Lawless - Die Gesetzlosen Blu-ray
ReviewVon 1919 bis 1933 leisteten sich die Vereinigten Staaten von
Amerika ein wahrlich „Ehrenhaftes Experiment“. Durch die
Ratifizierung des 18. Zusatzartikels zur Verfassung galten die
Herstellung, der Transport und der Verkauf von Alkohol fortan als
illegal. Damit hatte die Regierung allerdings im wahrsten Sinne die
Rechnung ohne den Wirt gemacht. Denn die Nachfrage nach Alkohol
wurde keineswegs geringer. In den Städten verlagerte sich der
Konsum in den Untergrund. So genannte „Speakeasys“ (Flüsterkneipen)
schossen wie Pilze aus dem Boden. Befeuert durch den profitablen
Alkoholschmuggel erlebte das organisierte Verbrechen in den 1920er
Jahren eine Blütezeit. Zeitgenössische Gangster wie Al Capone kennt
noch heute jedes Kind. Blutige Schießereien auf offener Straße
waren zu dieser Zeit keine Seltenheit. Und der Regierung fehlten
schlicht die Mittel, um das landesweite Prohibitionsgesetz
konsequent durchzusetzen. Doch woher kamen die riesigen Mengen
Alkohol, um die stetige Nachfrage zu befriedigen?
Story:
Im Jahr 1931 ist Franklin County in Virginia das, was man heute
eine strukturschwache Region nennen würde. Die abgelegene, sumpfige
Landschaft in der Wildnis der Appalachen eignet sich daher bestens,
um illegale Schnapsbrennereien zu betreiben. Damit verdienen sich
auch die Bondurant-Brüder Forrest (T. Hardy), Howard (J. Clarke)
und Nesthäkchen Jack (S. LaBeouf) den einen oder anderen
Extra-Dollar. Da die halbe Stadt ihren Lebensunterhalt mit
Schwarzbrennerei verdient, ist natürlich auch der örtliche Sheriff
mit im Boot. Alles läuft glatt, bis der schmierige Beamte Charlie
Rakes (G. Pearce) in Franklin County auftaucht und ebenfalls ein
Stück vom Kuchen verlangt. Doch im Gegensatz zu allen anderen
weigern sich die Bondurants zu zahlen. Ein gewalttätiger Konflikt
lässt nicht lange auf sich warten.
Für gewöhnlich sind es die schillernden Großstadtgangster, die in
Filmen über die Prohibition im Mittelpunkt stehen. „Scarface“
(1932), „Die Unbestechlichen“ (1987) oder auch die TV-Serie
„Boardwalk Empire“ zeigen die eine Seite der Medaille. Doch die
eigentlichen Produzenten des begehrten Alkohols stehen nur selten
im Mittelpunkt. Damit deckt
Lawless eine echte
Nische im Gangsterfilm-Genre ab. Der Film basiert tatsächlich auf
wahren Begebenheiten, die sich zu Beginn der 30er Jahre in Franklin
County abgespielt haben. Ein Enkel von Jack Bondurant hat die
Geschichte seiner Familie in dem Buch „The wettest county in the
world“ zusammengetragen und veröffentlicht. Die darauf basierende
Verfilmung ist weniger ein klassischer Gangsterfilm, als vielmehr
eine Milieustudie des ländlichen Amerikas zur Zeit der Großen
Depression. Für die einfache Bevölkerung ist die Schwarzbrennerei
ein willkommener Nebenverdienst, da sie mit einfachsten Zutaten zu
bewerkstelligen ist. Doch wo Geld verdient wird, sind auch finstere
Gestalten wie der korrupte Prohibitionsbeamte Rakes nicht
weit.
Einmal mehr darf Guy Pearce seine beachtliche Wandlungsfähigkeit
unter Beweis stellen. Seine Verkörperung des schmierigen Ekelpakets
könnte kaum glaubhafter ausfallen. Die gesamte Besetzung lässt
durchweg aufhorchen. Tom Hardy entwickelt sich immer mehr zu einer
festen Größe seiner Schauspielergeneration. Neben herausragenden
schauspielerischen Fähigkeiten bringt er das mit, was vielen seiner
Kollegen fehlt: Charisma und Leinwandpräsenz. Shia LaBeouf glänzt
als sensibler Gegenpart zu seinen stoischen, gewalttätigen Brüdern.
Wie schon in „Wallstreet“ demonstriert er auch hier, dass mehr in
ihm steckt, als ein bloßer Sidekick überdimensionierter
Roboter.
Der Film schreckt auch vor einigen Gewaltspitzen nicht zurück.
Diese fallen teilweise überaus drastisch aus, passen aber in den
harten Konkurrenzkampf unter den einzelnen
Interessengemeinschaften. Als Gegengewicht finden gleich zwei
sensible Liebesgeschichten ihren Weg in die ruppige Handlung. Wie
bereits angedeutet, handelt es sich bei
Lawless um
keinen Actionfilm. Vielmehr überwiegen Dramaelemente und Richtung
Finale Anleihen beim Western. Drei Brüder im Kampf um ihre Freiheit
und Unabhängigkeit bedient amerikanische Urinstinkte, die ihre
Wirkung beim Zuschauer nicht verfehlen.
Bildqualität:
-
Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 2,35:1, Auflösung
1080p
-
detailliertes und gut durchzeichnetes Bild
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ausgewogene Kontraste
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entsättigte Farben
-
in einigen Einstellungen milchiger Schwarzwert und
Streifenbildung in dunklen Bereichen
-
teilweise digitale Artefakte erkennbar
-
kaum plastische Wirkung
Trotz einiger Mängel bleibt der Bildtransfer insgesamt
überdurchschnittlich. Die entsättigte Kolorierung passt als
Stilmittel ausgezeichnet zum Film.
Tonqualität:
-
Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
-
ausgewogen abgemischtes Stereopanorama
-
wenige direktionale Surroundeffekte, dafür gelungene
atmosphärische Räumlichkeit
-
Subwoofer wird kaum gefordert
-
wenig druckvoll bei Schießereien
-
gut ausgeprägte Dynamik
-
Dialoge bleiben stets verständlich
Der dialogorientierte Film wurde sauber und ohne echte Mängel
abgemischt. Der hervorragende Soundtrack kommt jederzeit gut zur
Geltung.
Ausstattung:
-
Audiokommentar mit Regisseur John Hillcoat und Matt
Bondurant
-
Deleted Scenes (ca. 8 Min.)
-
Die wahre Geschichte des feuchtesten Landes der Welt (ca. 22
Min.)
-
Franklin County, Virginia: damals und heute (ca. 6
Min.)
-
Die Geschichte der Bondurant Familie (ca. 13 Min.)
-
Trailer
Das Bonusmaterial wirft sowohl einen oberflächlichen Blick hinter
die Kulissen des Films, als auch auf die Geschichte der echten
Familie Bondurant. In diesem Zusammenhang ist auch der
Audiokommentar mit dem Enkel von Jack Bondurant interessant. Alle
Extras liegen in HD vor.
Fazit:
Aus technischer Sicht gibt es nur wenig zu kritisieren. Trotz
einiger Schönheitsfehler hält sich das Bild im oberen Mittelfeld.
Der deutsche Ton wurde sauber produziert und vermittelt eine
ansprechende räumliche Atmosphäre. Wer wissenswertes über den Film
und die Hintergründe erfahren möchte, sollte einen Blick in das
Bonusmaterial werfen.
Nicht zu Unrecht wurde der Film bei den Festspielen in Cannes für
eine Goldene Palme nominiert.
Lawless ist ein
echter Geheimtipp, der hierzulande im Kino keine Beachtung fand. Zu
Unrecht, vermittelt er doch einen sowohl atmosphärischen, als auch
dreckigen Einblick in die Epoche der amerikanischen Prohibition.
Nicht die Großstadtgangster stehen im Mittelpunkt, sondern „der
kleine Mann“, der das System mit seinem billigen Fusel am Laufen
hält. Die Besetzung ist durch die Bank erstklassig. Allerdings
sollte man keinen lauten Actionkrawall erwarten.
Lawless ist ein teils gewalttätiges Drama, das der
Interaktion seiner Hauptfiguren Raum zur Entfaltung lässt.
Kurzbewertungen:
Story: 8/10
Bild: 8/10
Ton: 7/10
Extras: 6/10
Gesamt*: 7/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 8/10
Die Kaufempfehlung der Lawless - Die
Gesetzlosen Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter
Berücksichtigung der Story berechnet.Testgeräte:
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
BDP: Panasonic DMP-BDT500
Ton: Pioneer SC-LX81, 2x Trigon Dwarf II
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)