Zitat:
Zitat von Brathering
Natürlich ist das so. Es ging mir hier nur darum, dass wenn klar
ist, dass es sich um eine Meinungsäußerung handelt, diese nicht
unbedingt ausdrücklich als solche deklariert werden muss, um
entsprechend erkennbar zu sein.
Da sagst Du, Du nimmst den Sender ernst. Ich für meinen Teil würde
sagen, ich nehme hier den Empfänger ernst und traue ihm zu, das zu
erkennen ;)
Kannst Du gerne so sehen. Ist auch durchaus legitim.
Für mich persönlich liegt aber genau in dieser Sache der
Knackpunkt: Wer ist in der Bringschuld? Der Autor der Kritik oder
die Leser?
Für mich trägt ein Rezensent eine sehr große Verantwortung und zwar
in zwei Richtungen.
Zum einen urteilt er über ein Stück Kunst, das in komplexer Weise
die Produkte aus vielen Kunstrichtungen miteinander vereint.
Beteiligt sind jede Menge "Künstler", die teilweise ihr Herzblut
geben für Story, Bildgestaltung, Kamera, Setdesign, Beleuchtung,
Schauspiel, Musik, Ton, Tondesign, Kostüme usw. usf. All diese
"Künstler" sind in meiner Hand, wenn ich eine Rezension schreibe,
weil ich über sie ein Urteil spreche. Also sollte ich
verhältnismäßig und ausgeglichen urteilen. Wenn ich das nicht mache
untergrabe ich die Glaubwürdigkeit meiner Rezension.
Zum zweiten schreibe ich meist nicht für mich alleine, sondern
stelle meine Rezension online, veröffentliche sie also. Hier sehe
ich dann auch den Rezensenten, der mit seiner Kritik eine
Dienstleistung liefert, die anderen einen Eindruck über den Film
vermitteln soll, in der Bringschuld seine Rezension so zu
schreiben, dass andere auch klar herauslesen können was es mit dem
Film auf sich hat, was sie erwartet und wie er auf Zuschauer wirkt.
Klar ist, dass Rezensionen eine gewisse Subjektivität in sich
tragen, denn sie ist der Eindruck des Kritikers, mit all seinen
Vorlieben und seinem Geschmack. Trotzdem urteilt man nicht nur über
Geschmack und subjektive Eindrücke, sondern auch über Dinge, die
qualitativ messbar, also objektiv sind, oder sein sollten.
Wenn ein Rezensent also schreibt, dass sich die Crew des
Raumschiffs bis zur Parodie verzerrt unlogisch und naiv verhält,
oder keine Landschafts- bzw. Bildgewaltige Aufnahmen zu sehen sind,
erwarte ich als Leser dieser Rezension auch, dass dies so ist.
Schließlich soll mir die Rezension ein Bild davon liefern was mich
in dem Film erwartet. Dann erwarte ich keinesfalls, dass ich
nochmal 30% als übertreibung von der Rezension abziehen muss um
mich dann langsam vielleicht an die wirklichen Gegebenheiten
ranzutasten.
Wenn ich in einer Rezension lese "Ich fand den Film sehr schlecht
und zwar mir dies und jenes nicht gefällt", weiß ich das im Kontext
des Rezensenten einzuordnen. Wenn er aber schreibt "Das ist einer
der schlechtesten Filme des Jahres!", erwarte ich als Leser ehrlich
gesagt etwas völlig anderes. Ich weiß natürlich, dass da auch der
Geschmack des Rezensenten mit reinspielt, aber ich erwarte dann
auch, dass die Teile eines Filmes, die objektiv messbar sind
schlecht sind. Warum? Weil ein insgesamt als schlecht beurteilter
Film eben auch heißt "handwerklich schlecht", zumindest für meine
Begriffe. Denn was würde ein gut gemachter Film, der mir so gar
nicht gefällt, sonst von einem handwerklich mies gemachten Film
unterscheiden? Zumal ich dann nicht darauf vertrauen kann, dass in
einer Rezension "miese Effekte" auch wirklich "miese Effekte"
bedeutet, oder einfach nur "haben mir so nicht gefallen", oder "ich
fand sie einfach im vergleich zu denen aus Film XYZ mies", oder
oder oder...
Ich finde es ehrlich gesagt nicht als arrogant als Leser zu
erwarten, dass ein Rezensent auch genau das meint was er sagt. Dass
er genau weiß was er tut, wenn er formulierungstechnisch eben
wirklich zwischen Meinungsäußerung und Tatsachenbehauptung
unterscheidet. Das sind eben zwei sehr wertvolle und zweckmäßige
Werkzeuge, die einem Rezensenten in seinem Werkzeugkasten zu
Verfügung stehen. Ich finde es ehrlich gesagt, so hart das jetzt
auch klingt, arrogant oder nachlässig vom Rezensenten, wenn er
erwartet, dass der Leser seine Rezension in einer Art Vorfilter die
Worte schon mal in eine Richtung interpretiert, um dann erst die
Information zu erhalten, die man eigentlich transportieren möchte.
Wie gesagt, ist man selber auch mal ab und an so nachlässig,
passiert, spricht dann aber nicht für die betreffende Rezension,
auch bei meinen eigenen nicht.
Sprich: Wenn ich ein neues Produkt, wie eine Rezension, erzeuge,
empfinde ich es als normal, dass man auch erwartet zumindest die
richtigen Werkzeuge an der richtigen Stelle zu benutzen und nicht
von vorne herein zusagen: Die Leser müssen sich, per Filter, erst
mal denken was ich mit meiner Rezension wirklich meine und aussagen
will. Dafür gibt es wirklich jede Menge anderer Literaturgattungen.
;)
Wie gesagt, das ist meine Meinung. Man muss sie nicht teilen, aber
ich habe persönlich schon sehr oft die Erfahrung gemacht, dass
emotionale Kleinkriege in Foren wie hier meist ihre Ursache in
genau dem Knackpunkt haben. Das ließe sich leicht vermeiden, wenn
Rezensenten das schreiben würden was sie meinen und nicht
vorraussetzen, dass die Leser das schon irgendwie richtig
interpretieren werden. Klar, kann man immer den Standpunkt haben,
dass man bei Rezensionen, egal welcher Art, immer lediglich eigene
Meinungen herauslesen kann. Aber das beraubt mMn dem Rezensenten
einiger interessanter Werkzeuge und Möglichkeiten.
Zitat:
Zitat von Brathering
Von daher, ich denke wir können die Arena wieder freigeben, zurück
zu den Aliens....
Ja, von mir aus gerne!
Herzliche Grüße
Arieve
______________________________________
