Linie. Es kommen niemals Zweifel auf, ob das, was man hier vorgehalten kriegt, auch tatsächlich so passiert sein könnte. Die Darsteller reagieren, wie man in echt auch reagieren würde. Sie leiden, sie drehen durch, die schreien, sie weinen, sie versagen, sie siegen und sie verhalten sich dabei in keiner Minute auch nur irgendwie "filmdoof" oder sonstwie verärgernd. Im Gegenteil. Sobald man auch nur etwas Zeit hat, um über die Situation als solches nachzudenken und einem die ersten Fragen dazu im Schädel aufkreuzen, fängt einer da vorne an, sich eben diese Frage zu stellen und konfrontiert seine Mitschauspieler damit, die sich in den kommenden Minuten damit befassen und dir eine plausible Erklärung liefern.
What the Hell? Sowas hab ich in meiner ganzen Kinokarriere noch kein einziges Mal erlebt, dass es tatsächlich so real abging und man mit so viel Feingefühl an etwas herangeführt wurde, das von Kino so überhaupt nichts mehr übrig, sondern einem durch seine Echtheit eher das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ich war: Überwältigt!
Die Animationen zeugen davon, dass im Film tatsächlich keinem Wolf etwas zuleide getan wurde, und das ist bei den Szenen auch bitter von Nöten, dass die Zuschauer sich dessen bewusst sind. Denn hier geht's aufs Ganze. Der Mensch wird an seine Grenzen geführt, ein Kampf um Leben und Tod beginnt, in dem der Mensch sich erst in Dingen behaupten muss, die für die Tiere ganz normaler Alltag sind.
Trotz allem: Die Sphärik wirkt. Die Stellen, wo's drauf ankommt, hinterlassen in deiner Psyche sichtbare Spuren. Und das, obwohl du eigentlich kaum etwas siehst. In einen Wald in der Nähe von Alaska gehst du nach diesem Film garantiert nicht mehr allein!
Ein weiterer Pluspunkt für jemanden wie mich: Die Kulisse.
Als Fan der Natur, als Freund von majestätischen Landschaften, als Liebhaber des Ideals vom Ursprung lieferte der Film beständig Bilder auf die Leinwand, die das Herz eines Jungen wie mich höher schlagen ließen. Man sollte seine Jacke anbehalten, denn die Kälte im Film überträgt sich während der 117 Minuten Spielzeit auch auf dich. Der Natur wird hier ein Loblied gesungen und dir dabei gezeigt, wie wenig du tatsächlich gegen sie ausrichten kannst. Die diesbezügliche Botschaft gegen Ende des Films ("Was erwartet mich denn da hinten?") zerreißt einem fast das Herz! Kein Wunder, dass man da selbst auf der Leinwand irgendwann anfängt zu schreien und anzuklagen! Diese Passagen empfand ich als eine der stärksten im ganzen Film! Ich war ... seelisch komplett aus dem Gleichgewicht...
Der Spannungsbogen hat einen absolut unwürdigen Anfang - und genau so, und nur so, kann ich mir auch die überaus schlechten Kritiken im Internet erklären. Irgendwelche Vollidioten haben sich auf irgendeine Weise eine miese Dreckskopie besorgt, sich die ersten 10 Minuten des Films reingezogen und dann gleich mal eine allumfassende, allgemeingültige Bewertung geschaffen, die fortan die Kinobesucher in Deutschland verschrecken soll.
Leute: Vergesst es einfach! Geht ins Kino, zieht es durch, bleibt hocken und übersteht die ersten 10 Minuten. Danach macht der Film so viel Spaß, dass einem wie mir die Worte fehlen, um es zu beschreiben! Die Spannung reißt niemals ab. Die Story wird fortwährend gepusht und hat keine Längen, der Spannungsbogen bleibt konstant auf Anschlag und endet erst nach dem Abspann, wo dann die Auflösung der ganzen Geschichte geliefert wird. Sitzenbleiben lohnt sich also!
Was kann man also zusammenfassend über The Grey - Unter Wölfen sagen?
Es ist schon jetzt ein Film, der mein Kinoherz 2012 an einer der oberen Plätze erobert hat. Die realistische Darstellung der Handlungen und Geschichte suchen sicherlich noch lange seinesgleichen. Die Echtheit des Films überzeugt.
Wenn das Kino diesen Weg weiterhin einschlägt, hab ich Hoffnungen, dass es bald wieder viele hochwertige Streifen geben wird, die nicht mit 3D, sondern mit qualitativ hochwertigem Inhalt punkten. Dass sich die Macher voll auf die Story und Sensibilität konzentrieren konnten, und ihre Zeit nicht mit irgendwelchen effekthascherischen 3D-Sachen vergeudet haben, merkt man diesem Werk zu jeder Sekunde zu 100% voll an.
Das Ergebnis des Versuchs, das starke Geschlecht an den Bändern der Gefühle zu ergreifen und herumzuschleudern, beeindruckt mich beim daran denken immer wieder. Hier haben die Macher ganze Arbeit geleistet und es geschafft, Stimmungen im Kino zu erzeugen, die bleibende Eindrücke hinterlassen haben.
Ich hoffe und bete, dass dieser Film nicht im Medienwahn von Titanic 3D und Zorn der Titanen 3D (der im übrigen absolut grottig sein soll) untergeht. Tut euch selbst einen Gefallen und schließt an den Gefühlserfolg von Ziemlich beste Freunde an, indem ihr Tickets für The Grey bucht und diesen Film im Kino eurer Wahl mit euren Freunden konsumiert. Es lohnt sich!
Wenn du den Film noch nicht gesehen hast: ... verspürst du jetzt vielleicht das Verlangen danach. Lass es mich doch einfach wissen. Ich werde mit großer Wahrscheinlichkeit nochmal den vollen Preis für diese 2 Stunden auf die Theke vom CinemaxX blättern und solltest du dich mir anschließen wollen, melde dich einfach mal. Dann kann man etwas vereinbaren.
Wenn du den Film bereits gesehen hast: ... empfindest du jetzt entweder volle Zustimmung zu dem, was ich hier geschrieben habe, oder hegst tiefen Groll gegen den Verfasser dieses Textes. In beiden Fällen bist du herzlich dazu eingeladen, deine Meinung in den Kommentaren kundzutun, ganz gleich, wie immer sie ausfällt.
Ich freu mich auf euer Feedback.
Ziemlich beste Freunde
12. März 2012Der Trailer lies mich ständig ungewollt so grinsen und lachen, dass ich dachte: "Verdammt! Okay, gib ihm ne Chance."
Der Vorspann lies mich dann so lange mit gemischten Gefühlen zurück an den Titel denken, bis der Typ um 200 wettet.
Und dann gings los! :)
- herzlichster Charme
- gutmütige Wärme
- Menschlichkeit
- Perspektiven
- Humor der obersten Liga
- spaßige Alltagssituationen
- Luxus
- Familie
- Freudentränen
- ...
Twilight - Breaking Dawn - Part I: Eine Abrechnung
25. November 2011Das Phänomen konnte jüngst im Fall Apple/Steve Jobs recht gut beobachtet werden, ein weiteres phänomenales Beispiel sind die Fanboy-Fanatiker in Sachen iOS/Android - eine friedliche Coexistenz der Vielfalt wird es in bestimmten Bereichen dieser Welt wohl niemals geben. Und Twilight ist auch so eine Sache. Wers nicht absolut zum Kotzen findet, ist fanatischer Fan. Ich bin beides nicht. Und versuche hier, mal eine etwas "objektive" Stellungnahme zu dem neusten Werk aus der Twilight-Reihe auf die Reihe zu bringen. Obs mir gelungen ist, könnt ihr mir ja gerne via Kommentarfunktion mitteilen.
Filmkritik
Als klar war, dass Twilight - Breaking Dawn in die Kinos kommt, wollte ich mir fast schon ein Ticket reservieren. Die Bücher gelesen habe ich nie. Die ersten beiden Teile auf Blu-ray angeschaut irgendwann schon. Wollte ja wissen, worum jeder so'n Aufriss macht. Mein Eindruck: Twilight erhebt keinen Anspruch darauf, genauso oder besser als andere Vampirfilme zu sein. Twilight generiert sich ein eigenes Universum mit eigenen Regeln. Hier geht es nicht so sehr um das Vampirsein als solches, sondern eher um etwas anderes, das innerhalb eines Vampirfilmkonstrukts ausgelebt und weitergereicht werden will. Und das klappt mehr schlecht als recht. Kritiker begutäugen die Verfilmungen der Bestseller von Stephenie Meyer nicht mit deren, sondern ihren eigenen Augen. Sie legen Maßstäbe an, denen Twilight von Anfang an niemals gerecht werden wollte. Das Ergebnis ist überall in Presse und Internet einsehbar.
Teil 1 gebar diese neue Welt, schuf ein paar Charaktäre und machte den Weg frei für weitere Erzählungen.
Teil 2 fing an, mit emotionalen Extremen zu spielen und setzte mehr auf den "finalen Paukenschlag".
Teil 3 - der bislang "böseste" Teil - erzählt die Story weiter und verlangt eine Entscheidung.
Damit lies man die Fans erstmal zappeln. Bill Condon wurde erwählt und machte sich an die Verfilmung von Breaking Dawn, in der - meiner Meinung nach - das Thema Hochzeit ausgeschlachtet werden musste. Klar, es war die letzte Bedingung von Edward in Eclipse, die er Bella stellte. Und bekanntlich dreht jeder durch, wenn es ums Thema Hochzeit, Brautkleid, Paar, Vermählung etc. geht. Jüngstes Beispiel: William & Kate.
Und genau damit beginnt Breaking Dawn - Biss zum Ende der Nacht: Hochzeitsvorbereitungen und jeeeeede Menge Zeit. Man hat das Gefühl, der Film kommt überhaupt nicht in Schwung, sondern man ruht sich in dem Zeitfenster der 'Ruhe vor dem Sturm' aus, genießt das dasein, treibt weder Story, noch Charakter noch sonstirgendwas voran und lässt sich selbst bei den Kameraeinstellungen wahnsinnig Zeit.
Pattinson- / Stewart- / Lautner-Anschmachter haben also genügend Zeit, um ihren Idolen auf der Leinwand anheim zu hängen. Und zwischendrin gibts immer wieder mal ein paar durchaus für Lacher sorgende Jokes, die aber nicht unbedingt im Fluss des Films sind, sondern nur das betretene Schweigen im Kino auflockern. Man hockt da und erwischt sich dabei, wie man sehnsüchtig nach gekürzten Fassungen schreit.
Als es endlich soweit ist, man die düstere Pracht bewundert, die lieblose Zeremonie über sich ergehen lassen hat, die beiden endlich abhauen, fängts an, spannender zu werden. Eine Story könnte man zwar nicht beschreiben, denn irgendwie gibts keine, jedoch wird jetzt endlich etwas "gespielt" und es beginnt, spannender zu werden. Der "Actionfaktor", den man in den vorherigen Teilen immer nur ganz zum Schluss einmal ansatzweise durchblicken lassen hat, wird jetzt etwas ausgeweitet und ins Extreme gezogen (Stichwort: "Hochzeitshalluzination"). Das übliche "endlich wird gekämpft"-Gefühl bleibt also aus und man beginnt, auf "Was zur Hölle?" zu setzen. Funktionierts?
Nicht wirklich. Dafür, dass man sich tatsächlich etwas an die unschöneren Dinge am Vampirsein wagt, sind die Einstellungen dann doch zu künstlich, die Effekte zu jugendfreigabeängstlich. Und der eigentliche Thrill-Wert kommt erst dann, als das halbe Kino bereits wieder leer war: Die Vorbereitung auf die Conclusion des Films, der November 2012 in die Kinos kommen soll.
Fazit
Würde man sich nur 3/4 der vorherigen Filmteile anschauen und das Ende jedesmal aussparen, wären diese Filme sicherlich auch nicht das, was sie sind. Breaking Dawn - Part 1 hat bereits im Namen, dass es "nicht fertig" ist - und genau so kommt es auch rüber. Die Geschichte ist unausgereift, wird halbgar über die Bühne und dabei in die Länge gezogen und es gibt nur wenige Momente, die wirklich beeindrucken ("Das ist ihr höchstes Gesetz.") Dafür, dass der vierte Teil so in den Medien gehyped wurde, war er eine echte Enttäuschung. Das große Gesamturteil kann man sich aber erst bilden, wenn man auch Teil 2 und damit das Ende "dieses Films" gesehen hat.
Twilight - eine Saga, die sicherlich viel bewegt, viele Jugendherzen schneller hat schlagen lassen, aber ob sie als "Meisterwerk" in die Geschichte eingehen wird, bleibt abzuwarten.
Know1ng - Die Zukunft endet jetzt
6. November 2011Über den Inhalt wird im Netz ja schon relativ viel verraten und der geneigte Rezensionssucher wird sicherlich desöfteren von den "Das Ende ist doof"-Schreibern dazu verleitet, doch zu einem anderen Werk zu greifen, jedoch sollte man hier nicht vorschnell urteilen, sondern sich folgende Tatsachen mal auf der Zunge zergehen lassen:
Die Idee
Hollywood hat im Laufe der Jahre massenweise Weltuntergangsfilme produziert, die immer die gleiche Story mit immer den gleichen Überraschungsmomenten liefern, Knowing baut hier mal etwas völlig neues. Die Idee, welche im Film grandios aufgebaut und mit verschiedenen Bauelementen super inszeniert wurde, ist einfach genial. Es wird nichts übertrieben, unnatürlich oder vorschnell abgefrühstückt, sondern man wird den ganzen Film über kontinuierlich zu etwas hingeführt, was am Ende richtig Spaß macht. Toll!
Das Bild
Die Blu-ray besticht durch hervorragende Bildqualität, die allein schon das Herz eines jeden HD-Liebhabers höher schlagen lässt. Keine Artefakte, kein Rauschen, kein Grau, das eigentlich schwarz sein sollte, sondern Szenen, zu denen mir nur ein Wort einfällt: Atmosphärisch. Grade Momente, in denen man auf tiefschwarze Silhouetten blickt, die von düsterem Weltuntergangsleuchten im Hintergrund bestrahlt werden, lassen einen leise ein Dankgebet an den Erfinder von HD zum Himmel schicken, denn das ist es, wofür die Blu-ray auf den Markt kam. Spitzenklasse!
Der Ton
Noch ein Bereich, wo sich diese Blu-ray absolut nicht verstecken braucht. Das relativ ruhige Anfangsmoment des Films, wo man soundtechnisch an den 11 Uhr Abends-Fernseher herangeführt werden soll, lässt nicht erahnen, welche Ausmaße das alles noch annehmen wird. Die Katastrophenszenen im Film bezeugen, dass die Macher hier genau wussten, was Dolby Surround bedeutet und wie man den Zuschauer am besten beeindruckt. Die Tatsache, dass ich mir diesen Streifen tatsächlich um 11 Uhr nachts angeschaut habe, lies mich ständig zur Fernbedienung greifen und während solchen Szenen leiser stellen, denn da geht wirklich die Post ab. Kristallklares Donnern, Splittern, Explodieren und mächtige Soundwucht, die deinen Körper mitvibrieren lässt, ist genau das, worauf sich der Käufer des Films freuen darf.
Die Aufmachung
Ich kann Raubkopierer verstehen, die sich einen Film deshalb runterladen, weil sie dann nicht erst minutenlange Vorsequenzen, Warnungen, Raubkopierertrailer und dergleichen über sich ergehen lassen müssen, bevor sie endlich in den Genuss des Hauptfilms kommen. Ich kann jedoch nicht verstehen, wieso man auf eine solch abartige Bild- und Tonqualität verzichtet, wenn man - so wie hier - einfach nur die Scheibe einlegen muss und der Film nach einem kurzen Concorde-Schriftzug sofort beginnt.
Erst nach dem Abspann gelangt man ohne Umschweife zu einem aufgeräumten Menü, wo sich dann neben Vorschautrailern zu anderen Filmen auch noch ein Making of und ein 17minütiger Clip über "Visionen der Apokalypse" befinden.
Fazit: Diese Blu-ray steht für all das, wofür Blu-rays normalerweise stehen sollten. Tolle Story, geiles Bild, abartiger Ton und Filmgenuss in jeglicher Hinsicht ohne dabei die Gemüter in irgend einer Weise zu erhitzen. Mehr davon!
Johnny English 2 - Jetzt erst recht
10. Oktober 2011Die Meldungen liefen groß über die Medienboards, überall sprach man davon: Wer wird der neue James Bond? Mit Daniel Craig hat man nach langer Sucherei und viel Spekulation dann jemand gefunden, der sich bereit erklärt hat, in die Fußstapfen der wohl meistdiskutierten Filmfigur zu treten und sein Können in Zukunft auf der Leinwand zu beweisen. Die Frage nach dem besten Bond spaltet heute ja immer noch die Nationen.
Craig, der inzwischen ja bereits seinen Abzug aus dem Bond-Genre bekannt gab (och, der Arme muss auf einmal etwas für Ruhm und Ehre tun, wie furchtbar!) hat meiner Meinung nach ja nicht wirklich spektakulär aufgetragen und sich damit eher dem seichten Film-Misch-Masch der heutigen Epoche zugehörig erklärt. Der ursprüngliche Hype um Bond ist im Kielwasser der aktuellen Kinofilme verblasst und glomm nur kurz im seichten Gewässer auf.
Zeit also, dass jemand die Bühne betritt, der seine Arbeit wirklich beherrscht: Johnny English. Bereits der erste Kinofilm war eine großartige Parodie Bonds ganz im Stile von Mr. Bean: keck, frech, lustig und ohne Fäkalhumor. Eben ein echter Komiker, der sein Publikum zu unterhalten versteht und dabei in keinster Weise die niedersten Instinkte der Zuschauer ansprechen muss, um zu punkten.
Johnny English 2 – Jetzt erst Recht (was im übrigen eine hervorragende Übersetzung für “Johnny English Reborn” ist <ironie aus>) setzt nicht nur neue Maßstäbe in der “Verarsche-Kategorie”, sondern etabliert sich dank ausgefeilter Technik, geilerem Spielzeug, super Karren und humorösem Anspruch zu so einem guten Werk, dass er die aktuellen Bonds nicht nur super parodiert, sondern dabei locker übertrumpft. Casino Royale strotzt im Vergleich dazu nur so vor Langeweile und Ödnis.
Rowan Atkinson versteht es, mit den einfachsten Mitteln pausenlose Lacher im Kino zu erzeugen und groß wie klein geistreich zu unterhalten. Und das Spektrum an Höhepunkten geht dabei weit über das hinaus, was man die letzten Wochen überall in den Vorschautrailern zu Gesicht bekam. Die Asse in diesem Spiel liegen eindeutig in Atkinsons Händen.
Nicht ganz so viel Gelegenheit, sich zu beweisen, bekommt “Dana Scully”, die diesmal am längeren Hebel von MI-7 sitzt und English unter Kontrolle zu halten versucht. Hier hätte ein wenig mehr “M”-Professionalität nicht geschadet.
Zeitweise schwächelt auch die Gagintensität ein wenig und man wird ab und an ein paar Minuten hingehalten, was aber nicht so schlimm ist wie es auf den ersten Moment scheint, denn eine Suppe ganz ohne Wasser schmeckt nunmal auch nicht wirklich. Die Mischung machts und das Gericht bekommt diesmal eine gute 2+ auf der Skala des Kinokritikers. Oder um es mit den Worten meiner Sitznachbarn des heutigen Kinoabends zu sagen:
“Das war mal wieder ein richtig guter Film!”
Recht haben sie. Zumindest sagten die Gesichtsausdrücke der Rausspazierenden auch nichts anderes. Und nachdem alle Kinoflüchter den Saal verlassen hatten, begann dann der wirkliche Abspann, in dem Rowan nochmal……. hups, was mach ich da? … Einfach selbst ins Kino gehen und bitte bis zum bitteren Ende sitzen bleiben! Diesmal lohnt es sich wirklich
Final Destination 5 (3D)
26. August 2011Jeder erinnert sich an Flug 180, den Katastrophen-Flug, aus dem Alex mit einigen seiner Mitschüler entkommt, nachdem er diese vor dem bevorstehenden Unheil warnen konnte. Das Erstlingswerk von James Wong aus dem Jahr 2000 erzählt die Geschichte rund um den wahren Flugzeugabsturz des TWA-Flugs 800, in der die Geretteten im Verlauf der Story höchst unangenehme Begegnungen mit dem Tod selbst haben.
Damit begann eine Serie von Filmen, in denen dieses durchaus interessante und anfangs wahrhaft gut in Szene gesetzte Thema wieder und wieder erzählt wurde. Was in Final Destination eine Flugzeugexplosion war, wurde in Final Destination 2 durch den Massenunfall auf einer Autobahn, in Final Destination 3 durch Ereignisse auf einem Jahrmarkt und in Final Destination 4 durch höchst unliebsame Geschehnisse auf der Zuschauertribüne einer Rennstrecke ersetzt. Die Randgeschichte, die „Regeln“ und die Moral des Filmabends blieben jeweils die selben.
Was darf man also erwarten, wenn man sich extra zwei Plätze für die allererste Uncut-Vorstellung in 3D im Kino reserviert hat?
Der 3D-Effekt
Ja, wir sind im 21. Jahrhundert angekommen. Ja, auch im Kino. Nein, nicht in jedem Kino. Was mir anfangs noch als „kopfschmerzbereitend“ und als „der größte Schrott“ von anderen verkauft wurde, änderte sich schlagartig in überwältigende Lobeshymnen auf die neue Art des Filmeschauens, sobald ich die „Ungläubigen“ in einen der CinemaxX-Tempel gezerrt und ihnen eine real-D-3D-Brille aufgesetzt habe.
Und wahrlich, die 3D-Effekte in Final Destination 5 haben selbst mich, der im CinemaxX zu Hause ist, bei der Vorstellung gestern Abend schon Sekunden nach Filmbeginn mächtig beeindruckt. Hier haben die Macher wirklich ganze Arbeit geleistet und keine „2D-Lücken“ offengelassen, wie es in so manch anderem 3D-Film der Fall ist. Und nicht nur das, sondern die Tatsache, nach der Vorstellung Nackenschmerzen wegen Verzogenem-Kopf-Dasitzens zu haben, ist bei diesem Werk fast schon garantiert.
Was mich damals an Thor 3D noch im Comicstil wahnsinnig begeistert hat, wurde in Final Destination 5 mit extrem viel Liebe fürs Detail in die „echte Realität“ transportiert und dabei darauf geachtet, dass sich dir der Film die gesamte Laufzeit über immer wieder in gestochen scharfem und realistischem 3D im wahrsten Sinne des Wortes vor die Augen wirft.
Und genau das unterstützt auch meine These zu 3D im Kino: Die Story kann noch so schlecht sein, 3D reißt einiges davon wieder raus.
Der Inhalt
Genau hier haperts am Anfang des Films nämlich reichlich. Mit jedem neuen Teil wurde die Charakterisierung der Protagonisten oberflächlicher und im fünften Auftritt der FD-Reihe wird den Zuschauern anfangs auch eher mehr Zeit gegeben, 3D zu bewundern als sich auf die Tiefe irgendeiner Geschichte einzustellen.
Wo es im Pilotmovie noch tiefgründig und ernst zuging, macht man nun Platz für...
[die vollständige Rezension gibts hier].
Percy Jackson - Diebe im Olymp
9. Januar 2011Ich behalte meine Einstellung bei, dass englische Filmtitel einfach nicht übersetzt werden sollten. Percy Jackson & the Olympians: The Lightning Thief sagt schließlich doch etwas anderes aus als der oben genannte deutsche Titel.
Glaubt man hier, man hätte es mit einer Gruppe Dieben zu tun, die sich im Olymp rumtreiben und dort ihren Leidenschaften frönen, sagt der Originaltitel etwas ganz anderes aus: Nämlich, dass ein Dieb den Blitz gestohlen hat (was die Sache doch deutlich eingrenzt und aus einer Gruppe plötzlich nur einen einzigen Dieb und aus vielen möglichen Vergehen nur ein einziges werden lässt). War den Deutschen wohl nicht spektakulär genug, also musste man wieder in Form einer Dummblödübersetzung eins oben draufhauen.
Griechische Mythologie
Wie dem auch sei, die Story reiht sich in die neuerdings auf meinem Tisch landenden Filme über die Götter der Antike ein und Percy Jackson macht hier auch keine großen Unterschiede, was die Ideen angeht. Immerhin sind die Mythen alle längst tausendmal erzählt worden und aus reiner historischer Sicht gibt es da auch nichts groß hinzuzufügen.
Den Machern dieses Titels allerdings absolut genial gelungen ist der Transfer der altgriechischen Mythen ins moderne 21. Jahrhundert. Man bewegt sich weg von den ewigen Kleiderordnungen, den markanten Haaren und den üblichen Klischeevorstellungen der Antike und überlässt die Handlung nicht mehr nur den Herrschern der Welten selbst, sondern führt eine neue Generation ein, die auch mit modernen Medien agiert und somit den Sprung zur Eigenidentifikation des Zuschauers perfekt hinkriegt. Dass hier natürlich wieder diverse Firmen ihre Finger im Spiel haben und mächtig product placement betrieben wird, sei nur nebenbei erwähnt. Ist aber auch nicht weiter schlimm.
Cast & Crew
Die Crew ist mit Pierce Brosnan, Uma Thurman, Sean Bean und einigen anderen Berühmtheiten durchaus klug gewählt und trägt mit dazu bei, dass der Film ein gewisses Niveau erreicht, an das seine Mitstreiter nicht unbedingt rankommen. Trotz dass die Dialoge flach gehalten wurden (scheinbar, weil man hiermit eher die jüngere Generation erreichen wollte und weniger Wert auf Tiefe und eine gelungene Geschichte gelegt hat) stört nicht weiter, denn die Effekte des Films ("Scheinbar bist du nicht der Sohn von Poseidon") lassen sich durchaus sehen und entschädigen für den eher seichten Handlungsstrang.
Die Story
In Sachen Ernsthaftigkeit hat mich der Streifen echt überrascht. Man driftet nicht ins Lächerliche ab, wie es z.B. bei "Clash of the Titans" der Fall war (von mir auch liebevoll "Trash of the Titans" genannt ^^), sondern man steht der Professionalität treu die Linie.
Im Film begegnet man der Reihenfolge nach den verschiedenen Fabelwesen, von denen jeder schon zumindest ein einziges Mal gehört hat. Die Animationen sind nicht überall glänzend, das Gesamtbild ist jedoch in sich stimmig. Erinnert mich an längst vergangene Zeiten, die ich spielend mit Heroes of Might and Magic III vorm PC verbracht habe. Ein gelungener Auftritt für die verschiedenen Fabelwesen. Macht auf dem Monitor teilweise wirklich was her und auch der Sound spielt in den entsprechenden Szenen ordentlich mit. Auch hier wieder höhergestelltes Kino, das sich deutlich von seinen Kontrahenten abhebt.
Der "Charmewitz", der wieder einmal durch Schwarzenhumor auf die Leinwand gebracht werden soll, hält sich in Grenzen und rutscht auch hier niemals auf die Fremdschämschiene ab. Auch wenn man deutlich merkt, dass doch eher die jüngere Generation vor den Bildschirmen angesprochen werden soll.
Fazit
Alles in allem war Percy Jackson - Diebe im Olymp doch eine recht gelungene Entschädigung für die Enttäuschung von Kampf der Titanen. Kamen bei letztgenanntem eher Hassgefühle in mir hoch, fühlte ich mich bei ersterem gut unterhalten, auch wenns da sicherlich noch Steigerungen dazu gäbe. Für unter 10 € kann man sich die Blu-ray auf jedenfall zulegen ohne es zu bereuen.
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