Das Thema Kindesentführung sorgt leider viel zu häufig in der
Tagespresse für Schlagzeilen. Damit soll gewiss nicht die
Sensationsgier der Boulevardzeitungen oder deren Leser angeprangert
werden, sondern vielmehr der traurige Umstand, dass es immer noch
zu viele Ereignisse gibt, bei denen Kinder entführt, missbraucht
und / oder sogar getötet werden. Regisseur Denis Villeneuve und
Autor Aaron Guzikowski haben sich dem Thema angenommen und mit
Prisoners einen eindringlichen Psycho Thriller
abgeliefert, der dem Zuschauer unter die Haut geht.
Story
Die Familie Dover (H. Jackman und M. Bello) und deren Nachbarn
Familie Birch (T. Howard und V. Davis) feiern gemeinsam das
Thanksgiving Fest. Als nach dem Essen deren Töchter Anna Dover und
Joy Birch verschwinden, ist die Panik groß. Zwar wird ein
Verdächtiger von Detective Loki (J. Gyllenhaal) gefasst, aber es
stellt sich heraus, dass dieser nicht der Entführer ist. Also nimmt
Vater Keller Dover die Sache selbst in die Hand und stellt dem
vermuteten Täter nach. Denn der ehemalige Kriegsveteran würde alles
dafür tun, um seine Tochter und die der Nachbarn wieder zu bekommen
– wirklich alles!
Regisseur Denis Villeneuve ist mit seinen bisherigen Werken Die
Frau die singt – Incendies oder Maelström bereits mehrfach
ausgezeichnet und von den Kritikern hoch gelobt worden. Jedoch ist
es im dennoch nicht gelungen, die breite Masse zu erreichen. Das
sollte sich letztendlich mit
Prisoners ändern, da
bei einem Budget von 46 Millionen US-Dollar weltweit über 122
Millionen US-Dollar wieder eingespielt werden konnte. Erfolg auf
ganzer Linie. Mit ausschlaggebend ist die spannende Geschichte von
Drehbuchautor Aaron Guzikowski, der bereits mit Contraband einen
Volltreffer landen konnte. Zusammen mit der herausragenden
Kameraarbeit von Roger Deakins (
James Bond 007 – Skyfall) werden
dem Zuschauer nicht nur zahlreiche stimmungsvolle und bedrückende
Bilder vorgesetzt, sondern darüber hinaus eine eindringliche und
auch tiefgreifende Geschichte, die selbst noch Stunden und Tage
nach dem Schauen nicht aus den Köpfen verschwunden ist. Denn nicht
nur das diabolische Wesen der Entführer wird dabei recht
authentisch dargestellt, sondern auch das Herabsetzen von
Hemmschwellen bei den Eltern der Opfer.
Wie weit ist ein Mensch bereit zu gehen? Ab wo verschieben sich die
Grenzen? Mit vielen subtilen Elementen versteht es Villeneuve, den
Zuschauer in seinem Sitz zu fesseln. Langeweile kommt dabei in der
Tat nicht auf. Vor allem die bedrückende und mitreißende Art und
Weise, wie der Verlust der Familien dargestellt wird, ist einfach
nur hervorragend und besonders lobenswert. Das mag manch einem
vielleicht langweilig erscheinen, ist es aber keineswegs. Lediglich
wenn die Grenzen der Moral zu verwischen beginnen, ist es fraglich,
ob der eine oder andere Schritt wirklich notwendig war. Aber
abgesehen davon hat Villeneuve einen in sich stimmigen Film
abgeliefert, der zu Recht erfolgreich in den Kinos lief. Mit Hilfe
der herausragenden Besetzung bestehend aus Hugh Jackman
(
X-Men Filmreihe), Jake Gyllenhaal
(
Day after tomorrow), Viola Davis
(
Extrem laut & unglaublich nah), Maria
Bello (
Kindsköpfe), Terrence Howard
(
Dead Man Down), Melissa Leo
(
Olympus Has Fallen – Die Welt in
Gefahr) und Paul Dano (
12 Years a Slave) werden die
Figuren allesamt sehr glaubhaft dargestellt. Das unterstützt die
ohnehin authentische Atmosphäre nochmals dramatisch.
Bildqualität
Das Bild auf dieser Blu-ray schaut einfach hervorragend aus. Nur
sehr wenige Beeinträchtigungen schmälern den ansonsten durchweg
positiven Eindruck. Erfreulicherweise machen sich bei der Schärfe
sowie beim Detailgrad keinerlei Probleme bemerkbar, da sämtliche
Feinheiten akkurat wiedergegeben werden. Die Farben sind stets
kräftig und natürlich bei gut eingestelltem Kontrast, wobei dieser
noch vereinzelt etwas ausgewogener sein könnte. Hin und wieder
werden Farbfilter eingesetzt, welche der Darstellung einen leichten
erdigen oder gar ausgewaschenen Sepia-Touch verleihen. Dieses
Stilmittel passt allerdings wirklich gut zur Atmosphäre und stellt
nur bedingt ein Manko dar. Der Schwarzwert ist kräftig und bietet
ein sattes Schwarz. Dabei werden in dunklen Szenen bis auf wenige
und schwache Ausnahmen dank guter Durchzeichnung kaum Details
verschluckt. Kompressionsspuren sind hingegen nicht
aufgefallen.
Tonqualität
Der Ton liefert passend zum Bild eine passende, ebenfalls
herausragende Qualität. Die Abmischung erweist sich als sehr
natürlich und transparent. Die Dynamik bietet einen guten Umfang,
der kaum Wünsche offen lässt. Dank einer sehr ausgewogenen Balance
sind auch die Dialoge jederzeit klar verständlich. Aufgrund
zahlreicher diffuser Hintergrundgeräusche wie aber auch
direktionaler Klangeffekte entsteht eine schöne Räumlichkeit, wobei
der Score von Jóhann Jóhannsson sich grundsätzlich über sämtliche
Kanäle verteilt. Stellenweise könnten die Surroundeffekte aber
gerne noch etwas präsenter klingen. Dem Subwoofer wird keineswegs
langweilig, auch wenn die Bässe für ein insgesamt schönes Tiefton
Fundament sorgen, mangelt es beim Tiefbass doch etwas an Druck.
Dennoch: Eine überzeugende Tonspur, die keine nennenswerten
qualitativen Unterschiede zum englischen Original bietet.
Ausstattung
-
Internationale Premiere
-
Deutsche Premiere
-
Featurettes
-
B-roll
-
Interviews
-
Bildergalerie
Beim Bonusmaterial hat der Käufer der deutsch-sprachigen Blu-ray
den Vorteil gegenüber der US-Fassung, das wesentlich mehr
Bonusmaterial auf die Scheibe gepackt wurde. Während dort lediglich
zwei knappe Featurettes enthalten sind, gibt es an dieser Stelle
noch zusätzlich Berichte von der internationalen wie auch der
deutschen Premiere-Feier, ein B-Roll, sowie weitere Interviews und
eine Bildergalerie. Das verdient zwar nicht die Höchstpunktzahl,
doch ist es erfreulich zu sehen, dass dem Käufer mehr zusätzliche
Informationen angeboten werden. Das wird dankend angenommen. Ein
Wendecover ist laut offiziellen Angaben enthalten.
Fazit
In technischer Hinsicht werden bei dieser Blu-ray kaum Wünsche
offen gelassen. Das Bild überwiegt mit einem hervorragend hohen
Detailgrad und natürlichen sowie kräftigen Farben, die nur durch
minimale Beeinträchtigungen gestört werden. Der Ton unterstreicht
den bisher gewonnenen positiven Eindruck. Zwar hätten die
Surroundkanäle etwas konsequenter als auch der Subwoofer noch einen
Ticken tiefer eingesetzt werden können, aber das ist bereits
Jammern auf hohem Niveau. Toll: Im Vergleich zur
US-Veröffentlichung wird dem Käufer dieses Titels wesentlich mehr
Bonusmaterial geboten. Regisseur Denis Villeneuve beweist mit dem
Krimi-Thriller
Prisoners eindrucksvoll, dass auch
Filme jenseits von Splatter, Gore und brachialer Action dem
Publikum einen kräftigen Schlag in die Magengrube versetzen können.
Das Thema wird zwar respektvoll aber auch in seiner Emotionalität
realistisch angesprochen, weswegen die Geschichte für Zartbesaitete
definitiv nicht zu empfehlen ist. Allen anderen sei dieser Titel
aber wirklich ans Herz gelegt. (sah)
Story 8
Bildqualität 9
Tonqualität 9
Ausstattung 5
Gesamt * 8
Kaufempfehlung 8 von 10
Testgeräte
TV: Samsung UE55F6500
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 + Dali Vocal / Rear: Dali Zensor
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