Oyster? Ich will doch nur in den Bus
Ich komme nicht darum herum, einen weiteren Schaffner zu fragen, ob ich den Bus auf der linken oder der rechten Fahrbahn nehmen soll. Wenn ich in die Innenstadt möchte, „Ja wo wollen sie denn genau hin?“ fragt mich dieser und empfiehlt mir, nicht nur die Linie 23, sondern auch noch zwei Weitere, weil alle ein wenig voll heute sind. Ach... was er nicht sagt, darauf wäre ich gar nicht gekommen.
Nach ein paar Minuten kommt einer der Busse, die er mir genannt hat, perfekt denke ich mir, wie kann ich zahlen? Mit Kreditkarte, sicher. Der weniger nette Busfahrer sagt mir, ich soll die Karte an eine kleine Fläche halten neben seinem Fenster, aber nichts passiert, ich probiere es zwei weitere Male mit dem gleichen Resultat. Er faselt was von WIFI Symbol auf der Kreditkarte, hab ich noch nie gehört von, ich nehme mir vor, meinen Banker des Vertrauens gleich danach zu fragen, wenn ich wieder zu Hause bin. Ja haben Sie denn keine Oyster-Karte? Oyster??? Ich bin verunsichert und verlasse lieber postwendend den Bus. Wo war noch mal der Schaffner? Ich erkläre ihm mein Problem und sofort stellt er fest, „Oh Sie sind hier zum ersten Mal? Kommen Sie mal mit.“ Er führt mich schnellen Schrittes durch die Massen, dreht sich zuvorkommend alle zehn Schritte nach mir um, wohl, um sicher zu gehen, dass ich in diesem Durcheinander den Anschluss nicht verliere. Nett, wie ich finde.
In einem nahe gelegenen Kiosk verhandelt er dann mit dem Besitzer, dass dieser mir eine Oysterkarte ausstellt. Macht 15 Pfund, fünf Debit, die restlichen zehn kann ich verfahren, nur Cash! Gut, dass ich bei meiner Ankunft am Flughafen mir meine ersten Geldscheine mit der Queen darauf besorgt hab. 15 Pfund also, o.k., wenn die Preise generell so sind, wie im Heathrow Express, komme ich damit nicht sehr weit, aber der freundliche Schaffner versichert mir: „Nach der 3. Fahrt pro Tag ist jede weitere Fahrt kostenlos“. So erklärt er mir weiter, ich könnte mich auch gnadenlos verfahren und würde nur knapp fünf Pfund pro Tag ausgeben. Ich fühle mich nicht wirklich beruhigt bei der Aussage, schließlich habe ich ja einen Termin, zu dem ich auch erscheinen sollte. Ich schnappe mir also meine Oysterkarte und ab in das Getümmel zur Haltestelle.
Ein letztes Mal so hoffe ich, dränge ich mich mit meinem Trolley durch die Massen zu meinem Bus, der doch wirklich in dem Moment eintrifft. Wie selbstverständlich zücke ich beim Busfahrer meine nigelnagelneue Oysterkarte, die mir auf wundersame Weise den Eintritt in den rot funkelnden Doppelstockbus gewährt. Natürlich gehe ich sofort hoch, wenn schon, dann will ich auch was sehen. Wir fahren im Stopp & Go durch die Stadt und es fühlt sich an, als säße ich in einer langsam dahin robbende Blechschlange, die alle paar hundert Meter oder weniger anhält, um weiter Menschen aufzunehmen. Keiner verlässt den Bus, alle wollen nur rein, was den anscheinend sehr genervten Busfahrer dazu bringt, auch mal lautstark über sein Mikrofon durch den Bus zu brüllen, was er genau von sich gibt, kommt bei mir nicht an, zu stark dröhnt die hysterische Stimme in den Boxen des Busses. Ich habe meinen Platz, mich kann er also nicht meinen und so genieße ich ein wenig die Aussicht.