Comic-Verfilmungen sind für Kinogänger und Filmfreaks nicht mehr wegzudenken und haben sich in den letzten Jahren zum ernst zu nehmenden Bestandteil der Filmindustrie entwickelt. Trotz der vorherrschenden Dominanz durch Marvel und DC, schaffen es gelegentlich auch andere Comic-Verlage aus dem Schatten zu treten und die Zuschauer durch anspruchsvolle und hochwertige Produktionen zu begeistern. So lockte der „Dark Horse Comic“-Verlag erneut die Zuschauer mit R.I.P.D. zur Kinokasse, nachdem sie bereits im Jahre 1994 große Erfolge mit ihren Comic-Verfilmungen Die Maske und Timecop feiern konnten. Als Kapitän haben sie sich den deutschen Regisseur Robert Schwentke an Bord geholt, der für Erfolgsproduktionen, wie z.B. R.E.D.: Älter. Härter. Besser. und Flightplan – Ohne jede Spur die dazugehörigen Trophäen in seinen Schrank stellen durfte. Nun dürfen sich die Zuschauer über die Blu-ray Auswertung freuen, die von Universal in gewohnt hoher Qualität vermarktet wird.
Story
Nick Walker (R. Reynolds) befindet sich an der Türschwelle zur „korrupte Cops Abteilung“ und entscheidet sich im letzten Moment kehrt zu machen und somit sein sauberes Hemd nicht zu verunreinigen. Diese Entscheidung bringt seinen Partner Bobby Hayes (K. Bacon) ins Grübeln, denn gerade er hat den rechtschaffenen Nick zu unehrenhaften Taten animiert. Daher kommt es ihm gar nicht so ungelegen, dass Nick bei einem Einsatz ums Leben kommt und dadurch ihre gemeinsamen Geheimnisse mit ins Grab nimmt. Doch Nick stellt voller Entsetzen fest, dass es sehr wohl ein Leben nach dem Tod gibt – vor allem für Cops. Er wird vor dem jüngsten Gericht bewahrt und muss im Gegenzug dafür als Mitarbeiter des „Rest In Peace Department“ den Dienst antreten, um flüchtige Dämonen auf der Erde aufzuspüren und diese in die Hölle zu verfrachten. Er wird von seinem neuen Partner und ehemaligen Revolverheld Roy Pulsipher (J. Bridges) unter die Fittiche genommen. Gemeinsam sagt das Duo den Untoten, die auf der Erde Unfug treiben, den Kampf an.
Man nehme einen deutschen Regisseur, gebe ihm die Vorlage eines Comic-Skriptes und man drücke ihm 130 Millionen US-Dollar als Filmbudget in die Hand und als Erzeugnis dieser Konstellation erhält man R.I.P.D. 3D – oder wenn man gemein sein möchte, könnte man den Film auch Men in Black (für Arme) nennen. R.I.P.D. vermittelt von Beginn an das Gefühl, als würde man sich als Zuschauer in einer bizarren Welt befinden und Men in Black anschauen. Nur, dass im Gegensatz zu MIB die visuellen Effekte hier völlig enttäuschend in Szene gesetzt werden. Die missratenen Figuren, die teilweise an Cartoon-Charaktere erinnern, werden nur noch durch lächerliche Szenen, wie z.B. als Nick Walker (R. Reynolds) nach seinem Tod in den Himmel schwebt und dabei durch seine Körpersprache einer Crash-Test-Dummy-Puppe gleicht, übertroffen. Auch wenn man von diesen ständigen Vergleichen langsam müde wird, so fällt es schwer, Parallelen und Ähnlichkeiten zu Men in Black zu ignorieren. So wird auch in dieser Erzählung ein talentierter junger Mann rekrutiert, der von einem alten Schlitzohr unterstützt wird und gemeinsam beschützen sie die Menschheit vor dem Übernatürlichen. Dabei ist doch die Affinität zwischen den Außerirdischen (MIB), die sich auf der Erde in Menschenform bewegen und den Untoten (R.I.P.D.), die sich ebenfalls auf der Erde verstecken, doch wirklich schwer übersehbar. Nun ja, offensichtlich ließ sich der Comic-Autor Peter Lenkov in der Tat von MIB inspirieren, denn die vierteilige Miniserie vom R.I.P.D.-Comic erschien genau zwei Jahre nach dem besagten Kinohit mit Will Smith und Tommy Lee Jones.
Irgendwie weiß man als Zuschauer auch nicht so recht, was man mit der eigentlichen Charakterinszenierung anfangen soll. Zum einen wird Nick Walker (R. Reynolds) anfangs als korrupter Cop dargestellt, der aber letztendlich einen Rückzieher macht und dafür teuer bezahlen muss. Zum anderen soll er aber durch die unendliche Liebe zu seiner Freundin doch sympathisch wirken. Was sich aber in diesem Film irgendwie als schwierig erweist, denn mit Kevin Bacon als Gegenspieler hat sogar der Schwiegersohn-Typ Ryan Reynolds seine Probleme damit, neben ihm zu polarisieren. Den überzogenen Charakter des Roy Pulsipher (J. Bridges) kann man entweder lieben oder hassen, dazwischen gibt es nichts. Dennoch muss man Jeff Bridges für seine erfrischende Darbietung loben, denn für solche Rollen ist er keineswegs bekannt und hier kann man eine weitere Facette des legendären Schauspielers genießen, oder eben auch verteufeln. Zusammenfassend kann man guten Gewissens sagen, dass R.I.P.D. durch seine fast kindische Slapstick-Comedy, schlechte grafische Umsetzung und zahlreiche Logiklöcher in der Erzählung einen Men in Black-Abklatsch hergibt, der eventuell Hit-Potenzial gehabt hätte, aber durch die besagten Gegebenheiten seine Chance nicht nutzt. Zudem behaupten böse Zungen, der Film würde neben den Men in Black-Einflüssen ebenso gewisse Elemente von Wild Wild West und Ghostbusters enthalten. Das sei mal so dahin gestellt, aber eines ist ganz gewiss und zwar, dass es R.I.P.D. definitiv an eigenständiger Kreativität mangelt. Dadurch verpasst dieser Film eindeutig den Zug Richtung „Blockbuster-Kino“ und wird letztendlich zu einem netten Sonntagnachmittag-Filmchen, den man sich samt der Familie angucken kann.
Bildqualität
- natürliche, satte Farben
- als Effektmasken hat man feuerrote, orange und blaue Farbtöne eingesetzt
- toller Schwarzwert
- ausgewogene Kontrastwerte
- scharfe und saubere Kantenzeichnung
- keine auffälligen Bildfehler
Bild 3D
- schöne räumliche Tiefenwirkung, jedoch nicht immer
- nur wenige Pop-Outs
- keine Geisterbilder erkennbar
- Figuren wirken in 3D noch hässlicher und zudem billiger
- Schärfe, Kontraste und Helligkeit bleiben in 3D erhalten
Tonqualität
- Dialoge sehr sauber abgemischt
- perfekte Dynamik
- Surroundeffekte kommend aus allen Lautsprechern
- guter Bass-Einsatz
Ausstattung
- Alternative Anfänge
- Unveröffentlichte/Alternative Szenen (Alternate - Nick & Hayes To Raid; Alternate – Julia Jogging; Alternate - Made Love To My Skull; Deleted - Roy’s Partner Shot Him; Nicks neue Avatars; Gag Reel)
- R.I.P.D. Motion Comics: Die Avartare zum Leben erwecken
- Übertragung von R.I.P.D. Das Making Of
- Das Filmen der anderen Seite
- Sie sind unter uns: Deados & Avatars
- Anatomie einer Schießerei
Fazit
Universal Produktionen stehen für hohe Ansprüche in Sachen Bild- und Tonqualität und so ist R.I.P.D. ebenso ein Kunstwerk für den Seh- und Gehörsinn. Die Bildqualität bewegt sich auf sehr hohem Niveau und macht in der 3D-Version nur ganz wenige Abstriche. Tontechnisch kann der Film vielen anderen Produktionen als Vorbild dienen, denn das Surrounderlebnis wertet das Werk bedeutend auf. Perfekte Dynamik, konstanter Einsatz aller Kanäle und der pumpende Bass heben die deutsche Tonspur auf Referenz-Niveau. Das Bonusmaterial rundet das Blu-ray-Erlebnis gut ab, denn die beigelegten Extras sind sehr umfangreich. Trotz der etwas MIB-angehauchten Story fungiert der Film als lustiger Zeitvertreib. Die Schauspieler erbringen alle eine solide Leistung. Darüber hinaus liegt das Hauptaugenmerk auf Jeff Bridges, der mit einem sehr erfrischenden Auftritt auffällt. Schlussendlich ist R.I.P.D. ein sehenswerter Film geworden, der aber einiges an Potential verschenkt. (dc)
Kaufempfehlung
Testgeräte
Beamer: Epson EH-TW6100W
TV: LG 60PK950
BDP: Panasonic DMP-BDT500
Sound: Sony STR-DN1030, Teufel System 5 THX Select 2