Endlich ist es soweit: Universal Pictures Home Entertainment wirft sein großes Mai-Highlight auf den Markt: das Fantasy-Abenteuer The Great Wall mit Matt Damon in der Hauptrolle. Bei dem von Regisseur Yimou Zhang inszenierten Spielfilm handelt es sich um die bislang teuerste chinesische Filmproduktion aller Zeiten, die in Zusammenarbeit mit den USA realisiert wurde. Neben Matt Damon als Hauptdarsteller sind in weiteren Rollen außerdem noch Pedro Pascal, Willem Dafoe, Tian Jing und Andy Lau zu sehen. Die Erwartungen sind also dementsprechend hoch, fast so hoch wie die titelgebende Chinesische Mauer, und diese Rezension soll klären, ob die Erwartungen erfüllt werden, oder in sich zusammenbrechen.
Story
William Garin (M. Damon) und Pero Tovar (P. Pascal) befinden sich auf der Flucht vor den Kitan durch die Wüste Gobi im 15. Jahrhundert. Zu diesem Zeitpunkt ahnen sie noch nicht, dass sie direkt in die Fänge einer viel größeren Gefahr flüchten. An der Chinesischen Mauer angekommen werden die beiden Söldner nämlich gefangengenommen und sollen an der Seite von General Shao (H. Zhang) und dessen Elitearmee gegen die Tao Tie kämpfen. Hierbei handelt es sich um fürchterliche Kreaturen, die alle 60 Jahre ihre Heimat, einen nahegelegenen Berg, verlassen, um alles und jeden zu vernichten, der sich ihnen entgegenstellt. Jetzt merken die beiden Söldner auch, warum die Chinesische Mauer so lang, hoch und stabil ist. Doch reicht der 8.851 Kilometer lange Wall gegen die anrückenden Wesen wirklich aus?
Bei The Great Wall handelt es sich um einen astreinen Fantasy-Monster-Action-Blockbuster, der Schauwerte am laufenden Band liefert. In den rund zwei Stunden Spielzeit wird gefühlte anderthalb Stunden lang geschossen, gekämpft, gerannt, gesprungen und Furore gemacht. Zeit zum Atmen bleibt hier kaum, leider aber auch nicht für eine genauerer Charakterzeichnung – von einer Entwicklung ganz zu schweigen – und genau das ist eigentlich schade, denn die Hintergründe über die Helden und „Schurken“ wären schon ganz interessant gewesen, zumal sie ja auch ansatzweise angeteasert werden. Auch ein paar weiterreichende Hintergründe zu den Kreaturen wären schön gewesen, aber hier wurde leider alles – bis auf die gigantischen Bilder – vernachlässigt.
Die Handlung lässt sich grob in ein, zwei Sätzen zusammenfassen, und hier liegt ein weiterer Kritikpunkt, zumindest dann, wenn man einen historischen oder ausgefeilten Streifen erwartet. Den bekommt man hier nämlich nicht, nicht einmal Ansatzweise, dafür gibt es Logiklöcher im Überfluss – aber wen stört schon die fehlende Story, wenn er so ein fulminantes Actionfeuerwerk geboten bekommt?!
Im Prinzip kann man den Film mit einer Mahlzeit in einem Schnellrestaurant vergleichen. Man weiß, was man bekommt, und stellt seine Erwartungen dementsprechend ein. Wer also sein Hirn vor dem Filmstart ausschaltet, und sich stattdessen von den Bildern berieseln lässt, dem stehen zwei Stunden voller grandioser Action, Spaß und Spannung (in einem gewissen Maße jedenfalls) bevor. Nein, Gut ist The Great Wall nicht, und die Monster- und Spezialeffekte schauen teilweise auch sehr künstlich aus – aber hey: Spaß macht das Ganze auf jeden Fall.
Bildqualität
Das Bild der vorliegenden Blu-ray aus dem Hause Universal Pictures lässt sich mit einem einzigen Wort beschreiben: Perfekt! Sei es die grandiose Schärfe, die jedes noch so kleine Detail wiedergibt (und Details gibt es hier haufenweise – seien es die verzierten Rüstungen, die tollen Settings oder die ausgefallenen Waffen), und zwar in beinahe allen Einstellungen. In manchen Szenen wirkt das Bild so lebensecht, als würde man aus dem Fenster schauen. Dazu trägt auch der hervorragend eingestellte Kontrast bei, der das Bild schon in der Standardversion sehr plastisch und dreidimensional abbildet. Die Farben sind ebenfalls sehr natürlich, wobei stellenweise mit diversen Filtern gearbeitet wird, jedoch in einem eher geringen Umfang – weitaus geringer, als man bei einem solchen Film erwarten würde. Besonders überzeugend ist auch die satte Brillanz der Farben, die vor allem in der Schlussszene gut zur Geltung kommt, wenn die Tao Tie über einen Turm herfallen, der von Licht durchflutet wird, welches durch bunte Bleiglasscheiben scheint. Auch an dem satten Schwarzwert gibt es nicht das Geringste auszusetzen, und abgesehen von einem gelegentlich auftretenden Bildrauschen in dunkleren Abschnitten – welches so selten und dezent auftritt, dass wir bei der Punktevergabe angesichts der ansonsten tadellosen Performance hier einmal wohlwollend beide Augen zudrücken – ist das Bild absolut fehlerfrei und schlichtweg phantastisch.
Tonqualität
Was für eine positive Überraschung: Universal Pictures stattet sein Zugpferd nicht nur mit einer englischen, sondern darüber hinaus auch mit einer deutschen (und einer französischen) Tonspur im Dolby Atmos Format aus. Und die hat es wahrlich in sich. Ebenso wie das Bild kann auch der Ton dieser Scheibe restlos überzeugen, und wartet mit einer geradezu bombastischen Präsentation auf. Fast permanent werden Surroundeffekte durch das Heimkino gejagt, die sich nicht nur perfekt zuordnen lassen, sondern darüber hinaus auch sehr dynamisch und sauber klingen, so dass der Zuschauer sich mitten im Schlachtgetümmel wähnt. Trotz des Effektgewitters und der jederzeit passenden, schlichtweg grandiosen Musikuntermalung des deutsch-iranischen Komponisten Ramin Djawadi, bleiben die Dialoge zu jederzeit glasklar und fehlerfrei verständlich, wobei die Dialoge – zumindest während der Schlachtszenen – eher selten und belanglos sind. Auch der Subwoofer darf zeigen was in ihm steckt. Die deutsche Synchronfassung entstand unter der Dialogregie von Norman Matt nach einem Dialogbuch von Tobias Neumann bei der Berliner Synchron GmbH Wenzel Lüdecke und setzt auf bekannte und fähige Sprecher wie Simon Jäger, Reiner Schöne, Rubina Nath und Abelardo Decamilli. Aus technischer Sicht spielt es indessen ebenfalls keine Rolle, welche der Sprachfassungen man bevorzugt.
Ausstattung
- 8 Unveröffentlichte und erweiterte Szenen (6:49 Minuten)
- Matt Damon in China (2:45 Minuten)
- Die Arbeit mit Regisseur Zhang Yimou (3:06 Minuten)
- The Great Wall – Visuelle Effekte (3:06 Minuten)
- Mensch gegen Monster (9:22 Minuten)
- Waffen des Krieges (3:17 Minuten)
- Eine spektakuläre Welt entwerfen (3:34 Minuten)
Fazit
Oh Mann – was für ein Brett! Aus technischer Sicht ist The Great Wall eine makellose Referenzscheibe, die in allen Belangen überzeugen kann. Das Bild ist schlichtweg phantastisch und atemberaubend, während der Ton rockt wie der Teufel. Bombastisch – ohne Wenn und Aber. Ein Fest für Aug und Ohr. Leider bleibt das Bonusmaterial sehr oberflächlich und zieht die Gesamtwertung somit etwas nach unten.
Der Film selbst bietet perfekt inszeniertes Monster-Fantasy-Actionkino in Reinkultur, bleibt dabei allerdings recht oberflächlich und legt mehr Wert auf seine grandiosen Bilder und seine perfekt choreografierte Action. Kein Anspruch, kein Inhalt, aber einfach nur Cool und Rasant. Hirn aus – Film an – Genießen. Unter dieser Prämisse funktioniert der Film ganz hervorragend, und wird sowohl in technischer als auch in filmischer Hinsicht jedem Blockbuster-Fan die Freudentränen in die Augen treiben.
(Michael Speier)
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