Mit Filme wie
Abbitte,
Stolz und Vorurteil oder
Der Solist hat der britische Regisseur Joe Wright
schon längst bewiesen, dass er ein Händchen für gelungene
Literaturverfilmungen besitzt. In
Wer ist Hanna? hat er es sich nun
zur Aufgabe gemacht, eine ähnlich gute Atmosphäre zu schaffen, wie
es auch sein Vorbild David Lynch in dessen Meisterwerken
Blue Velvet oder auch
Der Elefantenmensch schon tat.
Ebenso wichtig war es ihm, deren Ausdruckskraft möglichst nahe zu
kommen.
Story
Mitten in einer finnischen Schneelandschaft, weit weg von jeglicher
Zivilisation, lebt das junge Mädchen Hanna mit ihrem Vater Erik.
Dinge wie Elektrizität, Technik, Flugzeuge oder Musik kennt sie nur
aus Büchern, aus denen Erik ihr vorliest. Hanna ist auch sonst kein
gewöhnliches Kind. Durch jahrelanges, hartes Training hat ihr
Vater, ein ehemaliger CIA- Agent, sie zu einer kompromisslosen
Killerin ausgebildet, um einen ganz besonderen Plan erfüllen zu
können. Als Hanna eines Tages den Schalter eines Senders betätigt
und damit ihre Mission annimmt, verändert sich das Leben des
Mädchens schlagartig. Mit einem Mal ist sie von zahlreichen
Verfolgern umgeben, die es nur auf sie und Erik abgesehen haben.
Für Hanna heißt es nun, dem Schrecken ein Ende zu setzen. Dabei
muss sie sich nicht nur in der völlig unbekannten Zivilisation
zurechtfinden, sondern kommt auch ihrer eigenen Vergangenheit auf
die Spur.
Bei
Wer ist Hanna handelt es sich um einen
Actionfilm der etwas anderen Art. Denn atemberaubende „Action“ gibt
es hier so gut wie keine. Der Höhepunkt in dieser Hinsicht ist mit
guten, alten Nahkampfszenen schon erreicht. Diese fallen dafür
recht brutal aus und sind selbstverständlich kein Kritikpunkt. Dass
es dabei auch etwas blutig zur Sache geht, verleiht dem Ganzen die
nötige Authentizität. Selbst die Spezial Effekte halten sich mit
brennenden Autos, wenigen Schießereien und Schlägereien in Grenzen.
Schön dabei ist, dass diese komplett ohne Computerhilfe ganz im
Sinne der alten Schule inszeniert sind. Typisch für Wrights Arbeit
ist es, dass viel Wert auf die charakterliche Entwicklung der
Protagonisten gelegt wird. In diesem Fall konzentriert sich das
Geschehen auf Hannas Entwicklung und ihrer ominösen Vergangenheit,
die etliche Fragen aufwirft. Von der ersten Minute an wird ein
Spannungsbogen aufgebaut, der mit fortschreitender Handlung immer
größer wird.
Um was es in der Geschichte genau geht, weiß man nie so wirklich.
Nur kleine im Plot verteilte Erinnerungsfetzen geben langsam aber
sicher das nötige Hintergrund wissen preis, um auch die
gegenwärtige Handlung vollends verstehen zu können. Der Plot ist
jedoch nicht nur von typischen Action-Elementen geprägt. Abseits
davon besticht die Erzählweise mit künstlerisch eingefangenen
Bildern, die in Verbindung mit dem Soundtrack der britischen Band
„Chemical Brothers“ eine surreale Atmosphäre schaffen. Etwas
verträumt und irgendwie magisch stellt diese Art der Inszenierung
einen krassen Kontrast zu der aufregenden Hauptgeschichte dar. Als
perfekte Kulisse bedient sich der Film dazu, an dem inzwischen
verwahrlosten Spreepark in Berlin. Neben weiteren deutschen
Städten, wie Bad Tölz, Hamburg, Heiligendamm, etc. gibt es auch
wunderschöne Landschaftsaufnahmen finnischer und marokkanischer
Orte zu bestaunen.
Hauptfigur Hanna wird von der talentierten Saoirse Ronan gespielt,
die als kleine Kriegerin überzeugt. Dass hinter der erbarmungslosen
Killerin auch ein verängstigtes Mädchen mit Gefühlen steckt,
übermittelt sie durch ihr facettenreiches Spiel sowohl glaubhaft,
als auch mit etwas Witz. Von Eric Bana, der Hannas Vater Erik
verkörpert, bekommt man dagegen nicht sehr viel mit. Seine
Auftritte zu Beginn und gegen Ende des Films sind doch sehr
begrenzt. Cate Blanchett kommt als sterile Bösewichtin dafür
ausgesprochen gut an. Irgendwie cool und mit furchteinflößender
Eleganz hinterlässt sie einen bleibenden Eindruck als wirklich
fieser Charakter.
Bildqualität
Video-Codec: MPEG-4/AVC, 1920x1080p , Ansichtsverhältnis 2.40:1
Gleich zu Beginn zeigt die Blu-ray, welch großartige Bildqualität
sie zu bieten hat. Die schier unendlich weite Schneelandschaft
Finnlands fasziniert durch ihre enorme Plastizität und mit
gestochen scharfer Auflösung, als würde man durch ein Fenster
blicken. Auch der Detailgrad des Bildes bewegt sich auf oberstem
Referenzniveau. Jedes noch so kleine Staubkorn lässt sich erkennen.
Unschärfen oder fehlerhafte Fokussierungen sind nicht auszumachen.
Gerade die Landschaftsaufnahmen sind von den Farben und Kontrasten
her so gehalten, dass die Bilder schon teilweise dokumentarische
Züge annehmen. Die Videospur ist außerdem frei von jeglichem
Rauschen, Artefaktbildungen oder anderen Fehlern. Selbst Filmkorn
lässt sich beim normalen Ansehen nicht ausmachen. Lediglich bei ein
paar wenigen Szenen wird auf dezente Farbfilter oder leichtes
Filmkorn zurückgegriffen. Hier schwindet auch der Detailgrad der
ansonsten gestochen scharfen Darstellung etwas. Der gesättigte
Schwarzwert überzeugt größtenteils; unschöne Graustufen kommen
jedoch auch gelegentlich vor.
Tonqualität
Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1 Die Qualität der
Audiospuren macht der HD MA - Konvertierung wirklich alle Ehre.
Damit ist nicht nur die saubere Wiedergabe selbst kleinster
Geräusche gemeint, die dem authentischen Klangbild zugutekommen.
Ebenso erklingen Dialoge in angenehmer Lautstärke und verständlich
aus dem Center. Hier sei noch angemerkt, dass auf der originalen
Tonspur neben Englisch zwischenzeitlich auch mal Französisch und
Deutsch gesprochen wird. Der Sound punktet vor allem aufgrund
seiner dynamischen Abmischung. Damit sind alle Lautsprecher des
5.1-Systems fast zu jeder Zeit ausgelastet. Ständig dringen sowohl
Geräusche, als auch der Soundtrack mit seinen Effekten aus allen
Richtungen ans Ohr des Zuschauers. Dieser ist so passend auf den
Film zugeschnitten, dass er mit den Umgebungsgeräuschen zu
verschmelzen scheint. Ob es sich bei dem Gehörten um Soundeffekte
oder einfache Geräusche handelt lässt sich oft gar nicht wirklich
ausmachen. Auch der Subwoofer kommt oft genug mit präzisen,
kräftigen Tiefen zum Zug.
Ausstattung
In die Special-Features wurde sichtlich viel Arbeit hineingesteckt.
Ein näherer Blick sei daher jedem empfohlen. Das HD- Bild ist hier
so hochwertig, dass es der Qualität des Hauptfilms entspricht. Der
ausreichende Umfang sticht auch durch seine inhaltlichen Qualitäten
positiv hervor. Zunächst kann man sich ganz standardmäßig
Audiokommentare von Regisseur Joe Wright anhören. Ein sehr kurzes,
alternatives Ende und entfernte Szenen halten noch ein paar mehr
oder weniger sehenswerte Minuten bereit. Darüber hinaus kann man
sich informatives Making-Of Material ansehen, das Blicke hinter die
Kulissen gewährt. Interviews mit dem Cast und dem Team hinter der
Kamera gibt es zu genüge. Diskussionen über die Geschichte von
Wer ist Hanna, deren Charaktere und Einblicke in
das Storyboard kann man sich ebenfalls zu Gemüte führen. Ein
separates Making-Of zum Soundtrack, das komplett von den „Chemical
Brothers“ für den Film entworfen wurde, rundet den Umfang vollends
ab.
Fazit
Sony Pictures Home Entertainment landet mit dem Transfer von
Wer ist Hanna? auf Blu-ray einen technischen
Volltreffer. Die Bildqualität ist stellenweise auf Referenzniveau,
was sich durch plastische Aufnahmen, scharfe Darstellungen und
satte Farben bemerkbar macht. Der Tonspuren sind ausgewogen auf
alle Kanäle der Soundanlage abgemischt, so dass eine räumliche
Wiedergabe zu jeder Zeit gegeben ist. Die Extras liegen alle in
hochauflösender Qualität vor und sind zudem noch informativ.
Wer ist Hanna? lässt sich irgendwo zwischen
Actionfilm, Roadmovie, Agentenfilm, Science-Fiction und Drama
einordnen. Die Genres könnten zwar unterschiedlich kaum sein,
irgendwie gelingt es Joe Wright aber doch alles gekonnt zu
verbinden. Heraus kommt eine Mixtur, die spannend, verträumt und
tiefsinnig ist. Einfach etwas ungewohnt aber gerade deswegen einen
Blick wert.
Story: 7/10
Bildquali: 9/10
Tonquali: 9/10
Extras: 7/10
Gesamt 8/10
EllHomer
Filmreview