Immer wieder stellt sich Genrefans die Frage, welcher Gruselfilm denn nun der gruseligste von allen ist. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, entstand vor einigen Jahren das sogenannte „Science of Scare Project“, ein Projekt des britischen Unternehmens „Broadband Choices“, in welchem Probanden unterschiedliche Genrefilme gezeigt und währenddessen unter anderem der Pulsschlag gemessen und ausgewertet wird. Im Jahr 2021 wurde auf diese Art ermittelt, dass der britische Beitrag „Host“ von Regisseur Rob Savage, welcher unter Quarantäne-Bedingungen während der Corona-Pandemie entstanden ist, mit durchschnittlich 88 Schlägen pro Minute den Puls der Zuschauer am konsequentesten auf Trab hielt. Der Film wurde nun von der Busch Media Group im Vertrieb der Al!ve AG auf Blu-ray Disc im Keep Case auf den Markt gebracht, und wir wollen an dieser Stelle herausfinden, ob der Film tatsächlich so gruselig ist, und wie es um die technische Seite der blauen Scheibe bestellt ist.
Story
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Hayley (H. Bishop) fühlt sich während des Lockdowns einsam und startet mit ihren besten Freundinnen einen Videocall. Damit der Abend nicht langweilig wird, wurde ein Medium eingeladen, um mit Verstorbenen in Kontakt zu treten. Doch bei der Séance geht etwas schief und den Frauen steht der schlimmste Alptraum ihres Lebens bevor. Das Medium kommuniziert nämlich mit einem dämonischen Wesen, das Hayley und ihre Freundinnen auf die grauenerregendste Weise terrorisiert
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Bei „Host“ handelt es sich um eine Art Found-Footage-Horrorfilm, nur wird nicht auf angeblich „gefundenes Filmmaterial“ gesetzt, sondern auf ein Zoom-Meeting, welches der Zuschauende quasi „Live“ miterlebt. Dabei sieht der Zuschauende quasi das, was man auch sehen würde, wäre man selbst Teil des Meetings – also die Bildschirme der anderen Teilnehmenden, wobei manchmal ein Bildschirm aufgezoomt wird, und das gesamte Bild einnimmt. Die Idee ist dabei nicht neu; bereits 2014 und 2018 wurde diese Art der Inszenierung in den beiden „Unknown User“-Filmen verwendet, und selbst die Sitcom „Modern Family“ setzte in einer Episode dieses Stilmittel ein. Dennoch ist die Idee bei weitem nicht so abgenutzt wie das reguläre Found-Footage Prinzip und hat obendrein den Vorteil, dass die Kameras weitestgehend ruhige Bilder liefern, und nicht permanent verwackelt sind. Zwar werden die Kommunikationsgeräte auch durch die Wohnung getragen, aber die berüchtigte „Wackelkamera“ kommt hier nur selten zum Einsatz.
Die Idee zum Film selbst entstand durch einen Streich, den der Regisseur seiner Crew während eines Corona-Lockdowns spielte und für den Film auf eine längere Laufzeit gestreckt wurde. Oftmals ist die Adaption eines gelungenen Kurzfilms auf Spielfilmlänge nicht wirklich erfolgreich, in diesem Fall allerdings funktioniert das Ganze wunderbar. Das liegt zum einen daran, dass der Film mit einer Laufzeit von nicht einmal einer Stunde relativ knapp gehalten ist – wodurch kaum Längen auftreten – und zum anderen, weil der Film die Spannung konstant aufrecht und mit wenigen aber gut platzierten Schockmomenten den Zuschauer immer wieder auf Trab hält. Nach einer kurzen Einführung der teilnehmenden Personen nimmt die Handlung recht schnell Fahrt auf und sorgt für permanente Anspannung. Das Ensemble, bestehend aus weitestgehend unbekannten Gesichtern, macht die Sache auch verhältnismäßig gut und glaubhaft, vermittelt die anfängliche Skepsis, die nach und nach in Angst, Anspannung und Verzweiflung übergeht, solide bis gut und sorgt somit dafür, dass man glauben möchte, wessen man gerade Zeuge wird. Inhaltlich bietet der Film zwar nicht viel, und die Handlung ist quasi nicht vorhanden, dennoch reißt der Film mit und erhält aufgrund seiner Atmosphäre, der Spannung und der Wirkung, die der Film entfaltet, sofern man sich darauf einlässt, eine relativ hohe Wertung, und soll an dieser Stelle allen Genrefans wärmstens ans Herz gelegt werden. Idealerweise genießt man diese filmische Erfahrung nicht im regulären Heimkino, sondern mit Kopfhörern an einem PC oder Laptop, um das Filmerlebnis zu intensivieren und ein authentisches Erlebnis zu erhalten.
Bildqualität
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Das Bild liegt im Ansichtsverhältnis von 1,78:1 vor und ist schwierig bis überhaupt nicht zu bewerten, da es sich hier nicht um einen Film im klassischen Sinne handelt. Die Aufnahmen wurden samt und sonders von den Darstellern mit ihren Laptops während eines Zoom-Meetings aufgezeichnet (zumindest soll der Film so aussehen, als wäre dies der Fall). Aufgrund dieser Prämisse schwankt die Qualität erheblich und ist aufgrund der Ausleuchtung der einzelnen Zimmer, in denen sich die Figuren befinden, ebenfalls sehr unterschiedlich. Nüchtern betrachtet bekommt man also in Etwa die Qualität zu sehen, die man von Zoom-Meetings her kennt, sofern man jemals an einem solchen teilgenommen hat. Aber da der Film genau so aussehen soll, müsste man eigentlich die Höchstnote vergeben, da hier exakt das Ergebnis erzielt wurde, dass erzielt werden sollte. Von der Idee her ist der Film auch vermutlich gar nicht für große Bildschirme oder gar Leinwände gedacht gewesen, sondern entfaltet seine Wirkung am besten, wenn man ihn auf einem Laptop anschaut. Die niedrige Punktzahl ist daher bestenfalls als Richtwert zu betrachten, der unterm Strich nur wenig Aussagekraft besitzt.
Tonqualität
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Das gleiche gilt auch für die Akustik. Zwar bekommen wir eine deutsche dts-HD Master 5.1 Surround-Tonspur geboten, aber hierbei handelt es sich weitestgehend um das klassische „Perlen vor die Säue“, denn die meiste Zeit über bleibt der Ton auf die Frontlautsprecher beschränkt. Lediglich ein paar Effekte dringen über die hinteren Kanäle ans Ohr, was der Atmosphäre zwar verdammt zuträglich ist, in der Summe aber sehr selten vorkommt und strenggenommen nicht nötig und letztendlich sogar inkonsequent ist. Der Originalton liegt währenddessen in völlig ausrechender 2.0 Stereoabmischung (ebenfalls in dts-HD Master Audio) vor. Musik gibt es natürlich keine. Die deutsche Synchronisation entstand im Auftrag der Busch Media Group nach einem Dialogbuch von Flemming Krahl unter der Synchronregie von Manuel Pieper bei Creative Sounds Germany in Hagen und ist gerade am Anfang ein wenig gewöhnungsbedürftig und klingt arg gekünstelt und nicht wirklich professionell. Im weiteren Verlauf des Films, spätestens, wenn die Figuren in einen ruhigen, angespannten Flüsterton übergehen, hinterlassen die weitestgehend frischen Sprecherinnen einen überwiegend guten bis teilweise sehr guten Eindruck. Dennoch wirkt der Film im Originalton deutlich authentischer und glaubwürdiger.
Ausstattung
- Is there Goblins now (2:04 Minuten)
- Probe Seance (10:00 Min.)
- Making of (34:16 Minuten)
- Original Trailer (1:45 Minuten)
Fazit
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Die niedrige Gesamtpunktzahl in Bild- und Ton ist mit Vorsicht zu genießen, denn auch wenn der Film nüchtern betrachtet keinen Preis für Bild- und Tonqualität gewinnen wird, sieht er exakt so aus, wie er aussehen soll. Mutmaßlich war er nie für große Bildschirme oder Leinwände gedacht, sondern sollte idealerweise an einem PC oder Laptop mit Kopfhörern genossen werden, um seine komplette Wirkung zu entfalten. Daher besitzt die Punktevergabe in diesem Fall nur wenig Aussagekraft. Der Film selbst bietet spannende Unterhaltung, und nach einem kurzen Eingewöhnen packt der Film den Zuschauer und fesselt ihn an den Bildschirm, bis hin zum Finale – welches dem Zuschauer noch mal einen ordentlichen Hieb mitgibt. Klar, im Grunde genommen walzt der Film eine kurze Idee auf eine Stunde aus, hat dabei aber fast keine Längen und hält die Spannung konstant auf einem hohen Niveau. Inhaltlich dünn, Atmosphärisch dicht – ein Film, den man sich als Genrefan auf jeden Fall gönnen sollte.
(Michael Speier)
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