Hm, gute Frage.

Zum einen hat man oft Erwartungen die der Film nicht erfüllt, erfüllen kann, oder erfüllen will. Da ist dann einfach oft weniger Film an sich schuld, sondern man selber. Daher kann man dann gewisse Schwächen nicht einfach hinnehmen, sondern wird davon aus dem Film geworfen.

Beim zweiten/dritten Sehen weiß man was man bekommt und hat keine großen Erwartungen mehr. Man kennt auch die Schwächen und konzentriert sich mehr auf den Film an sich. Dann kommt es vor, dass der Film einen mitreißen kann und die immer noch vorhandenen Schwächen gar nicht mehr so ins Gewicht fallen

Realistisch betrachtet fällt einem beim erneuten Schauen eines Film auch oft auf, dass die störenden Szenen zusammen lediglich Sekunden, oder wenige Minuen des Films und damit nur einen vernachlässigbaren Bruchteil ausmachen.

Das wird dann noch kombiniert, dass einem beim erneuten Sichten Details und Anspielungen auffallen, die man beim ersten Sehen einfach übersehen hat. DAs lässt den Film dann nochmals im Wert steigen.

Man kann eigentlich wesentlich entspannter schauen und lässt das Erbsnzähler-Hirn vielleicht auch mal aausgeschaltet, sodass der Film das machen kann, wozu er da ist: Einen für kurze Zeit in eine andere Welt eintauchen lassen und einen unterhalten.;)

Ich bin immer wieder erstaunt bezüglich der Forderung "Hirn aus".

Wenn ich für einen Film mein Hirn ausschalten muss, habe ich (ehrlich gesagt) Schwierigkeiten in eine fremde Welt einzutauchen. So ganz ohne Hirn finde ich das schwierig.

Mehrmaliges Sehen führt bei mir normalerweise eher zu einer Verschlechterung des Films, nicht zu einer Verbesserung. Da die schlechten Szenen einem da immer mehr auffallen, beim ersten Mal hat man sie (unter Umständen) einfach übersehen.

@Arrieve:

Hm das Phänomen kennen wohl die meisten. Ich muss aber sagen, dass es bei mir viel weniger von der Laufzeit besagter Szenen, sondern eher von der Bedeutung solcher "Fehler" für den Film ansich abhängt, wie sehr mich das als Ganzes dann stört.

IM3 fand ich beim zweiten mal sehen zudem auch leider nicht besser, als beim ersten mal.

Zwar weiß ich jetzt auch, was ich zu erwarten habe, aber die angesprochenen Probleme des Films sind mir hier zu heftig und verderben mir den Spaß. Noch dazu wo ich eigentlich ein großer Bewunderer des Regisseurs bin und er als Drehbuchschreiber für ein paar meiner liebsten Action-Buddy-Komödien verantwortlich zeichnet (Lethal Weapon Reihe, Kiss, Kiss, Bang, Bang).

Bei mir ist es anders aber fast schon wieder gleich, bei mir werden die guten Szenen schwächer weil diese mich nicht mehr flashen und Jokes zünden weniger, somit wird der Film in der Summe für mich schwächer

Naja, die Phase 2 Filme von Marvel sind schon einen Ticken düsterer und ernster als die eher knallbunte Phase 1.

Man merkt, dass große Umwälzungen anstehen, die sowohl die Helden, als auch ihre Welt wesentlich verändern werden.

Bei Thor 2, Cap 2 und auch Avengers 2 war die Balance von etwas düstererer Grundstimmung (für Marvel-Verhältnisse), aufzeigen wie das alles nicht spurlos an den Helden vorbeigeht einerseits und dem typischen Marvel-Humor und der comichaften Leichtigkeit eines Popart-Heldenepos mit strahlenden Helden, die mit einem lockeren Spruch in die Schlacht ziehen (Kennt man aus den alten Sagen) andererseits sehr gut getroffen.

Beim ersten Phase 2 Film IM 3 war die Balance leider nicht gegeben. Der wirkte für einen seine Leiden immer wiederholenden Tony Stark einfach zu fröhlich. Beim Zweitsichten ist mir aber aufgefallen, dass der Eindruck auch daher entstehen kann, weil Tony Stark bei Freundin, Freund und Kinder-Sidekick ständig versucht den starken Mann zu markieren und seine Probleme runterzuspielen. Am Anfang bei seinem Tagebucheintrag bzw. "Gespräch" mit JARVIS hört sich das ganz anders an. Tony ist halt ein Macho, der mit niemand über seine wahren Gefühle spricht, außer mit sich selbst. :D

Bei mir ist es sogar so, dass ich die inhaltlich weniger fordenden Filme häufiger anschauen kann, als anspruchevolle Kost, was aber einfach daran liegt, dass ein Film der wirklich von einer gut ausgeklügelten Story und Spannung lebt, diese bei der Zweitsichtung nicht mehr aufbauen kann, währendeein Film, der sich nur durch optische Leckerlie und Onliner definiert, eben immer mal wieder für zwischedurch funktioniert.

Beispiel Knight Moves: relativ kleiner Thriller mit Christopher Lambert als Profi-Schachmeister, der in die Ermittlungen nach einem Serienkiller hineingezogen wird.

Beim ersten mal sehen war der Film klasse. Schon beim zweiten mal total langweilig, weil die Suspense danach flöten geht.

Bei FIlmen wo man schon beim ersten Mal im Berieselungsmodus unterwegs ist, nutz sich das für mich dann weniger schnell ab.

Außnahmen sind dann anspruchsvollere Filme, die mich thematisch so faszinieren und fesseln, dass ich quasi jedes Detail an Information aus dem Film quetsche und aufsauge, 12 Monkey war so einer. Der Film fasziniert mich noch heute, trotz des Umstandes, dass ich den Film in und auswendig kenne und das Ende natürlich ebenso...

@Schlumpfmaster: Sehr gut erklärt :thumb: genau darauf kommt es an, Tiefgang, ja gerne - aber da wo er hingehört und nicht so verkrampft aufgesetzt wie in IM3. MCU-Filme sind 'Feel-Good-Movies' ohne belastende/dramatische Momente und wenn doch kommt halt ein lässiger Spruch um das ganze Aufzulockern.

Hier soll man nur gut unterhalten werden, nicht viel nachdenken, kein schlechtes Gewissen kriegen, keine Tränen vergießen, ... eben keine negativen Gefühle entwickeln. Das funktioniert natürlcih nicht auf Dauer (es wird langweilig), aber dafür gibt es ja auch tausende andere Filme die genau diese Gefühle anregen.
Letzendlich macht es die Abwechslung, da braucht es nicht immer alles in jedem Film - manchmal darf es eben auch mal einfach ein Bonbon sein, was einfach nur süß schmeckt :)


@Arieve: Dir kann ich auch nur wieder zustimmen :thumb: Die eigenen Erwartungen können einen wirklich großen Einfluss haben auf das Erlebnis, dieser Einfluss sinkt jedoch beim zweiten mal. Dann kann man das ganze schon viel neutraler sehen und findet es dann vielleicht sogar richtig gut, oder in seltenen Fällen auch noch schlimmer, oder der erste Eindruck bleibt einfach bestehen.
Deswegen kann es nicht schaden einem Film eine zweite Chance zu geben, allerdings würde ich dafür definitiv nicht ein zweites Mal ins Kino gehen ;)

Natürlich spielt er das runter. Wobei er aber auch diese Szene mit Pepper hat, wo er sich wirklich mal öffnet und auch tatsächlich keinen blöden Spruch bringt. Schon allein die Szene war ja charakterlich schonmal ein riesen Fortschritt zu den Teilen davor :p

Aber in Teil 2 war es ja auch nicht gross anders als er mit der Palladium Vergiftung zu kämpfen hatte. Da hat er auch kaum Leute eingeweiht oder es runtergespielt.

:rofl: So wörtlich wollte ich das nicht verstanden wissen.

Zuerst muss man sich auf einen Film soweit einlassen können, dass man seine Umwelt vergisst und sich von dem Film in eine Traumwelt reißen lässt.

Jessica Chastain sagte das einmal sehr schön: "Wie bei einem Gemälde oder einem Musikstück muss man den Film nicht verstehen. Man lässt sich davon einfach überwältigen."

Das bedeutet aber auch, dass man die Backmesser-Stimme im Kopf, die immer irgendwelche Listen Abhaken will, insbesondere wenn man die Vorlage kennt, abschalten muss. Was leider nicht immer so leicht ist.

Wenn man das geschafft hat, kann es sein, dass einen trotzdem etwas aus dem Film haut, was dann wohl ein grober Fehler des Films, oder ein Popkornknisternder Sitznachbar ist. Nach meiner Erfahrung wird beides beim Zweitsichten von heimischer Bluray weniger und man bleibt leichter im Film.

OK, wenn einen dann trotzdem noch alles die Fußnägel hochrollen lässt, mag man den Film wohl echt nicht. :D

Stimmt, aber das wurde anders behandelt.
In Teil 2 versuchte Tony damit umzugehen indem er sich sagte: "Egal, wenn schon sterben, dann will ich vorher noch so viel Spaß wie möglich haben!". Pepper deutete das als eine Art Verzogenes-Kind-Exzentrik, oder Midlifecrisis und versuchte irgendwie erziehend einzugreifen. Sein Umfeld reagierte also drauf irgendwie.

Bei Teil 3 wird das alles in der ersten Viertelstunde abgehandelt. Dann wird Tony von Pepper getrennt und die ist nur froh, dass er noch lebt. Einzig das Kind ist dann noch da um auf Tonys "Anfälle" irgendwie zu reagieren und das kann nicht verstehen, das sein strahlender Superheld von New York plötzlich so seltsame Anfälle hat. Also macht er sich darüber lustig, ignoriert es, oder nervt. Das im Zusammenspiel mit Tonys Versuch vor dem Knirps nicht doof dazustehen macht aus der eigentlich tragischen Entwickling Slapstick, was den leise ins MCU einzughaltenden tragischen Unterton gnadenlos unterläuft. Das ist mMn die Ursache dafür, dass Tonys Probleme beim Publikum einen eher lächerlichen Eindruck hinterlassen und das Gefühl, dass die Balance nicht stimmt.