Ich muss leider gestehen, dass der Funke bei mir (noch) nicht ganz
übergesprungen ist. GoW ist sicherlich in sämtlichen Kategorien gut
bis sehr gut, aber ich kann nicht nachvollziehen was daran
meisterwerkwürdig sein soll.Tolles Kampfsystem, starke Optik und
Inszenierung, einige gute in sich greifende Spielmechaniken,
solide-geschriebene Story und Charaktere und ein guter Soundtrack.
Aber so richtig neu macht das Reboot nichts. Also bezogen auf das
Genre - nicht auf das Franchise. Es macht schon Spaß und hält
passabel bei der Stange, aber ich habe einfach nicht das "Ich muss
heute unbedingt weiterzocken"-Kribbeln. Gerade die Rätsel und die
Schlachlevels sind innerhalb des Genres nur gehobener Durchschnitt.
Die Welt sehen toll aus und sind auch abwechslungsreich, aber die
paar Schalterrätsel locken mich nicht hinterm Ofen hervor.
Die Kampfmechanik lehnt sich stark an der
Souls-Reihe an
und ist für mich der eindeutig beste Part. Erst recht wenn man den
Großteil des Skill-Trees bereits freigeschatet hat. Die Einbindung
von Atreus funktioniert auch super, ist er tatsächlich mehr als ein
zusätzlicher Damage-Dealer. Besonders das Trefferfeedback, die
Verbindung von Nah und Distanzangriffen und die einfache aber
durchdachte Steuerung, lassen den Spieler schnell einen gewissen
Kampf-Flow entwickeln. Eine komplexe Kampfmechanik wie in
Devil
May Cry oder
Bayonetta wäre hier kontraproduktiv
gewesen. Ich mag auch, dass sie den Gewaltgrad etwas
heruntergefahren haben, was zu der ruhigeren Erzählweise besser
passt (die Devise der Vorgänger hieß ausschließlich
höher-größer-weiter).
Die Vater-Sohn-Beziehung kommt bisher nicht über ein Haufen
Klischees hinaus (nach ca. 15h Spielzeit): Der knallharte Vater,
der seinen Sohn auf das harte Leben vorbereiten will, aber bei
allen zwischenmenschlichen Tönen versagt, hat man so bereits
dutzendfach gesehen. Da muss ich nicht mal den Vergleich mit
The Last of Us bedienen, um zu zeigen, dass hier mehr drin
gewesen wäre. Aber vielleicht steigert man sich im letzten Drittel
ja noch.
Nee, ich würde gerne die Begeisterung teilen - mittlerweile bewegen
sich die Meinungen ja zwischen einem der besten Spiele dieser
Konsolengeneration und aller Zeiten. Vielleicht verliere ich aber
auch einfach zunehmend das Interesse an Singleplayer-Abenteuern
-
Uncharted 4 hielt ich bereits für maßlos überschätzt und
auch bei
The Last Guardian musste ich mich richtig
aufraffen, das zu beenden. Die ganz Große Begeisterung hatte ich
zuletzt bei
Horizon: Zero Dawn und
MGS V erlebt.
Wäre schön, wenn spätestens
The Last of Us 2 das Feuer
wieder entfachen kann.