Ein wahnsinniger Wissenschaftler bringt Dracula, in der deutschen Fassung Graf Sartana genannt, und mit ihm alle Vampire sowie Frankensteins Monster unter seine Kontrolle. Er strebt die Weltherrschaft an oder er will zumindest Frauen zum Schreien bringen, man weiß es nicht. Kann Doctor Seward ihn zur Strecke bringen oder ist er auf den Fluch des Werwolfs angewiesen?
DIE NACHT DER OFFENEN SÄRGE ist eine Hommage an die klassischen Universal Monster von Schundfilmkönig Jess Franco. Der Streifen wirkt nicht nur größtenteils improvisiert, er scheint es auch zu sein, da er wohl parallel zu zwei anderen Titel des Regisseurs entstanden ist. Die Handlung ist eher konfus und grob um das Filmmaterial gestrickt. Es wird quasi durch einen Sprecher ergänzt. Trotzdem ist der Film keine totale Katastrophe, denn Jess Franco ist ein cleverer Filmemacher. Er wählt einen sehr impressionistischen Ansatz für seinen Monster-Trash und vermittelt eine Vielzahl an Eindrücken, welche es tatsächlich vermögen, eine solide Gothic Horroratmosphäre zu erzeugen. Die Akteure sind teilweise alte Bekannte aus anderen Werken des Low Budget Filmers. Howard Vernon gibt einen unheimlichen Grafen Dracula und Dennis Price einen eher blassen Bösewicht. Carmen Yazalde ist als recht ansehnliche Vampirnixe vielleicht noch erwähnenswert. Ansonsten bietet der Streifen höchstens leichte exploitative Elemente. Nackte Haut gibt es nicht wirklich zu sehen, eher schreiende Frauen und der Blutgehalt ist ebenfalls eher gering. Mit gemischten Gefühlen bleibt die Szene einer zappelnden Fledermaus in Kunstblut im Hinterkopf. Ich hoffe, das Tier musste für diesen Film nicht das Zeitliche segnen, als Tierquälerei geht es jedoch allemal durch.
Colosseo Films präsentiert den Jess Franco Film in der weltweit ersten High Definition Veröffentlichung und lies ein 2K Master anfertig, weist jedoch vorab auf die schwierige Materiallage hin. Es bedarf einer Menge Selbstvertrauen, das Ergebnis auf einer Blu-ray zu veröffentlichen, denn von High Definition kann hier kaum die Rede sein. Die Schärfe ist teiweise ganz in Ordnung, jedoch haftet dem Bild immer eine leichte bis recht starke Unschärfe an, zum Teil mit Sicherheit produktionsbedingt. Hinzu kommen allerlei weitere Schwächen wie ein wackelige Bildstand, leichte Verschmutzungen oder Kratzer, ein steter Schimmer von Überbelichtung am rechten Bildrand, Flackern oder gelegentlich etwas überregelte Kontraste. Man könnte die Liste wahrscheinlich noch ergänzen, aber trotz aller Schwächen würde das Ergebnis noch als unterdurchschnittliche aber passable DVD durchgehen, als Liebhaberstück mangels Alternativen, aber eigentlich in fast keiner Weise als Blu-ray, auch wenn das Master erträglicher ist als die Tiefstnote suggeriert. Man muss zumindest anerkennend anmerken, dass das Bonusmaterial zeigt, wie das Master zumindest um zahlreiche Kratzer und Bildpunkte bereinigt wurde. Und die Aushangbilder zeigen, dass hier noch sehr viel Luft nach oben war.
Der deutsche Mono-Ton ist recht solide, auch wenn die Zahl der Dialoge wohl an zwei Händen abzuzählen ist. Die ersten Worte fallen nach etwa 17 Minuten. Und es redet in der Regel ein Erzähler. Oder Frauen schreien. Der Score ist in Ordnung.
Das Release kommt in einem wunderschönen Schuber sowie einen alternativen gezeichneten Artwork auf dem Cover und beeinhaltet ein interessantes Booklet, welches den Inhalt des Films, das Wirken von Regisseur Jess Franco sowie diesen obskuren Film behandelt.
Das Bonusmaterial bietet eine Bildergalerie mit Postern und Aushangfotos, Vergleichsszenen zur Restauration, einer Zusammenfassung der Dialoge des Sprechers genannt Frankensteins Tagebuch sowie ein Featurette, welches einen Zusammenschnitt aus zwei Interviews mit Jess Franco und seiner Lebensgefährtin/Muse Lina Romay in niedriger Bildqualität mit einer Laufzeit von etwa 10 Minuten bietet.
DIE NACHT DER OFFENEN SÄRGE ist höchstens ein Film für Freunde der Arbeiten von Regisseur Jess Franco, denn reine Fans der Univerter Linie ein Film für Freunde der Arbeiten von Regisseur Jess Franco, denn reine Fans der Universal Monster werden mit dem Streifen wahrscheinlich nicht warm. Und auch Trash Fans brauchen sich den Streifen nicht zu geben, dafür ist er viel zu wenig ein Film sondern mehr eine Low Budget Gothic Horror Studie. Denn der Film zeigt, dass man quasi ohne Mittel atmosphärische Bilder erzeugen kann. Trotz der schwachen technischen Bewertung ist die Veröffentlichung nicht schlecht, sie verdient lediglich nicht, auf eine blaue Scheibe gebannt zu werden.
bewertet am 19.07.17 um 23:44