War die letzten Tage in zwei Filmen von etablierten Filmfranchises:
Zum einen im neuen PotC und im neuen Alien. Da ich die Diskussionen
in beiden Threads sehr interessiert verfolgt habe, war ich im
Vorfeld gespannt wie ich die beiden Filme erleben und einordenen
würde. Zu PotC werde ich nicht viel schreiben, denn dazu gibt es
eigentlich nicht viel zu schreiben. Für mich ein Film, der die
Story und Formel der anderen vier Filme einfach nochmal wiederholt,
ohne wirklich was neues hinzuzufügen. Für mich auch viel
offensichtlicher und eintöniger als das z.B. bei den Marvel-Filmen,
bei Jurassic World, oder Star Wars VII der Fall war, die für mich
immer noch einen Mehrwert zum Franchise hinzugefügt haben, oder die
Formel besser und unterhaltsamer variiert haben. Für mich ein Film
wie eine Achterbahn in Freizeitparks: Immer wieder das selbe, macht
irgendwie doch immer mal Spaß und man weiß genau was man bekommt:
Den X-ten Aufguss des selben Teebeutels.
Aber nun zum Alienfilm, den ich hier, und das sollte der Exkurs zu
PotC, gegenüberstelle: Ein Film, der auch in einem Universum
spielt, in dem es bereits diverse Filme gibt. Einem Filmuniversum,
an dem sich schon eine Menge auch etablierter Regisseure versucht
haben, und der bisher auch eine einzige Formel bot, die allerdings
mehr oder weniger durch dieses Filmfranchise erfunden, oder
zumindest perfektioniert wurde: Eine Gruppe ahnungeloser Menschen
trifft auf ein (Alien-)Monster und wird immer weiter dezimiert,
während ums Überleben gekämpft wird. So funktioniert auch "Alien
Covenant".
Das ist aber in diesem Fall nur die halbe Wahrheit. Denn der Film
nimmt die in Prometheus eingeführte philosophische Note auf und
führt sie weiter (konsequent) fort. Und diese zweite,
philosophische, Ebene ist eigentlich auch die Hauptebene, denn
dieser Thematik ordnet sich der Film auch storytechnisch unter, was
dann natürlich auch zu Plot-Teilen führt, die Fans des
Originalfilms verständlicherweise nicht unbedingt mögen werden,
weil sie das mysteriöse, immer im Dunkeln belassene, Alien ein
Stück weit entmystifiziert.
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Welcher Fan dieses Wesens hört schon gerne,
dass es lediglich das Produkt der Genversuche eines Androiden mit
Gottkomplex ist.
Ich persönlich fand diese Auflösung ziemlich genial. Klar ist die
Erklärung einfach, für viele sicherlich zu einfach. Aber es ist
auch in der Realität ein Trugschluss, dem leider allzuoft
vorschnell erlegen wird, dass komplexe Probleme auch komplexer
Lösungen bedürfen. Auch der beste Sternekoch, der scheinbar mit
einem Fingerschnippen ein phantastisches Menü zaubert kocht
letztlich nur mit Wasser!
Als reiner SF-Film und Beitrag eines bisher mehr oder weniger auf
das reine Jäger/Gejagten-Motiv beschränkte Filmfranchise, bietet
Covenant mMn sehr viel: Eine langsame, liebevolle Einführung der
Charaktere und der Situation, die mehr als die bisherigen
Alienfilme ein gewisses Spaceopera-Feeling erzeugt. Eine neue,
endlich mal nicht ausschließlich unwirtliche Welt. Aliens die nicht
einfach so aus dem Nichts auftauchen wie in einer Geisterbahn,
sondern einen eigenen, tragischen Background haben. Das Gefühl an
einer entscheidenen Stelle der Entwicklungsstufe des Aliens Anteil
haben zu dürfen.
Neben diesen Werten, die sich rein auf die Ebene des
SF-Action-Anteils beschränken gibt es dann noch die Hauptebene, die
mMn endlich zeigt was Scott mit seinem Prometheus-Ansatz eigentlich
wollte: Die abstrakte Behandlung philosophisch/sozialer
Fragen.
So ist der Film voller Symboliken, Ansspielungen und Metaphern. Er
zeigt am Beispiel Davids auf, was moralisch/ethisch gesehen "gut"
von "böse" unterscheidet und beantwortet diese Frage mMn sehr gut.
Er reißt auch sonst "die großen Fragen" an und beleuchtet viels
rund um die Begriffe "Schöpfer" und "Schöpfung" und ihr Verhältnis
zueinander. Da kommen durchaus auch Dinge zur Sprache, die eines
Asimov würdig wären. Die Antworten, die der Film gibt, freilich
nicht ohne für jede auch wieder eine neue Frage aufzuwerfen,
unterwerfen sich dieser philosophischen Ebene und sind sicherlich
für viele schon zu viel, für andere jedoch nicht umfassend
genug.
Wie gesagt kann ich verstehen, wenn jemand den Film nicht mag, weil
er ihm zu viel entmystifiziert, was er nicht entmystifiziert haben
möchte. Mir geht es nicht so, aber
verstehen kann ich es. Aber anhand der in diesem kurzen Abschnitt
in der Entsteheung des aus Alien bekannten Aliens gegebenen
Antworten, kann man natürlich nicht allumfassend auf alle Aspakte
schließen, das will der Film auch gar nicht. Daher ist die hier im
Thread gestellte Frage nach der Alien-Königin mMn obsolet, weil da
sicher noch was kommt, ob nun in einem weiteren Film gezeigt, oder
offscreen im Dunkeln der weiteren Entwicklung des Aliens. Wie wir
aus einem anderen Franchise wissen: Das Leben sucht sich seinen
Weg!
Aber perfekt ist auch Alien Covenant nicht. Einiges hat mir
persönlich auch nicht so gefallen:
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Dass Dr. Shaw, der Charakter der mich in
Prometheus neben Davis doch emotional am meisten gepackt hat,
offscreen einfach so absolut verschenkt wird.
Dass man trotz emotionaler Momente und genial behutsamer Einführung
so wenig mit dem Protagonisten mitfiebert und niemand wirklich
emotionale Tiefe spendiert bekommt, anders als z.B. bei Prometheus.
Außnahme ist natürlich David, der nach Prometheus auch hier wieder
sehr gut beleuchtet wird und absolut nachvollziehbar agiert. Ich
denke, diese Konzentration auf ihn ist von Scott gewollt, aber um
den Charakter "Cpt. Daniel" ist es mMn sehr schade, der hat
potential, da ähnlich angelegt wie Ridley und Shaw, aber mMn
ziemlich verschenkt.
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Die Motivation für den von David schon im
Landeanflug auf die Stadt der Schöpfer verübten Genozid. Warum er
das prinzipiell tut ist klar, aber warum er ohne umfassendes Wissen
über diese Spezies gleich entscheidet das zu tun, was er tut ist
mir nicht klar. Eventuell hat er ja all das Wissen aus der
Datenbank des Raumschiffs, aber das wird nicht wirklich deutlich.
So sieht es fast wie eine spontane Handlung aus, was aber aufgrund
des von ihm doch sehr stingent verfolgten Plans Quatsch sein
muss.
Die Naivität des Captains wider Willen. Vielen seiner
entscheidungen kann ich durchaus logisch folgen, aber
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warum man auf Anweisung eines offensichtlich
undurchsichtigen Andrioden in ein seltsames Ei schaut, erklärt sich
mir auch im Hinblick auf das sicherlich über viele Jahre
antrainierte Vertrauensverhältnis zu Andrioden nicht. Natürlich
müssen es die Sternenfahrer lernen ihr Leben kompromisslos in die
Hand eines Andrioden zu legen, aber wenn einer so offensichtlich
undurchsichtig ist, sollte man doch etwas mehr Skepsis an den Tag
legen.
Dass die Kommunikationstechnik immer nur dann nicht genutzt wurde,
oder nicht genutzt werden konnte, wenn das für die Dramaturgie des
Film dienlich war hake ich unter Genreklischee ab.
Ansonsten ein für mich sehr guter und erfrischender Beitrag zum
Alien-Franchise, der auf mehreren Ebenen funktioniert. 8 vom 10
Flöten.
Herzliche Grüße
Arieve
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