Anlässlich des Weihnachtsgeschenkes, dass ich natürlich unmittelbar nach Erhalt öffnete und in den Player legte, hier mal ein ausführliches weihnachtliches Review:
Was hier einem geboten wird ist schier unglaublich! Es hat alles, was das Fantasy-Herz begehrt, revolutioniert. Wer einen ebenso unglaublichen FIlm produzieren möchte, muss sich nur an die Macher dieses Werkes halten:
Man fange schon mal mit einem schlechten unästhetischen Cover an, der aber einen majestätischen Adler abbildet und unter ihm einen abgehalfterten Ritter mit einem Morgenstern, den ein Nazgul als Zahnstocher nehmen würde,und garniere den Rück-Cover mit schlechtem Satzbau voller Superlative beim Slogan.
Man gründe eine Firma für die Produktion die EXTREME VIDEO heißt, um zu suggerieren, dass es sich hierbei um einen EVENT FILM handelt, vertreibe es dann auch gleich beim Vertrieb gleichen Namens.
Man nehme nun einen Regisseur Namens Luca Boni, um widerum zu suggerieren, dass der Regisseur hier voll den Lucas umgehauen hat, und als Boni somit ein toller Film rausgekommen sein muss.
Nun zum Film selbst:
Man fange mit langweiligen Landschaftsaufnahmen an, allesamt aus dem Stativ. Das bricht die heutigen Sehgewohnheiten, ist "neu" und frisch, vor allem, wenn man es mit digitalen Lens-Flair Effekten aufpeppelt, die zusätzlich eine schmutzige Linse faken, so, dass man von den schlechten Aufnahmen noch weniger hat. Die Krönung ist dann, dass es sich um Zeitrafferaufnahmen handelt.
Mann nehme dann eine Wiese, die groß genug ist, um 30 Leute darin Platz finden zu lassen, allesamt von einer beliebigen Reenactment Mittelaltertruppe. Man zeige, wie zwei jämmerliche Haufen sich scheinbar für die unmittelbar bevorstehende Schlacht anfeuern. Zwischendurch zeigt man zwei Ritter, die Würfel spielen. Der eine Hat eine fette Narbe im Gesicht. Dann der erste Satz:
Held: "Noch einmal, mein Freund."
Freund: "Noch einmal."
Dann zeige man in Großaufnahme, seitlich halb von hinten, einen echten Adler, der scheinbar auf ein Ast steht. Der dann davon fliegt. Nun erwartet der geneigte Zuschauer, dass man dem Adler in seinem Majestätischen Flug über das Schlachtfeld begleitet. Fehlanzeige! Man wird mit einer Stativaufnahme überrascht, in der die zwei Freunde ein paar Schritte gehen und sich von uns entfernen. Dann folgt eine Totale von der Wiese, wie die zwei Gruppen, unfassbar dämlich auf der Wiese verteilt, mit Kriegsgeschrei aufeinander zu schlendern.
Hier ist wichtig, einen guten Choreographen einzusetzen, der sich sichtlich den einen oder anderen Gedanken gemacht hat. Hier darf man den Fehler nicht machen, Könner beim Schwertkampf zu nehmen, man sollte lieber auf unerfahrene Untalente zurückgreifen und die üblichen Schaukampf-Stahlschwerter nehmen. Dabei die allseits beliebte Wackelkamera nehmen, und schön alles im Staccato-Schnitt zeigen. Aber nicht übertreiben, damit man auch gut erkennt, dass kein einziger der Schwertträger auch nur im entferntesten Kämpfen kann. Optisch sollten die zwei Parteien nicht zu unterscheiden sein. Von den zwei Freunden, auch bitte nur vereinzelte Aufnahmen zeigen, und dafür sorgen, dass der Zuschauer sich verwirrt fragt, "wer ist denn hier wer und warum kämpfen die eigentlich?" Hier haben die Macher grandiose Arbeit geleistet und alle Punkte erfüllt.
Mir nichts dir nichts, wechselt man nun vom chaotischen Treiben zu der Anfangs gezeigten Wiesentotalen, nur diesmal liegen alle schön verteilt auf dem Feld. Ein paar Schwerter liegen aufgespießt, ebenso ein paar Fahnen, um das Bild auszufüllen.
Man zeige dann willkürliche Leichen, hin und wieder wiederholt sich die Totale. Der Würfelspieler wacht nun unter Leichen auf, reibt sich ausgiebig den Kopf und schaut schön dämlich drein. Dann wieder die Totale. Der Dummkopf reibt sich immer noch am (dummen) Kopf und schaut mit dummen Blick um sich.
Man wiederhole die Totale, und dann geht man wieder ins Schlachtfeld etwas näher dran. Wichtig ist, hier nichts oder niemand von Bedeutung zu zeigen. Einfach eine schön uninteressante Einstellung, auf eine dort hockende Frau fokussiert. Und dann folgt etwas künstlerisch Wertvolles, nämlich man verlagert die Schärfe von der Frau auf ein im Vordergrund aufgespießtes Schwert. Um es auch als Kunst erkennbar zu machen, ist es wichtig, dass dieses Schwert, auf das wir die Aufmerksamkeit des Zuschauers lenkten, keinerlei Bedeutung beigemessen wird. Niemand, kein Überlebender hebt das Schwert auf. Dieses steht einfach mitten im Schlachtfeld aufgespießt. Sieht doch schön aus.
Man schneidet zurück zu der Frau, die da rumsitzt. Im Mantel. Der Ritter, der langsam aufhört, sich am Kopf zu kratzen, macht Anstalten, aufzustehen. Sobald er das tut, lasse man ihn pathetisch torkeln und zu Boden fallen. Dann wieder dumm dreinschauend aufstehen. Er schaut sich nochmal um, und die Frau ist verschwunden. Das fördert die Unheimlichkeit der Situation. Um weiterhin mit Kunst zu prahlen, lasse man das Thema "Frau da und dann wieder nicht" einfach fallen. Dies alles schön lange und ausgiebig gezeigt, und bloß nicht auf die Idee kommen, den Adler noch mal zu zeigen. Der hat nämlich scheinbar auch keine Bedeutung. Aber hey, das ist ein Adler! Zwei nichtssagende und unschöne Aufnahmen hatten wir ja schon von ihm. Man darf hier den Zuschauer nicht überfordern. Deshalb bekommen wir den Adler für den Rest des Films auch nicht mehr zu sehen.
Nun ist es Zeit für eine Herzzerreissende Dramatische Szene: man lasse den Ritter aufstehen, der immer noch dämlich und nichtssagend dreinschaut. Er entdeckt seinen Freund, der mit der Narbe, als Leiche mitten im Feld. Er kniet tränenerfüllt nieder und heult erst mal ne runde. Die Musik sollte dramatische Klänge haben, da uns weder unser Held noch sein Freund irgendetwas bedeuten. Um auch hier auf die Kunstvolle Ebene hinzuweisen, sollte man schlechtes Schauspiel hierbei verwenden.
Man lasse dann unseren Ritter die edle Entscheidung treffen, die Leiche seines Freundes zu seiner Heimat zu bringen um sie dort der Familie zu übergeben. Das erfahren wir, weil der Ritter es seinem Freund erzählt, der plötzlich kurz hinter ihm steht. Der ihm antwortet, "Lass mich gehen". Sobald der Ritter dann die Reise mit der im Tuch gewickelten Leiche beginnt lasse man ihn auch gleich am Fluss rasten: er zieht seine in einem Online-Portal gekaufte und niegel nagel neue Lederrüstung aus um zu zeigen, dass er ein ehrenwertes Mitglied der McFit-Burg ist. Waschen sollte er sich im FLuss nicht, zumindest nicht so richtig, nur müde dreinschauen und bis zum Knie ins Wasser steigen. Um die Kontinuität zu bewahren, lasse man ihn weiterhin dämlich um sich schauen.
Nun überraschen wir den Zuschauer mit ins freudige Staunen versetzenden Originalität: er begegnet eine Bande Räuber, die sich gerade an einem alten Mann (der spätere Gefährte, vermuten wir) zu schaffen machen. Die sind auch allesamt uncharismatisch und schlechte Schauspieler, die das übliche Alibi-Verhalten an den Tag legen. Das originelle daran ist, dass es ganze drei an der Zahl sind. Und genauso hässlich sind, wie sie spielen. Das Ganze wird noch damit übertroffen, dass ihre Hässlichkeit keine interessanten, fesselnden Züge aufweist, nein, sie sind gewöhnliche hässliche nichtssagende Fressen. Das überrascht den Zuschauer ungemein. Vor allem, wenn der Held wider Erwartung die Schurken in einer unfassbar dämlichen und schlecht ausgeführten Kampfchoreographie aus dem Weg räumt. Wichtig ist hierbei, ebenso schlechte Dialoge einzubauen. Auch hier haben die Macher ganze Arbeit geleistet.
Um den Zuschauer atmen zu lassen, nach den sich unaufhörlich überschlagenden Ereignissen, lasse man die zwei ein Lagerfeuer machen um sich kennenzulernen. Und zwar so, dass niemand hinterher schlauer über den beiden geworden ist. Ideal bei einer solchen Szene ist es, beim Dialog widersprüchliche Aussagen einzubauen, und hin und wieder einen Satz einstreuen, der als klare weiterführende Konversation zu erkennen ist, aber ohne sich auf den Vorredner zu beziehen. Man nehme hierzu Schlagwörter von der Reisszange. Wenn man dazu Sozialkritik einbaut, hat man sie alle, sowohl Zuschauer wie auch Kritiker in der Tasche. Sowas wie: "Krieg ist etwas seltsames." "Ich bin ein Soldat."
Also, die Macher hier sind absolute Könner ihres Fachs! Soviel langweilige Dämlichkeit, und das ist erst die erste halbe Stunde gewesen! Ich musste die Disc dann rausnehmen, soviel künstlerischen Bombast konnte ich einfach nicht aushalten. Nun warte ich voller Ehrfurcht, und frage mich, wann ich denn endlich soweit bin, mir den Rest geben zu können, ohne vor lauter Bewunderung in mich zusammenzubrechen.
UPDATE:
Nun habe mir den Rest samt Bonusmaterial gegeben.
Der Rest des Filmes bleibt der ersten Halben Stunde treu. Mehr ist nicht zu sagen. Das Ende ist überraschend. Überraschend dämlich. Unglaublich, eine fantastische Leistung!
Wer hier Ironie wittert, liegt falsch. Gehässigkeit trifft´s eher. :P
Wie man bei den "Behind the scenes" erkennen kann, hatte die gesamte Crew einen riesen Spaß. Dauernd blöden die Leute rum (vor allem der Regisseur selbst), grinsen in die Kamera, tun mit einer Säge so, als sägten sie den Hintern vom Kameramann auf, während er bei der Aufnahme auf allen Vieren ist, um eine tiefere Einstellung hinzubekommen, liegen am Baum und rauchen abseits des Drehs eine Zigarrete und winken den Making of Kameramann weg, und blödeln einfach rum, dass es eine Freude ist. Für die zumindest.
Erstaunlich stellte ich fest, dass alle Panoramaaufnahmen mit dem Computer bearbeitet und aufgepeppelt wurden. Zu sehen im Beitrag "VFX Breakdown".
Bei der "Storyboard animation" sieht man schön, wie sich die Macher an keine einzige Zeichnung gehalten haben.
Bild geht in Ordnung, manchmal ist der Schwarzwert aber nicht so pralle, in einigen Einstellungen gibt es ein milchiges Bild. Aber das ist eher selten. Ansonsten ist das Bild tschön tscharf.
Ton ist zu hören. Die Schwertgeräusche etc, also alle Folies, sind so platziert und abgemischt, dass sie als solche zu erkennen sind. Dabei klingen sie sehr unspektakulär. Die Filmmusik ist grauenvoll. Also, sie ist... grauenvoll. Einfach uninspiriert grauenvoll. Getreu dem Motto: "Nehmen wir auch bei der Musik Untalente."
FAZIT:
Gut, dass ich den Film schon VOR Weihnachten sah.
Ich zitiere eine Stelle des Klappentextes: "...grausam und unbarmherzig,..."
Produzier t von Uwe Boll.
Alles klar?
bewertet am 23.12.14 um 17:45