So, hier nun mein versprochener Nachtrag zu diesem fantastischen
Film.
Three Billboards outside Ebbing, Missouri. Die Oscars stehen wieder
vor der Tür. Der ideale Zeitrahmen, um potenzielle Arthaus-Filme
erster Güte in die Kinosäle zu bringen. Und ja, dieser Film
verdient diese Bezeichnung.
Ein Film, der vermutlich, wie viele ähnlich geartete Filme, beim
heutigen Durchschnittszuschauer keinen besonderen Anklang finden
wird. Auch wenn dieser Punkt heutzutage gerne angesprochen wird, so
bestätigt er sich nun mal auch immer wieder.. Superhelden und
Franchises haben die Kinos auf längerfristige Zeit erobert. Und
auch ich zähle zu der Fraktion, die sich diese Filme immer wieder
gerne ansieht. Jedoch teile ich die mindere Meinung, dass
inzwischen altbekannte Muster beiseite zu legen und sich auf Filme
der etwas anderen Art einzulassen. Filme, wie sie früher noch zum
Kult geworden sind und gesellschaftskritische Themen auf ein neues
Level heben.
Three Billboards outside Ebbing, Missouri ist Kino, wie es mal war,
wie es heute stellenweise noch ist und weiterhin auch sein
sollte.
Der Plot ist dünn und schnell erzählt.
Rachel McDormands Charakter ist eine in Trauer gestürzte Mutter,
deren Tochter vergewaltigt und verbrannt wurde. Aus Wut, dass die
Polizei den Täter noch immer nicht erfahnden konnte, nutzt sie die
Möglichkeit, dreier leerstehender Billboards, um ihren Frust in
Provokation umzumünzen und die Polizei, insbesondere den Charakter
von Woody Harrelson, anschwärzende Mitteilungen und Anspielungen
auf den bisher ungeklärten Fall an den Kopf zu werfen. Dieser
"Schachzug" löst eine Kettenreaktion nach der anderen los und sorgt
für viele unerwartete, dramatische Momente in diesem großartigen
Film.
Der Film bietet meiner Meinung nach alles. Tränen, Gelächter,
Gänsehaut.
Er zeigt abstoßende Szenarien und ist doch so menschlich wie kaum
ein anderer Film.
Der Mensch ist nicht perfekt. Er unterscheidet sich in vielerlei
Hinsicht nicht vom Tier, wie es immer wieder so gerne ausgedrückt
und vermittelt wird. Jedoch spielt hier die Philosophie, sowie die
Anthropologie eine sehr entscheidende Rolle.
Ist der Mensch von Grund auf schlecht? Vielleicht.
Jedenfalls kann man sagen, dass der Mensch formbar ist und damit
auch zu Gutem fähig. Beinflusst von Kultur, Erziehung, der
generellen Umwet und vielem mehr wächst der Mensch heran und wird
zu einem eigenen Individuum.
Was jedoch, wenn ein so furchterregendes Ereignis im Leben
eintritt, dass das eigene Gleichgewicht komplett aus den Fugen
gerät? Ist ein Mensch so stark und selbstbestimmt, dass jeder
Widrigkeit Stand gehalten werden kann? Das kommt, wie immer, auf
einen selbst an, denn eine Regel gibt es nicht. Eines, von vielen
spannenden Themen des menschlichen Wesens.
Der Film ist fast schon so gut, dass er dadurch als sehr umstritten
diskutiert werden könnte.
Er zeigt schwache und verzweifelte Seelen. Er zeigt Gräueltaten.
Wie empfängt ein Mensch diesen Film, der sich mit ähnlichen
Umständen auseinandersetzen musste? Was sagt ihm dieser Film. Führt
er ihn, verleitet er ihn? Rechtfertigt ein schlimmes Ereignis
schlimmere Taten?
Für mich sollte der Film vielmehr als Warnsignal betrachtet werden.
Und genau dadurch wirkt er so lebensecht. Aber er ist noch so viel
mehr.
Die Location, sowie ganz besonders der Soundtrack, für mich ein
sehr beliebtes Thema, sind fantastisch aufeinander abgestimmt und
funktionieren einwandfrei. Der Film spielt in einer abgelegenen und
ruhigen Kleinstadt. Das Bild ist klar, jedoch einem älteren Stil
angepasst. Der Soundtrack spiegelt für mich das perfekte
Gleichgewicht zum Film dar. Besser hätte es wahrscheinlich nicht
sein können. Ruhige und sehr traurige Passagen, abgewechselt mit
Country-Einlagen. Ein Mix, der diese Achterbahnfahrt der Gefühle
fantastisch wiederspiegelt.
Das Schauspiel selbst verdient die meiste Anerkennung. Durch die
Bank weg ein toll aufgestellter Cast, der durch eine absolute
Überzeugungskraft im Spiel brilliert und dem Zuschauer durch ihre
Authentizität länger im Gedächtnis bleiben wird. Diie Top3,
bestehend aus Rachel McDormand, Woody Harrelson und Sam Rockwell
liefern hier eine wahre Meisterleistung ab. Es werden glaubhafte
Chrakterentwicklungen durchgemacht in weniger als zwei Stunden, die
manche Serie in mehreren Folgen nicht einmal hinbekommen
würde.
Der Film, die Crew und der Cast verdienen jedwede Aufmerksamkeit
und Anerkennung, die er kriegen kann.
Für mich ein neuer Meilenstein, der alles zu bieten hat, was der
Zuschauer sich wünschen kann.
Ein Film, der seinen ganz eigenen Stempel im neuen Zeitalter des
Kinos mehr als verdient hat.