Interview mit Margaret Kerry zur Blu-ray Premiere von "Peter Pan"

Margaret Ketty stand in den 1950er Jahren Modell für TinkerBell, die von den Walt Disney Studios zum Leben erweckt wurde - basierend auf den Kindergeschichten über Peter Pan, die von James Matthew Barrie geschrieben wurden. Im Gespräch hat uns Margaret ihre Arbeit mit Marc Davis (im Jahr 2000 verstorbener Trickfilmzeichner bei Disney) geschildert und wem sie bei der Arbeit als Referenzmodell von TinkerBell begegnet ist.
Warum denken Sie, dass gerade Sie für die Rolle als TinkerBell ausgewählt wurden?
Nun, als ich gerufen wurde, um Marc Davis zu treffen, der mich für diese Rolle Vorsprechen ließ, habe ich eine kleine Aufnahme mitgenommen und so getan, als würde ich Frühstück machen. Ich hab mich gefragt, wie ich sonst eine kleine Fee darstellen sollte, die nicht spricht. Also habe ich Pantomime gespielt und das hat er genossen. Danach musste ich die berühmte Szene nachspielen, in der TinkerBell auf Wendys Spiegel an ihrer Kommode landet. Und ihnen gefiel, was sie sahen und fragten mich daraufhin, ob es mir passt, am nächsten Dienstag wiederzukommen, um für sie zu arbeiten. Ich arbeite nun schon seit meinem 4. Lebensjahr und niemals zuvor hat mich jemand gefragt, ob es mir passt zu arbeiten (lacht).
Wussten Sie von Anfang an, dass Sie für die Rolle einer kleinen fliegenden Fee vorsprechen sollten?
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Mein Agent hat mich angerufen, als ich zu der Zeit für Twentieth Century Fox arbeitete und sagte, dass Disney für die Rolle von TinkerBell vorsprechen lässt. Also wusste ich es von Anfang an. Normalerweise erzählen Sie dir was du zu tun hast und welchen Part du übernehmen sollst. Und Sie können mir glauben, jeder in der kleinen Stadt war begeistert davon zu hören, dass ich in den Disney Studios arbeiten würde. Die Leute, die da arbeiten, sind vermutlich die fröhlichsten Menschen überhaupt im Filmgeschäft. Du gehst und die Leute lächeln und kreieren wundervolle Sachen.
Wie war es, als sie dann erfahren haben, dass Sie TinkerBell verkörpern dürfen. War das zu der Zeit etwas besonderes?
Es war auf jeden Fall neu für mich. Ein Live Action Reference Model zu sein und in der Mitte einer großen Bühne zu stehen, umgeben von der Kameracrew und den ganzen Lichtern, das war spannend und anders - verglichen mit den Dingen, die ich vorher getan habe. Aber als Tänzerin war es ziemlich einfach für mich und Marc Davis, einer der Nine Old Men* - derjenige, der TinkerBell entworfen hat, war so ein Schatz. Er hatte so viel Geduld und war so zuvorkommend, dass ihn jeder geliebt hat.
Also war es für Sie ziemlich einfach, in die Rolle von TinkerBell zu schlüpfen?
Nun, als ich das erste Mal vor die Kamera trat, habe ich Marc Davis gefragt, wie er TinkerBell haben möchte. "Möchtest du Sie albern und affig, wie Betty Boop** oder möchtest du eine Art Prinzessin? Wie willst du Sie?" Und Marc Davis sah mich an und sagte: "Ich möchte, dass sie so ist wie du!" Und ich: "Oh, das bekomme ich hin!" Und so haben wir es dann gemacht.
In den ganzen Fortsetzungen - Peter Pan 2, Tinker Bell 1 bis 3 - sehen wir also tatsächlich immer Sie?
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Es ist mein Gesicht und es sind meine Ideen und meine Bewegungen natürlich. Während meiner Aufnahmen lief es folgendermaßen ab: Ich habe das getan, was ich für angemessen hielt und Marc sagte nur: "Ok, lasst uns noch eine Aufnahme zur Sicherheit machen!" Von da an war ich unter dem Namen "Two-Take Tink" (Anm. d. Red. - two takes = zwei Aufnahmen) bekannt. Sie war ich und ich war sie. Das konnte ich gar nicht vermasseln.
Wie lang hat es gedauert, um alle nötigen Szenen im Kasten zu haben, damit TinkerBell zum Leben erweckt wird?
Das ging über 9 Monate, da ich zur selben Zeit in einer ABC Show mit Charlie Ruggles arbeitete und zusätzlich war ich noch fürs Radio tätig. Also riefen sie mich an, wenn die nächste Szene gedreht werden sollte und ließen mir die Informationen zukommen. Zu der Zeit war ich gerade beim Friseur und meine Frisur sah schon aus wie die von TinkerBell. Allerdings bin ich brünett und TinkerBell sollte auch erst brünett werden. Daraufhin wurde die Haarfarbe jedoch in rot geändert. Aber Technicolor war der Ansicht, dass sich rote Haare bei den ganzen grünen Blättern und den anderen Dingen, die in den Szenen zu sehen waren, nicht gut machen würde. Also machten sie aus ihr eine Blondine. Allerdings vergaßen sie diese Änderung der Werbeabteilung mitzuteilen (lacht). Und die Werbeabteilung hat daraufhin eine schöne kleine Geschichte über die rothaarige TinkerBell, die Freundin von Peter Pan, geschrieben. Aber all diese Dinge geschahen im Hintergrund. Sie haben mich wie gesagt über 9 Monate lang zu sich beordert, um die Szenen zu drehen.
Haben Sie auch Walt Disney persönlich gesehen?
Ja, das habe ich! Zu der Zeit arbeitete er gerade an einem anderen Projekt, ein paar Meter von meinem Arbeitsplatz entfernt. Und Buddy Ebsen - ein sehr berühmter Schauspieler und Tänzer - kam mit Walt Disney und einigen Technikern und Disney ging auf Marc Davis, den Kameramann und mich zu. Es war fantastisch. Viele Menschen arbeiteten monatelang für die Disney Studios und haben ihn niemals zu Gesicht bekommen. Für eine kurze Zeit besuchte ich mit seinen Töchtern sogar dieselbe Schule. Darüber haben wir uns auch einmal kurz unterhalten.
Wie haben Ihre Freunde auf die Nachricht reagiert, dass Sie bei Disney arbeiten? Haben sie das überhaupt zu der Zeit richtig wahrgenommen?
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Nun, zu der Zeit war alles anders. Der Film lief 12 Wochen, danach war er weg und die Idee, dass ich TinkerBell bin, ebenso. Ich kam erst wieder zurück, als TinkerBell gemeinsam mit Jiminy Cricket in Disneyland auftrat. Da kam die Idee auf, dass TinkerBell in der wöchentlichen TV-Show eine Rolle spielen sollte. Da gab es ja auch noch für eine lange Zeit dieses Gerücht, dass Marylin Monroe das Live Action Reference Model von TinkerBell gewesen sein soll und davon hatten meine Kinder die Nase gestrichen voll. Daraufhin gingen sie zu Disney und erläuterten das Problem. Dieser versichterte, das Problem zu beseitigen und MARGARET KERRY die Rolle zuzuschreiben. Ich habe sogar ein Bild von Marylin, als wir zusammengearbeitet haben. Ich habe eins von ihr gemacht und sie eins von mir. Sie war wirklich liebenswert, aber keine Tänzerin und TinkerBell musste unbedingt eine Tänzerin sein.
Warum haben Sie mit Marylin zusammengearbeitet?
Sie werden das wahrscheinlich für lächerlich halten, aber wir standen Modell in einem zweiteiligen Badeanzug. Das war damals recht ungewöhnlich (lacht).
Was haben Sie gedacht, als Sie das erste Mal gehört haben, dass Marylin Monroe für das Reference Model von TinkerBell gehalten wurde und nicht Sie?
Oh, das hat mich gar nicht so gestört, weil ich so viel anderes gemacht habe. Ich habe in über 600 Cartoons Figuren synchronisiert und zusätzlich war ich damit beschäftigt, meine Kinder aufzuziehen und mit meiner Stimme im Radio zu arbeiten. Meine drei Kinder hat das gestört, aber ich dachte nachher nur: "Wie schön.". Und danach haben sich die Leute natürlich nach mir umgedreht, weil TinkerBell nachher so erfolgreich im Merchandising wurde etc. und dann kam natürlich der zweite Film von Peter Pan - "Neue Abenteuer in Nimmerland".
Neben TinkerBell haben Sie auch die rothaarige Meerjungfrau im Nimmerland verkörpert. Welche Szenen sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben? Die als TinkerBell oder als Meerjungfrau?
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Das ist interessant, da ich mich als TinkerBell bewegen kann und all die Dinge tun muss. Für die Meerjungfrauen-Szene hatten sie eine Requisite für uns drei. Da waren June Foray - die Brünette - und Connie Hilton - die Blondine. June war u.a. die Stimme von Rocky in "Die Abenteuer von Rocky und Bullwinkle". Ich war ganz oben und sie haben unsere Beine zusammengebunden, so dass wir sie nicht als Beine nutzen konnten - für etwa 2 bis 3 Stunden am Stück. Also krochen wir herum, da wir keine Beine hatten, die wir hätten nutzen können. Es war also ziemlich ungemütlich. Die Sprechrolle als rothaarige Meerjungfrau hat mich letzten Endes davon überzeugt, dass Sprechrollen das sind, was ich in Zukunft machen möchte.
Was mögen Sie denn lieber? Die Schauspielerei oder die Synchronisation von Figuren?
Das kommt darauf an. Ich liebe die Schauspielerei fürs Fernsehen, nicht auschließlich für Filme, da diese ziemlich langsam sind. Ich bin mit Fernsehen aufgewachsen, daher habe ich es geliebt. Eine Figur zu synchronisieren ist insofern interessanter, da du nicht so früh am Morgen aufstehen musst (lacht), du musst kein Make up auftragen, du musst dein Haar nicht machen und kein Drehbuch auswendig lernen, da sie es dir überreichen und du nur vorlesen musst. Wenn sie deine Stimme nicht mögen, machst du es noch einmal und nach 2 Stunden gehst du. Aber nichtsdestotrotz spiele ich auch gerne vor der Kamera.
Haben Sie die "TinkerBell"-Filme gesehen und wenn ja, was halten Sie von ihnen?
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Ich habe Fans, die mich nach dem ersten Film gefragt haben: "Was hältst du davon?". "Ich denke sie ist wunderbar". "Aber sie spricht!". "Natürlich, sie war schon immer in der Lage mit anderen Feen zu sprechen!" Oh, daran hatten sie nicht gedacht. Und anstatt Peters Sidekick in den ersten beiden Filmen zu sein, war sie nun die Hauptperson. Wer möchte nicht der Star in einem Film sein? Und ich denke der dritte Film ist wahrscheinlich mein Favorit, obwohl ich auch den letzten Teil sehr mochte, da ich erfahre, dass ich eine kleine Schwester habe. Im dritten Film wird sie jedoch aus Versehen von einem Menschen gefangen genommen. Und dieses Wechselspiel zwischen der kleinen Liz und TinkerBell, wie sie sich versuchen zu verständigen - da TinkerBell nur durch ein leises Klingeln mit Menschen kommunizieren kann. Das war absolut bezaubernd.
Denken Sie, dass man TinkerBell auch im Klassiker hätte sprechen lassen sollen?
Im Buch, das vor über 100 Jahren erschienen ist, da hat sie gesprochen - zu Peter! Nein, ich denke, es war viel interessanter, dass sie diejenige war, die nicht "gesprochen" hat. Sie hat alles mit ihrem Körper gemacht. Ich denke das war entzückend.
Vielen Dank, es war mir eine Freude, mich mit Ihnen zu unterhalten!
(mw)
* Nine Old Men So nannte Disney seine neun engsten Mitarbeiter, die zwischen den 1920er und 1930er Jahren bei den Walt Disney Studios anfingen. Ursprünglich stammt der Begriff jedoch von Franklin D. Roosevelt, der mit "Nine Old Men" die Richter des Supreme Court (Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten) beschimpfte. Zu den Nine Old Men gehören: John Lounsbery Les Clark Wolfgang Reitherman Milt Kahl Eric Larson Marc Davis Ward Kimball Frank Thomas Ollie Johnston ** Betty Boop Betty Boop ist eine Cartoon-Figur, die in den Fleischer Studios entstanden ist, wo auch Popeye "zum Leben erweckt" wurde. Die ersten Zeichentrickfilme mit Betty Boop erschienen in den 1930er Jahren. Ende der 1980er Jahre hatte sie einen Cameo in Robert Zemeckis' "Falsches Spiel mit Roger Rabbit".
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KOMMENTARE

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Ich bin erst heute auf die Interview - Rubrik auf eurer Seite aufmerksam geworden, obwohl ich schon eine ganze Weile hier aktiv bin und muss sagen, dass mir dieses erste Interview, dass ich auf dieser Seite gelesen habe, gleich sehr gut gefallen hat. Dass liegt zum einen daran, dass ich von Margaret Kerry bisher noch keine Interviews gelesen habe und zudem daran, dass die Fragen und die Antworten sehr interessant waren. Ich werde mir gleich noch ein paar weitere Interviews durchlesen. Ich bin schon sehr gespannt!
mjk89
04.02.2013 um 16:17
von mjk89
#10
Habe das Interview auch mit viel Interesse gelesen. Vielen Dank dafür!

Hab schon fast Lust, "Tinkerbell" (1) zu gucken bzw. los zu rennen, um 2 und 3 zu kaufen... ;-)

Vielleicht ist "Peter Pan" ja was für meine Kinder - mal sehen.
NX-01
07.12.2012 um 10:31
von NX-01
#9
Schönes Interview. Danke dafür! :)
gelöscht
27.11.2012 um 14:31
von gelöscht
#8
Schönes Interview, Marcel. :)
buuhhmann
13.11.2012 um 10:51
#7
Toll,so war das also.Finde ich super aufregend,das hat Spaß gemacht zu lesen.Danke schön.;)
10Pegasus
13.11.2012 um 06:29
#6
Sehr interresantes Interview. Hat mit sicherheit viel spaß gemacht.
sasacrocop
13.11.2012 um 01:32
#5
Interresantes Interview! Eine Frau die allen kennen, aber es kennt sie wirklich keiner!
t0801
12.11.2012 um 19:49
von t0801
#4
Ein aufschlussreiches Interview!
Schön, daß man so Gelegenheit bekommt, einige Anektoden über den Film erfahren zu können.
Django
12.11.2012 um 18:23
von Django
#3
Sehr umfangreiches und interessantes Interview mit Margaret Kerry, vielen Dank dafür.
P.Floyd
12.11.2012 um 17:38
#2
Nettes Interview, bestimmt eine klasse Frau.
12.11.2012 um 15:54
von gelöscht
#1
Ihre Beitragsmeldung bleibt Anonym.
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