Geschrieben: 19 Okt 2015 23:44
Wohl dem, der gerade ne Naturkatastrophe zur Hand hat...
Tod, Zerstörung, berstendes Glas, umhertreibende Körper. Im Green
Screen San Andreas ist die Hölle los, doch einer hat ganz andere
Probleme. Die Ehe am Arsch und das Kind inmitten der totbringenden
Trümmer verschollen. The Rock wandelt in Brad Peytons ( Die Reise
zur geheimnisvollen Insel ) San Andreas auf ausgetrampelten Pfaden,
welche dem Genre eigen sind. Weder rechts noch links, der Weg ist
vorgegeben. Mit all seinen vorhersehbaren Charakteren und
Handlungen. Sowas wie Spaß kommt aber dennoch auf, wenn man San
Andreas innerhalb seines Genres mit ähnlichen Werken vergleicht,
alles andere wäre absurd. San Andreas ist so weit davon entfernt
clever zu sein, wie The Rock davon echte Emotionen spielen zu
können. Charsima, ja aber außerhalb des Rings bedarf es ein wenig
mehr als den Peoples Elbow um das Publikum zum Johlen zu bringen.
Aber das soll er auch gar nicht, solange er gut gelaunt, Level
mäßig von Mission zu Mission hetzt und dabei niemals schwitzt, ist
alles gut.
Mission One
Gebrochene Helden, die ein Geheimnis in sich tragen und dennoch dem
Leben die Stirn bieten kommen immer gut an. Jedenfalls in der vom
Film angepeilten Altersklasse funktionierts. Dabei ist diese
Gebrochenheit nur eine weitere Mission in San Andreas für unseren
Helikopter Piloten The Rock, die er im Zwei Stündigen Blockbuster
lösen muss. Mission eins lässt uns gleich zu Beginn Zeuge werden
vom Können des Rock, der abgewichst wie ein Lederschuh von Siegmar
Gabriel, erstmal eine in Not geraten Dirne rettet. The Rocks größte
und heikelste Mission, innerhalb von San Andreas ist es aber, seine
Frau zurück zu erobern, die er unlängst verloren hatte. Überragend
ist dabei die Tatsache für wen, für welche laufende Karikatur, The
Rock verlassen wurde. Und welches Licht das eigentlich auf seine Ex
Frau wirft. Der neue Muskel an der Seite seiner ehemaligen
Gespielin ist ein Millionenschwerer Architekt, der mal so dermaßen
das Gegenteil von The Rock darstellt, wie die Mundwinkel von Angie
zu Jokers Lachen. Was waren wohl die Anreize für The Rocks Ex? Der
Charakter? Einmal will ich in einem Film sehen, dass der Held nicht
wegen einem Typ verlassen wurde der Geld wie Dagoberts Bruder
besitzt und in einer Traumvilla wohnt.
Warum müssen diese Typen stets, reich, gut aussehend und mit einem
Charakter wie Gina Lisa gesegnet sein? Ja schon klar, sonst wäre
der unvermeidliche Charakter Test nicht nachvollziehbar. Denn wie
sich später, Überraschung, rausstellt ist der neue ein Feigling und
überlässt im Laufe des Films, The Rocks Tochter den Fluten und dem
lieben Gott. Gibt es da draußen keine Normalos, die sich dann
hinterher als Charakterlich schwach herausstellen. Den gutherzigen
Typen mit McGyver Gedächtis Spoiler, den kernigen mittellosen
Magnum Typen oder den Durchschnitts RTL Glotzer? Ist dieses
Kriterium nur den reichen vorbehalten? Seis drum, das nur am
Rande.
Der Fels und die Welle
Im Verlauf wird man noch auf weitere derartige Dinge stoßen, die
man einfach schweigend hinnehmen muss um den Film genießen zu
können. Und das gelingt dann auch gut. Vielleicht ist dies aber
auch eine Mission in der Mission für den Zuschauer, die Brad Peyton
extra eingebaut hat. Wer erkennt als erstes ein typisches
Klischeeelement und kann es erraten? 2012 oder Twister-erfahrenen
Zusehern wird das leicht gelingen. Beispiel, manche Charaktere
werden nur deshalb kurz eingeführt, in einer Herz zerreißenden
Szene, um später beim Zuschauer mehr Mitgefühl zu erzeugen, wenn
diese in den Fluten ihr Leben lassen. Aber das sind nur eine kleine
Wellen die uns seitlich trifft, konzentrieren wir uns lieber auf
die Große, auf die Monster Welle...
CGI technische lässt San Andreas definitiv keine geschlossenen
Münder im Kinosaal zurück. Die Zerstörung, die massive Kraft hinter
den Wellen und Erdbeben, rocken die Leinwand oder wenn man so will
den heimischen Flimmerkasten. Brücken knicken so leicht ein wie
Merkel vor Obama und auch diverse Wolkenkratzer machen imposant den
Diener. Und alles sieht schick aus. An imposanter Zerstörung
mangelt es garantiert nicht und so muss es auch sein. Besonders
elegant, zu erwähnen als sich unser Glatzen tragender Muskelberg
mit einem Motorboot, auf die Spitze der Monsterwelle schlängelt,
die im Anschluss gigantisch eine ganze Stadt unter sich begräbt.
Super super super, wie der Josep sagen würde.
Die Mahner, Sammer und Co.
Wenn man so will, dann ist das eine der schwersten Missionen, die
The Rock zu bewältigen hat im Film. Gas geben, durchalten, und
aufpassen um nicht von einem Tonnen schweren Container erschlagen
zu werden, die wie wilder Platzregen auf die Welle niederprasseln.
Falls ein Spiel zum Film erscheinen wird, es nur halbwegs so gut
umgesetzt wird wie die originalen Szenen im Film, könnte etwas sehr
lässiges entstehen.
Im gesamten Film und das ist bemerkenswert bei einer
Naturkatastrophe diesen Ausmaßes, sieht man nur wenige bis gar
keine Menschen im Focus der Kamera. Man sieht sie immer mal wieder
wie Statisten umherstehen, von Wolkenkratzern stürzen oder
kreischend durch die Gegend laufen aber so wirklich ein Gesicht
formt sich nie vor dem geistigen Auge des Zusehers. Belanglos. So
wirklich interessant für die Kamera scheint nur die Geschichte um
The Roks Ehe zu sein, der wohl als einziger im gesamten Film
dankbar sein dürfte über die unheilvolle Katastrophe. Denn ohne sie
wäre einiges anders. Seine Frau wäre immer noch glücklich mit dem
laufenden Geldbeutel zusammen. Glücklich deswegen weil sie
wahrscheinlich nie erfahren würde, wie er in so einer Situation
handeln würde. Die Tochter ebenfalls nicht, sie wurde entspannt und
lasziv am Haus eigenen Pool dümpeln und sich weiter ihres Lebens
freuen. Einzig The Rock würde weiter Helikopter Schichten fliegen
ohne die Gelegenheit zu haben sich als strahlender Held für seine
Frau zu präsentieren. So gesehen kommt die Katastrophe gerade recht
für unseren Lieblings Samoaner. Hier versetzt die Liebe nicht
Berge, sondern die Berge versetzen die Liebe zugunsten des
Rock.
Zurück zur Kamera, bis auf eine weitere Gruppe, die um den
obligatorischen Professor (Paul Giamati), der natürlich auch nicht
fehlen darf. In Katastrophenfilmen gibt es immer einen Mahner,
ähnlich beim FC Bayern, Matze Sammer, der Mahner, nur ohne
nachweisbaren Doktortitel. Independecne Day hatte seinen Jeff, 2012
hatte ihn, der gute Pierce in Twister hatte es gewusst und sogar in
Noah wird gemahnt. Immer da wo viele Menschen sterben gibts einen
Mahner.
Was allen Mahnern inne wohnt ist ihre Ohnmacht, die Katastrophe
nicht verhindern zu können, anders der Matze, der bis dato größeres
Unglück verhindert hat. Aber wer will schon den Matze in einem
Blockbuster sehen? Die tägliche Dosis Sky reicht.
Wenn hier der Erklärbär am Werk war beim rezensieren dann nur, um
das Thema auf eben jenen zu lenken, denn das ist wirklich ein
nervender Stachel in der Haut, der den gesamten über Film juckt.
Der auch bis zum Schluss nicht entfernt werden kann. Im Film wird
alles Haar klein erklärt. Selbst Dinge, die keiner Erklärung
Bedarfen, werden nochmal für den letzten RTL II Schauer schnellst
möglich erklärt. Nervig, nervig, nervig.
Die Sache mit den Details
Mit San Andreas verhält es sich in etwa so. Man wird auf eine Party
eingeladen, genehmigt sich ein paar Drinks und dann noch weitere.
Dann noch einen um in gute Stimmung zu kommen, was auch
funktioniert. In der Euphorie der guten Party, der lässigen Musik
und den tollen Schirmchendrinks bandelt man mit einer Frau an. Die
Frau gefällt und den Rest ersparen wir uns mal. Entscheidend ist
der Morgen danach wenn die Sinne geschärft sind, die Details
erkennbar. Im Allgemeinen sah die Gespielen auf der Party super
super aus und das blieb auch den ganzen Abend und die ganze Nacht
so. Solange man den Blick nicht auf die Details legt sich von der
Euphorie und guten Stimmung anstecken lässt, bleibt alles gut. Wehe
die Details gewinnen die Überhand und der Blick verändert sich. So
verhält es sich auch mit San Andreas. Den Blick auf das Große und
Ganze gerichtet, wird man die volle Zeit über unterhalten. Probleme
wird derjenige haben, der die Details nicht ausblenden kann.
Erstens wird er wenig Spaß auf besagter Party haben noch wird er
sie genießen können.