Bin im Augenblick bei Folge 8 und schwer begeistert. DD war schon
ziemlich gut, aber JJ schlägt für mich DD um einiges. Gerade die
etwas behäbige Erzählweise, die sich Zeit für die einzelnen Figuren
nimmt und die Tatsache, dass die Personen spührbar Traumata haben,
diese also nicht nur verbal thematisiert werden, machen JJ zu etwas
besonderem.
Anders als DD, bei dem man die "Blindheit" durch seine Fähigkeiten
nicht wirklich merkt, sobald er als DD unterwegs ist, ist JJ als
Charakter authentisch. JJ ist ein Wrack und das markt man in jeder
Situation. Im echten leben wollte man mit ihr sicherlich nichts zu
tun haben, aber sie kommt, zumindest für mich, trotzdem genug
sympatisch rüber, dass man mit ihr mitfiebern kann.
Die Story ist spannend, der Gegner nachvollziehbar, nicht nur
schwarz/weiß, mit einer Motivation, die man versteht. Die Bedrohung
durch ihn ist trotz fehlender physischer Bedrohung enorm, was ich
sehr positiv empfind eund einen Gegenpol zu dem ganzen Haudrauf
bietet. Die Story gibt einiges her. Ich bin nur mal gespannt, wie
die eine mögliche 2. Staffel aufziehen wollen.
Negativ empfinde ich dieses ganze aufgesetzte Emanzen-Thema. Jeri
Hogarth musste nicht zwingend eine Frau sein, nur um zu zeigen,
dass man auch andere sexuelle Orientierungen in so einer Serie
darstellen kann. Überhaupt ist die ganze Thematisierung der
Sexualität bei JJ für die ansonsten sehr stringent erzählte Story
unnötig. Man hat das Gefühlt, die Szenen sind drin, damit sie eben
drin sind, nicht, weil es nötig wäre. Mir hat das eher ein
Schmunzeln entlockt, weil jede Szene, die dahingehend etwas
expliziter dargestellt wird, sowas von amerikanisch ist, dass es
für die Serie, imho, um einiges mehr gebracht hätte, es bei
Andeutungen zu belassen. Solche angedeuteten Szenen gibt es auch,
die wirken für mich auch sehr viel besser im Gesamtkontext
integriert, aber das ist vielleicht auch Geschmacksache.
Alles in allem eine Serie die sich dem Thema Superhelden/-Kräft auf
eine etwas andere, sehr angenehme Art nähert und auch die andere
Seite der Medallie sehr realistisch und gut aufzeigt. Die
Film-Noir-Story ist dann auch eher ein Thriller und bietet für mich
zumindest um einiges mehr als die etwas Actionlastigere DD-Serie.
Die Gegner sind aber beiden Serien sehr gut und für Marvel endlich
mal vielschichtiger.
Ich würde mir wünschen einiges davon (insbesondere von der Atmo und
dem generellen Ton) würde mehr in die Marvel-Kinofilme einfließen,
das hätte z.B. einem IM3 mehr als gutgetan...
Benotungstechnisch würde ich eine 8,5 von 10 ziehen. Mal sehen wie
die zweite Hälfte, vielleicht gehe ich dann noch auf 9...
Herzliche Grüße
Arieve
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