Zitat:
Zitat von hibb
Ich sage ja nicht dass es schlecht ist was da versucht wurde. Ich
hab schon in meiner Kritik zum Film (zur UE wohlgemerkt)
geschrieben, dass ich es leider überhaupt nicht organisch in den
Film eingearbeitet finde, sondern dass die Szenen gefühlt eine
Alibifunktion erfüllen, sozusagen ein
Watchmen Light. Also
eben eine obligatorische "Anspruchsszene" einfügen (den
aufgebrachten Mob / Talkshows zeigen etc.) und dann aber sofort
weiter mit dem Hauptplot (oder einen der vielen Nebenplots). Die
Frage ist, ob Snyder überhaupt solche Themen mehr vertiefen hätte
dürfen. Immerhin legt die Masse auf Anspruch keinen besonderen
Wert, sondern will es einfach nur ordentlich krachen sehen.
Den Aufhänger, also das Finale (und die Hauptkritik) von
MoS aufzugreifen, halte ich wirklich für einen genialen
Schachzug. Doch ab dann verzahnt der Film leider überhaupt nicht
mehr die zahlreichen Storystränge und Themen miteinander. Die
wirkten für mich teilweise wie wirr aneinandergereiht, ohne Gespür
für Flow und Pacing (ich weiß, das siehst du bestimmt ganz anders
;)). Und Pseudoanspruch sagte ich deshalb, weil Snyder einen sehr
einfachen Ausweg aus dem Dilemma wählt: Er eint das
meinungsgeteilte Volk, indem er die Streitgegenstände, also Batman
und Superman, die Welt retten lässt. Auf einmal legen alle Bürger
ihre Meinungsverschiedenheiten zu Thema Selbstjustiz, Religiösität
etc. nieder, weil er ist ja den Märtyrertod gestorben. Damit sind
Supi und Batsy wieder Everbody's Darling und die zuvor geführten
Grundsatzdiskussionen werden damit ad acta gelegt. Da hat sich's
Snyder mMn zu leicht gemacht.
...und nochmal: Ich fande den Film nicht scheiße, ich sage nur dass
es sehr schade ist, dass soviel Potential verschenkt wurde. Die
Optik drückt den Film dermaßen nach vorne und ich glaube irgendwo
in den 3 Stunden Laufzeit liegt ein richtig guter Film verborgen.
Doch für eine komplexe Gesellschaftsstudie halte ich ihn gewiss
nicht.
Naja, ist eben alles auch ein wenig Sache der eigenen Empfindungen.
Ich empfand es eben anders, dass es sich sehr organisch eingepasst
hat. Man hat im gesamten Film verteilt immer Andeutungen und
Hintergrundgeschehen (z.B. TV) gehabt, in denen das thematisiert
wurde. Ich fand das eigentlich sehr genial, auch wenn man es
vielleicht auch mal übersehen konnte, wenn man nicht ganz so
aufmerksam gefolgt ist. Endlich mal mehr Anspruch für mich als
Zuschauer, statt mich auf alles mit der Nase zu stoßen und/oder
einen Erklärbär als Sidekick zu haben, der alles nochmal
refferiert.
Aber irgendwie scheint der Film echt sehr zu polarisieren. Szenen
werden von machen sehr krass empfunden, was mich etwas ratlos und
unverständlich zurücklässt.
Hier mal ein paar Beispiele:
SPOILER! Inhalt
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"Nach der Marthaszene ist Batman plötzlich
best buddy mit Supes!" - Äh naja, er kommt dadurch aus seinem
Tunnel, sieht manches klarer und redet mit Supes. Als er sieht, wer
der wahre Schurke ist, hilft er ihm auch, indem er seine Mutter
Retter und Supes so die Zeit verschafft, die er braucht um sich um
Luther zu kümmern. Da ist jetzt mit best Buddy nicht viel. Klar
sagt er Martha, dass er ein Freund ihres Sohnes ist, was soll er
ihr auch sonst sagen, ohne lange zu erklären und gleich eine
Vertrauensbasis herzustellen, damit sie mitgeht, ohne sich groß
Sorgen zu machen. Danach kämpfen Supes und bat,man eben gegen
Doomsday, was auch kein besonderes Zeichen für eine riesige
Freundschaft ist und als Supes stirbt, bezahlt Bruce Wayne die
Beerdigung, weil Supes sein Kämpfgefährte war und auch als
Würdigung seiner Taten. Wahrscheinlich hat er auch etwas ein
schlechtes Gewissen, dass er ihn so falsch eingeschätzt hat und das
wird auch mitschwingen.
"Am Ende finden plötzlich alle Superman toll!" - Das stimmt so
eigentlich nicht. Man sieht, soweit ich mich erinnere, das
Staatsbegräbnis parallel zu Clark Kents Begräbnis, zu dem seine
Freunde, Kollegen usw. kommen. Das Fernsehen berichtet auch über
Supermans Beerdigung und würdigt seine Verdienste. Die Gegner sind
sicherlich noch genauso vorhanden wie vorher, aber bei einer
Beerdigung spricht man eben fast immer nur über die guten Dinge.
"Spricht nicht schlecht von einem Toten" ist ein geflügelter Spruch
und gilt in den USA wohl sogar noch etwas mehr als hier bei
uns.
"Superman war in MoS ein Massenmörder" - Weil er einen Alienangriff
auf mindestens eine menschliche Metropole bekämpft hat und sich das
Schlachtfeld daher schlecht aussuchen konnte? Weil er sich im
Angesicht der Erdvernichtung nicht schwächt in dem er bei einem ca.
gleichwertigen Gegner erst mal evakuiert bevor er sich wehrt? Der
einzige "Mord" den man ihm anlasten könnte ist der Tod von Zod. Und
der geschah in der Tat aus Rachegefühlen heraus. Das nimmt aber
auch nochmal das Thema auf, das sich durch den gesamten Film zieht
und seine Erziehung betrifft. Was uns zum nächsten Punkt
bringt:
"Supermans Vater war ein idiot, zumindest wie ers stirbt" -
Supermans Vater war ein konservativer, prinzipientreuer
Dickschädel. Wenn man es überspitzt formulieren möchte vielleicht
sogar ein Fundamentalist, weil er seine Wertewelt über das
menschliche Leben stellt, aber er wasr kein Idiot. Er hat Superman
auch so erzogen, auch wenn Superman schon immer seine Probleme mit
diesem konservativen Weltbild hatte. Sein Vater weiß, dass sein
Sohn kein normales leben führen kann, wenn die Umwelt bemerkt, dass
er Kräfte hat. Er will, dass sein Sohn dieses damit aufgebürdete
Leben nicht führen muss und versucht ihn daher so zu erziehen, dass
er lieber den Verlust von menschenleben in kauf nimmt, als den
quasi Verlust der Kontrolle über sein Leben. Das sieht man deutlich
an der Scene mit dem Schulbus. Superman hadert damit, ist
zwiegespalten. Er will seinem vater gehorchen, weil er weiß, dass
es zu seinem besten ist, aber er hat auch moralische Bedenken. Er
lernt von seinem Vater sich in Zaum zu halten, aber seine Emotionen
kämppfen dagegen an. Manchmal gewinnen seine Emotionen, zB bei Zod.
Manchmal kann er sich beherrschen, z.B. im Angesichrt seines
Vaters, als dieser lieber stirbt, als sein leben mit der Freiheit
des Lebens seines Sohnes zu erkaufen. Da ist Supes Vater nämlich
konsequent seinem Weltbild treu. und der junge Superman wird einen
teufel tun, als seinem Vater ungehorsam zu sein und dessen Leben
mit den daraus folgenden Konsequenzen zu erkaufen. Denn auch sein
Vater würde zeitlebens daran zerbrechen, dass er sein Leben mit den
Verlust der Freiheit seines Sohnes erkauft hat. Am Ende wählt Clark
sich sein Leben als Superman selbst und sehr bewusst als er soweit
ist. Etwas, was durch den Tod seines Vaters ermöglicht wurde, ein
letztes Geschenk sozusagen.
BTW. Wie wird denn gezeigt, dass die Menscheit durch die
Weltenrettung plötzlich geeint ist und Batsy und Supes plötzlich
everybodys Darling sind? Das habe ich so in dem Film weder gesehen
noch so empfunden. Denn Supes Weltenrettung hat die Diskussionen ja
auch erst hervorgebracht. Man atmet nach Supes Tod erst mal auf,
lässt die Hinterbliebenen trauern und die Medien konzentrieren sich
natürlich in diesem Moment erst mal auf den positiven Aspekt
Supermans (siehe oben). Außerdem wurde er ja auch von einem Teil
der Menscheit fast schon messianisch/religiös gefeiert. ich könnte
mir sehr gut vorstellen, dass die im Augenblick der Trauer erst mal
etwas stilleren Kritiker dann irgendwann wieder aus ihren Löchern
hervorkriechen, wie da sin der Realität heute auch so ist. Aber das
werden wir ja in zukünftigen Filmen hoffentlich sehen.
Herzliche Grüße
Arieve
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