Geschrieben: 17 Apr 2015 12:03
Der Hobbit: Die Schlacht der Fünf Heere
3D
Story 6
Bild 3D 9
Bild 2D 9
Ton 10
Boni 6
Gesamt 9
Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere ist der letzte Teil der
Hobbit-Saga und auch der vermutlich letzte Film aus Peter Jacksons
Mittelerde-Filmuniversum. Dabei knüpft die Handlung nahtlos an die
Schlussszene von Smaugs Einöde an. Uns liegt nun die Kinofassung in
einem Set mit zwei Blu-ray 3D, einer regulären Blu-ray und einer
Bonus-Disk mit Specials vor. Im Review klären wir, ob sich das
Zugreifen bereits lohnt oder vielleicht lieber das Abwarten auf die
Ende 2015 erscheinende Extended-Version angesagt ist.
Story
Zwar hat Thorin Eichenschild (R. Armitage) seinen Reichtum zurück
erlangt, doch der Drache Smaug (B. Cumberbatch) terrorisiert nun
die Seestadt Esgaroth. Außerdem entsendet Sauron, der dunkle
Herrscher, seine Armee von Orks zum Einsamen Berg. Bilbo (M.
Freeman) gerät zwischen die Fronten, während die fünf Heere für die
entscheidende Schlacht aufmarschieren. Gandalf (I. McKellen)
dagegen sitzt immer noch in den Fängen des Nekromantens fest.
Schließlich müssen alle Schicksale zusammenlaufen, um Thorin zur
Vernunft zu bringen und Sauron abzuwehren...
Wieder einmal triff der fast schon legendäre Satz „gedreht vor den
schönsten Greenscreens Neuseelands“ aus den Honest-Trailern auf Der
Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere zu. Die visuelle Ästhetik der
Hobbit-Trilogie bricht enorm mit der Herr-der-Ringe-Saga.
Vergleichbar ist dies mit dem Wechsel der ersten Star-Wars-Trilogie
zu den späteren Prequels. Ob man diesen künstlichen, beinahe
sterilen Look schätzt oder ablehnt, muss jeder für sich
entscheiden. Klar ist, dass die Effekte in Die Schlacht der fünf
Heere zwar hochwertig, aber stets als solche erkennbar sind. Warum
dies noch vor der Kritik an der eigentlichen Geschichte Bestandteil
dieses Reviews ist? Nun, weil der Plot des Finales der Hobbit-Saga
im Grunde rudimentär bleibt. Ungelogen besteht das Gros des Films
aus bombastischen Kampfszenen, die in ihrer schieren Masse jedoch
an Wucht verlieren. Die Art der Inszenierung erinnert an
Krawallmacher Michael Bay: Es rummst und knallt zwar an allen Ecken
und Enden, doch da man kaum emotionale Bindung zu den Charakteren
entwickelt, ist einem als Zuschauer meistens egal, wer da gerade
wem eins auf die Mütze haut.
Zumal Regisseur Peter Jackson so sehr auf das Spektakel an sich
fokussiert ist, dass er vergisst, dem Zuschauer Kontexte mit auf
den Weg zu geben: Als sich immer mehr und mehr Fraktionen in die
Kämpfe einklinken, hat man als Zuschauer kaum einen Überblick, wie
die Motivationen der einzelnen Heere überhaupt aussehen. Gerettet
wird Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere in erster Linie von
seinem tollen Cast. Martin Freeman erdet das Franchise einmal mehr
im Alleingang, auch wenn er weiterhin zu wenig zu tun bekommt. Ian
McKellen verkörpert den Zauberer Gandalf mit der gleichen
Spielfreude, welche schon jede Szene in Herr der Ringe mit ihm zum
Genuss machte. Schwachpunkt bleiben weiterhin die Zwerge – wenn man
sich auch nach drei Filmen und fast neun Stunden Spielzeit kaum
einen ihrer Namen merken kann, sagt das über ihre Charaktere viel
aus. Dafür können ihre Darsteller freilich wenig. Dies ist die
Schuld der Drehbuchschreiber.
Ist Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere nun ein würdiges
Finale? Für die durchwachsene Hobbit-Saga kann man dies auf jeden
Fall sagen. Als vermutlich letzter Film aus Peter Jacksons
Herr-der-Ringe-Filmuniversum bestärkt auch Teil 3 den Eindruck des
verschenkten Potentials. Was bleibt, ist ein solider Fantasy-Film
mit ambivalenter Optik, der trotz seiner Länge rasant unterhält und
ausreichend Spaß und Spannung für einen Filmabend mit Freunden
bietet.
Bildqualität
Wenn es einen Minuspunkt bei Die Schlacht der fünf Heere gibt, dann
sind es die Kontraste: Wie schon in Smaugs Einöd“ hat Jackson die
Kontraste künstlich überhöht, was in Kombination mit diversen, je
nach Szene variierenden Farbfiltern, teilweise zulasten der Details
geht. Allerdings ist dies ein gewolltes Stilmittel und kein Manko
von Warners HD-Transfer. Jener beeindruckt mit starker
Durchzeichnung und Schärfe sowie einwandfreier Kompression. Dabei
ist der Regisseur hier noch verspielter als bei den Vorgängern und
schlägt mit seinen Variationen bei der Farbgebung eine gute Brücke
zwischen dem organischen, warmen Eine unerwartete Reise und dem
eher bläulich-düsteren Smaugs Einöde. Insgesamt liegt hier also ein
tolles HD-Bild vor, das auch dank der Abwesenheit jeglichen
Filmkorns Fans moderner, digitaler Produktionen begeistern
sollte.
Bild 3D
Auch in 3D lässt Die Schlacht der fünf Heere nicht nach: Im Grunde
bietet man hier das gleiche hohe Niveau wie schon bei Eine
unerwartete Reise und Smaugs Einöde. Das bedeutet, Fans von
Pop-Out-Effekten schnarchen zwar weg, doch Ebenendifferenzierung
und Tiefeneffekt dieser nativen 3D-Produktion spielen auf
Referenzlevel. Selbst in dunklen Szenen leidet die Qualität im
Gegensatz zu anderen Produktionen wie Thor in keinster Weise. So
verbleibt der Detailgrad ebenbürtig zur 2D-Version und das Schwarz
passt immer noch perfekt. Geisterbilder konnten wir auf unserer
Test-Hardware glücklicherweise nicht vermelden. Tatsächlich ist der
Abschluss der Hobbit-Trilogie in 3D vielleicht sogar der
beeindruckendste der drei Filme, was an dem hohen Action-Anteil
liegt. Hier bieten sich während der Massenkämpfe beeindruckende
Panoramen und auch die Kampf-Choreografien wirken noch
einnehmender, da man durch die dritte Dimension quasi mittendrin
ist.
Tonqualität
Warner spendiert deutschsprachigen Hobbit-Fans eine Abmischung in
DTS-HD Master Audio 7.1, welche dem identisch codierten Originalton
kaum in etwas nachsteht. Wie bei den meisten Synchronisationen
stehen die Sprecher etwas mehr im Vordergrund, das war es aber auch
schon mit den Unterschieden. So ist die Räumlichkeit absolut
beeindruckend und erlaubt dem Zuhörer jeden Pfeil, jeden
Schwerthieb und jeden Ork-Kampfesschrei präzise zu orten. Der
wunderbare Score von Howard Shore, welcher abermals die Brücke
zwischen beiden Mittelerde-Trilogien schlägt, breitet sich über
alle Lautsprecher aus und bringt die Fantasy-Welt ins Wohnzimmer.
Die Bässe integriert man dabei eher organisch ins Klangbild, als
dass man hier „laut um des laut sein willens“ propagiert. Insgesamt
hat man es hier also mit einer sehr ausgewogenen, dynamischen und
räumlichen Abmischung zu tun, die beweist, wozu aktuelle Kinofilme
akustisch fähig sind.
Ausstattung
Auf den ersten Blick wirken die Extras zwar umfangreich, zum Teil
stellt sich aber heraus, dass die schiere Anzahl der Beiträge
täuscht: Die sieben auf eine Extra-Blu-ray ausgelagerten Dokus und
Boni kommen insgesamt auf eine Spielzeit von ca. 56 Minuten.
Allerdings ist das Gros dieser Zeit mit marketingtauglichem
Geplauder gefüllt, das wenig Aufschluss über die
Produktionsbedingungen gibt. Dies gilt speziell für „Neuseeland:
Heimat von Mittelerde – Teil 3“ und „Die Zusammenstellung der fünf
Heere“. Etwas interessanter sind die beiden Beiträge zu „Mittelerde
–Ein Abschluss“, welche sich mit Peter Jacksons Erfahrungen während
sowohl der Entstehung von „Herr der Ringe“ als auch „Der Hobbit“
beschäftigen. „Ein Letzter Abschied“ widmet sich dann nicht etwa
dem Abschied von dem Mittelerde-Filmuniversum an sich, sondern dem
Song „The Last Goodbye“ aus dem Soundtrack. Es gesellen sich das
entsprechende Musikvideo sowie einige Trailer hinzu. Alle
Bonusinhalte liegen in HD vor.
Fazit
Wie es kaum anders zu erwarten war, ist Der Hobbit: Die Schlacht
der fünf Heere technisch eine Macht: 2D- und 3D-Bild sind bis auf
minimale Mankos bei den übersteigerten Kontrasten eine wahre
Augenweide. Synchro-Fans freuen sich zudem über eine deutsche
Tonspur in DTS-HD Master Audio 7.1, welche als Referenz für das
Heimkino dient. Was das Bonusmaterial betrifft, wird man für die
volle Dröhnung zwar auf die Extended-Version warten müssen, das
Gebotene verkürzt die Wartezeit allerdings kurzweilig. Der Hobbit:
Die Schlacht der fünf Heere ist gewissermaßen die Antithese zu Eine
unerwartete Reise. Während man Ersterem die sehr langsame
Einführung und gemächliche Erzählweise vorhalten konnte, feuert der
Abschluss der Saga nun unaufhörliche Effekt-Salven ab und vergisst
dabei Charaktere und Emotionen in seiner holprigen Geschichte. Das
Ergebnis ist ein CGI- und Greenscreen durchfluteter Blockbuster,
dem es an Herz und Seele mangelt. Unterhaltsam ist das Ergebnis
zwar dennoch, ob Gelegenheits-Fans die Blu-ray mit stolzen 144
Minuten Spielzeit aber jemals ein zweites Mal aus dem Regal ziehen
werden, erscheint fraglich. So sollten Geduldige dann eher auf die
bereits angekündigte Extended Version warten, die vielleicht etwas
mehr Gefühl in das Action-Feuerwerk injiziert. Wer dagegen Der
Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere bereits im Kino geliebt hat
oder aber eh für die beiden Vorgänger Feuer und Flamme ist, bekommt
hier mehr vom Gleichen und kann unbesehen zuschlagen.(anw)