"Vamos a Marte" (Spanisch für "Lass uns zum Mars gehen") - was aktuell Schlager-Sternchen Helene Fischer im Duett mit Luis Fonsi in den Charts rauf und runter trällert, dachte sich Kult-Regisseur Brian De Palmer bereits zur Millenium-Wende: Mit seinem ersten Science-Fiction Film schickte er 2000 seine beiden Hauptdarsteller Gary Sinise und Tim Robbins auf eine Rettungsmission zum roten Planeten, um dort den gestrandeten Don Cheadle einzusammeln. Nachdem der Film bereits 2020 in einem Mediabook erschien, schiebt Publisher Filmjuwelen nun eine Keep Case-Fassung nach, welche man jedoch ebenso gegenüber anderen Veröffentlichungen aufwertet, in dem man sie mit einem Schubber und samt 28-seitigen Booklet ausliefert. Was der Titel und seine Beigaben im Detail zu bieten hat, soll nachstehende Bewertung klären.
Story
Nach jahrelanger Vorbereitung gelingt der NASA schließlich im Jahr 2020 ein weiterer Meilenstein der Raumfahrtgeschichte: Erstmals landet ein Team von Astronauten unter der Leitung von Commander Graham (D. Cheadle) auf dem Mars. Der Erfolg hält nicht lange an, denn bereits kurz nach der Landung gerät die komplette Crew in einen mysteriösen Sandsturm. Doch kurz bevor sie der Sturm erreicht, gelingt es Graham noch ein Notsignal zur Erde zu schicken, bevor dann die Verbindung komplett abbricht. Die NASA stellt daraufhin ein Rettungsteam zusammen, das von „Woody“ Blake (T. Robbins) angeführt werden soll. Die Astronauten brechen prompt zur Rettungsmission auf, um das Unglück zu untersuchen und die Crew um Graham möglichst lebend zu bergen. Doch auf dem Weg zum Mars, wird das Shuttle beschädigt und es kommt zu einem folgenschweren Unglück…
Eigentlich ist man vom amerikanischen Kult-Regisseur Brian De Palma etwas völlig anderes gewöhnt, konnte er sich doch zumeist durch knallharte und teils auch brutale Thriller wie "Scarface", "The Untouchables" oder Gruselfilme a la "Carrie - Des Satans jüngste Tochter" einen Namen machen. Mit "Mission To Mars" stieß er auch in für ihn selbst bisher unbekannte Gefilde vor und präsentiert seinen Zuschauern einen klassischen Science-Fiction Film, der zudem noch überwiegend sehr ruhig und nachdenklich ausfällt. Denn als "Weltraum-Action-Spektakel" ist sein Werk hier ganz und gar nicht anzusehen, wenn es auch einige Elemente davon vorzuweisen hat. Denn die eigentlichen Reisen zum roten Planten spielen hier eher eine untergeordnete Rolle: Das erste Team wird gar per "Zeitsprung" im Film direkt auf den bis dato recht unerforschten Himmelskörper geschickt und hier sehr schnell von einem mysteriösen Sandsturm überrascht. Einziger Überlebender der Katastrophe ist der Gruppenführer Luke Graham, in dessen Raumanzug Don Cheadle schlüpfte. Sein gerade noch rechtzeitig abgesetztes Notsignal erreicht das "World Space Center", dem Hollywood-Pendant zur ISS, aufgrund der Entfernung mit rund 20-minütiger Verspätung an, sodass hier niemand genau sagen kann, wie schlimm die Ausmaße vor Ort wirklich sind. Dennoch startet man so schnell wie möglich eine Rettungsmission, der auch Grahams Freunde Jim McConnell und "Woody" Blake angehören, welche dann vom Duo Gary Sinise und Tim Robbins verkörpert werden. Auf ihrem Weg zum Mars haben sie allerdings mit einigen technischen Problemen zu kämpfen, von denen ein kleiner Meteoriten-Schauer die größten Auswirkungen auf Besetzung und Raumschiff haben soll. Diese Momenten sind es dann auch, in denen De Palma die klassischen Elemente eines Weltall-Forscher-Films abhandelt. Hier kommt letztendlich auch schon die meiste Spannung auf, die sich aber leider nicht bis zum Ende des knapp 114 Minuten langen Streifens halten kann.
Denn in der zweiten Hälfte verlässt De Plama die Wissenschaft und widmet sich mehr der Esoterik, in denen er seine Mannschaft mit der Frage "Wo hat die Menschheit ihren Ursprung" konfrontiert. Denn der mysteriöse Sandsturm findet seine Begründung in etwas anderem als den Natur-Elementen. Der Spoiler-Gefahr wegen, soll aber hier nicht weiter auf die Handlung eingegangen werden, um für Erst-Zuschauer nicht zu viel preiszugeben. Das Tempo des Films nimmt zumindest ab hier rapide ab und man sollte einen gewissen Hang zum Phantastischen mit sich bringen, wenn man weiterhin seinen Spaß am Film haben möchte. Der inzwischen gut 20 Jahre alte Streifen ist insgesamt nur solide gealtert, was noch nicht mal an der Tatsache liegt, dass es bisher noch keinen bemannten Raumflug zum Mars gab. Vielmehr liegt es an der genutzten Technik, die mit dem Blick auf das Jahr 2020 ganz anders präsentiert: Während man inzwischen im Nu mit seinem stets in Reichweite liegenden Smartphones Fotos schießt, muss hier noch zu Mini-Kameras gegriffen werden. Andererseits werden hier klassische Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor noch hochgelobt und Autos mit alternativen Antrieben belächelt - (OK, so fern ab der heutigen Realität ab ist man dann doch nicht). Auch Computer-Monitore sind leider heute noch nicht ganz so weit, wie sie damals "prognostiziert" werden. Gut gelungen sind hingegen die Raumschiff-Modell, welche schon eine gewissen Eigenständigkeit besitzen, dennoch aber ihre Paten aus diversen anderen Science-Fiction Streifen nicht leugnen können. Auch die CGI-Tricks gehen aus heutiger Sicht noch recht gut durch, wenn sich natürlich auch auf diesem Gebiet in den letzten 20 Jahre sehr viel getan und somit auch verbessert hat. Insgesamt gelang De Palma mit diesem Film leider kein allzu großer Durchbruch, sodass er sich danach auch eher wieder kleineren Produktionen im Thriller-Segment widmete. Wer jedoch auch einem eher ruhigeren Tripp zum Mars mit einigen essentiellen Fragen zur Menschlichen-Herkunft etwas abgewinnen kann, der sollten dem Titel ruhig mal eine Chance geben.
Bildqualität
Die Reise zum roten Planeten ist zunächst einmal in bildlicher Hinsicht recht gut gelungen: Eine detaillierte Darstellung sorgt für die Darstellung von feinen Härchen und Hautporen, die vor allem in den zahlreichen Close-Ups sehr gut zur Geltung kommen. Auch im Inneren des Raumschiffs sind immer wieder kleine Schrauben, Schläuche und verschiedenste Materialoberflächen auszumachen. Erfolgt dann ein Wechsel auf die Marsoberfläche kann, kann man jedoch sehen, dass hier mit Filtern gearbeitet wurde, weil einfach sämtliche Objekte, also nicht nur das Gestein des Planeten, sondern auch die eigentlich weißen Raumanzüge der Astronauten oder die metallene Konstruktion der Raumfahrzeuge, einen Rotstich erhalten. Hier kommt es dann auch immer wieder zu weicheren Darstellungen, die besonders im mysteriösen Sturm ihren Höhepunkt finden. Da der Film seinerzeit noch analog aufgenommen wurde, müsste eigentlich ein deutlich stärkeres Filmkorn vorliegen, was jedoch nicht der Fall ist. Daher liegt die Vermutung nahe, dass man nachträglich noch mit Rauschfiltern gearbeitet hat, was auch die Hautfarben der Protagonisten erklären würde: Denn die ist oftmals nur einen kleinen Schritt vor "wachsartig", sodass hier nicht alles sehr natürlich wirkt. Auf den Detailgrad wirkt sich dies zum Glück nicht aus, bleiben wie gesagt "Höhen & Tiefen" in den Gesichtern erhalten - glattgebügelt oder weichgezeichnet wird dadurch in der Regel also nichts. Farbliche Akzente gibt es zwischendurch immer mal wieder durch die Signal-Leuchten der Kontrollinstrumente oder eine knallrote Fahrzeug-Lackierung am Anfang des Films. Auch im Finale soll es nochmals zu einigen satten Farben kommen, die sich wohlwollend von der roten Mars-oberfläche absetzen können. Insgesamt ist die Optik damit sehr solide ausgefallen, hier würde sicherlich nur noch einmal ein erneuter Scan der Original-Negative Verbesserungen bringen. In Anbetracht des doch eher durchschnittlichen Erfolgs des Films wird dieser aber wohl nicht allzu schnell kommen, auch wenn sich hier sicherlich viele Fans eine ultra-hochauflösende Fassung wünschen würden.
Tonqualität
- Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
- Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
In Sachen Surround-Sound ist der recht ruhig gestaltete Science-Fiction Titel eher unspektakulär ausgefallen, gibt es hier einfach nicht genügend Abschnitte, die eine Rundumbeschallung erfordern würden. Zwar piepen die Kontrollinstrumente schon mal auf den hinteren Kanälen, auch die Meteoriten-Einschlägen und der mysteriöse Sandsturm bahnen sich ihren Weg quer durchs Heimkino, ansonsten setzt De Palma eher auf die Dialoge zwischen seinen Protagnisten. Diese sind sowohl in der deutschen Synchronisation als auch im englischen Original stets sehr gut zu verstehen. Fans der heimischen Vertonung müssen sich hier allerdings auf einen Sprecherwechsel bei Schauspieler Tim Robbins einrichten, denn da dessen Synchronsprecher Tobias Meister eben auch für Gary Sinise ist, konnte er hier eben nur einem der beiden - in diesem Falle Sinise - seine Stimme leihen. Für Robbins tritt mit Stefan Fredrich der Stammsprecher von Jim Carrey ein - doch keine Angst, Robbins plappert hier nicht wild und konfus daher, sowie es bei Carrey öfters der Fall ist. Der Subwoofer bekommt aufgrund der schon angesprochenen ruhigen Ausrichtung des Films ebenfalls nur sehr wenig zu tun und bleibt die meiste Zeit im Stand-by. Wird er aus diesem reaktiviert erfolgt dies meist sehr dezent und ohne großartige Durchschlagskraft. Unter dem Strich hätte man aus dem ganzen sicher noch etwas mehr herausholen können, insgesamt geben die Story-Abläufe allerdings auch nicht viel mehr her.
Ausstattung
Audiokommentar von Visual Effects Supervisors Hoyt Yeatman & John Knoll, Prod. Designer Ed Verreaux und DoP Stephen H. Burum
"Mission de Palma": Einführung von Dominick Starck (6:28 Min.)
Making of "Visions of Mars" (20:56 Min.)
Alternatives Ende (0:34 Min.)
Visuelle Effekte Analyse:
- Der Wirbelsturm (0:35 Min.)
- Verlassen des Raumschiffes (2:11 Min.)
- Evolutionssequenz (2:10 Min.)
Vergleiche 3D-Animation-Entwurf / Film
- Der Wirbelsturm - Entwurf (2:47 Min.)
- Der Wirbelsturm - Film (3:11 Min.)
- Woody ist verloren - Entwurf (7:07 Min.)
- Woody ist verloren - Film (10:10 Min.)
- Das Planetarium - Entwurf (2:46 Min.)
- Das Planetarium - Film (7:50 Min.)
Interviews mit Gary Sinise, Tim Robbins, Don Cheadle, Connie Nielsen, Jerry O'Connel, Kim Delaney, Brian De Palma, Story Musgrave, Tom Jacobson (18:49 Min.)
Deutscher Kinotrailer (2:15 Min.)
Original Kinotrailer (2:15 Min.)
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Zunächst hat man die Möglichkeit den Film mit einem Kommentar von Film-Autor Dominick Starck einleiten zu lassen, in dem er einige Infos zu Regisseur Brian De Palma liefert. Von Starck stammt übrigens auch das beiliegende 28-seitige Booklet, in dem er ebenfalls den De Palma vorstellt, sich aber auch anderen Mars-Filmen widmet. Das nächste Bonus-Feature ist ein Making-of, welches sich den Dreharbeiten des Films widmet und hier schon einige kurze Interviews mit Cast & Crew liefert. Es folgt eine - weniger fröhliches - alternatives Filmende, ehe man in einen größeren Technik-Block wechselt, welcher zum einen einige visuelle Effekte und deren Umsetzung genauer beleuchtet sowie einige Szenen jeweils in deren Roh- und Fertig-Fassung zeigt. Hier kommen teils CGI-Effekte zum Vorschein als auch einige Storyboard-Zeichnungen, auf die De Palma immer sehr großen Wert legt. Im nächsten Extra werden dann etwas ausführlichere Interviews mit Cast & Crew geboten, die hier auf eingeblendete Fragen antworten. Zum Abschluss gibt es dann noch den deutschen sowie den amerikanischen Trailer zum Hauptfilm, sowie noch einige Programmhinweise des Publishers.
Wie Eingangs schon erwähnt steckt das Keep Case in einem wertigen Schuber, der ohne FSK-Aufdruck auskommt. Zusätzlich bietet man obendrauf noch ein Wendecover an, sodass sich diese Veröffentlichung durchaus sehen lassen kann.
Fazit
Brian De Palmas Ausflug ins Science-Fiction Genre entpuppt sich als Wechselspiel zwischen wissenschaftlicher Erkundung des roten Planeten und einer esoterischen Ebene, die sich der Frage widmet, woher wir Menschen eigentlich kommen. Wer hier auf spektakuläre Weltraum-Action hofft muss sich ein gutes Stück zurücknehmen: Zwar gibt es diese anfangs auf der Reise zum Mars auch, doch die zweite Hälfte des Films schlägt deutlich ruhigere Töne an. Das spiegelt sich dann auch in der akustischen Umsetzung wider, die ihren Fokus eben auf die Dialoge legt und nur selten auf allen Kanälen für Rundumbeschallung sorgen kann. Beim Bild überzeugt man zwar einerseits mit einer detailreichen Darstellung und - aus heutiger Sicht immer noch - recht guten CGI-Effekten, allerdings setzte man wohl auch auf eine Rauschfilterung, die farblich für fast schon wachsartige Hauttöne sorgt, dafür aber eben auch das prozessbedingte Filmkorn fast völlig beseitigte. Man hat dies sicherlich schon deutlich schlimmer gesehen, dennoch soll es an dieser Stelle erwähnt werden. Fans von Bonus-Material bekommen hier wieder einige informative Beiträge geboten, weshalb auch nach dem Abspann noch lange nicht Schluss sein muss. Auch wenn das Werk nicht unbedingt zu De Palmas stärksten Arbeiten zählt, kann es an einem ruhigen Filmabend dennoch für gute Unterhaltung sorgen.
(Jörn Pomplitz)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: LG OLED 65C17LB
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1080
Front-Lautsprecher: Canton Vento 890.2
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Atmos-Lautsprecher: Canton InCeiling 989
Subwoofer: SVS SB-2000 Pro