Könnte diesen Spiel vlt. auch sehr zugute führen:
BioWare-Gründer treten abDie Geschichte der Studioübernahmen war zumindest bei Electronic
Arts oft auch eine Geschichte voller Missverständnisse. Ältere
Spieler werden sich noch an Firmen wie Bullfrog oder Westwood
erinnern - und wissen natürlich, dass Origin nicht immer der Name
einer Download-Plattform war.
Kurz nach der Übernahme von BioWare/Pandemic hatte sich John
Riccitiello
einsichtig gegeben: Der
Publisher habe in der Vergangenheit großartige Studios in Grund und
Boden gewirtschaftet, man habe Mist gebaut. EA habe gedacht, alle
Unternehmensteile könnten vereint unter einer Unternehmenskultur
und mit einem Managementansatz glücklich sein. Kreative
Entscheidungen seien vom Management getroffen worden, während die
eigentlichen Designer von der Bürokratie im Unternehmen erdrückt
wurden.
Jetzt sei aber alles besser: Man behandle die einzelnen Studios wie
Stadtstaaten und gewähre ihnen eine große Autonomie. (Knapp
anderthalb Jahre später
schloss der Hersteller dann
übrigens Pandemic, nachdem sich
The Saboteur nicht wie
erhofft verkauft hatte.) Vor Kurzem dann
betonte Frank Gibeau
nochmal, dass man die native Firmenkultur von Studios wie
BioWare respektiere, die Teams eigene kreative Entscheidungen
treffen lasse.
Eines hat sich aber nicht geändert: Die Gründer der Studios
verbleiben oft nur eine begrenzte Zeit im neuen Mutterkonzern. So
teilen Greg Zeschuk und Ray Muzyka einen Tag nach der Ankündigung
von
Dragon Age III: Inquisition
hier und
hier mit, dass sie sich aus
dem Unternehmen zurückziehen.
Zeschuk: Bier im Visier
Nach fast 20 Jahren bei BioWare sei es Zeit für etwas Neues, lässt
Zeschuk verlauten. Er habe nicht mehr die Leidenschaft und die
Energie für seine Firma und die Spielewelt verspürt, die ihn einst
ausgezeichnet hätten. Er fühle sich aber geehrt, viele großartige
Kollegen zu haben, die zahlreiche Erfolge feiern konnten. Die
Grundwerte würden auch bei BioWare verbleiben, wenn er nicht mehr
an Bord sei. Auch bedankt sich Zeschuk bei den Fans, die das Studio
zu dem gemacht hätten, was es heute ist. Über das Mutterunternehmen
heißt es:
"I’d also like to thank EA for the amazing support we’ve
received in recent years. Working with John Riccitiello, Frank
Gibeau, Peter Moore and the rest of the EA team was a great
experience and their support was essential in us being able to
achieve our creative goals with Dragon Age, Mass Effect and Star
Wars: The Old Republic. Thanks to the team at Electronic Arts we
had an amazing run. I’ve had the great fortune of making a number
of lifelong friends within EA that I’ll always cherish; happily I
leave this experience with great people to remember it
by."
Zeschuk merkt an, dass er der Spielewelt auf absehbare Zeit den
Rücken kehren werde - es sei auch möglich, dass er nie wieder
zurückkehre. Er werde erstmal viel Zeit mit der Familie und
Freunden verbringen und außerdem seinem Privatinteresse nachgehen:
dem Bierbrauen. So werde es u.a. eine web-basierte, The Beer
Diaries getaufte Interviewshow geben, wo er sich mit allerlei
Experten aus der feucht-fröhlichen Branche unterhalte. Vielleicht
gebe es irgendwann weitere Shows und gar Apps.
Muzyka: Investor & Mentor
Ray Muzyka verkündet, er habe schon im April beschlossen, sich aus
der Spielebranche zurückzuziehen. So habe er EA und seinen Teams
sechs Monate Zeit gegeben, den Übergang zu regeln. Nach zwanzig
Jahren wolle er jetzt das nächste Kapitel seiner Karriere
aufschlagen. Er begeistere sich für Unternehmer und glaube ans
freie Unternehmertum. Muzyka wird sich demnach "wahrscheinlich mit
einer völlig neuen Industrie" beschäftigen und aufstrebenden
Unternehmen als Investor und Mentor zur Verfügung stehen.
Er sehe großartige Chancen für BioWare und EA; das Studio werde
auch weiterhin eine wichtige Rolle in der Branche spielen. BioWare
habe noch das Beste vor sich und einige "fantastische Produkte" in
der Pipeline. Videospiele würden nach wie vor eines seiner liebsten
Hobbys bleiben.
Muzyka bedankt sich auch beim EA-Management: Dort habe man die
Firmenkultur des Studios und sein Engagement für Qualität stets
unterstützt. Er gehe mit guten Erinnerungen an seine Zeit in der
Branche.
Aaron Flynn, General Manager bei BioWare Edmonton,
meldet sich ebenfalls zu
Wort und schreibt, man blicke zuversichtlich in die Zukunft.
Die von Zeschuk und Muzyka geprägte Firmenkultur sei fest verankert
und werde bewahrt.
Flynn bestätigt natürlich auch das, was sich eh jeder auch ohne
frühere Andeutungen gedacht hatte: Mit Mass Effect 3 sei die Marke
natürlich nicht abgeschlossen. Das Mass Effect-Universum sei
schließlich riesig. Casey Hudson und sein Team hätten schon Pläne
für einen weiteren Titel. Hudson sei außerdem für eine weiteres
Projekt zuständig, bei dem es sich um eine völlig neue Marke samt
völlig neuer Technologie handeln soll.
Ein Blick zurück
Muzyka und Zeschuk hatten BioWare 1995 gegründet. Das aufgrund
seiner Ausbildung "the two doctors" genannte Duo hatte sogar noch
einige Zeit lang nebenbei als Ärzte praktiziert. Nach dem
Debüttitel Shattered Steel hinterließen die Kanadier dann mit den
Baldur's Gate-Spielen einen gewaltigen Fußabdruck im RPG-Genre. Es
folgten Spiele wie Neverwinter Nights, die Dreamcast-Version von
MDK 2, Star Wars: Knights of the Old Republic und Jade
Empire.
Nachdem das Studio sich 2005 -unter der Leitung des damals bei
Elevation Partners tätigen John Riccitiello- mit Pandemic
zusammengeschlossen hatte, wurde BioWare/Pandemic Ende 2007 -auf
Bestreben des mittlerweile zum Publisher zurückgekehrten
Riccitiello-
von Electronic Arts
geschluckt. Jene Maßnahme ließ sich der Konzern satte 860 Mio.
US-Dollar kosten. Unter dem EA-Banner veröffentlichte BioWare dann
Mass Effect 2, Mass Effect 3, Dragon Age: Origins, Dragon Age 2
sowie Star War: The Old Republic - Marken bzw. Projekte, die
bekanntermaßen schon vor der Übernahme existierten.
2009 wurde dann Mythic in die BioWare-Familie verfrachtet, nachdem
Warhammer Online nicht der erhoffte Erfolg geworden war. Das
mittlerweile als BioWare Mythic bekannte Studio kümmert sich um
Ultima Online und kündigte vor einigen Wochen zudem den
Free-2-play-Titel
Ultima Forever an.
Mehr Etikettenschwindel gab es dann Ende 2011: Die einst intern als
Victory Games bekannte EALA-Ausgründung wurde in BioWare Victory
umbenannt. Mit Command & Conquer: Generals 2 werde man im
Rahmen einer zünftigen Singleplayer-Kampagne BioWares Expertise im
Bereich Storytelling in das RTS-Genre bringen, hieß es da. Seit
August heißt das Projekt nur noch
Command & Conquer und
wurde zum F2P-Titel umfunktioniert. Eine Singleplayer-Komponente
ist nicht komplett vom Tisch, hat aber wohl eine geringere
Priorität.
Im vergangenen Monat hatte es bereits Hinweise auf den Rückzug
Zeschuks gegeben. Der hatte nämlich in seiner Vita auf LinkedIn
eingetragen, dass er nur bis zum Mai des Jahres als General Manager
von BioWare Austin tätig war. EA hatte damals (rückblickend: wider
besseres Wissen) behauptet, er wolle nach der langen, anstrengenden
und sehr reiselastigen Produktion von Star Wars: The Old Republic
einfach mehr Zeit mit seiner Familie verbringen.
Das MMORPG war einer der Hauptgründe für die Übernahme des Studios
gewesen. Neben einem lahmenden RPG-Bereich hatte EA schließlich
nach Ultima Online keinerlei Erfolge mehr im Online-Markt vorweisen
können. Star Wars: TOR ist laut eigenen Angaben das teuerste
Projekt, das sich der Publisher je geleistet hat. Schätzungen und
Gerüchte gehen je nach Zählart von Kosten zwischen 200 bis 300 Mio.
Dollar aus. Nach flottem Start musste BioWare Austin einen rapiden
Rückgang bei den Nutzerzahlen verzeichnen und intern
den Rotstift ansetzen. Im
Sommer verkündete man schließlich: Das bis dato rein abo-basierte
Spiel wird im Herbst
um ein F2P-Modell
erweitert.
Quelle: 4 Players