MICHAEL MANN'S COLLATERAL
Mir sind aus dem (Holywood) Action Kino der 70'ern, 80'ern, und 90'ern beinahe nur einschichtige Figuren im Gedächtnis hängen geblieben. Und das ist selbst heute zum grössten Teil nicht anders. Entweder nur gut, oder nur böse. Es gab kaum einen Charakter der real genug war um beides zu sein. Selbst die Antihelden in Tarantino's "Pulp Fiction". Ja, sie hatten Moral, Coolness, und Ironie. Das war es aber dann auch. Irgendwie waren sie doch zu cool um real zu sein und ihre Plätze in ihrem filmischen fiktiven Dasein mit intellektuellen Grenzen fest gelegt. Sie waren nur in bestimmten Rahmen unkonventionell, oder tiefgründig. Mit anderen Worten; die Kunst in Pulp Fiction hatte ihre Grenzen.
In John Woo's "Im Körper des Feindes" war er fast dabei dem Action Kino eine neue Facette zu verleihen; aber eben, leider nur FAST! Da entstand bei diesen Figuren -Cop und Gangster- zwangsweise durch die Rollenvertauschung einen gegenseitiges Verständnis füreinander. Das gab es so noch nie: Aus diesem Inhalt hätte ein "Meisterwerk" werden können; hätte "John Woo" die moralische Pointe in der Geschichte psychologisch besser ausgearbeitet, anstatt sich noch mehr auf die Action zu konzentrieren. Dafür fehlte ihm einfach das nötige Feingefühl, und die künstlerische Weitsicht.
Einer der coolsten Antihelden aller Zeiten ist für mich "Jack Torrence" aus dem "Shining". Diese Verwandlung; diese kafkaeskische Metamorphose des Jack Torrence von einem Familienvater zum Killer ist in düsteren Bildern eingefangen in "Stanley Kubrick's" Film. Aber selbst eine Kultfigur wie Jack Torrence ist zu einschichtig böse.
Wie cool wäre es gewesen wenn "Banderas" in Richard Donner's "Assasians" Stallone verziehen hätte, nach dem er von ihm besiegt worden war. Aber nein! Trotz seiner sympathischen Ausstrahlung und Coolness musste auch er weiter kämpfen; bis zum bitteren Ende. Böse war selbst in einem "Richard Donner Film" klischeehaft, einschichtig böse.
Ich gab Beispiele aus ein paar anderen Filmen; um zu verdeutlichen, weshalb Mann's "Collateral" so besonders überlegen ist: Der Antiheld "Vincent", in "Michael Mann's Collateral" ist ein dreidimensionales Charakter; er ist schon mal zwei dimensional da er gut und böse perfekt in sich vereint, und seine DRITTE Dimension ist die psychologisch-sozial kritische, philosophische, und moralische Seite. Die Art wie er deduktiv argumentiert, um seine Taten rechtzufertigen. Zu töten ist seine Arbeit. Ein beispiels Dialog für seine moralische Seite:
Der Boss: "- Ist mir egal wer wo rein rauscht, du bezahlst!
Vincent: "-Sag, es war ein Unfall, du kannst nichts dafür."
Max: "-Es war ein Unfall, ich kann nichts dafür."
Der Boss: "-Ah scheisse, du bist für den Wagen verantworlich, du bezahlst den Schaden!"
Vincent: "-Sag ihm, er kann sich den Wagen in seinen fetten Arsch stecken!"
Max: "-Das kann ich nicht, er ist mein Boss, ich bin auf den Job angewiesen."
Vincent: "-Na und, das ist nicht wahr!" Jetzt übernimmt Vincent das Gespräch:
"-Ich bin( bla bla) (die Stelle konnte ich nicht merken) von der Staatsanwaltschaft sein Fahrgast. Er wird ihnen überhaupt nichts bezahlen! Ich werde sie der zuständigen Behörde melden!"
Boss: "-Sir, jetzt regen sie sich nicht auf."
Vincent: "-Wie bitte, ich soll mich nicht aufregen! Sie haben gerade versucht ihren Angestellten zu erpressen. Sie wissen verdammt gut dass ihre Versicherung für den Schaden an den Wagen aufkommen wird, also was versuchen sie hier abzuziehen, sie sarkastische Drecksau!!" ....
Schon am Anfang des Films wird in dieser Szene, in der Vincent sich für Max einsetzt, der feine moralische Kontrast seines Charakters perfekt definiert. Der steigender Disput zwischen dem Taxi Fahrer und seinen Fahrgast sorgt für Dialoge die sich in ihrer philosophischer Qualität stets steigern:
Vincent: "-Max, auf diesem Planeten gibt es 6 milliarden Menschen, und du machst dir Sorgen wegen einem fetten Kerl. Hast du schon mal von Ruanda gehört?"
Max: "-Ja, ich kenne Ruanda".
Vincent: "-Zehn tausende sind an einem Tag gestorben. Niemand hat so viele Menschen umgebracht seit Nagasaki und Hirosima. Hast du nur eine Träne vergossen?"
Vincent; mit seiner düsteren, nihilistischen Weltanschauung, und überdurchschnittlichen Intelligenz ist in der Verfassung, den Sinn des Lebens und menchlichen Seins deduktiv in Frage zu stellen:
"-Kapier es endlich, es gibt millionen von Galaxien, hundert millionen von Sternen, und mitten drin gibt es einen kleinen Fleck; das sind wir. Irgendwo und nirgendwo. Der Cop, du, oder meine Wenigkeit, wenn kratzt es!" ...
Quelle: roughcutmagazine.blogspot.de
Quelle: https:// alchetron.com
Quelle: https://entropymag.org
Quelle: theactionelite.com
Der Film ist voll von solchen Dialogen, Monologen und anderen Details die sich zusammen zu einem Meisterwerk ergänzen. Auch visuell hat Michael Mann hier eine hervorragende Arbeit geleistet. Die Action Choreographien sind verdammt cool, hart, und nie übertrieben sondern immer realistisch. Die Kamera-aufnahmen von "Los Angeles" und die Musik zelebrieren wie Dichtkunst und Elegie filmisch umgesetzt werden kann.
"-Irgendwann wird mein Traum wahr werden, eines Nachts wirst du aufwachen, und fest tellen dass es zu spät ist, dass sich dein Traum in Luft aufgelöst hat, dein Wunsch wird sich nicht erfüllen, denn auf ein mal bist du alt. Und nichts ist passiert. Und es wird auch nicht mehr passieren, weil du es sowieso nie machen wolltest. Du schiebst dein Wunsch in irgendeine Ecke deines Hirns, lehnst dich in deinen Sessel zurück, und lässt dich den Rest deines Lebens von Fernseher hypnotisieren. Also erzähl mir nix von Moral, wieso eigentlich zum Teufel fährst du immer noch dieses beschissene Taxi Max?!!" ...
Die genialen Dialoge voller Tragik und Realität erklären diesen Überfilm am Besten!
"COLLATERAL" hat -natürlich- gute Kritiken bekommen. Aber irgendwie wurde seine Grösse nicht wirklich wahrgenommen. Das Drehbuch, Regie, Kamera, Film, der Hauptdarsteller, haben nicht ein mal einen Oscar bekommen! Er ist nicht in der liste der hundert besten Filme aller Zeiten! Bei mir, ist er locker in meiner Top 3 Liste! Wahrscheinlich sogar meine Nummer 1! :) Auch das hier möchte ich mit einem Filmzitat analogisieren:
"-Ein Kerl steigt in die U-Bahn hier in L.A. und stirbt, glaubst du dass das irgendjemand mitkriegt!"
Quelle: https:// www.rollingstone.com
Quelle: https:// mubi.com
Quelle: filmcityla.blogspot.de
Ein letztes Wort zum Cast. Alles sind natürlich super. Aber hier geht die goldene Medaille klar an "Tom Cruise"! Er wirkte in vielen guten filmen; lieferte Höchstlesitungen ab. Hier in Collateral allerdings fand er die Rolle seines Lebens: Es macht so einen riesen Spass, Tom zuzuschauen, er ist einfach PERFEKT! Cooler als die Figuren in Pulp fiction, und echter zugleich. Was ein "Robert De Niro" in "Taxi Driver" ist, was ein "Clint Eastwood" in "Erbarmungslos" ist, ist "Tom Cruise" in "Collateral" für mich.
Quelle: https:// alchetron.com
Vielleicht, wird dieses Kunstwerk im Laufe der Zeit besser verstanden, und bekommt doch noch seine verdiente Anerkennung.
So meine lieben Freunde. "Collateral" hätte sicher eine bessere Kritik verdient, zu mehr war ich nicht fähig. Auch das war schon für mich eine schwere Geburt. Ich freue mich auf eure Kommentare, und wünsche euch allen eine GUTE ZEIT.
Möge der Film mit euch sein!
Ürün Kus
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Kommentare
Danke für diesen tollen Blog. Hat mir sehr gut gefallen.
schöner Blog, vielen Dank! Ich muss mir den Streifen mal wieder ansehen.
Eine Anmerkung aber zu den Figuren aus Pulp Fiction: Du hast natürlich recht, dass diese stilisierte Darstellung der Charaktere nicht realistisch ist. Aber ich teile Deinen Schluss nicht, dass es damit weniger wertig ist und Tarantinos Kunst hier Ihre Grenzen hat.
Ich denke vielmehr, dass das einfach ein anderer Ansatz ist, eben diese Figuren zu stilisieren und sie auf ihrem persönlichen Schlachtfeld sich selbst zu überlassen, ohne die Anwesenheit der Ordnungsmacht oder irgendwelcher "richtiger" Helden.
Diese Ansätze haben meines Erachtens alle ihre Berechtigung, es kommt mehr darauf an, wie es umgesetzt wird.
Es ist wohl einige Jahre her, dass ich Collateral gesehen habe. Ich habe den Film nicht als außergewöhnlich gut in Erinnerung. Aber dein Blog macht Lust, ihn noch einmal zu schauen.
Aber noch kurz zum Antihelden:
Mein absoluter Lieblingsfilm ist "Heat" - auch von Michael Mann. Neil McCauley, gespielt von Robert DeNiro, ist quasi der Antiheld des Films. Auch wenn der Rest der Figuren viel Tiefe bekommen, so ist Neil McCauley - der eigentlich böse Bube - der vielschichtigste. Ein Mann dessen Handeln man zwar nicht gänzlich nachvollziehen kann, er aber über die Strecke des Films die meisten Sympathiepunkte einheimst. Warum? Weil er sich im Endeffekt nach dem sehnt was die meisten anderen in dem feinen Filmchen schon haben und wenn er glaubt es endlich gefunden zu haben am verwundbarsten ist...
Ich bin jedesmal aufs neue von "Heat" fasziniert, aber das ist natürlich Ansichtssache.
Schöner Blog Ürün! Danke dafür!