Guardians of the Galaxy (2014) 3D
Story 9
Bild 10
Bild 3D 10
Ton 9
Ausstattung 5
Gesamt 9
Marvel weiß zu überraschen. Als ausgerechnet der durch das
subversive Super bekannt gewordene James Gunn das Nischen-Comic
Guardians of the Galaxy verfilmen sollte, schnellten bei vielen
Kritikern die Augenbrauen nach oben. Dass das Ergebnis der wohl
größte Überraschungserfolg 2014 bei sowohl Presse als auch Publikum
werden würde, nahm anfangs wohl nicht einmal Produzent Kevin Feige
an. Können die Außenseiter im Weltraum es nun auch auf Blu-ray mit
dem Erfolg und den Qualitäten der Avengers aufnehmen?
Story
Peter Quill (C. Pratt) kommt zwar von der Erde, verdingt sich aber
im Weltall als selbst betitelter Schatzjäger „Star-Lord“. Als er
eines Tages unabsichtlich eine kosmische Superwaffe stibitzt, zieht
er sich den Zorn des Schurkens Ronan (L. Pace) zu, der düstere
Pläne für das Artefakt hegt. Doch Quill muss nicht allein gegen
Ronan zu Felde ziehen. Denn auf den seltsamsten Wegen gelangt er an
die seltsamsten Verbündeten: Die Attentäterin Gamora (Z. Saldana),
den Waschbär-Söldner Rocket (B. Cooper), den Alien-Baum Groot (V.
Diesel) und den rachsüchtigen Krieger Drax (D. Bautista). Aber ob
diese zusammengewürfelte Truppe das Schicksal des Universums in die
Hand nehmen sollte?
Ließen die Trailer mit Fokus auf Pennäler-Humor noch das Schlimmste
vermuten, ist Guardians of the Galaxy am Ende der wohl beste
Marvel-Film seit dem ersten Iron Man geworden. Wo Avengers und
besonders Iron Man 3 an einer mehr als unausgewogenen Mischung aus
dramatischen und albernen Momenten krankten, so dass keiner der
beiden Pole sich entfalten konnte, setzt James Gunns
Space-Abenteuer von Anfang an auf Sinnlos-Unterhaltung und Gags im
Sekundentakt.
Dass Guardians of the Galaxy damit durchkommt, liegt zum einen
daran, dass der Film keinen Hehl daraus macht, eine reine Komödie
zu sein und zum anderen darin begründet, dass Gunn ein Gespür für
den Balanceakt aus Mainstream- und Fanboy-Unterhaltung findet. Das
Ergebnis ist ein knalliger, lauter und auch extrem dummer
Blockbuster, der jedoch zu sich selbst steht und deswegen so viel
Spaß macht, wie wenige andere Filme der letzten Jahre. Wer sich mit
dieser Prämisse anfreunden kann, sollte nicht zweimal überlegen und
sich die Guardians lieber heute als morgen für den nächsten
Filmabend sichern – und den „Awesome Mix Vol. 1“ am besten direkt
dazu.
Bildqualität
Trotz der leicht unterkühlten Farbgebung im All hat das Bild von
Guardians of the Galaxy enormen „Pop“. Die Schwarzwerte und
Kontraste könnten perfekter nicht sein. Als aktueller Blockbuster
offenbart der Film einen enormen Detailgrad, der sich vor nichts zu
verstecken braucht. In HD lernt man etwa die detaillierten
CGI-Effekte bei Rockets Behaarung erst richtig zu schätzen. Die
Kompression arbeitet einwandfrei und hält sich im Hintergrund, so
dass technische Anomalien ausbleiben. Stattdessen genießt man ein
demoreifes 1080p-Bild, das sich geradezu aufdrängt, um das eigene
Heimkino-Equipment an seine Grenzen zu treiben.
Bild 3D
Guardians of the Galaxy wurde zwar erst nachträglich in 3D
konvertiert, bietet von allen Marvel-Filmen aber bisher die
rundeste Erfahrung. Vielleicht liegt das auch daran, dass exklusiv
in der 3D-Fassung IMAX-Aufnahmen im Vollbild das Bild aufwerten.
Die bereits besprochenen Qualitäten der 2D-Fassung bleiben vollends
erhalten. Dazu gesellen sich ein durchgehender Tiefeneffekt und
eine für eine Konvertierung rundum gelungene Abgrenzung der
Bildebenen. Wer auf Pop-Outs steht, bekommt hier allerdings wenig
geboten und muss sich mit sporadischen und zudem sehr dezenten
Effekten begnügen. Da es technisch aber nichts zu bemängeln gibt
und das wechselnde Bildformat mit mehr Informationen den Film
spürbar aufwertet, ist die 3D-Umsetzung sehr zu empfehlen.
Tonqualität
Die deutsche Tonspur liegt als DTS-HD HR Audio 5.1 vor und steht
dem Originalton in DTS-HD Master Audio 7.1 in kaum etwas nach. So
prasseln aus den Rears fast permanent Effekte auf den Zuschauer
ein. Gekoppelt mit den druckvollen Bässen in Action-Szenen vergeht
dem Zuschauer fast Hören und Sehen. Trotz aller Wucht bleibt die
Präzision erhalten und bei Explosionen im All meint man geradezu,
jeden Trümmer einzeln an sich vorbeirauschen zu hören. Als einziges
Manko ist die Synchronisation an sich anzuführen, welche leider
viel vom Wortwitz und Timing des Originals verschenkt.
Ausstattung
Schade, dass das Bonusmaterial der Marvel-Filme mit jeder
Veröffentlichung schmaler auszufallen scheint. Erhielt man früher
ausführliche Making-Ofs und spaßige Kurzfilme, muss man sich
mittlerweile mit Brosamen zufrieden geben. Immerhin steht ein
sowohl lockerer als auch informativer Audiokommentar von Regisseur
James Gunn bereit, der Marvel-Fans Freude bereiten wird und den
Filmemacher als begeisterten Nerd zeigt. In vier Minuten sieht man
zusätzliche und erweiterte Szenen. Diese Spielzeit gilt auch für
das Gag-Reel. Spaßiger erscheint der Beitrag „Ein Führer durch die
Galaxy mit James Gunn“ (ca. 21 Min.). Hier geht man auf
verschiedene Aspekte der Produktion wie den Cast aber auch die
Musik ein. Leider ist das Extra zu den Spezialeffekten nur etwa
sieben Minuten lang – hier hätte man mehr in die Tiefe gehen können
und beschränkt sich auf Selbstlob. Wer sich auf Avengers: Age of
Ultron freut, bekommt noch ein kurzes Preview zu sehen. Alle Boni
liegen in HD vor.
Fazit
Als aktueller Blockbuster erfüllt Guardians of the Galaxy technisch
alle Erwartungen. Besonders das 3D-Bild ist das bisher beste eines
Marvel-Films und öffnet ähnlich Transformers: Ära des Untergangs
das Format in vielen Szenen. Auf diese Vollbild-Wechsel muss man
bei der 2D-Fassung zwar verzichten, erhält aber ansonsten ebenfalls
eine referenzwürdige Präsentation. Selbiges lässt sich auch über
die deutsche Abmischung behaupten, die nicht nur reichlich „Wumms“
mitbringt, sondern auch sehr differenziert klingt. Schade nur, dass
Marvel beim Extramaterial immer mehr ins Sparen gerät. Guardians of
the Galaxy ist laut Macher James Gunn ein Film für die Underdogs
dieser Welt. Angesichts des Einspielergebnisses von fast 800 Mio.
US-Dollar scheint es davon, eine ganze Menge zu geben. Vielleicht
ist es gerade die Außenseiterrolle und die von den anderen
Marvel-Filmen abweichende Ausrichtung mit vollem Fokus auf den
Humor, welche den Streifen bei Kritikern sowie Publikum so beliebt
gemacht hat. Marvels neuester Streich gaukelt keinen Anspruch vor,
bemüht sich auch nicht um Charaktertiefe, Drama oder Spannung,
sondern ist schlichtweg auf Spaß und rasante Unterhaltung gepolt.
Dass der Film so selbstbewusst zu sich steht, spiegelt sich in
jeder Aufnahme, jeder Dialogzeile und jedem kleinen Gag wider.
Dadurch wird Guardians of the Galaxy zum Prototyp eines
Hollywood-Blockbusters, der perfekt unterhält und zu wiederholten
Sichtungen einlädt. Denn eins ist sicher: Das Grinsen auf dem
Gesicht bleibt auch nach dem Film. (anw)