Geschrieben: 02 Aug 2010 16:38
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DV2680
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Steelbooks:
35
Mediabooks:
5
Bedankte sich 4 mal.
Erhielt 12 Danke für 3 Beiträge
tanqueray macht Pause...
“Death is a
disease” – “Death is the road to
awe”
Darren Aronofsky gehört zu den unabhängigen
Regisseuren, die es geschafft haben, mit ganz wenigen Filmen einen
eigenen Stil zu finden. Nach „Requiem for a Dream“ brauchte er
sechs Jahre für den nächsten Anlauf, der aber wieder ein besonderer
Film werden sollte.
Details
Sprachen
English DTS HD MA 5.1, Deutsch DTS HD MA
5.1
Untertitel
Deutsch
Bildformat
1080p
HD-Widescreen, 1.85:1
Altersfreigabe
ab 12
Jahren
Länge
97
Minuten
Extramaterial
[LIST]
[*]Making of The Fountain: Tod und
Wiedergeburt (64 Min., SD)
[*] Behind The Story (Interview von Hugh Jackman
durch Rachel Weisz, 13 Min., SD)
[*] Interviews mit H. Jackman, R. Weisz, E.
Burstyn, D. Aronofsky (10 Min., SD)
[*] Storyboard-Film-Vergleich (16 Min.,
SD)
[*] Special Effects (8 Min.,
SD)
[*]Life in Space (5 Min.,
SD)
[*] Filmmusik (10 Tracks, unterlegt
mit originalem Filmmaterial in HD)
[*]Kinotrailer (in HD)
[*]TV-Spots (in SD)
[*] Bildschirmschoner
Makrofotographie
[*]Fotogalerie
[*]Trailershow (u.a. für die Aronofsky-Filme Pi
und The Wrestler)[/LIST]
Film
16. Jahrhundert: Der Konquistador Tomas sucht im
Auftrag seiner Königin bei den Maya nach dem Elixier der
Unsterblichkeit vom Baum des Lebens.
21. Jahrhundert: Der Neurowissenschaftler Tommy
Creo kämpft um das Leben seiner an einem Hirntumor erkrankten Frau
Izzi. Er forscht fieberhaft an einem Heilmittel, um den Krebs zu
besiegen.
26. Jahrhundert: Tom befindet sich in einer
transzendenten Sphäre zwischen Raum und Zeit, auf der Suche nach
Antworten auf die letzten Fragen.
Drei Zeitalter, miteinander verwoben, erzählt aus
der Perspektive eines Mannes, Tomas/Tommy/Tom (gespielt von Hugh
Jackman). Vielschichtig, sich überlagernd, mit ständigen
Zeitwechseln, aber dieselben großen Themen verfolgend: Liebe, Tod
und Sterben.
Keine leichte Kost, die uns Aronofsky da zumutet,
auch wenn sie in wunderschönen Bildern verpackt ist. Vordergründig
die ergreifende Geschichte einer großen Liebe in der Gegenwart, die
zwischen Tommy und seiner krebskranken Frau Izzi (Rachel Weisz). Er
ist getrieben von dem Drang, das Leben seiner Frau zu retten,
während Izzi für ihn ein Buch schreibt ("The Fountain"), in dem sie
die Geschichte eines spanischen Konquistadors auf der Suche nach
dem Baum des Lebens erzählt. Tommy ist zerrissen zwischen dem
Bestreben, schnell ein Heilmittel zu entwickeln und dafür möglichst
viel Zeit und Energie einzusetzen, sowie dem Wunsch, mit seiner
Frau oft zusammenzusein und Zeit mit ihr zu verbringen. Er ist
davon überzeugt, daß der Tod eine Krankheit ist wie jede andere
auch und sich entsprechend besiegen läßt. Dagegen entwickelt Izzi
eine andere, furchtlose Haltung zum drohenden Tod. Durch ihre
Beschäftigung mit der Maya-Kultur weiß sie, daß der Tod dort als
Schöpfungsmythos begriffen wird: der Urvater hat sich geopfert, um
die Welt zu erschaffen, aus ihm sprießt der Baum des Lebens – „Der
Tod ist der Weg zur Ehrfurcht“ heißt es bei den
Maya.
Konquistador Tomas erreicht in Neuspanien den
geheimen Ort, an dem dieser Baum nach der Legende stehen soll. Doch
muß er dazu den Maya-Häuptling überwinden, der mit einem
Flammenschwert diesen Ort beschützt.
Dem Baum des Lebens begegnen wir
in der Zukunft wieder. Ein
kahlrasierter Tom befindet sich mit dem
Baum in einer durchsichtigen Blase, tatsächlich ein „ökosphärisches
Raumschiff“, auf der Reise nach Xibalba, ein Nebel um einen
sterbenden Stern. Xibalba, so nannten die Maya ihre Unterwelt, der
Ort, an dem ihre Seelen wiedergeboren werden. In dieser
lichtduchfluteten Sphäre verschwimmen Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft.
Aronofsky läßt uns im Unklaren, ob es wirklich
ein Zeitreisender ist, dem wir in gleicher körperlicher Gestalt
über 1000 Jahre hinweg begegnen oder aber drei verschiedene Teile
der gleichen Person. Etwas Konquistadorenhaftes findet sich in
jeder Personifizierung, wie auch deren Streben nach
Unsterblichkeit. Aber ob dies dann ein ewiges Leben im Diesseits
ist oder die Unsterblichkeit sich erst im Tod offenbart, wird
naturgemäß nicht beantwortet.
Sich grundlegenden Fragen des Menschseins auf
filmische Weise so nähern zu können, ohne auf die Ebene des Kitsch
abzugleiten, ist eine der großen Leistungen von "The Fountain". Er
ist nicht zu Unrecht schon mit Kubricks 2001 verglichen worden,
denn neben der philosophischen Themenstellung erinnert auch die
Bildsprache an den Altmeister. Auf dieser Reise von der Dunkelheit
zum Licht (analog: von der Sterblichkeit zum ewigen Leben)
begleitet Aronofsky uns mit durchkomponierten Bildern von großer
Kraft und Schönheit. In der Art und Weise, wie Erzählebenen in Wort
und Bild zusammenfließen und sich überlagern, ist es aber doch ein
typisches Stilmittel dieses Regisseurs.
Die schauspielerischen Leistungen sind zudem
exzellent: Hugh Jackman und Rachel Weisz verkörpern je drei
Charaktere, die doch letztendlich Facetten jeweils einer
Persönlichkeit sind. Eine schwierige Gratwanderung, die aber sehr
gut gelungen ist.
Bild
Ein knackscharfes Bild zu erzeugen war
offensichtlich weder bei der Regie noch beim Transfer auf Blu-ray
höchstes Ziel. Leichte Körnung zieht sich durch den ganzen Film und
manche Stellen wirken aufgrund der weichen Ausleuchtung geradezu
verwaschen – was aber beabsichtigt ist und gut zum traumartigen
Charakter mancher Szenen paßt. Nur in den dunkleren Passagen des
Films, etwa zu Beginn beim Kampf der Konquistadoren gegen die
Mayas, vermißt man ein schärferes Bild, hier gehen Details
verloren.
Ton
Der Film macht keinen großen Gebrauch von einer
Surroundanlage, aber alle Dialoge sind sehr gut verständlich. Zudem
fügt sich die Musik wunderbar ein, der Soundtrack (wieder von Clint
Mansell) ist eine eigene Rezension wert. Wie schon bei „Requiem for
a Dream“ setzt hier das weltbekannte Kronos Quartet Akzente,
diesmal in Zusammenarbeit mit der schottischen Band
Mogwai.
Die deutsche Synchronisation klingt etwas
flacher, aber akzeptabel. Nicht hinnehmbar ist ein peinlicher
Patzer, denn eine Stelle ist falsch synchronisiert: Statt „Baum des
Lebens“ wird „Baum der Erkenntnis“ verwendet (43. Minute). Mit den
Sprachspuren Deutsch und Englisch sowie deutschen Untertiteln
beschränkt sich diese Ausgabe aufs Allernötigste. Auch die sonst
allgegenwärtige Kommentierung des Films fehlt.
Extras
Umfangreiches Material erwartet alle
Wißbegierigen. In Interviews und dem Making of erfährt man u.a.
Informationen darüber, warum es den Film beinahe nicht gegeben
hätte oder daß Hugh Jackman für diese Rolle auch wochenlang vor
Aronofskys Haus campiert hätte. Ein viertelstündiger
Storyboard-Film-Vergleich bezieht nicht nur Skizzen mit ein,
sondern interessanterweise auch texturlose CG-Animationen. Außerdem
lassen sich größere Teile der Filmmusik konzentriert genießen,
unterlegt mit dem passenden Bildmaterial in HD-Auflösung. Ansonsten
beschränkt sich das Bonusmaterial meist auf die
Standardauflösung.
Fazit
Eigentlich ein eher europäischer Film, mit dem
sicher nicht alle zurechtkommen werden. Thematik, Komplexität sowie
ständiges Vor- und Zurückblenden fordern den Zuschauer heraus und
laden gleichzeitig zum mehrmaligen Sehen ein. Belohnt wird man mit
einem stimmigen Werk, voll visionärer Kraft und tiefgründigen
Betrachtungen.
Geschrieben: 02 Aug 2010 16:47
Danke für die Filmauswahl und die Arbeit und Mühe die hinter der
Erstellung des reviews steckt. Werde mir das Review zu Aranofskys
rätselhaften Film heute Abend zu Gemüte wenn ich etwas mehr Zeit
habe.
"America is the only country that went from
barberism to capitalism without civilization in between." - Oscar
Wilde
Geschrieben: 02 Aug 2010 17:48
Blu-ray Starter
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Wunderschönes Review Frank, dass dem Film auch absolut gerecht
wird. Du hast zwar lange zugewartet mit Deinem Beitrag, aber wie
heisst es so schön - Die Letzten werden...
Grüße
Dietmar
Geschrieben: 03 Aug 2010 13:40
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tanqueray macht Pause...
Danke Dietmar! Mich würde allerdings auch interessieren, wer sich
nach dem Lesen ernsthaft für diesen nicht gerade sehr zugänglichen
Film interessiert. Hab das Gefühl (auch nach dem Lesen der
Bewertungen/Kommentare in der offiziellen Besprechung), daß The
Fountain wirklich spaltet. Eher eine Minderheit scheint den Film
richtig gut zu finden, während eine Mehrheit dem kritisch und/oder
verständnislos gegenübersteht.
Geschrieben: 03 Aug 2010 13:42
Movieprops Collector
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Tolles Review zu einem klasse
Film. :thumb:
So Long, and Thanks For All the
Fish.
Michael
Geschrieben: 03 Aug 2010 14:21
Schwarzseher
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flash77 chillt im FlashplexX
Wirklich tolles Review - auch wenn ich den Film damals nicht
ansatzweise kapiert hatte... ich habs aber auch nach einmaligen
Anschauen aufgegeben... evtl. war das ja ein Fehler!
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Geschrieben: 03 Aug 2010 21:59
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Zitat:
Zitat von flash77
Wirklich tolles Review - auch wenn ich den Film damals nicht
ansatzweise kapiert hatte... ich habs aber auch nach einmaligen
Anschauen aufgegeben... evtl. war das ja ein Fehler!
Ich gebe gerne zu, daß sich mir der Film auch nicht gleich erschloß
- nach 10 Minuten wußte ich, daß ich einen zweiten Durchlauf
brauchte. Gab dann gleich die Gelegenheit, ihn in der von mir
eigentlich ungeliebten Synchronisation zu gucken. Mir ist es aber
lieber, mich mit solchen Filmen länger auseinanderzusetzen, denn
man hat davon einfach mehr als eine Runde Popcorn-Kino (obwohl ich
das auch durchaus mag).
Geschrieben: 28 Okt 2010 11:13
Bigscreener
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Schönes Review.
Als Aronofsky Fan hat mir das lesen (auch über den Regisseur)
besonders Spaß gemacht.
Schön auch deine Interpretationen zu erfahren und zum
nachvollziehen geeignet.
Weiter so. :thumb:
Geschrieben: 16 Nov 2010 09:12
Serientäter
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Zitat:
Zitat von tanqueray
“Death is a
disease” – “Death is the road to
awe”
Darren Aronofsky gehört zu den unabhängigen
Regisseuren, die es geschafft haben, mit ganz wenigen Filmen einen
eigenen Stil zu finden. Nach „Requiem for a Dream“ brauchte er
sechs Jahre für den nächsten Anlauf, der aber wieder ein besonderer
Film werden sollte.
Details
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5.1
Untertitel
Deutsch
Bildformat
1080p
HD-Widescreen, 1.85:1
Altersfreigabe
ab 12
Jahren
Länge
97
Minuten
Extramaterial
[LIST]
[*]Making of The Fountain: Tod und
Wiedergeburt (64 Min., SD)
[*] Behind The Story (Interview von Hugh Jackman
durch Rachel Weisz, 13 Min., SD)
[*] Interviews mit H. Jackman, R. Weisz, E.
Burstyn, D. Aronofsky (10 Min., SD)
[*] Storyboard-Film-Vergleich (16 Min.,
SD)
[*] Special Effects (8 Min.,
SD)
[*]Life in Space (5 Min.,
SD)
[*] Filmmusik (10 Tracks, unterlegt
mit originalem Filmmaterial in HD)
[*]Kinotrailer (in HD)
[*]TV-Spots (in SD)
[*] Bildschirmschoner
Makrofotographie
[*]Fotogalerie
[*]Trailershow (u.a. für die Aronofsky-Filme Pi
und The Wrestler)[/LIST]
Film
16. Jahrhundert: Der Konquistador Tomas sucht im
Auftrag seiner Königin bei den Maya nach dem Elixier der
Unsterblichkeit vom Baum des Lebens.
21. Jahrhundert: Der Neurowissenschaftler Tommy
Creo kämpft um das Leben seiner an einem Hirntumor erkrankten Frau
Izzi. Er forscht fieberhaft an einem Heilmittel, um den Krebs zu
besiegen.
26. Jahrhundert: Tom befindet sich in einer
transzendenten Sphäre zwischen Raum und Zeit, auf der Suche nach
Antworten auf die letzten Fragen.
Drei Zeitalter, miteinander verwoben, erzählt aus
der Perspektive eines Mannes, Tomas/Tommy/Tom (gespielt von Hugh
Jackman). Vielschichtig, sich überlagernd, mit ständigen
Zeitwechseln, aber dieselben großen Themen verfolgend: Liebe, Tod
und Sterben.
Keine leichte Kost, die uns Aronofsky da zumutet,
auch wenn sie in wunderschönen Bildern verpackt ist. Vordergründig
die ergreifende Geschichte einer großen Liebe in der Gegenwart, die
zwischen Tommy und seiner krebskranken Frau Izzi (Rachel Weisz). Er
ist getrieben von dem Drang, das Leben seiner Frau zu retten,
während Izzi für ihn ein Buch schreibt ("The Fountain"), in dem sie
die Geschichte eines spanischen Konquistadors auf der Suche nach
dem Baum des Lebens erzählt. Tommy ist zerrissen zwischen dem
Bestreben, schnell ein Heilmittel zu entwickeln und dafür möglichst
viel Zeit und Energie einzusetzen, sowie dem Wunsch, mit seiner
Frau oft zusammenzusein und Zeit mit ihr zu verbringen. Er ist
davon überzeugt, daß der Tod eine Krankheit ist wie jede andere
auch und sich entsprechend besiegen läßt. Dagegen entwickelt Izzi
eine andere, furchtlose Haltung zum drohenden Tod. Durch ihre
Beschäftigung mit der Maya-Kultur weiß sie, daß der Tod dort als
Schöpfungsmythos begriffen wird: der Urvater hat sich geopfert, um
die Welt zu erschaffen, aus ihm sprießt der Baum des Lebens – „Der
Tod ist der Weg zur Ehrfurcht“ heißt es bei den
Maya.
Konquistador Tomas erreicht in Neuspanien den
geheimen Ort, an dem dieser Baum nach der Legende stehen soll. Doch
muß er dazu den Maya-Häuptling überwinden, der mit einem
Flammenschwert diesen Ort beschützt.
Dem Baum des Lebens begegnen wir
in der Zukunft wieder. Ein
kahlrasierter Tom befindet sich mit dem
Baum in einer durchsichtigen Blase, tatsächlich ein „ökosphärisches
Raumschiff“, auf der Reise nach Xibalba, ein Nebel um einen
sterbenden Stern. Xibalba, so nannten die Maya ihre Unterwelt, der
Ort, an dem ihre Seelen wiedergeboren werden. In dieser
lichtduchfluteten Sphäre verschwimmen Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft.
Aronofsky läßt uns im Unklaren, ob es wirklich
ein Zeitreisender ist, dem wir in gleicher körperlicher Gestalt
über 1000 Jahre hinweg begegnen oder aber drei verschiedene Teile
der gleichen Person. Etwas Konquistadorenhaftes findet sich in
jeder Personifizierung, wie auch deren Streben nach
Unsterblichkeit. Aber ob dies dann ein ewiges Leben im Diesseits
ist oder die Unsterblichkeit sich erst im Tod offenbart, wird
naturgemäß nicht beantwortet.
Sich grundlegenden Fragen des Menschseins auf
filmische Weise so nähern zu können, ohne auf die Ebene des Kitsch
abzugleiten, ist eine der großen Leistungen von "The Fountain". Er
ist nicht zu Unrecht schon mit Kubricks 2001 verglichen worden,
denn neben der philosophischen Themenstellung erinnert auch die
Bildsprache an den Altmeister. Auf dieser Reise von der Dunkelheit
zum Licht (analog: von der Sterblichkeit zum ewigen Leben)
begleitet Aronofsky uns mit durchkomponierten Bildern von großer
Kraft und Schönheit. In der Art und Weise, wie Erzählebenen in Wort
und Bild zusammenfließen und sich überlagern, ist es aber doch ein
typisches Stilmittel dieses Regisseurs.
Die schauspielerischen Leistungen sind zudem
exzellent: Hugh Jackman und Rachel Weisz verkörpern je drei
Charaktere, die doch letztendlich Facetten jeweils einer
Persönlichkeit sind. Eine schwierige Gratwanderung, die aber sehr
gut gelungen ist.
Bild
Ein knackscharfes Bild zu erzeugen war
offensichtlich weder bei der Regie noch beim Transfer auf Blu-ray
höchstes Ziel. Leichte Körnung zieht sich durch den ganzen Film und
manche Stellen wirken aufgrund der weichen Ausleuchtung geradezu
verwaschen – was aber beabsichtigt ist und gut zum traumartigen
Charakter mancher Szenen paßt. Nur in den dunkleren Passagen des
Films, etwa zu Beginn beim Kampf der Konquistadoren gegen die
Mayas, vermißt man ein schärferes Bild, hier gehen Details
verloren.
Ton
Der Film macht keinen großen Gebrauch von einer
Surroundanlage, aber alle Dialoge sind sehr gut verständlich. Zudem
fügt sich die Musik wunderbar ein, der Soundtrack (wieder von Clint
Mansell) ist eine eigene Rezension wert. Wie schon bei „Requiem for
a Dream“ setzt hier das weltbekannte Kronos Quartet Akzente,
diesmal in Zusammenarbeit mit der schottischen Band
Mogwai.
Die deutsche Synchronisation klingt etwas
flacher, aber akzeptabel. Nicht hinnehmbar ist ein peinlicher
Patzer, denn eine Stelle ist falsch synchronisiert: Statt „Baum des
Lebens“ wird „Baum der Erkenntnis“ verwendet (43. Minute). Mit den
Sprachspuren Deutsch und Englisch sowie deutschen Untertiteln
beschränkt sich diese Ausgabe aufs Allernötigste. Auch die sonst
allgegenwärtige Kommentierung des Films fehlt.
Extras
Umfangreiches Material erwartet alle
Wißbegierigen. In Interviews und dem Making of erfährt man u.a.
Informationen darüber, warum es den Film beinahe nicht gegeben
hätte oder daß Hugh Jackman für diese Rolle auch wochenlang vor
Aronofskys Haus campiert hätte. Ein viertelstündiger
Storyboard-Film-Vergleich bezieht nicht nur Skizzen mit ein,
sondern interessanterweise auch texturlose CG-Animationen. Außerdem
lassen sich größere Teile der Filmmusik konzentriert genießen,
unterlegt mit dem passenden Bildmaterial in HD-Auflösung. Ansonsten
beschränkt sich das Bonusmaterial meist auf die
Standardauflösung.
Fazit
Eigentlich ein eher europäischer Film, mit dem
sicher nicht alle zurechtkommen werden. Thematik, Komplexität sowie
ständiges Vor- und Zurückblenden fordern den Zuschauer heraus und
laden gleichzeitig zum mehrmaligen Sehen ein. Belohnt wird man mit
einem stimmigen Werk, voll visionärer Kraft und tiefgründigen
Betrachtungen.
Zwar habe ich die Blu zum Film zuhause, diese aber noch nicht
begutachtet.
Deine Bild und Tonbeschreibungen sind aber gut verständlich und
nachvollziehbar und passen zu unzähligen Rezenssionen, die man über
die Zeit bislang zu lesen bekommen hat.
Dass Du am Rande auch ein wenig auf diesen Ausnahmeregisseur
eingehst finde ich zudem Top! :thumb:
Der Film selbst lässt für den anspruchsvollen Filmliebhaber mit
einem Hang zu Metaphorik und Intellektuelität wahrlich keine
Wünsche offen und zeigt uns Aronofsky so wie man ihn kennt. Mutig
und einigartig in seiner Vision, mit kraftvollen und in diesem
Falle auch enorm mächtigen, weil wunderschönen fantastischen
Bildern.
Einer meiner Lieblingsfilme. Daher danke für die tolle Filmwahl:)
Geschrieben: 31 März 2011 12:21
Steeljunkie
Blu-ray Sammler
Aktivität:
Vielen Dank für dieses sehr gute Review von meinem
Lieblingsfilm.
Auch ich habe ihn (auf DVD) ein paar Mal sehen müssen, um ihn
einigermaßen nachvollziehen zu können.
Auf Blu-ray ist er zwar in meinem Besitz, konnte ihn aber noch
nicht gucken.
Für diesen Film muss man sich Zeit nehmen und in der richtigen
Stimmung sein, wie ich finde.
Leider ist ja Aranofski mit "The Wrestler" zu einer gradlinigen
Erzählweise übergegangen und bei "Black Swan" wieder etwas
"konfuser". Trotzdem haben mich auch diese Filme begeistert.
Bisher konnte ich zumindest mit all seinen Filmen (habe "Pi" und
"Requiem for a Dream" auf DVD) sehr viel anfangen!
Grüße, Alcatraz05